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S8. Fahrgang. AK SIS Sonntag, IS. November 1S2Z «nidi-nschr«: 8«nlpr«h»r.Samm«lnurnm»r 2S241 «ur Kr 20011. BeZUgS^ÄebÜhr »om l7.,tt. dt, rr,>>.?«> MNNardm M. Einzelnummer 120 Milliarden M. Hi» Anzeigen werden nach Soldmark berechnet: die einspaltige ZN nun breite <1lr,,«i-,ar,4<Nnois->> keile zz PIg.. «ukerdatk Sacht-,IS 11 Pia. gamilieiianirige» und Slellenaeluch« Lbll^UlZtlll^ ^Skllise, vkne Rabatt lOPIg., aukerbalb 2ü Pla., d>« Al mm breite Reklame,reit» lvü Pia., ' h. Sachsen, iÄ Pig. vssertengebichr L Psg. lUuow. Lustr. geg, Do auberh. - lieg. Dorausbezahl. «chrtM-ttuna W» »arte,*».»« »»,»0. u. Derl», »«n llte^ek. «rtchark« in »r^»«». Velttcheek^kant» ISS» Dr»»L»». Rachbnich nur mtt deull cher lluellenangabe (.Dresdner Nachr.'s dulilsslg. — Anverlangle Schr ikstüchc werden nicht ausbewabrl. Var Unlrsuk eines Pisnos Vkr«sui»o» 81« ntcttt, unrc^i! >i«M-vmM-lW>, -?!»IN -VmMimIk KönigMele s«« MSÄÄM kennen ru lernen, Nenn Nies« Instrument« «!n<t oline Vorkennlntsse solar« IrltnrNerisctt voller»!«« spletdar — VorNUrnina unverdlncltictr — vrosp. tret Vornehmes Restaurant Sachsens könstiger Wizeischutz. Ausfüllung -er sächsische« Landespolizei auf Grund einer Verordnung -es General» v. Geeckt. — Für -en Fall -er Zurück ziehung -er Reichswehr soll Ruhe und Ordnung gesichert «erden. — Entscheidende Reichstagsverhaudlungen am Dienstag. Mussolini über Deutschlands zivilisatorische Bedeutung. Die sächsische Slaakspottzei auf überparteilicher Grundlage. Das Wehrkreiskommando gibt bekannt: Die Ausrecht, erhaltnng der Ruhe und Ordnung ist in erber Linie Ausgabe der Polize i. Sie l>at jedoch zurzeit in Sachsen rund 15»t> Fehlstellen. Dieser Umstand fällt nicht ins Gewicht. solange starke Neichowehrkräste als Rückhalt vorhanden sind. Bor ALrücken der seht in Lachsen befindlichen Reichswclirverstär- Lilnge» ist aber die A n s f ti l l » n g d e r P o l i z e i ei» drin gendes stiebst, will man nicht die weiten wieder ansleben lassen, in denen die zu schwache Polizei eö nickt verhinderir konnte, das, Unrnh-stifter das Land unsicher machte» »ud Ge- ivaltakte veriibtcn. Deshalb hat General o. Lccckt den Mili- tärbesehlöhabcr im Wehrkreis IV beauftragt, im Freistaat Lachse» zunächst die Bildung einer über den Parteien stehenden HIlsspolizci unter zuverlässigen Führern umgehend im Benehmen mit den zuständigen Stellen in die Wege zu leiten. Diese HilsSpolizci wird so lange be stehen bleiben, bis eS gelingt, die Ltaatspolizei durch Ein stellung geeigneter Bewerber ans ihre vorgcschricbene Stärke zu bringe». Bach Mak-oabc des Ausgleiches der Fehlstellen bei der Staatspolizei wird die H i l s s Polizei sodann ab- gcbant werden. Dabei ist die Möglichkeit gegeben, besonders befähigte Hittspolizeibcamte in der Staatspolizei dauernd an zustellen. Gleichzeitig mit der Ansstcllnna der Hiiss- nolizej wird nach de» von General v. Sceckt gegebenen Weisnngcn die sächsische Staatspolizei aus überpartei liche Grundlage gestellt. Der Einsal) von Polizcttrüsteii in der lebten Zeit hat ge zeigt, dasi sie dort vvll ihre Ausgabe erfüllt haben, wo sic unter energischen Führern in ausreichender Stärke Verwendung fanden, das; aber auch oft politische Ncbcneinsliisse Führer und Beamte gegen ihren Willen zn Schwäche nnd Nachgiebigkeit gezwungen haben. Diese poli tischen Nebcueinslüsie zn beseitigen, wird die Ausgabe der näch sten Feit sein. Der überwiegende Teil der Polizeibcamten wird die Schaffung klarer Verhältnisse, bei der nach wie vor alle ihnen zukommenden Beainlenrechte volle Würdigung fin den werden, begrüßen. Für die Verwaltungsbehörde», denen der Einsatz von Polizei verantwortlich obliegt, wird sic eine wesentliche Stärkung ihrer Autorität bedeute». Der von der Staatspolizeiverwaltung zu», Eintritt in die Hilssvolizci auf Grund der Weisung des Militärbefchlsbabers im Wehrkreis IV erlassene Aufruf ist nachstehend abgedruckt: Aufruf zur Meldung für die Kilfspolizei! Bis zur Wiederherstellung vvu Ruhe und Ordnung ii» Reiche wird zur Unterstützung der bestehenden Polizei im Freistaat Sachsen eine Hilföpolizei ausgestellt. Hierzu können sich verfassungstreue deutsche Männer zur vorüber gehenden Dienstleistung melde». Für die Annahme darf nicht die Zngehörigkeit zn be stimmte» politischen Parteien maßgebend sein, sonder» lediglich der feste Wille der Freiwilligen, in der Not des Vaterlandes zu Helsen und an der Wiederherstellung geordneter tzierhült- nisse mitznarbciten. Alle als Hilsopolizcibeamie enUrctcude Personen habe» während ihrer Dienstleistung Rechte nnd Pflichten der Polizcibeauitc», loser» keine einschränkenden Bestimmungen getroffen werden. Beamte im Sinne dcS Reamtcngesctzcs sind Hilsspolizeibcamte nicht. Einsiclllingabedingnngcn: Alter nicht über 47, Fahre. Mili tärisch ""t der Wassc oder als Krastsahrer ansgebildet. Körpcrtiche-irNv' geistige Tauglichkeit. Größe möglichst nicht unter l,M Meter. Unbescholtenheit. Gcbiihrnisfc: Besoldung erfolgt nach Maßgabe der früheren Dienst- nnd Rnngncrhältnisse. Das Nähere ist bei den Werbc- stette» zn erfahren. Bekleidung — außer Leibwäsche nnd Dienstgradabzeichen — ist frei. Unterbringung, Verpflegung und ärztliche Behandlung erfolgt nach den bei der Landcs- polizci bestehenden Bestimmungen. Meldung: Werlnstcben für die Annahme von Hitsspolizel- bcamien sind: beim Polizeipräsidium Dresden, Polizeigebäudc Sachseiiplatz (chem. Fägcriascrnes: Polizeipräsidium Leipzig: Polizcigcbände Möckern lehem. Kaserne des F.-N. Mt»: Polizeipräsidium Chemnitz: Landesvolizeigebandc schein. Kaserne des J.-R. 181 i: Polizeiamt Planen: Landcspvlizei- gebändc lehem. Kaserne des F. N. Illli: Siandortncnoaltung Zwickau: Landespolizeigebände lehem. Kaserne iWs: Stand- ortverwalliitig Glauchau: Landespolizeigebände lehem. Fn- fantcriekaseriicl: Slandortverivaltung Riesa iehcni. Pionier- laiernct. Bei der Meldung ist einznsendcn iAnfschrist: Ein stellung für Hilfspoltzeil oder miiznbringen: 1. selbstgeschrie bener kurzer Lebenölanfl: 2. Müitärpaß: :» ttzeburtsschein,- I. polizeiliches Führungszeugnis «wird ans Antrag kostenlos von jeder Polizeibehörde sofort ausgestellt». Genaue Woh- nnngsangabc ist erforderlich. Einstellung erfolgt sofort nach Feststellung der kvrverlichen Tauglichkeit im allgemeinen in der Stadt, in der die Meldung erfolgt bez. in der der Bewerber wohnhaft ist. S t a a t S p v l i z c i v c r iv a l t n n g. Bor einer großen politischen Aussprache im Reichstag. Die Dielislagssihung des Reichstags. tDrahtmcldung unsrer Berliner Schrlftleituiig.s Berlin, 1k. Non. Die Sitzung deö Reichstags am kom menden Dienstag sicht als wichtigste» Punkt vor: „Politische Aussprache". Es ist im Augenblick aber »och ungewiß, ob der Reichskanzler diese Aussprache mit politischen Dar- legiingcn cinleitcii wird. ES ist auch möglich, daß der Reichs kanzler erst im Lause der Debatte das Wort ergreift. Wie man iu parlamentarischen Kreisen anniutmt, hat Dr. Streseinann die Absicht, die Sitzung -cs Zentral- vorstandes der Deutschen Volksp artet am Sonn tag dazu zu benutzen, »m innerhalb seiner Fraktion eine Klärung der Frage herbcizusühren, wie sic sich zu der von ihm vertretenen Politik stellt. Es ist bekanntlich kein Geheimnis mehr, daß D r. S t r c s c m a n n tm eigene» Lagersehr scharfe Gegner erwachse» sind, die ihm namentlich sein Verhalten zur Sozialdemokratie zum schweren Vorwurf machen. Angebliche Bedenken -es Reichspräsidenten für sein Amt. Berlin, 17 .November. Zu der bedeutungsvollen Sitzung i>eL Reichstages am kommenden Dienstag ivill die „B. Z." non maßgebender Seite die voraussichtliche Licilungnahmc der Regierung und über die vorhandenen Möglichkeiten, wie sie sich bis heute darstellen, erfahren haben, daß die gegen wärtige Krisiö nicht so sehr eine Krisis dcS Kabinetts, alS eine solche dcS Reichs tags sei. Fm Reichstag herrsche ein politischer Wirrwarr, wie er noch nie dagewcscn sei. Die Frage der Rcichötagsauslvsung sei mit dem Reichspräsidenten noch nicht besprochen worden, zn», Teil, weil dieser mehrere Tage verreist mar und sich erst jetzt mit den akut werdende» Möglichkeiten befassen könne, zum Teil aber auch auS ver sa s s u n g S r e ch t l t ch e n B c d e „ kc », die der Reichskanzler selber hege und die für Ebert besonders schwer ins Gewicht lallen. Neuwahlen kämen aus verschiedencn Gründen im Falle einer Reichotogsauslösuug zunächst kann, in Betracht, erstens deshalb, «eil »ur etwa zwei Drittel der Stimm, berechtigten wähle» könnte«. Außer allen in, besetzten Ge biet Wohnenden fielen bei der gegenwärtigen Wahlcinteilung alle diejenigen Wahlkreise des unbesetzten CZebictS fort, die in das besetzte hinübergreifen, wie Baden, Münster, Elber feld usw. Die schwersten Bedenken hege aber Ebert sür seine Stellung selbst. Seine Person sei schon durch die von ihm sanktionierte Anwendung des Art. 48 der Verfassung politisch einer schweren Belastungsprobe auSgcsetzt worden. Das Vertrauen, das Ebert noch in der Sozialdemokratie genieße, würde schwer beeinträchtigt werden,, wenn eine ReichStagsnnflösu'lg nicht im streng parlamentarischen Rahmen prompt zu Neuwahltli führen würde. Taü Blatt führt dann weiter anü, daß es durchaus in, Bereiche der Möglichkeit liege, wenn schließlich die ganze Krise »och ansgehe, wie das Hornberger Schießen. Angesichts des außenpolitischen Druckes, »nier dem wir stehe», werde diese Lösung vielleicht am nächste» liegen. Man darf also wohl gespannt sein, wie der Reichstag sich aus der Reichstag sich ans der Schlinge ziehen wird, die er durch seine Zerrissenheit sich selbst um den Hals lege. Das Reichskabinett unü -ie Ruhrzahlungen. Besprechungen mit den Vertretern der Länder. Berlin. 17. Nvv. Heute vormittag Hai in der Reichs kanzlei eine Besprechung des Reichslabiiictts unter Hinzu ziehung der Vertreter der Länder begonnen, in der die wirt- sckiastlichen und sozialpolitischen Probleme des besetzten Gebietes, wie die Weiterzahlung der Erwerbslvscnunter- stütznng. zur Erörterung standen. Am Nachmittag wird diese Konferenz In derselben Zusammensetzung mit den Ver tretern des besetzten Gebietes zusammen tagen. Srkranlmnft Dr. Wirlhs Berlin. 17. Nov. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth tst an einem -Herzleiden plötzlich schwer erkrankt. I »«ii» lLwtUei»: rsra Mu«a,» I Die Rückkehr des Kronprinzen. Die vor wenigen Tagen erfolgte Heimkehr des ehemaligen deutschen Kronprinzen hat tn der Welt zu Unrecht großes Aufsehen und teilweise sogar eine so merkwürdige Erregung hervorgerusc». daß die verwunderte Frage am Platze ist. ob die maßgeblichen Politiker und Diplomaten in den anßer- dcutschcn Ländern nichts Notwendigeres zu tun haben, als ihre Zeit und Kraft einem privaten Vorgang von Durch- schnittsbcdcntnng nunmehr bereits länger als eine Woche zu widmen. Die Lage des alten Erdteiles ist gegenwärtig so ernst und bedrohlich, »sie General Smuts in seinem Abschieds- schreiben an seine Londoner Freunde treffend feststellt, daß die verantwortlichen Leiter der europäischen Staaten nichts mehr niiicrnchmen dürften, was die allgemeine Rettung aus dem Versailler Chaos auch nur einen Tag verzögerte. Trotz dem läßt es sich ein Teil von ihnen nicht verdrießen, die Ab reise des Kronprinzen von Wieringcn in ihrer Presse zu einem hochpolitischen Ereignis zu stempeln, das dazu angetan wäre, die vorhandenen Verwicklungen zu verdichten nnd neue hcrvvrzurufen. Den Herold dieser mit nichts zu rechtfertigen den Bewegung gibt natürlich Frankreich ab, daö in diesem angeblich völlig überraschenden Zwischenfall eine ungemein günstige Gelegenheit sicht, Deutschland wieder etwas am Zeuge zu flicken. A» dem Morgen, als das Gerücht über die bevor stehende Rücktchr des ältesten Hvhenzollernprinzen in seine Heimat in Umlauf kam, trieften die Pariser Blätter von leidenschaftlichen Erörterungen der abermals von Deutschland gefährdeten Ruhe Europas. Man müsse die Einreise-Erlaub nis der deutschen Regierung in engen Zusammenhang mit der deutschen Ablehnung bringen, die Sicherheit der französische» Militärkontrvllofsizicrc zu gewährleisten, so schrieb der „Matin", und das „Echo dr Paris" ging noch einen Schritt weiter, indem cs die Auslieferung des deutschen Kronprinzen als Kricgobcschiildigten oder neue Sanktionen im Falle der Nichterfüllung dieses Ansinnens die Beschlagnahme der Eiscn- bahnc» östlich Frankfurts verlangte. Was diese Organe der Pariser Hctzprcssc forderten, so absonderlich es angesichts des politisch bedeutungslosen An lasses ihrer Erregung klingt, war keineswegs cinx nnmaßgcb lichc Privatmeinung, sondern die Ansicht des offiziellen Frank reichs. DaS ging aus den Verhandlungen des eiligst zu- sammenberufcncn Botschafterrates deutlich hervor. Stellte doch der französische Vertreter in aller Form den Antrag, die Auslieferung des Kronprinzen an die Alliierten oder seine lebenslängliche Verbannung auS Deutschland von der deut schen Negierung zu verlangen. Nun, die deutsche Regierung hat diesem recht kleinlichen Vorstoß Frankreichs in sachgemäßer Weise die Spitze abzubrcchcn versucht. Sie hat ihren Pariser Geschäftsträger, den Botschaftsrat v. Hösch, beaustragt, am Onai d'Orsay für Aufklärung über die wirkliche Bedeutung des Falles zu sorgen, v. Hösch hat uinntttclbar nach der Sitzung der Botschafter am Mittwoch die französische Regie rung davon verständigt, daß zu irgendwelcher Bciinriihigniig keinerlei Grund vvrliegc. Der frühere denlschc Kronprinz sei als Privatmann in seine Heimat znrückgckehrt: er habe ans alle Thronanrcchte verzichtet und daz» noch die Verpflichtung übernommen, auf seinem Schlosse Oclö zu bleiben und tick, von jeder Unterstützung mviiarchistischcr Umtriebe fernznhalte». Damit hätte die ganze Angelegenheit eigentlich als er ledigt angesehen werden können, zumal außerhalb Frankreichs sich kaum in nennenswertem Umfange eine Unterstützung der französischen Tendenzen geltend machte. Nur gewisse Prager und Brüsseler Stimmen — wer hätte etwas anderes erwarten können? — bliesen in das Horn der französischen Stimmungs mache. In London und Amsterdam, in Washington und Rom verhielt man sich dagegen auffallend kühl. Ja, amerikanische Blätter gingen sogar so weit, in aller Offenheit sestzustellcn, daß die Vereinigten Staatcü „nicht einmal Einspruch gegen den Versuch erheben würden, die Monarchie in Deutschland wiedcr- lierznstellen". Das war natürlich sür Frankreich zu viel. Der halbamtliche „Temps" verfiel in konvulsivische Zuckungen über diese echt amerikanische Auffassung, der alle europäischen Ver hältnisse vollkommen fremd wären und die natürlich nur daraus zu erklären sei. daß Amerika noch immer „eine Welt sür sich" lei. Und auch die übrige srnnzösischc Presse, diesmal einschließlich der sozialistischen, die bis dahin geschwiegen hatte, stürzte sich trotz der unverkennbaren Abfuhr, die der fran zösische Antrag aus Auslieferung des Kronprinzen tags zuvor aus der Botschaftcrkonferenz erfahren hatte, erneut aus diese» Thema, dessen Bedeutung sie durch wilde Kombinationen über eine angeblich beabsichtigte Rückkehr des Kaisers aus Dvor« zu erhöhen versuchte. Unglücklicherweise «vnrde üe tu diele»