Volltext Seite (XML)
72. Jahrgang. AK 348 Abend-Ausgabe Dra-«»ns-rift: Nachricht«« Lr«1»e» Aernsprecher-Sammelnummee: SS 241 Nur stk Nachigeipriiche: 20 011 Gegründet ISS« vom IS. bt« »«.Juniors bei täglich zweimaliger Austeilung srei Haus «.10 Mari. ^«-aUgS-WevUllr PostdezugSpret» Mr Monat Juli s.so Mark ohne PosttUsteiiungSgcbühr. Einzelnummer 1» Vkennig Die Lnzetgen werden nach Boldmarl berechne«: die einspaiNge so mm breiie Zeile Kke»,aie»a».Krr„„ir„. Sb Psg., tur auSwäri» «o Pig. gamtltenanjeigen und Elellengeluche ohne Rabat! ^-rklfe. «5 Pi«., »uberhalb »5 PI«., die oo m,n breite ReNamezeUc 2V» Ps«., außerhalb 250 PI«. vsseriengebühr so PI«. Auswärtige Ausiräge gegen Vorausbezahlung. echrtftleitung und HaudlgeschäsiSstell«: Marieastratze SS/42 Druck und «erlag von tklepsch » dtetchard« in Dresden Postscheck-ttonio 10SS Dreede« Nachdruck nur mit deuiltcher Quellenangabe «.Dresdner Nachr.'l zulästig. — Unverlangie Echrislstücke werden nichi aufbewahr«. Sie Reichspost plant Beamtenabbau. Belgrader Grobheiten zum Sängersest. Südflawien wieder auf die französische Linie eingeschwenki. sDrahtmeldung unserer Berliner Schriftleitun g.I Berlin, 24. Juli. In hiesigen politischen Kreisen hatte man seit längerer Heit gehofft, das? die Besserung der Be ziehungen zwischen Deutschland und Südstawien trotz aller Schwierigkeiten im Fortschrcttcn bcgrisscn sei. Es ist kein Geheimnis, daß namhafte politische Kreise in den leisten Monaten mit viel Ausdauer um die Verbesserung der deutsch-südslawischen Beziehungen, ansangS wohl auch nicht ganz ohne Erfolg, bemüht gewesen sind. Alle diese Kreise sind über die Haltung des Belgrader Blattes „Praivda", das dem Außenminister M a r i n k o w i t s ch nahcsteht, sehr enttäuscht. Das Blatt äußert sich über das Wiener Sängersest in Formen, die bislang zwilchen Deutschland und Südslawic«, lange nicht mehr üblich gewesen waren und meint, bei den Deutschen sei erneut der chauvinistische Geist in großem Ltilc erwacht ... Die Deutschen träumten wieder von grandiosen Kricasstcgen l!s. nnd es werde aus die Wiedergeburt eines Blocks Dcntschland-Jtalicn-Oestcrrcich-Nngarn-Bulgarien hin- gearbeitct, womit Seipel bereits begonnen habe, indem er sich mit Italien einigte. Diese Einigung sei natürlich über Berlin erfolgt. In Wien handele cs sich nm eine pangcrmanistische Provokation unter Znzichuna der dentschcn Minderheiten aus allen Ländern. Anch das geschehe ans Beschl s!i ans Berlin. Den edlen Geist des heutiqcn Europa halte die deutsche Men talität siir Schwäche nnd deshalb provoziere man und spreche geheim schon wieder von der Wncht der deutschen Fantt. Das Blatt Marinkvwitschst das früher einmal für An schluß plädiert hat, spricht seinen Acrger ans, daß die deutsche Presse sich gegen den Plan Marinkvwitsch gewandt habe, Oesterreich den Staaten der Kleinen Entente in der Art einer wirtschaftlichen Donankonsödcration znzügesclte». Es lehnt auch die Beteiligung der südslawische» Deutschen an der Wiener Feier ab, angeblich deshalb, weil der nationale Geiß -er slowenischen Minderheit ii» Bnrgenland und Kärnten dnrch Dentschland erstickt worden sei. während die Deutschen in Lüdslawien sich „säst in privilegierter Lage" befänden. MaS die Lage der deutschen Minderheit in Lüdslawien an- langt, so gilt es scstzustellcn. daß cs ihnen alles andere als gut geht. Die übrigen Bemerkungen der „Prawda" bedürfen gar keine» Kommentars und entheben von jeder Zurück weisung. Wenn die Belgrader Presse fortsährt, sich in der artigen Töne» gegenüber Deutschland zu ergehen, so ist nicht nur alle Mühe, die zur Verbesserung der dentich-siidslawischen Beziehungen ausgewcndct worden ist. umsonst, sondern Süd- slawien erreicht gerade das Gegenteil von dem. was es will, cs treibt die Außenpolitik des deutschen 'Volkes auf seinen Todfeind, nämlich Italien, zu. * In diesem Zusammenhang ist die erneute gehässige Stellungnahme des französischen LinkSblatteS „Oeuvre" von Interesse, das erklärt: Geräuschvolle Kundgebungen, wie diejenige in Wien, können im übrigen Europa nur natio nalistische nnd kriegerische Gegenkundgebungen Hervorrufen. Wir müsse» die deutschen Republikaner warnen. Wenn es sich darum handelt, ein einiges Europa zu schassen, so sind wir mit ihnen. Wenn cs sich aber darum handelt, ein größeres Deutschland wieder herznstellen. so machen wir nicht mit. Ein ungeheuerer moralischer Erfolg. Ein Nachwort des Wiener Polizeipräsidenten znm Längerbundesscst. Wien, 24. Juli. Die „Neue Freie Presse" vcr- vlfcutlicht ein Nachwort des Polizeipräsidenten Schober zum 19. Deutschen Sängerbundcssest, in dem cs u. a. heißt: „Das mit dem gestrige» Ntcsensestzug in überwältigender Meise abgeschlossene 46. Deutsche Sängerbundesfest bedeutet für Wien und ganz Oesterreich, abgesehen von dem noch nnnbcr- sehbarcn und ziffernmäßig kaum auSzudrückendcu Ergebnis in wirtschaftlicher Beziehung vor allem einen ungeheuren moralischen Erfolg. Der Mcg, den wir seit dem Jahre 1918, als das alte, einst mächtige Reich in Trümmer ging, in stetig ausstcigendem. allerdings hier nnd da unterbrochenem. Kurse zurückgelegt haben, läßt sich am besten in dem Satze aus- drückc», drß dieses Sängersest und seine prächtige Dnrch- sül,rillig noch vor fünf Jahren i» Mie» kaum denkbar ge wesen wäre. Daß dieses Fest knapp ein Jahr nach de»» 15. Juni 1927 in solcher, die Herzen bewegenden und die edelsten Gcsiihie berührenden Weise gefeiert wcrdcn konnte, beweist, daß die Ereignisse jener ungiiickielige» Tage des Jahres 1927 mit dem wahren Wienerin«" nichts zu tun habe»." Der Ozeanfluq von -en Azoren verzögert sich Horia, 24. Juli. Das französische Ozeaiiflugzciig „Frcgaie hat kurz vor der Landung in Herta eine» Mviordesekt erlitten, durch den der Weiterflug bisher verzögert wurde. Leutnant Paris hosst, den Schaden an Ort und Stelle ansbesser» zu könne», doch ist cs nicht ansgeschlosse», daß die Anknnst eines »cncn Motors aus Frankreich adgew.nl.'l werden muß. Starke Verminderung der höheren Iienststellen. Um ii övo Posten. >D r a h t m e l d u n g ii » i r c r Berliner S ch r l f t l e i t u n g.> Berlin. 24. Juli. Bei der Reichspostverwaltiing, aus schließlich des Nelchspostmlillstcriums. waren am 1. Oktober 1923 46 Präsidenten der Oberpostdirektionen und 15 Ab- teilungsdircktoren vorhanden, denen am 1. Anglist 1928 49 Präsidenten, ein Präsident der Versorgungsaiislnlt und 51 Abteilungödirektoren gcgcnüberstchcn. Die Zahl der Ab- tcillingsöircklvrcn ist also nm 36 vermehrt worden. Ten 560 Oberpvsträten stehen heute nur 478 Obcrposträte gegen über. Tie Zahl der Postrüle und Postdircklvren ist in dem selben Zeitraum von 1932 auf 1536 gesunken. Die Zahl der Postamlinäniicr dagegen ist von 322 aus 779 vermehrt worden. Tie Gesamtzahl der höheren Postbeamten, einschließlich der Amtmänner, betrug in der Betriebsverwaltung am 1. Ok tober 1923 genau 2875, denen heute 2871 gcgcnübcrstchc». In den Gruppen VII bis IX lalt) waren am 1. Oktober 1923 41578 Beamte vorhanden, während es deren heute 42 136 gibt. Es hat also eine geringe Vermehrung von 585 Be amten stattgcsunden. Nach den vom Rcichspostministcrinm gemachten Mit teilungen soll nun von jetzt ab die Zahl der höheren Postbeamten noch »m rund llliill und die Zahl der ge hobenen »littlcrc» Postbeamten noch um rund 19 59» ver mindert werden, weil nicht genügend hoch bewertete Dienstpostcn vorhanden sind. Sicherlich würde ein Teil dieser von der Postoerwaltnng als überzählig bczcichneten Reamten freiwillig ansscheidcn, so weit sie über 60 Jahre alt sind, wenn die Postverwaltung sich entschlösse, ihnen bis zum 65. Lebensjahr ihr Höchstgehalt und später Höchstpcnsion zu bewilligen. Bier Sowjetspione zum Tode verurteilt. Das Urteil eines lettischen Kriegsgerichts. 7,M Riga, 24. Juli. Der große Spionageprozeß zugunsten Lowjctrußlands i» Rosittcn sLcttlands ist beendet worden. Der lettische Kriegsgerichtshof hat vier lettische Staats angehörigc, die Führer der lettischen Grenzwache waren zum Tode durch Erhängen verurteilt. Vier Angeklagte nnirden zu lebenslänglichem Zuchthaus, »ciin weitere zu Zivangsarbeit von 5 bis 15 Jahren verurteilt. Die Verteidiger der zum Tode verurteilten Angeklagten haben Schritte um Begnadigung beim Staatspräsidenten unternommen. Der russische Gesandte hat über de,, Verlaus dieses Prozesses einen Bericht nach Moskau gesandt. Echtester« an -er polnisch-lilauischen Grenze. Warschau, 24. Juli. An der polnisch-litauischen Grenze kam cs zwischen zwei Grenzwache» zu einer Schießerei, bei der aus beiden Seiten 2 Mann getötet wurden. Die polnische Presse bringt lange Berichte über diesen Zwischenfall, die sic mit Neberschristcn wie „W 0 l d e in a r a 8 ermordet polnische Soldaten aus polnischer Erde" ver sieht. Feuergetechl mit einem entsprungenen Zuchthäusler. Drei Verletzte. — Raubmörder Hein macht Schule. Berlin, 24. Juli. In der vergangenen Nacht erschien vor de» Wohnung der Frau Emma Flatan in Berlin der von ihr geschiedene Ehemann, der Arbeiter Atbert Ftata», und bat um Einlaß. Flato» halte eine Zuchthausstrase zu verbüße«, war aber aus dem Zuchthaus in Brandenburg cntniichen nnd zu seiner geschiedenen Fra» geflüchtet. Als er Einlaß erhalten hatte, drang er in das Schlafzimmer seiner Frau ein, wo er den 28 Jahre alten Monteur Martin v. Holder«, im Bette liegend vorsand nnd gab ans diese» mehrere Rcvolverschüsse ab Aus die Hilferufe der Fra» eilten Leute von der Straße und aus dem Hause herbei. Ein Mann, der sich dein Täter cnt- gcgenwars, wurde dnrch einen Schuß an der Schulter verletzt. Während man den Monteur nnd den andere» Bcrletzten nach dem Krankcnhausc schasste, flüchtete Ftata» ans den Boden des Hauses. Ans die inzwischen alarmierten Polizeibcamten setzte Flatan das Feuergefccht fort, das diese mit Revolvcrschüsscn beantworteten. Erst nachdem Flatan dnrch zwei Schüsse ver letzt worden war, gab er den Widerstand ans »nd wnrde als Polizrigefangencr nach dem Siaatskrankenhans transportiert. Bei dem Monteur stellte» die Aerztc cls Schnßvcrlctznngcn scst. Sein Zustand ist bedenklich. Ein Mörder festgenommen. Altona, 24. Juli. Als Mörder des Ende Juni in Pntbns aus Rügen ermordeten Arztes Dr. Brandenburg ist hier ein Arbeiter ermittelt und sestgcnornmen morden. Dieser hätte am 27. Juni in Altona mit einem Helfershelfer einen Motor- rrddiebstahl aiisgcsiihrt. Letzter«! ivnrüc in Straßbnrg in der Nckermark mit dem Rade scstgenommcn und beschuldigte seinen Freund des Raubmordes an den? genannte» Arzt. iW.T.BJ Brennende Oettanks bedrohen drei amerikanische Städte. London, 24 Juli. Wie aus Woodrivcr im Staate Illi nois gemeldet wird, ist in den städtischen Oelrassincrirn ein Großsencr ausgebrochcn. das insgesamt acht Oeltanks mit einem Fafsiingsvcrniögen von einer halben Million Barrels East Alton, wo sich die riesigen Raffinerie» der Llandard-Oil- Eompani, und der Rorana-Rassiiicric-Eompann befinden, in große Gefahr. Zahlreiche Freiwillige leisten der Feuerwehr bei den Löscharbciten Hilfe. Geständnis des Mörders Obregons. Meriko, 23. Juli. Ter Pvlizeidircktor der Stadt, General Zertuche, erklärte heute, daß der Mörder des Generals Obregon, Josö de Leon Toral, ein umfassendes Geständnis abgelegt habe, daß er aber noch keine Einzelheiten nntteilen könne. Er erwähnte ferner, daß die römisch- katholische Geistlichkeit die Polizei bei der Untersuchung der Mordtat unterstütze und fügte hinzu, der zuruckgctrctcne Arbcitsministcr Morones halte sich, wie gemeldet werde, ver borgen. Der Mann, von dem Toral anscheinend die Pistole erhallen habe, sei nach den Vereinigten Staaten geflohen. „Osscrvatore Romano" zur Ermordung Obregons. In? Anschluß an in der europäischen Presse wicdcr- gegcbcne Erklärungen des Präsidenten EalleS, wonach der Mörder Obregons cingestandcn habe, zu seiner Tat aus religiösen? Fanatismus bestimmt worden zu sein, veröffent- licht daS Organ des Papstes „Osscrvatore Romano" eine offiziöse Erklärung, in der es heißt, daß der Heilige Stuhl und sedcr Katholik dieses schreckliche Verbrechen auss tiefste verabscheue und verurteile. Wenn der Präsident Calles die Verantwortlichkeit für den Mord der Aktion der Klerikalen zuschrcibe, so müsse hiergegen protestiert werden. Zur Klarstellung sei es zu begrüßen, daß man den Täter vor ein ordentliches Gericht bringen wolle. Der Heilige Stuhl sehe in aller Ruhe den Ergebnissen des Prozesses entgegen in der Gewißheit, daß die Katholiken Mcrikos weder tat sächlich noch moralisch irgend eine Schuld an der Ermordung Obregons trügen. iWT.B.j Die Durchreise Nobiles durch Deutschland. Berlin, 24. Juli. Wie an amtlicher Stelle verlautet, hat die italienische Gcsandtschast bei der RcichSbahndircktion einen Tondcrschlafwagcn bestellt, der siir de» heimreisendcii General Nobile bestimmt ist. Dieser wird die Rückreise, ohne die NrichShauptstadt zu berühren, über die Strecke Warnemünde— Schwerin—Magdeburg—München—Vcron» antrctcn. Offiziell lvird von der Anwesciiheil Nobiles leine Notiz genommen. * Die Frau des Funkers der „Jtalia" Viagi wurde von einem Mädchen entbunden. Die römischen Kollegen Biagis linkten die Nachricht dem an Bord der „Eitta di Milano" be findliche» Vater und fragte» an, welchen Namen er seiner Tochter geben wolle. Viagi anlwortctc, er möchte gern, das? daS Kind Jtalia genannt werde. Tatkräftige Suche nach Amundsen. Troinsö, 24. Juli. Der Direktor des meteorologische« Institutes, der die Polarexpcditioncn mit meteorologische« Berichten versorgt, hat den wahrscheinlichen ,vetteren Kurs des Flugzeuges „Latham" berechnet, falls es bei der Bären, inscl gelandet sein sollte. Ans Grund dieser Berechnung wird der Meteorologe Devold in Regkcitnnq von süns Fischern mit dem Motorschiff Terningen von Tromsö »ach Grönland ähren, »m alle Lebensmittel-Denats ans der Ostkttstc Grön lands aufznsnchcn. Das französische Schiss ..Ponrqnoi Pas" verlies, gestern abend Tromsö in westlicher Richtung, nm an der aan c» Küste Grönland- „nd evtl, an, Rande des Eises »ach den Verschollenen zu suchen sW. T. B )