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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Erscheint mit «vSnahme der Soim- . »- Preis für da« Vierteljahr 1^ Thaler. ,/M I 7 und K-ftta-e tügltch Abend« und ist T0NlMveNv, von 19. Ttmemver. Insertion«.Gebühr.» für den Rau» H « durch alle Poftanstalten «u beziehen. einer gespaltene» Zelle t Reugroschen. » Sll ------- -.-L..-. ^7-.^-. > t! ' , ' 1 > II»' 1--U > m E.-.-T- Nichtamtlicher LHeil. Illebersicht. ^^Aksgeschichtt. Telegraphisch, Nachrichten. — Wien: Cavaleriemanöver. Schleppdampfschifffahrt auf der Donau. — Prag: Die Westdahnangelegenheit. Zur ZeilunqSstempelsrage. Eine Literalurzeitung. — Teplitz: Dir Aclienunternebmungen im Bieiaihale. -— Berlin: Schlußsitzung der Versammlung der evangelischen Freunde. Rußlands Haltung in der holsteinischen Angelegenheit. — Stuttgart: Der bevoistehende Kaiserbesuch. — Wei mar: Kaiser Alexander. — Darmstadt: Die Kaiserin von Rußland zurück. — Frankfurt: Der Wohlthätig- keitscongreß. —Paris: Die Versammlung der Aktionäre der Oairse genöruie tie-r (^kemin; rle (er. Die Note deS „Moniteur" wegen angeblicher englischer Werbungen. Die Manöver bei ChalonS DaS englische Geschwader in Al st'". Zur Reise des Kaiser«. Von der Börse. — EalaiS: Der Herzog von Cambridge. — Brüssel: Eongreß der Augenärzte. — Bern: Zur Oronangelegenhrit. — Ma drid: Mmisterkrisis. — London: EabinetSconseil. Herr Sullivan noch am Leben. Kriegsmaterial für Indien. Waffenablieferung in Belfast. — Stockholm: Die Re- genkschaft-frage. — Athen: Herr Mercier. KalergiS. — Ostindien: Au« den Nachrichten der neuesten Ueberland- post. — New-Pork: Di» Finanzkrisis zu Ende. Der Mcrdangriff auf Herrn Sullivan. Local- und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Verhandlungen der Stadtverordneten. — Meißen: Ein weihung des neuen Schulgebäudes. Feuilleton Inserate. TagrSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. London, Donnerstag, 17. September, Nachmit tags. Eine officielle Depesche mit Nachrichten auS Indien meldet, daß Lord Elgin mit VVO Mann auS Hongkong in Kalkutta eingetroffeu sei. Die Entsetz- ring Agras ist sehlgeschlagcn, der Verlust der Eng länder hierbei war bedeutend. General Outram ist zum Eommandeur der Divisionen von Dinapur und Kawnpur ernannt worden. Wien, 17. September. (W. Bl.) Das Cavalerielager bei Parendorf wurde vorgestern von den hierzu bestimmten Cavalrriercgimentern bezogen und wird dasselbe bis Ende dieses Monats in Permanenz bleiben. Die Ordre-de-Bataille der lagernden Truppen ist folgend,: u) Division: Montenuovo. 1. Brigade Palffy: König Württemberg- und Preußen-Husa ren; 2. Brigade Schönberger: Radetzky-Husaren, Großherzog Toscana-Dragoner, Erbgroßherzoq Toscana-Dragoner; 3. Bri gade Vetter: Eivallart-Ulanen, Prinz Karl von Preußen-Kü rassiere und König Max von Bayern-Kürassiere. K) Division: Veigl. 4. Brigade Holstein: Savoyen-Dragoner, Horvath- Dragoner, Kaiser-Ulanen Nr. 6. 5. Brigade Sternberg: Kaiser Nikolaus Kürassiere,Herzog vonBraunschweig-Kürassirre, u. Kai ser Alexander-Ulanen. Diese Truppen formiren 99Schwadronen mit 48 Geschützen. Heute findet das erste große Manöver vor Sr. Majestät dem Kaiser statt. — Der eine der beiden großen Remorqueure der Donaudampsschifffahrtsgesellschaft, von besten Probefahrt im Beisein deS österreichischen General konsuls in New-Kork, Herrn Loosep, neulich in den Blättern die Rede war, hat seine erste Dienstreise gemacht. Da« Re sultat derselben ist, wie wir vernehmen, ein durchaus befrie digendes. Der „Pontus" langte am 10. d. M- mit 18 Schleppschiffen im Tau mit einer Ladung von 73,590 Metzen Getreide von der Theißmündung in Pesth an und legte die sen Weg in 123 Fahrstunden zurück. Der ander, der beiden Remorqueure, „Europa", wird nächstens in den Verkehr treten 6 Prag, 17. September. Ich hatte Ihnen letzthin von Verhandlungen geschrieben, die zwischen Herrn Ritter v. Lä- mel und der StaatSregierung wegen Ueberlastung der böhmi schen Westbahn an letzter« gepflogen werden. Herr v. kä me! hat diese Nachricht, welche übrigens auch von der officiellen „Krakauer Zeitung" mitgetheilt wurde, in einem hiesigen Lo calblatte dementiren lasten, weshalb wir nicht zaudern wollen, unsre frühere Mittheilung zu verbessern. Immerhin aber scheint eS uns sehr zweifelhaft, ob die genannte Bahnlinie wirklich zum festgesetzten Termine 1860 von den Eoncessionären au-gebaut sein wird, da jetzt noch beim Herannahen deS JahreS 1858 von keiner Bauvornahme die Rede ist- — Die Nachricht der „Oesterr. Atg." von der Vereinigung der Führer der hiesigen Prrste und Verleger zu dem Zwecke, eine gemein schaftliche Petition in Sachen des einzuführenden Zeitung-- stempelS an das Ministerium zu richten, ist, wie ich Ihnen zuverlässig mittheilen kann, vollkommen unwahr. Nach den neuesten aus Wien hier «ingelaufenen Briefen kreuzen sich vielmehr noch immer in den kompetenten Kreisen die Mei nungen für und wider die Stempeleinführung und es ist überhaupt noch nicht ausgemacht, ob der Todesstoß, welchen man durch eine solche Maßregel der unabhängigen österreichi schen Journalistikversehenmöchte,wirklich auSgeführtwerden oder unterbleiben soll. — Vom Oktober laufenden JahreS sollen unsre hiesigen Zeitungen um eine neue vermehrt werden. Die hiesige sehr thätig» Verlagsbuchhandlung Kober — be kannt als Herausgeber des „Album« deutscher Original romane" — läßt nämlich eine kreische Literatmzeitung er scheinen , al« deren Redakteur der Schriftsteller Schmidt- WeistenfelS gewonnen ist, der seit einiger Zeit hier seinen Aufenthalt genommen hat. <5 Teplitz, 16. September. Die reichen Naturschätze unser« Landes bieten dem Capital noch so viel Wege zu besten fruchttragender Verwendung, daß jedes neue großartige Unternehmen auf Ausbeute derselben mit Freuden begrüßt wird. So verspricht man sich jetzt von der projectirten Aktien gesellschaft für Industrie und Bergbau im Bielathale (zu Brüx) für dortige wenig Arbeit bietende Gegend und der-n zahlreiche Arbeiterbevölkerung entschiedenen Dortheil. Es wird dadurch einer großen Zahl Leute nicht nur dauernder, sondern auch reichlicher Verdienst zugeführt werden, während den Unternehmern selbst nach aller Wahrscheinlichkeitsberech nung ein ansehnlicher Gewinn in Aussicht steht. — Die be reits vielfach in Bau genommenen, mehrfach schon voll endeten Eisenbahnlinien sind zu Hebung unsrer Industrie ein mächtiger Hebel; auch dir von genannter Gesellschaft rr- worbenen Areale liegen unweit Teplitz und Brüx im frucht barsten und schönsten Theile des Böhmerlandes, durchschnit ten von der im nächsten Sommer ihrer Vollendung ent- gegtngkhenden Eisenbahn von Außig nach Teplitz, welche demnächst weiter über Brüx nach KarSbad, Eger und der bäurischen Grenze zugeführt werden soll. Schneller und bil liger Transport ist sonach der Gesellschaft gesichert und der Betrieb ihrer Fabriken und Kohlengruben auch sonst durch alle Bortheile begünstigt: die Näh« der Elbwasterstraße, bil lige Arbeitslöhne, vorzügliche« Rohmaterial und besonder« Brennstoff in unerschöpflicher Menge. U Berlin, 17. September. Nachdem Se. Majestät der König der gestrigen Nachmittagssitzung (nicht VormittagS- sitzung, wie gestern irrthümlich gemeldet ist) deS evangeli schen Bund,« beigewohnt hatte., beehrten heute Vormittag Ihre königlichen Hoheiten der Prinz von Preußen, der Prinz und di« Prinzessin Karl die Sitzung desselben. Di« prinz- lichen Herrschaften erschienen gleich nach eröffneter Sitzung, wurden von den Mitgliedern de« Localcomitös, Commerzien- rath Behrendt, Justizrath vr. Kohlstock und Prediger Arndt empfangen und in die königl. Loge, sowie an ihren Wagen geleitet. Der Prinz von Preußen verweilte bi« nach dem Schluffe der Sitzung, Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Karl bi« '-tzl Uhr. In der königl. Loge wohnte auch, wie bei allen früher« Sitzungen, der Ritter Bunsen den Verhandlungen bei. Den Vorsitz an diesem letzten Sitz- ungStage der Versammlung in Berlin führte der Rektor der Hallenser Universität, Professor I)r. Moll au« Halle. Mit der Tagesordnung für heute verband man die unerledigt« der NachmittagSsitzung, welche am Freitag durch die Fahrt nach Potsdam zu Sr. Majestät dem Könige au-gefaltsn war. Man hörte heute über die Verhältnisse evangelischer Christen im AuSlande 14 Redner, von denen die Meisten ein Wort d,S Abschiedes, wi, am Eröffnungstage ein Wort des Gruße- an ihre Betrachtungen knüpften, deren Schluß die Versamm lung an Stelle deS bisher vernommenen Beifalls, stets mit einem allgemeinen Amen begleitete- Der Schluß, den die Tagesordnung um 12 Uhr angesetzt hatte, erfolgte erst um 2 Uhr. Gegen die frühere Anordnung fand von ^5 Uhr ab eine letzt, Nachmittagssitzung statt. Kur; vor 6 Uhr erschienen Ihre Majestäten der König und die Königin in Begleitung eine« Kammerherrn, eine« Adjutanten und zweier Hofdamen und verweilten bi« zum Schluß der Sitzung, welche gegen 8 Uhr erfolgte. Ihre Majestät di, Königin wohnte zum ersten, Se. Majestät der König zum dritten Male der Ver sammlung bei, deren Schluß durch die Rede deS HofpredigerS vr. Krummacher und durch den Schlußqrsang einen tief erhebenden Eindruck hervorbrachte. Um 8 Uhr fand im Saale der böhmischen Brüdergemeinde die Ertheilung de« h. Abend- mahle« statt, wozu wegen d,S beschränkten Raume« nur die durch ihre Mitgliedskarten legitimirten Mitglieder de« evan gelischen Bundes Zutritt hatten. Der Bischof Gobat au« Jerusalem, welcher die Communion administriren sollte, war gar nicht nach Berlin gekommen. Berlin, 17. September. Die „Zeit" schreibt: In einigen deutschen Blättern, so wie in der halbofficiellen „Ber- lingschen Zeitung", finden wir die Mittheilungen der „Pe tersburger Correspondenz" ein,- französischen Journal« repro- ducirt, wonach das russische Cabinet von der dänischen Re gierung eine Note d,S Inhalt« erhalten habe, daß Dänemark in dem holst,inschen Conflicte sich auf weiter, Concessionen nicht einlassen werde, wonach man ferner in St. Petersburg die Anschauungen des dänischen CabinetS durchaus theile und Fürst Gortschakoff den deutschen Höfen auch seine Mei nung über diesen Gegenstand nicht vorcnthalten hab,. Wir müssen e« dahingestellt sein lassen: ob die dänische Regierung »ine Note deS angeblichen oder andern Inhalts nach St. Pe tersburg gerichtet hat, glauben dagegen gut unterrichtet zu sein, wenn wir eine Meinungsäußerung des Fürsten Gor tschakoff in der von jener Petersburger Correspondenz ange- deuteten Richtung vollkommen in Abrede stellen und auf Grund früherer - Auslassungen des russischen CabinetS die Mitteilung in Zweifel ziehen, daß man in St. Petersburg Feuilleton. Dresdner Kunstausstellung von I8L7.*) (Fortsetzung des V. Artikels.) Ein recht erfreuliches Bild ist „DaS HochzeitSmahl" von Wichmann, in Komposition, Farbe und Behandlung dem Paolo Veronese nachempfunden, doch nicht in äußerlich ge zwungener, sondern in freier, eine selbstständige Weise bekundender Auffassung. DaS Bild gehört dem sogenannten höhern Genre an, daS seinen Stoff in plastischem Geiste stylistrt; e« mahnt, wie wir eben schon andeuteten, an die lebensvoll« Leiberpracht, an den wunderbaren Farbenreiz der Venetianer, deren volle und ganze Farbenwelt der vollen LebenSbestimmung dient; dem Geiste, dem daS Leben Gegenwart ist, dem eine Welt voll Schön heit, Charakter, Lust, reichen und gebildeten Genusses zu einem Freudenfeste wird, dem „die Erde in einer goldnen, auS ihrer inner» Säfiefüllt selbst entzündeten Gluth lacht und leuchtet". Auch in dem Wichmann'fchen Bilde finden wir ein« Natur ver edelt, nicht abgeglätiet und verflacht; einen LuruS, dessen Formen großartig und schwungvoll sind; eine Lust am Adel, an der Schönheit der Form und Bewegung; eine festliche Sinnenfreude; eine üppige und doch geistig erhöhte Stimmung. — Da« Hoch- zeiifest wird in einer offenen, mit Blumen geschmückten Halle ge feiert, Len Hintergrund bildet eine in Helles Sonnenlicht getauchte Dekoration. DaS Lied de« SängerS, zu Preis und Ehr' der Braut, ist zu Ende. Der Bräutigam umschlingt im stolzen SieqeSgesühl die AuSerwählte seine« Herzen«, auf deren schönem, rosigem Antlitz ein Hauch süßen Schmerze« ruht; gesenkten *) Bgl. Nr. 16L, 166, 17S-17S, 181-183, I8Ü, 186, 1S8, 202,2OZ, 21L, 216 d. Bl. Blicke«, lächelnd erröthend, wehrt sie leise seiner Umarmung, während die stattlichen, von dcr Freude verklärten Gestalten der Gäste unter Gläserklang dem glücklichen Paare ihre Huldigungen bringen. Nur die Gespielinnen der Braut, sommernächtige, ita lienische Schönheiten, rothangeglühten, sammetweichen Pfirsichen vergleichbar, verhallen sich stiller, vielleicht einen Seufzer in be kannte Fernen sendend ; nur der Sänger, der seinen Gesang in einigen gegriffenen Akkorden, die im Geräusch deS Festes unter geben, wehmüthig verklingen läßt, blickt ernst auf die glücklich Vereinten, versunken in sehnendes Sinnen, wie in einem Meer vergangenen GlückeS, dessen Schwanenlied er vielleicht soeben gesungen hat. Der Beachtung der Künstler wird daS Verdienstliche deS Bilde« nicht entgehen; Kunstfreunde aber, die ein nur an moderne Kunstübung gewöhntes Auge milbringen, dürften sehr leicht, irregeleitet, zu vorzeitig absprechendem Unheil« sich ver- anlaßt finden. Sind wir auch nicht der Meinung, daß bei einer Nachahmung alter Meister stehen zu bleiben sei, so glauben wir doch, daß nur durch da« gründlichste Studium dieser Meister jene befriedigende, ruhige Toialwirkunq zu erlangen ist, die wir so oft in den Werken neuerer Künstler vermissen. Noch einer kleinern historischen Lomposition wollen wir hier gedenken: „Rudolph von Habsburg zerstört die Raubburgen" (Nr. 239) von Zachariä in Leipzig; daS Bild bietet zwar manche Anklänge an bekannte Gestalten, ist aber in Färbung und Zeichnung recht gelungen. G.Bach hat «in paar ansprechende Genrebilder mit frischen, sonnigen Tönen ausgestellt. DaS eine Bild (Nr. 314) stellt eine „Mittagsruhe hessischer Landleute in der Ernte" dar; da« zweite: „Sächsische Landleute, die sie über den Fluß holende Fähre er wartend" (Nr.3l5). Eine noch größere, gleichmäßigere liebevolle Dekailvollendung, wie sie un« z. B. bei den niederländischen Genremalern erfreut, würde den Bach'schen Bildern noch mehr Werth geben. „Die unterbrochene Lecture", ein Interieur von R. S. Zimmermann in München, zeigt große- technische« Geschick. Die Behandlung und Ausführung der Draperien, Goldborduren, Möbeln, Vasen, der Reflere deS Fußbodens und der kostbaren und eleganten Spielereien ist meisterhaft. Nur ist zu bedauern, daß die Staffage so mißlungen, daß die Rococofiguren so verzeichnet und schwerfällig sind und so wenig jenen eleganten Aplomb und jene bauschende Grazie zeigen, so wenig von jenem Duft um- spönnen sind, der die geistige Atmosphäre der goldnen Zeit deS Puder« und Reifrocks charakteristrt. DaS Ameublement, di« Goldleisten u. s. w., erscheinen zu neu, zu sehr arrangirt; die malerische Behandlung muß in solchen Bildern Zimmern und Geräthen mehr den Ton und Charakter de« Gebrauchten und Eingewohnten geben, sodaß sie die Wirkung machen, daß die Seele de« Menschen sich in sie gelegt, ihre Stimmung in st« übergetragen habe, wodurch sie zuletzt relativ selbstständig werden und zu einem stimmung-vollen Ganzen wie ein Naturwesen mit wirken. (Forts, folgt.) Reisebriefe auS dem Süden.*) n. Fahrt nach Dalmatien. (Fortsetzung.) E» ist schwer, von der eigenthümlichen landschaftlichen Schönheit Dalmatien«, wie sie namentlich bei einer Küstenfahrt *) «gl. Nr. 204, 206,209,21L d- »l.