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Schönburger Tageblatt UNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Hern» 1901 Dienstag, Sen 27. Augnst k s Städten Penta, Lunzenau, Ltchtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbczirke: Zugleich wert St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Niederwiera, Lberwiera, Llberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, l-uba-Niederharn, Langenleuba-Lberharn, ^rwre , Wolkenburg und Ziegelheim. Kerusprech-r Rr. «. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn ^eile 10 M, für auswärts 15 Pf. in Ziegelhe m bei Herrn Eduard Kirsten, r-b-llariicher Tay wird doppelt berechnet. MIX r — Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg- Nr. 2" Der chinesische Sühneprinz, Prinz Tschun trifft heutigen Montag in Potsdam ein, woselbst ihm am ein regiment Königin Victoria von Preußen führen soll. —" .Maldenbura 26 August 19U1.I Dunkel kommen werde, ist ja keineswegs ausgeschlossen, Vor allen andern Völkern der Erde zeichnet sich das da entweder das Reichsmilitärgericht die Sache noch Politische Runvschan. Deutsches Reich. Tas Kaiserpaar trifft am heutigen Montag aus Schloß Wilhelmshöhe im Neuen Palais bei Potsdam ein. Im Anschluß an die großen Herbstmanöver wird der Kaiser sich zunächst nach seinem Gute Kabinen bei Elbing begeben, dort einige Tage verweilen und dann zu etwa 14tägigem Jagdaufenthalt nach dem Schloß Rominten in Ostpreußen reisen. Anfang October wird der Monarch im Jagdschloß Hubertusstock bei Ebers walde (Mark) zu achttägigem Aufenthalt erwartet. Zur dauernden Erinnerung an seine verstorbene Mutter Hai der Kaiser bestimmt, daß das 2. Leib- Husarenregiment fortan den Namen „2. Leib-Husaren glttubigcr Aufnahme leerer Legenden. Andrerseits ist es natürlich ein Gebot der Menschlichkeit für jedermann, der zur Aufhellung der Gumbinner Katastrophe beitragen kann, ohne Scheu vor den Unannehmlichkeiten persön licher Vornehmungen durch Polizei- und Gerichtsbehörden, mit seinen Kenntnissen und Erkundungen vor die rechte Schmiede zu gehen. Tie Tinge liegen so: der verur- theilte Marten hat seine Unschuld nicht beweisen können, andrerseits ist ihm seine Schuld aber auch nicht bewiesen worden. Der Zweifel ist also berechtigt, und er wird nicht ruhen, bis er sich zur Gewißheit hindurchgerungen hat. befinde, mehr Wahrscheinlichkeit beimißt, als man auf den ersten Blick glauben sollte. Die Handels-Verbindungen Frankreichs mit Deutschland haben einen erfreulichen Aufschwung ge nommen. Das Auftreten Deutschlands auf der Welt ausstellung im vorigen Jahre hat nicht wenig dazu bei getragen, bei französischen Käufern die Abneigung zurück treten zu lasten, daß sie den deutschen Markt aufsuchen und Bestellungen bei deutschen Firmen machen. In dem Kampfe um den Zolltarif hat zwar nun auch die ministerielle „B. C." einmal das Wort er griffen, jedoch nur, um zu erklären, daß bezüglich des Entwurfs keine Geheimnißkrämerei betrieben, derselbe den Ministern vielmehr nnter denselben Formalien aus gehändigt worden ist, unter denen die geheim zu halten den Vorlagen gewöhnlich mitgetheilt werden, lieber die wichtige Frage der Kündigung der Handelsverträge schweigt auch die ministerielle Correspondenz. Tie 48. Generalversammlung Deutscher Katholiken ist am Sonntag in Osnabrück in Hannover eröffnet worden und überaus zahlreich besucht. Unter den Theil nehmern befinden sich die Abgg. Lieber, Gröber, Porsch und Bachem. Zu Ehren des in der englischen Hafenstadt Dover eingetroffenen deutschen Schulschiffes „Stein" fand ein Festmahl im Rathhaus statt. Es wurden Trinksprüche auf Kaiser Wilhelm, König Eduard, die deutsche und die englische Marine ausgebracht. Tie Ausführungsbestimmungen zum Fleischschau gesetz werden dem Bundesrath im October zugehen; für Preußen und andre Staaten werden aber voraus sichtlich noch besondere Gesetze nothwenig werden, um das Fleischschaugesetz in Kraft zu setzen. Ter Begegnung unseres Kaisers mit dem Zaren in Danzig wird, entgegen anderweitigen unzutreffenden Meldungen, der deutsche Reichskanzler Graf v. Bülow beiwohnen. Ta die „Nordd. Allg. Ztg." hervorhebt, daß diese Anordnung dem ausdrücklichen Wunsche des Kaisers Nicolaus entspricht, so bedarf es nun weiter keines Hinweises darauf, daß der Zusammenkunft eine eminent Politische Bedeutung beiwohnt. Es darf jeden falls als sicher angesehen werden, daß die Handels vertragsfrage den hauptsächlichsten Gegenstand der politischen Besprechung bilden wird. Die Panzerschiffe der Chinavivision werden nach dem beendeten Kaisermanövern einer Reparatur unterzogen. Mitte November tritt das gesammtc Linien schiffs-Geschwader unter Befehl des Prinzen Heinrich eine Reise nach Norwegen und Schottland ein. Unsere Herbstübungsflotte verläßt am heutigen Montag den Kieler Hafen; die Schiffe gehen zur Vor nahme von Schieß- und tactischen Uebungen nach dem westlichen Theil der Ostsee. Gleichzeitig findet die Be sichtigung der einzelnen Verbände im Artillerieschießdienst statt. Am Freitag ist die Flotte wieder im Kieler Kriegshafcn vereinigt und bleibt dort bis Montag, den 2. September. Alsdann wird der gefechtsmäßige Marsch nach Danzig angetreten. Mit dieser Fahrt sind Marsch sicherungsdienstübungen, Fahren mit abgeblendeten Lich- tern, Aufklärungsdienstübungen, Torpedobootsangriffe ver bunden. Am 11. September ist Flottenparade, am 12. und 13. finden Flottenmanöver in der Danziger Bucht statt, Blockadeübungen und Landungsmanöver. Deutschlands Handel mit fremden Ländern zeigte im Juli folgendes Bild: Einfuhr 43^ Mill. Doppel- centner oder gegen denselben Monat des Vorjahres einmal gründlich erörtern wird, oder doch ganz sicherlich die kaiserliche Bestätigung des Urtheils, sofern nicht die Begnadigung zu einer Freiheitsstrafe erfolgt, so lange ausgesetzt wird, bis weitere Nachforschungen stattgefunden und Klärung geschaffen haben. Also Vorsicht in leicht glänzender Empfang zu theil wird. Der Prinz wird als ein ruhiger, gutbeanlagtcr Mann in den Zwanzigern geschildert, der sein Dasein in unschuldigen Müßiggang in Peking, von seinen Verwandten und dem Volke wenig beachtet, zugebracht hat. Er war nicht einmal von der Flucht des Hofes nach Singanfu benachrichtigt worden. Obgleich der Prinz als Reformer vielleicht etwas leisten könnte, so darf man doch keine große Hoffnungen auf ihn setzen, da er niemals auf den Thron gelangen kann. Ter Gumbinner Prozeß zieht noch immer seine Kreise und hält die öffentliche Meinung nach wie vor in leidenschaftlicher Erregung. Die Gerüchte über neue Spuren im Krosigk-Prozeß sind einstweilen in sich selbst zusammengefallen. Ursprünlich hatte man geglaubt, daß den Gerüchten, zu denen auch das Berliner Polizei präsidium sofort Stellung nahm, eine größere Bedeutung beiwohne. Aus Insterburg meldet jetzt die „Ostdsch. Volksztg.", eine Commission des TivisionsgerichteS habe sich am Sonnabend nach Gumbinnen begeben, um wegen Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk eine neue Unter suchung anzustellen. Ter Zeuge Skopeck sei telegraphisch von Allenstein geladen worden. Obwohl bei der Ver schlossenheit einiger Behörden, eine Bestätigung dieser Nachricht bisher nicht zu erhalten war, darf doch wohl angenommen werden, daß die Angaben der „Ostdsch. Volksztg." nicht aus der Luft gegriffen sind. ES wird auch gemeldet, daß die Polizei der Version, daß der Mörder des Rittmeisters von Krosigk sich in Ostasien deutsche Volk durch ein scharfes Rcchtsgefühl aus. Die Tiefen der Volksseele können im deutschen Volke gar- nicht heftiger bewegt und erschüttert werden, als dadurch, daß in ihm das Gefühl erwacht, es fei jemandem ein großes Unrecht geschehen. Unter dem Eindruck dieses Gefühls leidet gegenwärtig das deutsche Volk in allen seinen Schichten, da das von dem Gumbinner Ober- kricgsgericht gefällte Todesurtheil im Gegensatz zu seinem Rechtsbcwußtsein steht. Tabei.liegt ihm jede böswillige Zweifelssucht fern; cs ist in seiner großen Masse viel mehr vollkommen überzeugt, daß die Mitglieder jenes Kriegsgerichts nach ihrem besten Wissen und Gewissen gehandelt haben, es macht keinem einzigen von ihnen, weder den beiden gelehrten Richtern noch den fünf Offizieren, aus denen sich das Oberkriegsgcricht zu sammensetzte, den Vorwurf wissentlicher Ungerechtigkeit, aber es beharrt bei seiner Meinung, daß in Gumbinnen ein Falschspruch gefällt worden ist. flustitia 68t kuncta- wonckum reZnorum, die Gerechtigkeit ist das Fundament der Staaten. Wir alle können zufrieden sein, daß in Wttterimasbericht, ausgenommen am 26. August, nachm. 4 Uhr. » 7 54 mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -st 19" 0. (Morgens 8 Uhr -st 15« 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand ^c>4 s , .g» Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,o nana. Lambrechts Polymeter 81«/». Thaupunkt ^//^erun^ für den 27. August: Trübe, auch Niederschläge. dem deutschen Volke ein so mächtiges Rechtsgefühl lebt, es ist mit eine Garantie für seine Lebenskraft, ein untrügliches Zeichen, daß ihm noch eine große Zukunft bevorsteht. In dem vorliegenden, wie in jedem ähnlichen Falle, schaffen sich die Skrupel und Gewissensbisse, die die Volksseele beschweren, durch eine merkwürdige Legenden bildung Luft. „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind", sagt Goethe, der Glaubeschafft sich seine Wunder; so ist es mit dem Rechtsgefühl des Volkes auch be schaffen, es baut sich selbst seine Gerechtigkeit auf, indem es neue Verdachtsgründe schafft, Schuldgeständnisse her beibringt, kurz indem es die Fama in Bewegung setzt, die des wirklichen Mörders Spuren verfolgt und täglich, ja stündlich angebliche Beweise der Unschuld des Ver- urtheilten und der Todesschuld eines andren beibringt. Dabei ist es schön zu beobachten, wie das Rcchts- bewußtsein des Volkes gleichermaßen bestrebt ist, den Unschuldigen zu retten und den wirklich Schuldigen der Strafe zu überliefern. Leider achtet nur die eifrig schaffende Phantasie gar zu wenig auf die Wahrscheinlichkeit und Folgerichtigkeit ihrer Darstellungen; drei, vier und mehr Geschichten werden in einem Athemzuge erzählt, von denen jede einzelne die Richtigkeit aller übrigen ausschließt. Aber weit davon entfernt, aus dieser Erscheinung den Schluß zu ziehen, daß das Alles doch nur leeres Gerede sein könne, wird jede neue Version vielmehr begierig aus genommen und findet ihre Gläubigen. So sonnenklar der Quell ist, aus dem alle diese Bäche fließen, so achtungswerth die Gesinnung, aus der die Bemühungen hervorgehen, dahin mitwirken zu helfen, daß im deutschen Reiche Recht Recht bleibe, so gefähr- lich ist andrerseits doch die kritiklose Verbreitung un- controlirter Gerüchte und freier Legendenbildung. Die Behörden verlieren den Muth, die Angelegenheit weiter zu verfolgen, wenn sie Tag für Tag auf Pfade gewiefen werden, die zu dem erstrebten Ziele garnicht führen können. Wahl- und planloses Handeln kann hier^ nur schaden. Darum warnen wir jeden, der da glaubt daß m der traurigen Gumbinner Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, der eingetretencn Legenden- b'ldung durch allzu große Glaubensseligkeit Vorschub zu leisten. Die Hoffnung, daß doch noch Licht in das