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Amts- Mit Umcklilt für den Stjllff htö Elfftnffölff tag und Sonnabend. In- 5 l Expedition, bei unscrn Bo- iertionspreis: die kleinsp. O L ten, sowie bei allen NcichS- ZeilelOW UNO MMg6OUUg. Postanstalten, Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E, Hanne bohn in Eibenstock, 43. HaHrstang. — > — > - LIA. Donnerstag, den Ä. September L8NO 9. öffentliche Sitzung des Stadtvcrordncten-Colleginms Donnerstag, den 24. September ds. 3s., Abends 8 Wr im Ratfistaussaalc. Eibenstock, am 22, September 1896, Der Stad tvcrordn ctcn-Vorst chcr. V. Hannebohn. Vr»8t<^or«?nu»zr r 1) Richtigsprechung der Rechnung über die Selekta der Fortbildungsschule (kauf männische Abtheilung) auf das Schuljahr 1895/96, 2) Beschlußfassung über Fortgewährung des Beitrags zur Unterhaltung des Grüner Grabens, 3) Kenntnißnahme von dem Schreiben der König!, Generaldircktion, die Verbesserung der Zugsvcrbindung nach Dresden betr, 4) Kenntnißnahme von dem Beschluß der Königlichen Kreishauptmannschaft, die Ge währung einer Beihilfe zur Unterhaltung der Vorbildersammluna betr, 5) Kenntnißnahme von der Mittheilung des Königliche» Bezirksschulinspcctors, die Gewährung einer Staatsbeihilfe für die Fortbildungsschule betr, Hierauf geheime Sitzung, Die Diensträume der unterzeichneten Behörde bleiben Montag u. Dienstag, den 28. n. 2». dieses Monats wegen Reinigung für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Schwarzenberg, den 21, September 1896, Königliche MtWWtmaimschaft. Frhr. v. Wirsing. G Fieber Sranenrechte. Der Entwicklungsgang des politischen Lebens der Neu zeit, der allen sozialen Erscheinungen ein verstärktes Interesse zugelenkt Hal, ist auch den Frauen insofern zu Gute gekom men, als man in weiteren Kreisen ihren Bestrebungen zur Erkämpsung erweiterter Rechte eine allgemeine Aufmerksam keit zu Theil werken läßt. Die jüngsten ReichSIagSdebatten über die Stellung der Frau im bürgerlichen Gesetz haben den Beweis dafür geliefert, daß auch die gesetzgebenden Faktoren die Bedeutung der Fraucnfrage nicht unterschätzen, ivcnn sie auch noch nicht sich dazu entschließen konnten, den Wünschen der Frauen in dem weiten Umfange zu genügen, wie es die betreffenden Petitionen erstrebten. In den weitesten Kreisen bekundet sich.ein reger Antheil an der Förderung der Er werbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts und zahlreiche Ver eine und Gesellschaften haben sich diesen wichtigsten Theil der Frauenfrage zum Gegenstände ihrer werkthäligen Arbeit aus ersehen, 'Neuerding« hat auch die Frage des akademischen FrauensludiumS einen Schritt vorwärts gcthan, indem man c« an den preußischen Universitäten den Frauen ermöglicht, an den Vorlesungen Theil zu nehmen. Die Befürworter eines erweiterten sozialen Wirkungskreises des weiblichen Ge schlechtes werden daher nicht mehr über mangelhafte Berück sichtigung diese« sozialpolitischen Problems sich zu beschweren Grund haben. Eine objektive Auffassung der wirthschaftlichen Lage de« weiblichen Geschlechts wird nicht zu leugnen vermögen, daß die heutigen Verhältnisse die Frauen und Mädchen, besonders der gebildeten Mittelklassen, auf die Nothwendigkcit einer selbst ständigen ErwerbSthätigkeit Hinweisen, mag auch die Statistik die landläufige Behauptung, daß die HeirathSlust der Männer im Allgemeinen immer mehr ebnehme, nicht hinlänglich be stätigen. Schon der Ueberschuß an weiblichen Individuen im Vergleich zu den männlichen führt zu der logischen Folgerung, daß ein nicht unbedeutender Bruchthcil der ersteren unter allen Umständen selbstständig sich durch die Welt hindurch schlagen muß. Nimmt man die nicht zu bezweifelnde That- iachc, daß allerdings in den mittleren Schichten der Gesell schaft die Chancen der Eheschließung in Folge der gesteigerten Ansprüche an die Lebensführung sich verringert haben, so wird man den Mädchen die Wohlthaten einer Vorbildung für die praktischen Berufszweige, für die sich das weibliche Geschlecht als geeignet erweist, nicht vorenthalten wollen. Die radikale Gruppe der „Frauenrechtler" freilich will sich mit diesem bedingten Augesländniß, das ihnen heute selbst von grundsätzlichen Widersachern nicht mehr vorenthalten wird, nicht begnügen, sondern verlangt die vollständige Gleichstellung der Frau in wirthschaftlicher und politischer Hinsicht, weil sie von der Ansicht ausgeht, daß ein Unterschied zwischen der physiologischen und sittlichen Eigenart der Geschlechter in be ruflicher und staatsbürgerlicher Hinsicht nicht existire. Leider zeigt es sich, daß selbst unter den Führerinnen der heutigen Frauenbewegung diese extremen und durch ihren Radikalismus den billigcnSwerthen Zwecken der Bewegung schädliche Richt ung namhafte Vertreterinnen findet und daß die Gefahr einer Hinübersührung der Frauenbewegung in den Strudel eines utopistischen Smanzipationsdranges immer näher rückt. Es kann nicht laut genug davor gewarnt werden, solcher Ver suchung nachzugcben, die die besonneneren Freunde der be rechtigten Ziele der Bewegung nur entfremden und den stärksten Widerstand der Gegner herauSfordern müßte, schließlich aber die unbelehrbaren Schwärmerinnen in da« Heerlager der politischen Ultra« treiben würde, deren letzte« Ziel die voll ständige Umgestaltung der modernen Staat«- und Gesellschafts ordnung bildet. Wenn irgend etwas geeignet ist, die Frauen bewegung in den Kreisen selbst wohlgesinnter Männer ver dächtig zu machen, so ist es die bedauerliche Erscheinung, daß schon jetzt eine Anzahl von hochstrebcnden und geistig hervor ragenden Vorkämpferinnen, von dem leidenschaftlichen Ungestüm ihre« idealen Schaffensdranges fortgerissen, au« Mißmuth über den langsamen Fortschritt ihrer Arbeit mit dem politischen Umsturz gemeinsame Sache zu machen geneigt ist. Wollen die Frauen Erfolge erreichen, so werden sie dies aus keinem andern als dem Wege maßvollen und mit den ge gebenen Verhältnissen weise rechnenden Vorgehens vermögen. Kal etroint <,ui trap mubrusso gilt auch hier und wenn zur Zeit den Frauen zu einer Reihe von Thätigkeiten der Zugang geöffnet ist, zu denen sie vor einem Jahrzehnt zu gelassen zu werden noch nicht im Entferntesten Hessen dursten, so verdanken sie solche Errungenschaften nicht den Ruferinnen im Streite, die auf Stuart Mill als ihren Messias schwören, sondern de» klugen und in geräuschloser Bescheidenheit unab lässig schassenden Frauen, die durch Schulen für praktische Thätigkeir nach dem Muster der Anstalt des verdienten Prä sidenten Lette da« weibliche Geschlecht zu erziehen und durch die damit erreichten Erfolge die bisherigen Gegner zu ent waffnen verstanden haben. Die Gleichstellung der Frau mit dem Manne würde die Grundlage de« Staatslebens und der gesellschaftlichen Ord nung, die Familie, bedrohen, die der eigentliche Hort und Berusskreis der Frau ist und immer bleiben wird. Wer nicht Nihilistinnen oder weibliche Libertiner erziehen will, wird mit ängstlicher Sorge darüber wachen, daß dies Palladium des bürgerlichen Glücks und jedweder Tugend der Zukunft nicht geraubt werde, und demgemäß jeder Tendenz, die seine Ver kümmerung bewirkt, entgegentreten. Würde man Mädchen gymnasien aller Orten errichten und dadurch die weibliche Jugend aus Gebiete locken, auf denen sich immer nur eine ganz kleine Zahl als ausnahmsweise berufen erweist, so würde damit nicht nur das Familienleben erschüttert, sondern auch ein geistiges Proletariat erzeugt werden, im Vergleich zu dem das heute bestehende eine Bagatelle wäre. Mögen immerhin einzelne besonders beanlagtc und vom titanischen Schaffens drange getriebene Naturen den steilen Weg zu den Höhen der Wissenschaft emporklimmen und mag cS ihnen dort oben am Ziele eine Gcnugihuung bieten, in der liebclceren Ein samkeit auf eigenen Füßen zu stehen; für die Mehrzahl der Mädchen ist solch eine kecke Bergfexerei nicht bekömmlich, sic sollen sich mit bescheideneren Zielen genügen lassen, bei denen ihnen der Beruf als Hausfrau und Mutter offen bleibt. Als die äußerste Grenze de« zur Zeit Erreichbaren gilt die ärztliche Thätigkeit — obschon die mit manchen Aerztinnen gemachten Erfahrungen nicht gerade sonderlich ermuthigend wirken. Darüber hinaus wird man den Frauen keine weiteren Zugeständnisse machen können. Alle» Bestrebungen, die sich innerhalb dieser Schranke halten, wünschen wir da» beste Ge deihen und die Unterstützung aller einsichtige» und human gesinnten Männer, der Emanzipation aber müssen wir eine offene und bedingungslose Absage ertheilen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zwischen Deutschland und Rußland besteht seit kurzer Zeit ein kleiner Zollkrieg. Rußland hat gegen Deutschland mehrere Zollrepressallien angcordnet, denen gegenüber Deutschland, wie im „Hamburger Corr." osfiziös angcdcutet wird, nicht umhin können wird, da« Verbot der Beleihung russischer Staatspapiere wieder hcrzustcllen. — In Württemberg haben l2O Stadtverwaltungen sich dem Proteste de« Stuttgarter Gcmeindcrath« gegen die vom Bundesrath beabsichtigte Verwendung von Militär anwärtern im Gemeindedienste angeschlossen. Der Stutt garter Gcmeindcrath hat nun beschlossen, cine Eingabe an die württcmberische StaatSregierung mit der Bitte zu richten: „eS möge die königliche StaatSregierung der in Aussicht genom menen Bunde«rath«vcrordnung über die Verwendung von Militäramvärtern im Kommunaldienst ihre Zustimmung nicht geben und nach Möglichkeit dahin wirken, daß sie im Bunde«- rath nicht zum Beschluß erhoben werde." Gleichzeitig werden die 120 Zustimmungserklärungen der anderen Städte nebst einer kurzen Motioirung der Eingabe der württemberischen Regierung zugesandt. — Der 38. VerbandStag der württembergifchen Gewerbevereine und zugleich die ö. oreentliche Haupt versammlung der deutschen Gewerbcvereine wuroe Sonntag Nachmittag in Stuttgart zunächst mit einer Vorslandssitzung der württembergifchen Gewcrbevcreine eröffnet. Al« Vertreter der preußischen Regierung waren Geheimer Ober RegierungSrath Wilhelmi-Berlin, als Vertreter der badischen Regierung Mini- sterialrath Braun-Karlsruhe erschienen. Außerdem waren mehrere Mitglieder der württembcrgiichen Staatsregierung anwesend. Den Hauptgegensland der Versammlung bildete der Gesetzentwurf betreffend die Zwangsorganisation des Handwerks. Die größte Anzahl der Anwesenden sprach sich gegen den Entwurf aus. Schließlich wurde mit 61 gegen 7 Stimmen eine Resolution angenommen, welche die Ein führung von Zwangsinnungen als Rückschritt bezeichnet. — Die gerichtliche Untersuchung bezüglich des Ant werpener Dynamit-Komplotts hat jetzt ergeben, daß Tynan Anfangs September in Antwerpen weilte und daselbst mit Wallace und Haines und noch drei anderen Anarchisten geheime Zusammenkünfte pflog. Ihre Photographien wurden von mehreren Personen erkannt. Wallace und Haines ge standen ein, Dynamilbomben verfertigt zu haben, weigerten sich jevoch anzugeben, wa« sie mit denselben bezweckten. Aus einer Londoner Meldung des „Glasgow Herald" soll jedoch jetzt aus den bei Bell-Jvory gefundenen Schriftstücken klar herdorgehcn, daß die Dynamitbande in London nicht nur da« ParlamcntSgcbäude, sondern auch das Mansion House, die Börse, die Nationalgalcrie, das britische Museum, die St. Pauls-Kathedrale und die Westminsterabtei für ihre teuflischen Pläne in Aussicht genommen hatte. In den beschlagnahmten Briefschaften befanden sich die Pläne von allen diesen Ge bäuden. Diese Enthüllungen haben Anlaß gegeben, daß in London die doppelte Zahl von Polizeiagcnicn in Zivil ausgc- boten worden ist. Inzwischen hat, wie aus Paris gemeldet wird, die englische Regierung den Antrag auf Auslieferung des in Boulognc verhafteten Tynan noch nicht gestellt. Wie verlautet, wird sich der Antrag nicht blo» auf die Morde im Phönixpark, die nach französischem Gesetz verjährt sind, sondern auch auf neue Thatsachcn stützen. Locale und sächsische Nachrichten. — HundShübcl. Sicherem Vernehmen nach findet nächsten Sonntag, den 27. d. M„ Nachm. 3 Uhr in der Kirche zu Obcrstützcngrün ein Gustav Adolf-Fest, veranstaltet vom Eibenstocker Verein für christl. Liebeswerke, statt. Die Fcstpredigt hält Herr Superintendent l.ie. Di. Schmidt au« Annaberg. An den FestgottcSdienst schließt sich im Böttcher'schen Gasthosssaale eine 'Nachversammlung an, wobei mehrere Ansprachen über da» segensreiche Wirken de« Gustav Adolf-Verein» gehalten werden. Alle Freunde unsrer evang.-luih. Kirche, denen die Noch ihrer Glaubensbrüder mitten in kathol. Ländern am Herzen liegt, werden zu zahl reicher Betheiligung an diesem Feste sreundlichft cingeladcn. — Johanngeorgenstadt, 21. Septbr. Am Sonn abend Vormittag nach I I Uhr brannte in Ober-Wilden thal da« dem WirihschaftSbesitzer Karl Graby, einem Sohne des hiesigen Gemüsehändler« Graby, gehörige isolirt stehende Wohnhaus mit Scheune vollständig nieder. Da« Feuer, wel che« in letzterer entstanden war, griff mit ravider Schnellig keit um sich und trotz größter Anstrengung seitens hcrbeigecilter Waldarbeiter, welche mit einer Handjpritze erschienen waren, konnte man da« Wohnhaus nicht retten. Dem Besitzer, wel cher nicht versichert hat, verbrannten über 300 Ctr. Heu, sämmtliche« Ackergeräihe und ein mit Heu beladener Wagen. Die Ursache de« Feuer« ist bi» jetzt nicht bekannt. Graby war zur Zeit de« Entstehen« de« Brande« ziemlich weit ent fernt auf dem Felde, die Frau in Eibenstock, wohin sie Butter zum Verkauf brachte, und nur eine alte Mutter war im Hause. Die Kalamitosen find mit einem Male förmlich an