Volltext Seite (XML)
— «im« ößt« hatte der Fürst den Saal bereits wieder verlassen und nur rlassenen. rr. 1S. r mi e sa d. iE iFran. tder. Utter. schlagenen Schutzzölle, mit alleiniger Ausnahme der land- wirthschaftlichen Zölle, eingehend zu prüfen und eventuell zu bewilligen, ein Gleiches auch, wenn auch mit vielen Klauseln und Vorbehalten, unter denen selbstverständlich die konstitutionellen Garantien die erste Rolle spielten, be züglich der Finanzzölle und indirekten Steuern zusicherte. In Abwesenheit des Reichskanzlers, der überhaupt nur ein einziges Mal in der vergangenen Woche sich im Reichs tage sehen ließ, hatte er sich vermessen, das Finanzpro gramm, das der Reichskanzler in seiner Eröffnungsrede entwickelt hatte, und das in dem Briefwechsel mit dem Freiherrn von Thüngen enthaltene agrarische Programm einer vernichtenden Kritik zu unterwerfen, wobei allerdings einige scharfe Worte mit unterliefen. Die rechte Hand des Fürsten Bismarck, der Geheimrath Tiedemann, der als Bundeskommissar für die Tarifvorlage den Reichstags sitzungen beiwohnte, hatte alle diese Kraftstellen notirt und dem Reichskanzler zugeschickt. Es dauerte auch nicht lange, so hörte man einen Wagen in den Hof «infahren. Der Fürst erschien im Saale und sobald der Präsident des Reichskanzleramtes, der eben sprach, geendet hatte, nahm er das Wort, um die Schale seines Zorns über das Haupt des unglücklichen Lasker auszugießen. Was nützte es diesem, daß er nach Annahme des Vertagungsantrags in einer persönlichen Bemerkung nachwies, daß seine Aeuhe- r guten mutter, hler in e haben Theil- gt, den Zunächst lgverein rdigung Llsdann die a« neu und !. Dank lern für tragenen den und Alumn en Ruhe- Trägern, en Toit kille recht ihren, fe wohl" v. ch längere« unser guter d Schwager, Friedrich !t Dienstag -Hause statt. lassene«. Tagesschau. Freiberg, 12. Mai. In der Sonnabendsitzung des Reichstages wurde der Gesetzentwurf betr. die Matrikularbeiträge und die Forde rung für für die Weltausstellung in Sydney ohne erhebliche Debatte in dritter Berathung angenommen. Als über den Gesetzentwurf betr. die Erwerbung der preußischen StaatS- druckerei abgesttmmt werden sollte, stellte der Sozialdemo krat Kayser die Beschlußfähigkeitsfrage. Ueber den hierbei stattgehabten Zwischenfall hat sich unser Herr Reichs tagsreferent im vorstehenden Briefe bereits verbreitet, so daß wir an dieser Stelle von einer Wiederholung absehen. Der Gesetzentwurf wurde angenommen und darauf zur ersten Berathung der Brausteuerge setze übergegangen. An der Debatte betheiligten sich die Abgg. v. Uhden, Richter (Hagen), Richter (Meißen), v. Schmidt (Würt temberg) sowie der Staatsmintster Hofmann. Gegen dre 31. Jahrgang. . , , Dienstag, den 13. Mai Preiswürdigkeit des Bieres gewacht, der massenhafte Konsum, der in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich 261'/» Liter auf den Kopf der Bevölkerung betrug gegen 63'/, Liter in der Brausteuerqemeinschaft, ermöglicht es den Brauern und Gastwirthen, sich mit einem geringeren Nutzen zu begnügen als ihre norddeutschen Kollegen, wozu noch kommt, daß in Baiern das Publikum auf Eleganz und Komfort in den Schankwirthschaften keinen Werth legt. In Norddeutschland würde die Erhöhung der Biersteuer, da der Preis des Bieres nicht gut erhöht werden kann und andererseits die Verwendung von Malz- und Hopfensurrogaten ganz verboten werden soll, nur die Wirkung habe«, daß das Bier schwächer gebraut wird als bisher. Nach sechstägiger Dauer der Generaldiskussion über den Zolltarifentwurf war natürlich eine große Ermüdung und Abspannung eingetreten, die ihren Ausdruck fand in einem sehr schwachen Besuche der gestrigen Sitzung, in welcher nur noch die Brau- und Tabaksteuervorlagen von mehr tech nischen Gesichtspunkten aus behandelt werden sollten, die Erörterung großer wirthschaftlicher Fragen und allgemeiner Gesichtspunkte nicht mehr zu erwarten war. Da faßte der jugendliche Abgeordnete für Freiberg, Kayser, einen schwarzen Plan, um sich an dem Hause und dem Präsidenten dafür zu rächen, daß bei der Debatte über den Zolltarif sowohl als früher bei der Generaldiskusfion über den Gewerbe- Lnefe vom Reichstage. x. m. Berlin, 11. Mai. Es ist eine Eigenthümlichkeit der Journalistik, daß sie im Allgemeinen ein kurzes Gedächtniß hat. Es ist dies auch natürlich und erklärlich. Gewohnt, von der Hand in den Mund zu leben, von heute auf morgen zu arbeiten, hat sie nicht Zeit, sich in den Zusammenhang der Ereignisse zu vertiefen und das ganze Material richtig zu verdauen, wie dies der Historiker thut, der eine ganze große Kette von Ereignissen mit einem Blicke übersieht. Nur Einzel heiten, besonders hervorragend, Momente behält die Journalistik im Gedächtniß, und diese heben sich um so deutlicher von dem Hintergründe ab, je dunkler der Hinter grund selbst geworden ist. An diese hervorragenden Mo mente knüpft die Journalistik an, um Analogien der heutigen Ereignisse mit den früheren nachzuweisen, und dabei kommt es allerdings leicht vor, daß die Vergleiche hinken, weil die heutige Situation eine ganz andere ist als die frühere. So haftet denn auch bezüglich der früheren parlamen tarischen Thätigkeit des Abg. von Bennigsen besonders in der Erinnerung der Presse, daß er verschiedene Male an der Zustandebrtngung von Kompromissen zwischen der Regierung und der Reichstagsmajorität über wichtige Gesetz gebungswerke einen hervorragenden Antheil gehabt hat, und dies Faktum genügt, um für einen großen Theil der Presse die unumstößliche Ueberzeugung festzustellen, daß Alles, was Bennigsen denkt und sinnt, sagt und thut, Kompromiß, daß er selbst ein „Kompromisfionär", ein „Kompromysttker" — oder wie sonst die Kalauer der Witzblätter heißen — ist. Seit Monaten schwirren denn auch die Gerüchte in den Blättern, daß Bennigsen auch bezüglich der Zoll- und Steuer vorlagen an einem Kompromiß arbeite, und als nun die Generaldiskussion über den Zolltarif stattfand, war man natürlich sehr gespannt auf die Rede, in welcher er die Grundzüge seines „Kompromisses" enthüllen würde. Er hat seine Rede gehalten und so überzeugt ist die Presse davon, daß nur ein Kompromiß ihr Inhalt sein könne, daß man, auch nachdem sie im Wortlaut vorliegt, immer noch steif und fest bet dieser Ansicht beharrt. Aber die Rede des Abg. von Bennigsen enthielt nichts weniger als die Grundzüge eines Kompromisses, ihr Inhalt war viel mehr der, daß Bennigsen die vorgeschlagenen Schutzzölle mit Haut uud Haaren, Getreide- und Viehzöllen, annehmen und Finanzzölle und indirekte Steuern bis zum Betrage der Matrikularbeiträge und noch darüber hinaus gewähren wird, wofern dem Reichstage konstitutionelle Garantien ge- guten «st«« lr uu« hbarn, wzltch« l und reiche« hützen- ien zur k, den >s für Heve- r> «ud di« st» KM« uns«, unser« diejenigen hörten die Replik des Abgeordneten Lasker, die schon als Ohrenzeugen wußten, daß persönliche Angriffe gegen den Reichskanzler in seiner Rede gar nicht enthalten gewesen waren. Das Schicksal sämmtlicher Zoll- und Steuervorlagen änn als ziemlich sicher gelten. Die vorgeschlagenen Schutzzölle für die Industrie werden mit einzelnen Ab änderungen, die sich im Laufe der Kommtssionsberathungen als zweckmäßig ergeben, angenommen werden und zwar mit einer ziemlich großen Majorität,, nur einige konser vative Landwirthe, etwa die Hälfte der Nationalliberalen, die Fortschrittspartei und die Polen werden dagegen stimmen. Die Zölle auf Getreide, Vieh und Holz werden ebenfalls angenommen werden, wenn auch mit einer ge ringeren Majorität. Die Bewilligung der Finanzzölle hängt davon ab, daß die so lange und eifrig gesuchten konstitutionellen Garantien gefunden werden, denn nur die Konservativen halten diese Garantien für unnöthig, alle übrigen Parteien sind von ihrer unbedingten Nothwendig keit überzeugt, und Zentrum, Nattonalliberale und Fort schrittspartei bilden in dieser Hinsicht eine festgeschloffenc Phalanx. Indessen darf man annehmen, daß die konstitutio nellen Garantien in der That werden gefunden werden. Die Tabakssteuer wird, natürlich unter derselben Voraussetzung bewilligt, aber mit wesentlich niedrigeren Sätzen, nachdem gestern bereits zwei Abgeordnete aus Baden, dem Lande des Tabakbaus, nachgewiesen haben, daß dieser hochwichtige Zweig der Landwirthschaft die vorgeschlagenen Steuersätze nicht vertragen würde. Dagegen wird die Licenzsteuer, die auf den Tabakhandel gelegt werden soll, abgelehnt, wahrscheinlich auch die Nachsteuer für Tabak und Tabak- fabrtkate. Zwar wird gerade von den Vertretern der Tabakbautretbenden Distrikte anerkannt, daß die Nachsteuer sehr wünschenSwerth sei, um den inländischen Tabak, der schon von der nächsten Ernte an zu den höheren Sätzen versteuert werden muß, vor der vernichtenden Konkurrenz des zu den billigen Zollsätzen massenhaft eingefllhrten aus ländischen Tabaks zu schützen; aber dieser löbliche Zweck kann ebensogut erreicht werden, wenn von der nächsten Ernte noch etwas niedrigere Steuersätze erhoben werden, wodurch allerdings der Reichskaffe ein ansehnlicher Betrag der erwarteten Einnahme entgehen würde. Die Brausteuer endlich hat keine auch nur entfernte Aussicht auf Annahme, zum Mindesten nicht in dieser Session. Die naive Idee, daß die Einführung der bairischen Biersteuergesetzgebung uns in Norddeutschland ohne Weiteres auch ein gleich billiges und vortreffliches Bier bringen würde, wie es die Baiern haben, findet nur schwachen Anklang. In der That haben sich ja auch in Baiern und in Norddeutschland die Verhältnisse ganz verschieden entwickelt. Dort ist das Braugewerbe ein uraltes, nicht nur die Gesetzgebung und die Polizei, sondern auch das Volk, dessen tägliches Getränk das Bier ist, haben von jeher ängstlich über die Güte und Als über einen verhältnißmäßig unwichtigen Gegenstand abgestimmt werden sollte, zweifelte er die Beschlußfähigkeit des Hauses an. Der Zweifel war offenbar gerechtfertigt, gleichwohl gelang es, durch möglichst langsame Vor nahme des Namensaufrufs, während dessen immer mehr Abgeordnete theils von selbst anlangten, theils auch -erzugeholt wurden, 205 Mitglieder znsammenzubringen, ödaß die Ehre des Hauses gerettet war. Wie benahm ich aber der Abg. Kayser bei dem Namensaufruf? Als etzterer bis zum Buchstaben I gekommen war, verließ Kayser den Saal und kehrte erst zurück, als sein eigner Name, natürlich vergeblich, aufgerufen worden war. Der üngirende Schriftführer traute seinen Augen und Ohren nicht, als er auf den Ruf „Kayser!" keine Antwort er hielt. Er rief nochmals und die nun folgende Heiterkeit Zeigte, daß das HauS die Situation begriffen hatte. Als mch Verlesung sämmtlicher Namen das Alphabet rekapitu- lirt wurde, um dadurch den noch nachträglich erschienenen Abgeordneten Gelegenheit zu geben, sich zu melden, blieb Kayser ruhig auf seinem Platze sitzen. Das war denn doch >em Präsidenten zu viel. Nach Feststellung der Beschluß- ähigkeit konstatirte er unter allgemeinem Beifall, daß Kaysers Verhalten sich darstelle als eine Verletzung der dem Hause schuldigen Rückficht und behielt sich vor, den Fall in der Geschäftsordnungskommisfion zur Verwerthung »ei der Revision der Geschäftsordnung zur Sprache zu »ringen. Nach Schluß der Sitzung begab sich Kayser'S Parteigenosse, der Abg. Fritzsche, der als Senior der so zialdemokratischen Partei und als ein verhältnißmäßig ruhiger und besonnener Mann sich eines gewissen Ansehens erfreut, zum Präsidenten, um seinen jungen Genossen zu entschuldigen; aber die Indignation, mit welcher der Prä sident die Entschuldigung aufnahm, bewies, daß eS ihm 'eineswegS gelungen war, dem Präsidenten eine bessere Meinung von Kaysers Verhalten beizubringen. geben, ein Ersatz für das verlorengehende Etnnahmebe- wtlligungSrecht gewährt wird. Ganz genau denselben In halt hatte die Rede seines der Kompromihlust durchaus nicht verdächtigen Landsmanns und politischen Gegners Windthorst. Zwar wußte man schon lange, daß das Zentrum die neue WirthschaftSpolitik des Fürsten Bismarck unterstützen würde. Hatte eS doch einen hervorragenden Antheil an der bekannten Erklärung der Zweihundertvier, der Urkunde, durch welche dem Reichskanzler die Bundes- genoflenschaft der Schutzzollpartei angeboten wurde. Zudem hatten schon zu verschiedenen Malen angesehene Mitglieder des Zentrums Gelegenheit genommen, die Vorzüge der in direkten Besteuerung vor der direkten zu preisen, und auch in dieser Hinsicht ist ja, wie allgemein bekannt, der Reichs kanzler ganz derselben Meinung. ES war also kein Wunder, wenn das Zentrum, nachdem aus den Reihen der früheren Majorität, wie sie sich in der vorigen Session bei der Be rathung des Sozialistengesetzes gebildet hatte, die Freihändler ausgetreten waren, seinerseits mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen in die so entstandenen Lücken einrückte und vermöge seiner vortrefflichen DtSziplinirung nunmehr, wie sich der Abg. Bamberger ausdrückt, die Kerntruppe des Reichskanzlers ist. Durch den Besuch der letzten parlamen tarischen Soiree hat Windthorst gezeigt, daß das Zentrum auch gesellschaftlich und persönlich bessere Beziehungen Herstellen will, wenngleich es, wie Windthorst scharf accentuirte, bei seinen Anschauungen nnd Forderungen auf dem Gebiete der Kirchenpolitik voll und ganz beharrt. Der arme kleine Lasker, der immer das Unglück hat, als Lohn für seine Treue, seine Liebe und Verehrung gegen den Fürsten Bismarck feindselige Angriffe von dessen Seite zu ernten, entging auch diesmal seinem Schicksale nicht und es nützte ihm Nichts, daß er fich bereit erklärte, die vorge- und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörde« zu Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur Julins Braun in Freiberg. rungen aus dem ZufammenhauA gerissen uud ganz entstellt ordnungsantrag der Deutschkonservativen kein Mitglied der dem Reichskanzler mitgetheilt worden seien? Mittlerweile sozialdemokratischen Partei zum Worte gelassen worden war. ten die lieber, enadier Bmst- e heute ig ent- »rz, sein kannte, n. Die Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für dm ^2 11 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., vv. zweimonatlich 1M. 50 Pf. u. einmonatl. 7b Pf. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- o men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile I oder derm Raum 1b Pfennige. » v