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Dresdner Journal : 05.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-05
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1869
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O 179 Donnerstag, den 5. August. 1869. Id»anrmrM,prrist: lw >orO<j Laos«: HikrUek: 6 0NIr. — H-r ^Mrlick: 1 „ IS »lov»llicl>:— „ lb „ Li»rslns KulLwvro: 1 ,, I»kr«u»—» tritt iLkrUek 8 UNr. 8tswp«Ix«dükr, »ll»»erd»N» as» LluiNe» kost- uock StswxelLUscUisxliiunt. L,stlalrnpretse: kür äso N»om einer ^«»psltevsn 2«il«: 1 li^r Vitter „Lin^eeenüt" Ui» 2eil«: 3 ti^r. erscheinen: I'üxliek, mit Xnioedm« äer 8oou- «oä keierlex«, Lbeoü» für Neu kolxenä«» 1»^. DtM-nerIourml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratenannatzme auswärir: I-lixriz: l«. L»»»iosr»rri», t umlnirrioniir Ue» OresNner Uouru»I»z «SeoU»».: V I^ol-r«, Lvoe» t'oerj L»wd»r^->»rU»- Viei>-l.«il>ri8-L»,sI-rr»iiIckurt »H : itz Vo0l.»!N, Leriu». Onorivs'sclis liueük., Itiremr»»'» Uureeu, rrvvol.ru Llosss; Lrsin«»: L. keuvorr»; Lrerieu: Q. SrlluoLu'e -tnnonoeubureeu, Si^ L kilüvuo: kraviceurt » 3l.: »'ssde Uueilü. i Nilnr ^v. ULvLULN, k»ri,^ Il»v»s, I.irrire, Uvi-viiie L6o., (S, kieee äs I» Lourss); kre^: ku. Luevlcu i, Uucüü,; Viev! Ll.. Orrrl.!». Herausgeber: Lovlxl. Lrpsäitiov äs» vrssäosr ^ouroel», Lresäev, Llsrisostrsss» Ho. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 30. Juli. Der ordentliche Professor an der philosophischen Facultät der Universität Leipzig, vr. Friedrich Zarncke daselbst, ist zum Rector ge dachter Universität für das nächste Universitätsjahr ge wählt worden und hat diese Wahl die erforderliche Bestätigung erhalten. Nichtamtlicher Theil. UedersiLt. Telegraphische Nachrichten. Tageögeschichte. (Berlin. Düsseldorf. Schwerin. Des- san. Wien. Linz. Lemberg. Krakau. Pcsth. Parir. Florenz. Lissabon. Rhodus.) Vierter deutscher Journalistentag lV. Dresdner Nachrichten. Provinrialnachrichtcn. Vermischtes. Statistik und Volkswirtschaft. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 4. August, Nachm. '^3 Uhr. (W. T. B) Die ministerielle „Provinzial-Korre spondenz" schreibt: Graf Beust bat im Nothbuche eine große Dcpcschcn- anzahl veröffentlicht, welche, an sich ohne erheblichere politische Bedeutung, jedoch durch gewisses Hinweggchen über hergebrachte politische Rücksichten vielfach unliebsame Erörterungen veranlaßt haben. Da eine Depesche eine Kritik gegen angebliche Mittheilungen Preußens an den säcksischcnMinister richten zu wollen scheint, so hat die preu ßische Negierung sich zu der Andeutung bewogen gefunden: daß sic eine Berechtigung solcher Kritik schon aus all gemein national-politischen Gründen abwcisen müsse, indem diesseitige Mittheilungen an deutsche Negierun gen sich jeder Controlc auswärtiger Cabinete entziehen und iu noch höhcrm Grade vermöge der Solidarität der norddeutschen Bundesdiplomatie diejenigen Mitihci- lungen, die von hier nach Dresden gerichtet werden. Wien, Dienstag, 3. August, Abends. (Corr.- Bür.) Der Bndgetauöschuß der ReichsrathSdele- gation setzte heute die Berathung deS Kriegöbud- gets fort. Bei dem Titel 16 (Vcrsorgungswcscn) werden über Antrag des Referent n Banhans 180,000 Fl. gestri chen und folgende Resolutionen angenommen: (Ncch- bauer) Das Kriegsministcrium wird ausgrfordert, ehe- thunlichst einen Gesetzentwurf wegen Regelung des Mi- litärversorgungswesens und der Pcnsionsbczüge vorzu- legcn. (Figuly) Für Gnadengabcn sei eine nicht übcr- schrritbare Ziffer im Präliminar einzustellcn. (Sturm) Die Regierung wird anfgefordcrt, eine Gesetzesvor lage einzubringen wegen der Umgestaltung des gegen wärtigen Pensionssystems durch Errichtung eines aus Gchaltsrücklässen und Staatsbeiträgcn zu begründen den PcnsionssondS. — Titel 17 (Militärstrasanstalten) wird unverändert angenommen. — Titel 18 (Verschie dene Ausgaben) wird mit 180,000 statt 280,706 Fl. bewilligt. — Titel 19 (Militärgrenzc) wird mit 522,062 statt der geforderten 1,022,162 Fl. angenommen. Auf eine Interpellation Dcmcl's bezüglich der Stellung der Regierung zur Militärgrenzfeage, erwiderte der Kricgs- minister v. Kuhn: Die Frage über die künftige Angehö rigkeit der Militärgrenze gehöre nicht in sein Ressort. Die Rrchtssection legte der heutiaen Gemeinde- rathssitzung eine Petition an die Regierung um die weltliche Controle der Klöster vor. Eine lebhafte Debatte entspann sich. Pater Gat- schcr sprach gegen die Petition; Umlauft rust: Nieder mit den Klöstern. Mitten in der Discussion erklärt der Bürgermeister die Versammlung für beschlußunfähig und hebt die Sitzung auf. Lcwingcr protestirt. Äus- regung. Paris, Dienstag, 3. August, Abends. (W.T. B.) DaS Gerücht, die Kaiserin Eugenie werde auf ihrer bevorstehenden Reise nach dem Orient die katholischen Reclamationen über daS heilige Grab unterstützen, wird, entschieden dementirt. Die Frage ist bereits durch einen internationalen Vertrag ge regelt. Der „France" zufolge beabsichtigt die Königin Isabella nunmehr, zu Gunsten deS Prinzen von Asturien förmlich abzudanken. Florenz, Dienstag, 3. August. (W.T.B.) Der König ist leicht unpäßlich und wird erst Freitag hier zurückerwartet. Die Regierung hat beschlossen, Konsulate in Pesth und Liverpool zu errichten. Der italienische Konsul in Damaskus ist abbcrufcn worden, um den türkischen Behörden Genugthuung zu geben. Die „Italienische Korrespondenz" dcm-ntrrt die Gerüchte von einer Allianz oder einem geheimen Einverständniß Italiens mit andern Mächten und bezeichnet die Verbreitung derartiger Nachrichten als ein regierungsfeindliches Parteimanöver. Madrid, Dienstag, 3. August, Abends. (W. T. B.) Die Meldungen über Vorverhandlungen zwischen Spanien und Amerika, deren Zweck sei, die Unabhängigkeit Kubas anzuerkenncn, sind un begründet. Die Nachrichten über die Verfolgungen der Karlistenbanden lauten befriedigend; die meisten Banden sind aufgelöst, die übrigen an Zahl gering. London, Mittwoch, 4. August. (W.T.B.) Die „Morning-Poft" meldet: Der Bostoner Kaufmann Forbes wurde ermächtigt, der spanischen Regierung 100 Millionen (Dollars?) für die Unabhängigkeit Kubas anzubieten. Spanien dürfte die Offerte als zu niedrig ablehnen. Die Vertagung des englischen Parlaments fin det möglicherweise erst am 12. d. statt. Kairo, Dienstag, 3. August. (W.T.B.) DaS Journal „l'Egypte" erklärt die von ihm unlängst gebrachte Nachricht von mehrfachen Veränderungen im Ministerium für unbegründet. Nur die Er nennung eines neuen Ministers der öffentlichen Arbeiten bestätigt sich. Tagesgeschichlt. Berlin, 3. August. Wie die „N. A. Z." meldet, sollen anfangs September nach beendetem Manöver bei der gcsammtcn Infanterie des norddeutschen Bundes- Heeres alle Soldaten, die im Herbste 1866 einge stellt wurden, zur Reserve entlassen werden. Ferner sollen, wie die „Spcn. Ztg." meldet, per Compagnie 15 bis 20 Mann der im Herbste 1867 neu eingestell ten Altersklasse auf unbestimmten Urlaub entlassen wer den. Solche Soldaten, die sich besonders gut betragen und eine besondere Geschicklichkeit beim Exercitium ge zeigt haben, sollen mit dieser frühen Beurlaubung, wonach sie nur circa 2l bis 22 Monate unter den Waffen gestanden, vorzugsweise belohnt werden. Da die Einstellung der neuen Rccruten der Infanterie be kanntlich erst Mitte Deccmbcr erfolgen soll, so werden von Mitte September bis Mitte Deccmbcr nur der Jahrgang 1868 und ein Theil des Jahrganges 1867 sich bei der Infanterie unter den Waffen befinden, wohl mit der sicherste Beweis, daß man in Berlin auch nicht an die entfernteste Störung des Friedens in Europa glaubt. — Behufs Completirung der Truppenthrile auf die volle Etatsstärke für die bevorstehenden Herbstübun- g cn hat, wie die „Voss. Ztg." mittheili, in den letzten Tagen bei den Gardcinfantcricregimcntern eine Ein ziehung von zur Disposition beurlaubt gewesenen Mann schaften, sowie von Reservisten, stattgefunden. — Die „N.-Z." schreibt: In Betreff der Nachricht über die bevorstehenden militärischen Beurlau bungen wird von officiöser Seite mitgetheilt, daß durch die in dem Bundesgesetze vom 9. November 1867, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste, enthal tenen Festsetzungen eine derartige Anordnung als nicht außergewöhnlich in Fricdenszeiten stillschweigend be dingt wird. Was die im Sommer 1866 eingestellten Mannschaften bei den Jnfantericrcgimentern angcht, so ist deren Entlassung aus Grund einer frühern königl. Ordre vom 9. März d. I. bercits Anfang Juni statt- FruiNetsn. Der Dorfpfarrer. Eine Erzählung von Pauline Lchanz. (Fortsetzung auS Nr. Nü.) Aber während all' dieser Zeit erfüllte nicht allein der Gedanke an Den, in dessen Namen er auf diesem geweihten Platz: stand, sein Herz; nicht das Bild des Gekreuzigten, der einfach, schlicht, arm, ohne Begehr nach irdischem Ruhm und Glanz, in Demuth und Dürftigkeit über diese Erde gegangen war, stand vor seinen Augen, sondern ein schönes, sterbliches Weib schwebte mit zauberhaft verlockenden Zügen vor seinem Geiste. Ihr galt sein Ringen und Kämpfen, sein Ge lingen und Vollbringen, für sie hatte er sein innerstes Herzblut, den Kern seines Geistes Kraft in diese glühende, herzenerschütternde Predigt gewandelt. Sein Auge hatte Sara sogleich beim Betreten der Kanzel unter den Zuhörern gesucht. Hatte sie nicht gelesen, daß er predigen würde, und hatte sie denn nicht ahnen müssen, auf wessen Wink er in den Kreis der Bewerber nm die erledigte Stelle getreten war? Warum kam sie nicht, um ihn zu hören? Doch tausend Zufälligkeiten konnten sie abgehalten haben, und vielleicht auch befand sie sich, ihm nicht sichtbar, doch irgendwo unter seinen Zuhörern. Freudig, stolz, gehoben verließ er die Kanzel. Etwas in seinem Innern sagte ihm, daß er einen Sieg er- rungrn habe, daß er auf der ersten Staffel der Letter stehe, auf welcher er zu Sara's Besitz emporzuklimmen gedachte. Dir Entscheidung, auf die er hoffte, konnte indeß nicht gleich stattfinden. Tagt, Wochen mußte er noch in Ungewißheit ver lebt«. Doch sein Muth fühlte sich beschwingt. Er konnte unmöglich abreisen, ohne Sara gesehen zu haben, ohne aus ihren Blicken und von ihren Lippen die freudige Zustimmung für sein Streben und Wagen und die glückselige Verheißung auf den glühend ersehnten Lohn mit hinweg zu nehmen. Er b.schloß, am nächsten Tage Sara und ihrem Vater einen Besuch zu machen. Sic hatte ihn ja ost mit ihrem reizenden Lächeln darum gebeten, im Fall er die Hauptstadt besuchen würde. Schon in der Frühe des nächsten Tages machte er sich zu diesem Besuche bereit. Die Unruhe und Sehnsucht, die Geliebte wiederzu sehen, verzehrte ihn fast, nun, da die Stunde dieses Wiedersehens herannahtc. Indeß mußte er, für einen ersten Besuch in einem angesehenen Hause, doch die von der Etikette vorge- schriebene Zeit abwarten, und um die peinlich langen Stunden zu kürzen, besuchte er zuvor einen ehemaligen Studienfreund, der gleichfalls als Geistlicher in der Stadt angestellt war. Er fand diesen zufällig plötzlich erkrankt und über dies in großer Verlegenheit, da er soeben im Begriff gestanden, sich anzukleiden, um eine Trauung in der benachbarten Kirche zu vollziehen. Der Hilf-geistliche, der statt seiner die kirchliche Handlung würde auSgeführt haben, war bereits ander weitig beschäftigt, und es war nun zu spät, sollte nicht eine bet einer Trauung stets sehr ungern gesehene und als böses Omen aufgefaßte Störung und Stockung entstehen, einen andern Geistlichen von dem Vorge fallenen zu unterrichten und ihn zu veranlassen, statt deS Erkrankten eivzutreten. gcgcbcn wordcn, bis aus eine Zahl solcher Leute, für welche aus einem freiwilligen Verbleiben bis zum al'» gemeinen EntlassnngStcrmin der Reserve Mitte Sep tember, dieser Zeitraum späterhin als gänzliche Er füllung ihrer UebungSpflicht im Nescrveverhäliuiß gleich erachtet werden soll. Was die weitern Angaben um fangreicher Beurlaubungen u. s. w. anbetrifft, so be ruhen diese auf Kombinationen. Die darauf bezüg lichen Bestimmungen vom 1. April haben eine Ab änderung noch nicht erfahren, und sind außer den darin vorgesehenen, überhaupt alljährlich iu mir ge ringer Zahl stattfindcndcn Beurlaubungen zur Dis position der Trupp nthcile, am Entlassungstermin der Reserven, nach dieser Richtung hin erweiterte Rc- ductionsmaßreaeln nicht in Aussicht gestellt. Düsseldorf, 2. August. (K. Viks tg.) Die akade mischen Schüler, welche sich der von dem Curalo- rium ungeordneten Vernehmung durch den Rcgicrungs- präsidentcn über die von ihnen gegen das Direktorium erhobene Anklage geweigert haben, sind von Neuem zu ihrer Vernehmung vorgeladcn worden bei Vermeidung der sofortigen Entlassung aus der Anstalt. Schwerin, 3. August. (Tel.) Die amtlichen „Meck lenburgischen Anzeigen" dementiren die Nachricht von demnächst wieder aufzunehmenden Verhandlungen we gen des Verkaufs der mecklenburgischen Eisenbahnen, und fügen hinzu, daß eine Wiederaufnahme von der Rcgieiung nicht beabsichtigt werde, weil bei einer höhern Forderung als 3'^"o jede Unterhandlung erfolglos bleiben würde. Dessau, 2. August. (N. Pr. Z.) Der mit dcu fürst lichen Allodialerben bezüglich des Nachlasses des verstorbenen Herzogs von Anhalt-Bcrnburg abgeschlos sene Vergleich enthält nach den jüngst veröffentlichten Landtagsvcrhandlungen folgende wesentliche Bestim mungen: Die ganze anhalt-bernburgschc Allodialcrb- schastwnd mit allen darin begriffenen Objecten, Actien, Gütern und Verpflichtungen einschließlich der Ansprüche auf Ascania-nova aus dem Testamente des Herzogs Ferdinand v. Anhalt vom 26. Juli 1830 vom Herzog- thum Anhalt gegen nachstehende Leistungen übernom men: Uebernahme sämmtlicher zur Passivmasse der ab getretenen Erbschaft gehörigen Schulden und der an den Grafen v. Westarp zu zahlenden Lehnsrcute nut 6000 Thlr. Gold, eventuell die Verpflichtung, auf Ver langen der gräflich v. Wcstarp'schen Familie diese Lehnsrente gegen ein Aequivalcnt von 100,000 Thlr. keurant abzulöscn; Verzichtleistung auf jegliche Ent schädigung für Feudalsubstanzdefccte der höchsten Allo- dialcrben, sowie für entstandene Beschädigungen und Verringerungen des Stammgutcs und Staatsgutes während der Regicrungszeit der erloschenen bcrnbur- gcr Fürstenlinic; Verzichtleistung auf Geltenlmachung eines Anspruchs von 6000 Thlr. aus der Schenkungs urkunde vom 18. April 1859, sowie auf Erstattung der auf die Froser Sccländereien verwendeten Meliorations kosten und endlich Zahlung eines Kaufgeldes von einer Million Thalern nebst 4 Procent Zinsen vom 1. Sep tember 1863 bis 1869. Die Zinsenzahluug mit 240,000 Thlr. erfolgt den 1. September d. I., die Zahlung der Kaufgelder mit je 250,000 Thlr. mit 5 Procent Zin sen den 1. Juli 1870 bis 1873. D Wien, 2. August. Im Finanz- und Handels ministerium haben endlich die Bcrathungcn wegen Auf hebung des kleinen Lottos begonnen, und wir zweifeln auch nicht, daß sie zu einem befriedigenden Resultate, d. h. zur Aufhebung der Zahlenlotterie füh ren werden, die allerdings der Mitwirkung des Reichs raths bedarf, dessen Zustimmung um so gewisser zu erlangen sein wird, als man ja in unsern parlamen tarischen Kreisen längs den Stab über das Lotto ge brochen und jeder denkende Volkswirih von der Ver derblichkeit desselben durchdrungen ist. Principielle Be denken gegen die Lottoaushebung werden wohl von keiner Seite erhoben werden. Schwierigkeiten dürfte nur die Frage bieten, auf welche Weise ein Acquiva- lent für die Einnahmen geboten werden soll, welche dem Staate bisher aus dem Lotto zugeflosscn. Vor läufig legt die Negierung einen Plan vor, nach wcl- Aber Felix konnte dies Amt übernehmen. Er kam eben recht im glücklichen Augenblick. Es konnte Alles ohne Störung in der früher an- geordneten Weise zur bestimmten Zeit vor sich gehen, wenn der junge Dorspfarrer das Amt seines kranken Freundes übernahm. Felix entschuldigte sich indeß mit einem nöthigen Besuch, den er vorhabc, mit seiner Unvorbcreitung, und suchte das ihm angesonnene Amt abzulehnen. Indeß, das Dringende der hier obwaltenden Umstände und der Wunsch, sich seinem Freunde gefällig zu erweisen, hießen ihn endlich nachgcbcn. Er bereitete sich in aller Eile vor und hüllte sich in die Amtsklcidung des Freundes. An der Kirche sah er schon eine Reihe von Wagen vorgrfahren, und als er vor dem prächtig mit Blumen und Laubwerk geschmückten Altäre stand, trat der Braut zug, strahlend und glänzend, aus der Sacristei in die Kirche. Der Geistliche sah zuerst den Bräutigam an. Er war ein schöner junger Mann, dessen Gesicht ihm nicht ganz fremd war; irgendwo mußte er ihn schon in sei nem Leben gesehen haben. Der Name war ihm aller dings unbekannt. Graf R. hatte ihn sein Freund ge nannt. Dann fiel sein Blick auf die Braut. Trat denn hier am Hellen Tage, hier vor Gottes Altar ein Trugbild vor seine Augen? Mußte denn immer und überall nur eine Gestalt vor seinem Geiste stehen und sich zwischen Alles drängen, was ec sah! Unter dem grünen Kranze und dem wogenden Schleier erblickte er Sara'- Züge; in all' ihrem zauber haften Liebreiz, der seine Seele berauscht und befangen hatte, stand Sara vor ihm als die Braut eine- frem den Mannes. Starr sah er die holde Erscheinung, chcm las Lotto durch eine verzinsliche und amortisir- bare Klasse nlottcrie ersetzt werden soll. Diese Frapc, die noch lange nicht spruchreif ist, kommt in dessen erst in zweiter Linie, denn in erster handelt cs sich darum, daß von dem Ministerium die Dringlich keit des mit dem Fortschritte Oesterreichs auf politischem, wie auf wirthschaftlichcm Gebiete unvereinbaren, der Corruption dcr uutcin Gcscllschastsschichtcn Vorschub leistenden Lottes anerkannt werde. — In den im Laufe dieser Woche beginnenden Debatten der Delegation über das Budget des Ministeriums des Aeußern sol len von verschiedenen Mitgliedern der Delegation unsre Beziehungen nach außen zur Sprache gebracht wer den. So hört man, daß der Abg. I)r. Sturm und ebenso Graf Spiegel über das Verhältniß zu Preu ßen, Herr Rechbaucr über jenes zu Frankreich spre chen wolle. Wahrscheinlich wird auch dcr Reichskanz ler das Wort ergreifen, und steht daher zu erwarten, daß wir der Budgetdebatte manche Aufklärung zu ver danken haben werden. Der Conflict dcr beiden De legationen über die Einkommensteuer des „Lloyd" ist nicht von so tiefgehender Bedeutung als manche Blät ter annchmen und dürfte wohl beigelegt wert en, ebenso schießen wohl jene Meldungen über das Ziel hinaus, welche anläßlich der Gagcncrhöhungsfrage der Offi ziere eine partielle Mintstcrkrisis, nämlich den Rück tritt des Kriegsministers Kuhn signalisircn. * Wien, 2.August. Ihre Majestät die Königin vonPortugal ist heute Nachmittag mit Separathofzug von Baden nach Linz abgcrcist und hat sich sofort nach Salz burg wcitcrbegeben. — Die Marinccommissionder unga - rischcnDelegatiou nahm heute das Ordinarium ohne Abstrich an. Im Extraordinarinm wurden nur 100,000 Fl. für Wörndlgcwehre gestrichen, somit wurde bewilligt, das Ordinarium mit 7,400,852 Fl., das Exiraordina- rium mit 3,692,639 Fl. Die Militärabtheilung erle digte heute die Titel 3 und 4. Bei den Generalcom« manden und Stäben wurden 1,426,225 Fl. anstatt 1,605,677 Fl. votirt. Bei den Truppen wurden überall Jntercalarabstriche vorgenommen und zusammen 22,362,OM anstatt 23,758,516 Fl. bewilligt. Fürs Fuhrwesen wurden 237,711 anstatt 277,813 Fl. be willigt. Bei den Btldungsanstalten wurde ein sünf- procentiges Jntcrcalare beschlossen. — An die Reichs - rathsdelegirtcn wurde vcrtheilt das Ansuchen der Indemnität wegen dcr Ueberschrcitung um 2,700,000 Fl. für das Ordinarium von 1868 und die Nachtrags- creditfordcrung von 370,000 Fl. zum Ordinarium des Hecresbudgets von 1869. Der Budgetausschuß der Reichsrathsdelcgation setzte die Berathung der Bewil ligung des Kricgsbudgets fort und nahm Abstriche an verschiedenen Zweigen vor. Figuli bringt eine Reso lution ein, die Arsenalwirthschafi sei einer den volks- wirthschaftlichen und finanziellen Interessen Oesterreichs entsprechenden Reform zu unterziehen. Die Resolution Steffen's wegen künftiger Vorlage eines vollständigen Inventars wurde angenommen. — Wie bercits kurz telegraphisch erwähnt, hat Sc. Majestät der Kaiser so eben den Vortrag des Rcichskriegsministers genehmigt, demzufolge die Frage über die Ausfolgung der Hri- rathscauttonen endgiltig entschieden wurde. Die „Pr." erfährt hierüber nachstehende Details: Nach die ser allerhöchsten Entschließung wird den pcnsionirten Offizieren und den Offizierswitwen, dann den Mi litärparteien die deponirte Heirathscaution sofort aus- pefolgt, und nur die Kautionen der activen, disponibeln, rm zeitlichen Ruhestande befindlichen Offiziere bis zur Obcrstencharge im Rcichskriegsministerium dis auf Wei teres verwahrt. Dem Vernehmen nach ist die kaiser liche Entschließung, welche die Zurückstellung der Hei- rathscautionen an die definitiv pensionirten Offiziere und die Witwen sanctioniren wird, in der kürzesten Zeit zu erwarten. Ihr soll der Erlaß eines Heiraths- normals folgen, in dem die Kautionsstellung eine durchgreifende Reform erfahren würde. — Die„Augsb. Postztg." veröffentlicht ein vom 2. v. M. datirtes Me morandum des Fürst-Erzbischofs von Wien, Car dinals Rauscher, an den Ministerpräsidenten Grafen Taaffe, dessen überwiegender Theil sich mit dcmPro- so bleich, schön, überirdisch schön in ihrem goldnen Haar und blendend weißen Hochzeitskleide, an. Er meinte, sie müßte zerfließen und verschwinden vor sei nen Augen, wie ein Nebel, der täuschend ihre Form angenommen. Aber die Erscheinung verschwand nicht, sie blieb vor ihm stchen, leibhaftig und wahr. Kein Trug, kein Wahnbild. Sie hob endlich ihre gesenkten Augen auf und die Blicke der Beiden trafen sich in einem kurzen, scheuen, flammenden Blitze. Ein Zittern überrann Sara. Wie kam Er gerade hierher? Wer halte ihr das gethan? Sie hatte ja kein Herz von Eis; sie war nur ein leichtsinniges Weltkind. Das Todtenhafte im Gesichte des jungen Priester- entsetzte sie. War es denn so schlimm gemeint gewesen, jenes Tändeln und Plaudern mit ihm, während ihre- kurzen, lustigen Sommertraumcs? Warum sah er sie mit diesen schrecklichen Blicken an ? Felix wußte nun, daß Das, was er sah, Wahrheit sei. Nüchterne, unläugbarc Wahrheit. Mit seinen schwimmenden Augen hatte er nun auch ihren Namen auf dem Blatte gelesen, welches ihm sein Fr.und ge geben und das er noch nicht überblickt hatte. Es liegt eine furchtbare, übermenschliche Kraft im Willen eines Menschen. Einzelne brechen wohl zu sammen unter der Wucht eines Augenblicke-; aber es giebt Lippen, die lächeln, Augen, die trocken bleiben können, Gesichter, deren Muskeln sich nicht verändern, während Höllenqualen die Brust zerreißen. Die Orgel rauschte, die Blumen, die den Boden bedeckten und den Altar schmückten, dufteten, die Kerzen flammten. Hunderte von Augen waren auf den Prie ster gerichtet. Felix vollzog die von der Kirche vorgeschrtebrne Handlung. Er gab Diejenige, die er mehr al- sei
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