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Dresdner Journal : 08.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188911082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-08
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 08.11.1889
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Freitag, den 8. November, abends .V 261 DreÄmerÄmmal Der Feuilleton 7 Der Afrikareisende. ErjShlung von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) roa Lukao<it(suaxeii »llo^Lrto: l.«ip»x: H. Lran^tetter, Lowmiosiovllr <te» Vrssüuor ^oarnuto; LLmdar<s L-rUn Visa L«tp«tA - L»„l Lr»»l»a rr-sklart a. «. VoAter; Lorlta Vi«a Sawdur^- rraU-Lotprix 7i^»Ilkurr a. N. ->lU»cv«u: /tuet. ^to««e,' ?«n« l-ouckoa L»rUu rra»ktaet » N >tult^»et: Daud« u t?oL«rUo: /nvattrten^ant, ÜSrUl»: Ltüiter« ^acd/vtAer, Lauaovr: 6. ScLSmtee, L»U« ». I.: F LarcL «. Oo. Herunoxoderr LSuizt. krp'-ciition üe» vr«»<tasr lloumslls. Vrvsüen, 20. kernopreed-^nicdtu,»: Xr. ILÄL. Dresden, 8. November. Die ungarische Armee. Im ungarischen Abgeordnetenhause stand dieser Tage der Antrag des Abg. Jranyi auf der Tages« ordnung, den LandesverteldigungSwinister Fejervary ,n Anktagezustand zu versetzen, weil er, entgegen den bestehenden Gesetzen, die Verwendung schwarz-gelber Signalfahnen bei der Honvedarmee geduldet und ver teidigt habe. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde dieser gänzlich haltlose Antrag des Führers der äußersten Linken mit erheblicher Mehrheit abge lehnt, aber schon die Thatsache, daß er überhaupt ge stellt werden konnte, ist bedeutsam genug, um n cht ganz außer acht gelassen zu werden. Sie zeigt wieder einmal, daß dem ungarischen Chauvinismus selbst die nationale Landwehrarmoe noch nicht national genug ist und daß das eigentliche Ziel der Partei des Abg. Jranyi di: Trennung des gemeinsamen Reichsheeres in rine österreichische und eine ungarische Arm-e oder mit anderen Worten die Personalunion mit Österreich ist. Zur Erreichung dieses Ziel- ist den Nationale tätSsanatikern in Pest jeder Mittel recht; selbst eine Sache von so gänzlich untergeordneter Bedeutungwie die Frage der Sianaliabnen wird dazu benutzt, um de» Vorwurf g'gei Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Leuedig, 7. November. (W. T. B.) herein nicht die Rede sein. Und zum Glück kam mir rechtzeit'g die einzige Eingebung, welche hier zu einer Rettung führen konnte. Mein „Fidelio" war beim Anblick des scheuen Pferdes unruhig geworden und batte die Ohren nach hinten gelegt; aber obwohl ich fühlte, wie seine Flanken flogen, brauchte ich ihm doch nur eine leichte Hilfe zu geben, um ihn zum Gehorsam zu bringen. Ich erwartete das Heran kommen MorstädtS nicht erst, sondern ich warf mich ihm in der schärfsten Gangart entgegen. Der fürchterliche Zusammenprall, welcher demnach un ausbleiblich war, konnte freilich für jeden von uns schlimm genug ablansen; aber ein Sturz in den Steinbruch wäre sicherer, unzweifelhafter Tod gewesen, und das konnte ich vor weinen Augen un möglich geschehen lassen, auch wenn e» sich, wie zufällig gerade hier, um einen Menschen handelte, dem ich eher feindlich als freundlich gesinnt war. Alle» die» hatte sich natürlich unendlich viel schneller vollzogen, al- ich eS erzählen kann. Kaum eine Minute, nach dem ich des Kameraden ansichtig geworden war, hatte sich die Katastrophe auch schon zugetragen. Ich fühlte etwa» wie einen heftigen Schlag gegen die rechte Seite meine» Körper-, eS war mir, al- würde ich blitz'chnell im Krelse hrrumgedreht und daun sehr unsaust zu Boden geschleudert. Bor meinen Augen that sich- wie ein ungeheurer Abgrund auf, in welchem tausend Feuer» garben wild durcheinander schoflen. Etwa- unerträg lich Schweres und Drückendes lag mir auf der Stirn; aber ich hatte durchaus keine eigentliche Schmerz empfindung, und ehe sich eine solche fühlbar macheu konnte, hatte mich das Bewußtsein bereits verlasse». Später erzählte man mir, daß uns Feldarbeiter go- und für sich leicht begreiflich war, wandte sie sich scheinbar ganz unvermittelt an ihren Begleiter: „Sie haben im letzten Feldzuge grkämps», Herr Graf?" Der Rittmeister neigte bejahend da- Haupt. „Ich bin glücklich, daß mir diese Auszeichnung zuteil geworden ist!" erwiderte er. „Er mag jenseits der Vogesen manchen geben, der sich meiner nicht ge rade mit Wohlwollen erinnert." „Und Sie sind unvei wundet geblieben?" „Bis auf einen ganz geringfügigen Streifschuß — ja! E» war mir eben Vorbehalten, mein Blut bei einer minder ruhmreichen Aflaire zu lassen." „Sie sprachen von einem Unfall, der so traurige Folgen für Sie gehabt?" „Jo, obwohl die eigentliche Veranlassung ein Un fall war, der einem anderen zustieß. Ein fataler Zu fall. der übrigen» stündlich auch jedem anderen Retter passieren kann." „Wäre e» Ihnen peinlich, er mir zu erzählen, Herr Gras?" „O nein! Nur fürchte ich, Eie zu langweilen! Doch ich will eS kurz machen! Al» da» unangenehme Ereignis geschah, garnisonierte ich noch nicht in WandSbeck, sondern in Bre»lau, denn ich diente da mals bei den Kürassieren. Als eifriger Reiter pflegte ich an dienstfreien Togen gern weitere Ausflüge zu machen, und auch die Kameraden thaten zum größten Teil das Gleiche. Ich hatte damals eine« Vollblut hengst von außerordentlichen Eigenschaftea, ein Tier, da» um seiner Klugheit und um seiner Tugenden willen in der That verdien» hätte, etwa» bessere» als ein Vier füßler zu sei». ES war zuverlässig und im eigentlichsten die Regierung zu schleudern, dieselbe wolle Ungarn- Unabhängigkeit vernichten, seine Verschmelzung mit den österreichischen Provinzen herbeiMren. Daß die ungarische Unabhängigkeitspartei in diesem Kampfe Erfolg haben könnte, darf freilich als völlig ausge schlossen gelten; jedoch ist nicht zu vergessen, daß die selbe einen nicht unbedeutenden Anhang in der Be völkerung bat, und daß die Unbeliebtheit der Armee im Lande ihren Bestrebungen fördernd zur Seite steht. Diese Unbeliebtheit erstreckt sich in erster Linie freilich nicht sowohl auf die ungarische Landwehrarmee, son dern vielmehr auf da- gemeinsame stehende Heer Osterreich-UngarnS; sie ist auch k ine-wegS bloß ein Merkmal der Oppositionsparteien, man begegnet ihr in allen Kreisen der Bevölkerung Man bestreitet zwar nicht den Nutzen und die Notwendickeit der Armee, steht ihr aber doch al- militärischer Institution im großen und ganzen recht kühl gegenüber. Welches sind nun, so kann mbn fragen, d'e Gründe dieser Er scheinung, die um so ausfallender erscheinen muß, al» die gemeinsame Armee Ungarns zur Hälfte auS Lan- deSlindern besteht und zum großen Tru auch im Lande selbst garnisoniert, wodurch wieder, wa- sür sie ver wendet wird, der Bevölkerung zu gute kommt. In eimm au» sachkundiger Feder herrührenden Aufsätze der Münchener „Allg. Ztg." wird diese Frage in fol gender Weise beantwortet: Daß die Dienst- und Kommandosfrrache der ungarischen Armee die deutsche ist, erscheint in den Augen der Parlamentsopposition ein gewaltiger Stein des Anstoßes und gefällt auch weiteren Kreisen nicht, aber so verständig ist doch die Mehrzahl der Bevölkerung, um zu begreifen, daß militärische Rück sichten die Anwendung mehrerer Sprachen in einer einheitlichen Armee verbieten: einheitliche Verteidigung des Reiches, einheitliche Armee, eine Sprache. Aus der Gemeinsamkeit der Armee folgt zwingend, daß diese Armee nur eine Dienst- und Kommandosprache haben dürfe. Die ungarische kann es nicht sein, irgend eine slawische Mundart wäre noch weniger genehm; also muß es die deutsche Sprache sein. Darüber sind die Leute klar und dieser Umstand ent fremdet die Armee der öffentlichen Meinung in Ungarn wohl auch nur insoweit, a'S d.e deutsche Dienstsprache dem in der Armee herrschenden deutschen Geiste entspricht. Man befürchtet in den „national" ge sinnten magyarischen Ki eisen, daß die in der gemein samen Armee als Berufsoffiziere dielenden jungen Ungarn dem Vaterlande und der Nation entfremdet würden; die Armee übe einen germanisierenden Ein fluß auf dieselben aus. Die gleiche Klage erheben die Tschechen: die Armee sei eine GermanisierungS- anstalt für die nicht deutschen Stämme der Monarchie. Die Zeiten scheinen zwar vorüber, wo man sich in Ungarn vor einer Germanisierung der Nation zu fürchten Anlaß hatte; man fühlt sich einerseits doch fest auf dem eigenen nationalen Boden und andrerseits müßte man, wollte man Befürchtungen hegen, eher die Slawen fürchten und sich vor einer eventuell beabsichtigten Slawinerung zu behüten trachten. Würde übrigens der Sohn in der Armee Carrii-re machen, rasch gut versorgt sein, so dürften Vater und Mutter doch vielleicht vor dem in den Schoß der Familie eingedrungenen deutschen Geiste ein Auge schließen und denselben eher gut heißen. Nun kommen wir damit zur praktischen Seite der Frage: eine Brotfrage kann man sie nennen. Die Offiziere ungarischer Nationalität bringen es in der Armee nicht weit, sie machen keine Carrwre, eS herrscht in der Armee das deutsche Element vor ^nd dieses, heißt es, verdrängt alle anderen, läßt nur Deutsche aufkvmmen. Hier muß wieder daran erinnert werden, daß die Tschechen die analoge Beschwerde erheben: ein Tscheche könne gegenüber den masscnhast vertretenen Deutschen in Ker Armee nicht auskommen. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, ssrofeffor der (itteratur- und Kunstgeschichte. kür vier^IMirUek 2 H SO kk., äen üsntteke» viertel- Mirliok » K; »u»«vrU»ld 6«, ä«ut«eüell Leiek«« tritt kort- uoä 8tvwp«1ra«:KI»^ tlivro. kür 6vn viasr kleiner SeUrist 2V kL vutsr ,L»»se»»oät" äis 2«il« SO kk. Lei luvst Iso- voll 2itkerv8utt vnttpr. Lesekelaeur lÄztiek mit ^u,v»tiw« äer Lonn- uoü keisri»^ Ldeoüs. kvi-niprsoli-Ansolilu»»: Ilr. ILSb. Gemeiuderat beschloß iu seiner heutigen Sitzung, zum festlichen Empfange Ihrer Majestäten de- Kaiser- Wilhelm und der Kaiserin Augusta Viktoria alle erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Die Mitglieder de- Gemeiuderat- wer- deu Ihren Majestäten nicht nur bei der Ankunft in festlich geschmückten Gondeln und Barken bis zum Hafen von Malamocco eutgegrnfahreu, son dern auch Sr. Majestät dem Kaiser bei der Wei- lerfahrt nach Monza bis zum Bahuhofe das Ge leite geben. Zu Ehren Ihrer Majestät der Kai- serin, welche wahrend der Dauer ihre- hiesigen Aufenthalte- an Bord der „Hohenzollern" woh- ven wird, ist eine glänzende Beleuchtung drS Becken- von Sau Marco in Aussicht genommen. London, 7. November. (W T. B.) Der Kard ual Manning, der Lordmayor uvd der De putierte Buxton richteten ein Schreiben an die Lichterschiffsfirmru, in welchem sie die Annahme der Forderungen der Arbeiter dringend empfehlen. Infolgedessen beschloß da- Komitee der Arbeiter die Ausführung de- gestrigen Beschlusse-, die Barken der unnachgiebigen Firmen weder zu be frachten, noch zu rntfrachteu, aus 48 Stunden zu verschieben, um die Antwort der Inhaber abzu- warten, welche voraussichtlich günstig sein wird. Amtlicher Teil. Dre-den. 8. November. Auf Allerhöchsten Be fehl Sr. Majestät des Königs wird wegen erfolgten Ableben- Sr. Durchlaucht des Fürsten Earl III. von Monaro am Königlichen Hofe die Trauer auf drei Tage, von Freitag, den 8. bl- mit Sonntag, den 10. November in Verbindung mit der bereit- an gelegten getragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor deS landwirth- schastlichen CreditoereinS im Königreiche Sachsen, Rechtsanwalt vr. Mehnert in Strehlen das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Ritterkreuz des Sachsen - Ernestimschen HauSordenS annehme und trage. Sinne d«s Worte- gehorsam bis m den Tod. Jam mer genug, daß eS ihm nicht beschirden wir, auf dem Schlachtfeld« unter seinem Reiter von einer ehrlichen Kugel zu fallen! Doch war sein Enke für ein Soldaten pferd immerhin noch ein ehrenvolle-l Wir — da» heißt: mein „Fidelio" uud ich — waren auf dem Heimwege von einem laugen und aastrengeuden Ritt. Ich hatte ihm gerade an dem Tage ungewöhnlich viel zugemutet und merkte wohl, daß er sehr ermüdet war. Darum erlaubte ich ihm auf der bequemen Chaussee einen gemächlichen Schritt. Plötzlich vernahm ich deu rasch näher kommenden Hufschlog eine- anderen, an scheinend iu rasender Eile dahergaloppiereuden Pfer de-, uud al- ich i» nächsten Augenblick die Stelle erreichte, wo ein schmaler, ziemlich steil abfallender Fahrweg die Landstraße durchschueidet, übersah ich mit einem einzigen Blick eine sehr unangenehme Situa tion. Der Reiter, welcher da mit so ungewöhnlicher Schnelligkeit herangesaust kam, war der Premier- lieutenant v. Morstadt, einer meiner Kameraden, und der Gaul, welcher im ganzen Offiziercorp» al» ein ungewöhnlich störrige» Pferd bekannt war, ging offeu- bar mit ihm durch. Da» wäre nuu an und für sich vielleicht gar nicht so gefährlich gewesen, wenn nicht jen- seit» der Chaussee, und kaum fünfzig Schritte von ihr entfernt, ein Steinbruch gelegen hätte, bi- zu dessen oberen Rande eben jener abschüssige Fahrweg führte. Daß Morstädt da- wild gewordene Tier zum Stehen bringen oder auch nur hrrumwersen würde, ehe er jene verhängnisvolle Stelle erreicht hätte, schien so gut wie arnz unmöglich. Die Zeit, welche dazu zur Verfügung stand, zählte nur nach Sekunden, uud von langen Er wägungen und Überlegungen konnte darum von vorn- Tagesgeschichte. Dre-den, 8. November. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Königl. Hoh-tten der Prinz Georg und die Prinzessin Matbilde wohnten heute vormittag einer zum JohreSgedächtni» weiland Ihrer Majestät der Königin MuttH (-f- 8. November 1877) in der Privatkapelle de- königlichen ResidenzschlosseS abgehaltenen Seelen messe bei. * Berlin, 7. November. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin befinden sich auf der See reise nach Venedig. — Se. Majestät hat dem Reichs kanzler Fürsten BiSmarck ein Telegramm zugehen lassen, das heute Nachmittag hier eintraf. Es hat folgenden Wortlaut: „Nach einem Aufenthalt, der einem Traume gleicht und welcher durch die frei gebigste Gastfreundschaft des Großherrn zu einem paradiesifchen gemacht worden ist, passiere Ich soeben bei schönem Wetter die Dardanellen. Wilhelm I. k." — Dem Magistrat und den Stadtverord neten von Berlin ist auf die anläßlich der Ver mählung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Sophie an Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich gerichtete Glückwunschadresse das folgende Antwortschreiben zu gegangen: „In gewohnter Anhänglichkeit haben der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin Mich auch diesmal, au» Ber» anlaqung der Frier der Vermählung Meiner Tochter, der Prin» zesiin Sophie von Preußen mit dem Kronpnnien von B-iechen- Ntlly konnte nicht darüber im Zweifel sein, daß er die Blumen an ihrem Busen meinte; aber sie gab sich doch den Anschein, al» habe sie ihn mißverstanden. Mit wenigen Schritten hatte sie einen fast baumartig verzweigten, mit Blüten und Knospen überreich be deckten Stock zartgelber MoschuSrosen erreicht und eine der voll entwickelten, süß duftenden Blumen ge brochen. „Sann Ihnen eine so winzige Gabe Freude be reiten", sagte sie, dieselbe dem Grafen überreichend, „so würde ich gewiß sehr ungastlich handeln, wenn ich sie Ihnen weigerte. Sie konnten in Wahrheit kaum ein geringeres Geschenk erbitten, Herr Graf!" Walderod« nahm die Rose mit einer Verbeugung in Empfang, ohne ein Wort zu sprechen, und wer ihn scharf beobachtet hätte, würde vielleicht ein leises Zucken um seine Nasenflügel bemerkt haben Gleich darauf sprach er jedoch mit unveränderter Liebenswürdigkeit von anderen Dingen. Sie hatten das große Ge wächshaus verlassen und standen nun auf derselben Stelle, an welcher Nelly vor kaum zwei Stunden mit Burkhardt geplaudert hatte. Trotz der Gegenwart des Grafen beschäftigte jenes Gespräch, da» ein so uner- . wartete» und peinliche» Ende gefunden, von neuem ihre Gedanken, und in einer Jdeenverbtndung, die an ordnungSwegr abgeholfen werden, nachdem die Sache selbst schon in den Delegationen zur Sprache gekommen war. Bezüalich der Prüfungen der Reierveosfiuere bot, wie brkannt, das neue Wehrgrsetz verfügt; für die Prüfung, welche zur Aufnahme in die Kneg»»chule berechtigt, wird aber noch immer die volle Behenschung des Deutschen verlangt, und mit Recht. Wer die diplomatische Tariere wühlt, muß neben der drmschen noch der franrösischen Sprache mächtig sein, wer die militärische Carriere einschläqt, soll der Rutschen Sprache mächtig sein. Daran kann wohl niemand An'wß nehmen Einige Unlust der Jugend, sich dem Stande zu weihen, d.r am meisten Seldstentsagung erheischt, einige Schwierigkeiten, die ihr bereitet werden — durch Menschen und Umstände — erklären also das Ver halten selbst des gemäßigteren Teiles der Bevölkerung Ungarns gegenüber der gemeinsamen Armee: die Chauvinisten feinden sie geradezu an, und da muß gegenüber der gegenwärtigen Regierungspartei der Vorwurf erhoben werden, daß sie sich wenig energisch zeigt in der Abwehr dieser Angriffe auf das Hier, als ob sie auch hinüberschirlen wollte nach der selbständigen ungarischen Armee und sagen wollte: wir möchten sie auch haben, aber jetzt geht es noch nicht. S.lbst» verständlich ermutigt sie damit nur die Bestrebungen der radikalen Partei. In keiner Phase der neueren Geschichte Ungarns hat ein ungarisches Heer ex stiert, nicht in der Praxis und nicht un Gesetze, w>e dies schon Deük im Jahre 1867, als die H^resfiage im Ausschüsse, der den Ausgleich beriet, vorkan, weit- läufig ausgeführt hatte. Das selbständige Heer wäre die Personalunion, in der Armee sei E'w ett not wendig, und daran müsse man schon aus Rücksicht auf die Beschaffenheit der modernen Armee festholten. Mit der selbständigen Landwehr ist des Guten jedenfalls genug gethan worden, besonders da sie auch angefeindet wird, wenn sie nicht jedes «Band, das sie mit der ge meinsamen Armee verbindet, durchschneidet. Deäk und seine Ge> offen haben mit überlegtem Vorsatz d e Armee als eine einheitliche hingesteüt: dessen sollien sich alle erinnern, die auf der Basis der 1867er Gesetze stehen, und darum nicht an der Einheit der Armee rütteln. WaS ist nun in betreff der Klage der Ungarn die Wahrheit? Thatsache ist es wiederum, daß sich iu den höheren Chargengraden der Armee wenige Ungarn befinden und schon von der Stabsosfiziers- charge angefangen, weit weniger als der Bevölkerungs- zahl entspricht. Unter den 20 höchstgestellten Generalen der Armee (CorpSkommandantrn, Inspektoren und Chefs der verschiedenen Waffen) zählt man heute bloß zwei Ungarn, den kommandierenden General in Ofen, General der Kavallerie Graf Pejacsevich, und jenen in Siebenbürgen, Feldmarschalllieutenant Baron Szvetenay. Ebenso gering ist die Zahl der Generale und Feld- inarschalllieu'enantL ungarischer Nationalität, wie uns ein Blick in die Rangliste überzeugen kann, etwas größer die Zahl der Obersten, aber immer noch nicht dem Ver hältnisse entsprechend. Hierbei dürfen wir uns jedoch durch zahlreiche ungarische Namen nicht irre machen lassen, die Genera!en und Obersten der Honvedarmee angehören, denn diese stehen in ders-lben Rangliste, wie die Obersten und Generale der gemeinsamen Ar mee, um die allein eS sich hier handelt. Die maß gebenden militärischen Faktoren sagen, sie könnten keine Ungarn in höhere Chargen befördern, weil eS keine Ungarn in den niederen gebe: die Ungarn entgegnen wieder, sie würden schon in den niederen entfernt, pensioniert, die deutschen Generale bevoriugten die deutschen Stabsoffiziere u. s. w.; der ungarische Jüng ling trete daher mit Zagen als Berufsoffizier in dre Reihen der gemeinsamen Armee ein, denn er fürchte für sein Fortkommen. Sicher ist es, daß auch die Zahl der subalternen Offiziere und der Hauptleute ungarischer Abstammung weit unter der Vcrhältmszahl steht, wie es andrerseits ebenfalls unbestritten ist, daß die Ungarn, wenn sie sich auch entschlossen Haden, in der Armee zu dienen, dieselbe häufig schon als Ritt meister oder Hauptleute verlassen. Die Sache ist sogar im Reichstage zur Sprache gekommen, und zwar mit Bezug auf die Honvedarmee, in der sowohl Mangel an Offizieren überhaupt, als auch speziell an für die Stabsosfizicrscharge geeigneten Hauptleuten herrscht, weil die ungarische Jugend auch in den nationalen Truppenkörper nicht gern eintritt, um aktiv in dem selben zu dienen, und wenn sie eingetreten, denselben früher verläßt, als e» für den Dienst zuträglich ist. Es scheint also bei der Jugend Ungarns überhaupt einige Unlust gegen den Militärstand zu herrschen, sie will sich dem Zwange desselben nicht fügen und drängt in die Livilämter, trotzdem daß diese ihr besonders ansänglich nichts weniger denn eine anständige Ver sorgung zu bieten im stände sind. Beim Crott glaubt sie jedoch ein Fortkommen zu finden, während es vom militärischen Berufe, wie schon ausgeführt, allgemein heißt, daß der Ungar bei demselben nicht fortkomme. Einen Einfluß darauf nimmt aber, falls an den be treffenden Beschwerden wirklich einiges wahr sein sollte, zunächst wohl wieder die in Österreich-Ungarn sich überall in den Weg legende Sprachenfrage. Der un garische Jüngling, »n ungarischen Schulen ausgebildet, tritt gewöhnlich mit mangelhafter Kenntnis der Deut schen in dre Armee und insolgedessen befindet er sich schon im Anfang seiner Carrwre im Nachteil gegen über seinen Kameraden; seine schriftlichen Ausarbei- tungen, seine Prüfungen halten den Vergleich mit jenen seiner Kameraden deutscher Nationalität nicht auS. Offiziere ungarischer Abstammung waren und sind auch noch immer in der Kriegsschule spärlich ver treten, die bald allein den Zugang zu den höheren Chargen in der Armee eröffnen wird, da wenige im stände sind, die Prüfung zu bestehen, welche über die Aufnahme des Bewerbers entscheidet, weil sie die deutsche Sprache nicht vollkommen beherrschen. Selbst die in die Militär-Akademien eintretenden ungarischen Jünglinge hatten unter diesem Umstande zu leiden, und eS mußte diesem übrlstande im Ver-
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