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Ausgabe A Sachflsche volkssettung Nummer 28S — 32. Jahrgang D»Ich«>»t ö mal wöchenlllch «It dei iilusllikrlen EraU»- -«Nag« »D«i grueileU««" und m«hi-l«n I-rtbellag-n ploaait, v<tu-«pi«l»i Ausg. A mit Lt Vennoblait M 2 70 vu»g. B ohne Lt Vennoblall M 2 20 »lnjelnum««, l0Psg., Sonnabend, u. Eonntag-Nr. 20 PI«. Sonnabend, 23. Dezember 1833 B«ela>»oel Dreede« Anielgenpeelle: dl« ypall. <0 mm bielle Pcllliell« <N Pia — für gamlllenanzelgen und Siellengeluch« 20 P>g. - Für Platzvoilchrl,t«u Unnen «N kein« LewShr leisten Redalllon: Dresden-«., Pollerstr. t?, gerne. 20711 u. 2IÜI2 SelchLltsstell«, Druck und «erlag: Germania Buchdrucker«! u. «erlag Th. u. T. Winkel, Polierst,. 17, gernr. 2IVI2, Postscheck: Nr. 102S, Bank: Stadtbant Dresden Nr. SI7Ü7 Unskkänglgs I^SgSSLSiRuiHg Güi» vki»VsGüvkv ^oüGik u, XuIGui» Im gaNe von höherer Gewalt, «erbot, Streit oder Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Zn>e-«nt leine Ansprüche, falls die Zeitung in beschrankt--»! Umlange verspätet oder nicht erscheint. — Ersültungsorl Di-ien Sir John Simons Besuch in Paris Lin Zwischenspiel zum VranWjler-prozeß - Ser Mord an Korst Wessel nochmals vor Gericht - Sie Slrasanlräge im Sirlsieser-Prozest Vor Abbruch -er direkten Verhandlungen? London, 22. Dez. Der diplomatische Korrespondent des sozialistischen Daily Herald sagt zu den bevorstehenden Besprechungen zwischen Sir John Simon und Paul-Boncour, das; sie kritischer sein werden, als erwartet worden sein mag. Unter politischem Druck hat sich die Haltung der fran zösischen Regierung versteift. Zwischen den Ansichten der französischen und der britischen Regierung besteht fetzt ein scharfer Gegensatz. Die Franzosen sind nicht nur geneigt, zu erklären, das) die letzten deutschen Borschläge unannehmbar sind, sondern auch, das; direkte Verhandlungen mit der deutschen Regierung über haupt zwecklos sind. Ende voriger Woche war dies noch nicht die Auffassung Paul-Boncours, aber der Kammerausschus) für auswärtige Angelegenheiten und die sozialistische Kammersrak- tion haben sich während dieser Woche gegen weitere direkte Verhandlungen mit Deutschland erklärt. Die srauzösische Rc- gierunn hat anscheinend nochgcgcbcn und ist jetzt selbst für Ab bruch der Besprechungen. Die britische Regierung ist aber nicht nur für Fortgang der Besprechungen, sondern auch für eine entsprechende Prüfung der deutschen Vorschläge. In einer Meldung des Pariser Reuter-Vertreters wird darauf hingewiesen, das) man von der Unterredung, die heute zwischen dem englischen und dem französischen Aussen minister stattsindcn werde, keinerlei sensationelles Ergebnis erwarte. Alan ist der Ansicht, das; die beiden Minister bereits heute eine neue Zusammenkunft verabreden dürften, die im Fa ll u a r vor sich gehen solle, wenn Sir Föhn Simon von Italien nach England zurückreise. — Nach Ansicht des Pariser Korre spondenten der Times dürste der grötzte Teil der sranzösischeu Oeffentlichkeit enttäuscht sein, wenn der heutige Besuch Sir Föhn Simons lediglich daraus hinauslause, in Paris neue In- sormationen zu sammeln. In Paris sehe sich überhaupt mehr und mehr die Ansicht durch, das; man nun endlich mit den direkten Besprechungen Schlutz machen und an die Ausarbeitung des Entwurfs zu einem Uebercin- kommen in Genf gehen solle. In der Zwischenzeit werde man in Paris alle Hebel in Bewegung setzen, um die Bande zwi schen Frankreich und den ihm befreundeten Mächten im Osten und Siidosten Europas so fest wie möglich zu knüpfen. Dies werde durch den Besuch von Dr. Bencsch und durch den bevorstehenden Besuch Tilulcscus bewiesen. Pariser presse hetzt Paris, 22. Dez. Die Presse, die gestern das Stichwort „nicht Aufrüstung, sondern Abrüstung" variiert hat, geht heute einen Schritt weiter, indem sie sich mehr oder weniger ent schieden gegen die Fortsetzung des deutsch-französischen Meinungs austausches wendet. Das deutsch« Defensivprogramm wird allgemein als ein Programm der Ausrüstung und des Wettrüstens bezeichnet. Der Petit Parisien erklärt kategorisch, hinsichtlich der deutsären Ausrüstung könnten direkte deutsch-sranzösisä-e Ver handlungen auf Grund der fehlen deutschen Vorschläge nicht statvsinden. Die Ere Nouvelle appelliert an England und Amerika und verlangt, dah diese Länder mit Frankreich eine Einheitsfront bilden, um sich der Aufrüstung Deutschlands, in welchem Ausmahe diese auch immer erfolge zu widersetzen. In einem gewissen Gegensatz zu dem Blatt Herriots tritt die dem Kriegsminister Daladier nahestehende Revubligue für eine Verständigung mit Deutschland in der Rüslnngsfrage ein. Einst» Blätter verbinden die Ablehnung der deutschen Anregungen mit einer Kampagne gegen den sranzösisct»» Botschafter in Berlin. Das Echo de Paris erklärt, nach den Beratungen des Aus wärtigen Ausschusses der Kammer ständen die besten Beur teiler der Lage auf dem Standpunkt, dah die Verwersnng der deutschen Vorschläge durch die französische Regierung sicher kommende Wort» erfolgen werde. Chautemps und Paul Bon cour hätten schon am ü. 12. entsprechende Weisungen nach Berlin ergehen lassen, aber die persönliche Politik des fran- ichsi'chen Botschafters Hal» das Spiel in die Länge gezogen. — 'Auch der sozialistisä)« Populaire mein!, wenn man d'e deutsch-französischen Verhandlungen für aussich'slos halte oder glaube, datz sie dem Frieden schaden, müsse mau sie unverzüg lich und vorbehaltlos einstellen. Oer neue Kündigungsschutz marschiert Berlin, 22. Dez. Im Sinne des Nationalsozialis- mus sind von führenden Persönlichkeiten der Tentsä-en Arbeitsfront wiederholt Anregungen auf eine Aus gestaltung des Kündigungsschutzes für die deutschen Arbeiter gestellt worden. Dabei wurde her vorgehoben, datz das System der täglichen Kündi gung, wie es in der Vergangenheit für die Mehrzahl der Fabrikarbeiter bestand, ständige Existenzsorgen für die Arbeiter bedeute und datz unter der hierdurch hervor gehobenen Beunruhigung auch der Betrieb leiden müsse. Wie das VDZ.-Vüro meldet, gehen nun bei der Deutschen Arbeitsfront ständig Mitteilungen ein, wonach zahlreiche Betriebe ohne weiteres von sich aus der An regung auf eine Ausgestaltung des Kündigungsschutzes gefolgt sind. Insbesondere beziehen sich die Betriebe dabei auf den entsprechenden Appell des Führers der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley. Neuerdings sind aus Altona mehrere solcher Verbesserungen der Kündigungsfristen bekannt geworden. So hat dort die Firma Jürgensen die bisl>er tägliche Kündi gungsfrist für Arbeiter und Arbeiterinnen auf 14tägige erhöht, die Firma Hammerich u. Lesser gewährt ihren technisclzen Angestellten nach einjähriger Betricbszuge- hörigkeit eine zweiwöchige Kündigungsfrist, nach fünf jähriger eine dreiwöchige und nach neunjähriger eine vierwöchige. Auch die Reemtsma Zigarettenfabrik hat die Kündigungsfrist nach einjähriger Tätigkeit auf 14 Tage, nach zehnjähriger Tätigkeit auf vier Wochen festgesetzt. Zum Reichserbhos-Gesetz Berlin, 22. Dcz. Wie dos VDZ.-Biiro meldet, sind durch eine neue Durchführungsverordnung zum Reichs erbhofgesetz. die vom Reichsjustiz- und Reichslauöwirtschasls- minister unterzeichnet wurde, eine Reihe von ll nkIorheite n ausgeräumt worden. Es wird darin u. o. sestgestellt. dos) der Zeitpunkt, in dem die Erbhöferolle als angelegt angesehen werden soll, vom Reichsjustizminister im Reicksgesetzblatt be- kanntgegcben wird. Weiler heitzt es, das) Forslnutzungsrechle. Anteile an einer Waldaenossenschaft und ähnliche dem Erbhof dienende Rechte znm Erbhof gehören, gleichviel, ob sie mit dem Eigentum am Erbhof verbunden sind oder dein Bauern persön lich zustehen. Bescheinigungen von Verwaltungs- oder Kirchen behörden, die zur Durchführung des (Gesetzes erforderlich wer den, sind gebühren- und stempclsrei. Was die Staatsangehörig keit der Erbhosbauern anlangt, so kann von dem Erfordernis der deutschen Staatsangehörigkeit der Landwirtschastsminister auf Antrag des Eigentümers Ausnahmen gewähren. Genehnilgungspflicht für Veranstaltungen „Krast durch Freude" Berlin, 22. Dcz. Wie das VDZ.--Büro meldet, weist der Gaubetriebszellenobmann, Reici>slagsabgeordneter Iohlitz, da rauf hin, das) Veranstaltungen der NSBO. und der Deutschen Arbeitsfront unter dem Motto „Kraft durch Freude" nur dann statthaft seien, wenn das Programm durch die Organisation „Kraft durch Freude" genehmigt wurde. Ebenso seien Kame radschaftsabende und Werkfeicrn mit künstlerischen! Beipro gramm genehmigungspflichtig. Di« Genehmigung werde erteilt von der zuständigen Kreisbetriebszellenabteilung in Verbin dung mit der Organisation „Kraft durch Freude". Es sei zwecklos, für eine einmal non der zuständig.'» Kreisbetriebs- zellenableilung verbotene Veranstaltung die Genehmigung etwa beim Gau einholen zu «vollen. Zur Katholischen Aktion Von Dr. Joseph Kumpfmiiller, Bischof von Augsburg: Die Katholische Aktion ist in letzter Zeit vielfach erörtert worden. Dazu drängte uns Katholiken der wiederholte Wunsch des Heiligen Paters selbst. Gleich ihm betonen alle, die sich damit ernstlich befassen, es handle sich bei der Katholischen Aktion um eine rein kirchliche Angelegenheit, um eine Zusammenarbeit von Priestern und Laien auf religiösem Boden, mit reli giösen Zielen, mit Ausschlutz jeglicher Politik. Trotzdem wird sie von gewisser Seite hingestellt als katholische Reaktion. „Man sieht," so lesen wir in der Zeitschrist „Ter Brunnen" sFolge 3 vom 15. 1t>. 1!PF) „Katholische Aktion ist politisches Machtstreben Roms, ist politischer Katholizismus mit religiösem Mäntelclen." Solch irre führenden Anwürfen gegenüber erscheint es geboten, einer breiteren Oefsentlichkeit in Kürze darzulegen, was die Katholische A ktion i st und wassiewil I. Die Katholische Aktion ist fürs erste Kerne politische Organisation. „Sie darf sich nicht aus Parteibestre bungen stützen", erklärt Pius XI. ausdrücklich: und wie derum: „Sie soll sich der Bestrebungen der bürgerlichen Parteien ganz enthalten, allster und über aller Partei politik stehen." D>e Katholische Aktion kümmert sich weder nm Fragen der Ltaatssorm. noch milcht sie sich in die Ausübung der Staatsgewalt ein. sie will nur m!t- belsen, datz im Leben der Einzelnen wie im Zusammen leben die katholischen Grundsätze zur Gel'.ung kommen. Tie Katholische Aktion hat andererseits nichts zu tun mit dem Laizismus, d. h. mit Hineinregiercn der Laien in die Kirche, sie entfaltet ihre Tätigkeit in steter Unterordnung unter die kirchliche Autorität, im vollem Einvernehmen mit dem Pfarrer und Bischof. Sie ist streng genommen keine eigentliche Organisation, sondern eine Geisles bewegung, die ans der Ueberzeugung von der katholischen Wahrheit entspringt und andere zur Anerkennung und praktischen Verwertung dieser Wahrheit führen will. Mm, darf sie endlich auch nicht als etwas Neues bezeich nen: denn schon Ehristus und die Apostel fordern dazu auf, vor den Menschen das Licht der Wahrheit leuchten zu lassen und ihnen die Wundertaten Gottes zu verkünden. Deshalb schreibt Papst Pius XI., der das Wort von der „Katholischen Aktion" geprägt hat. an Kardinal Bertram von Breslau u. a.: „Es handelt sich hierbei um eine Sache, die selbst dem Zeitalter der Apostel nicht unbekannt war". Was will aber Pius XI., wenn er alle Katholiken zur Katholischen Aktion aufruft? Er wünscht nichts anderes, als datz auch die Laien das Ihrige beitragen zur Belebung der menschlichen Gesellschaft mit dem Geiste Iesn Christi. Er vertraut zum katholischen Akademiker, Gelehrten und Künstler, datz er zeige, wie herrlich Wis senschaft und Glaube, Kunst und Christentum, Bildung und Religion miteinander in Einklang stehen. Er wendet sich an den katholischen Beamten und Kaufmann, an die katholische Verkäuferin und Angestellte, das) sie an ihren Berussstätten eine christliche Atmosphäre sclvffen. Er vertraut zum katholischen Lehrer, zur katholischen Leh rerin, datz sie die Jugend im Geist der katholisci)en Be kenntnisschule unterrichten und erziehen. Er ermuntert den katholischen Arbiter und Handwerker jeder Berufs art, datz er an seiner Brot- und Werkstätte Zeugnis ablcge für Christus und die gefährdeten Mitbrüder im Glauben bestärke. Kurz, der Papst der Katholischen Aktion sendet alle Gläubigen insgesamt als Laienapostel hinein in die Fabriken und Arbeitsräume, in die Büros und Schulen, in die Gelehrtenstuben lind Künstlerzirkel, hinaus auf die Felder, Wiesen und Bauplätze: Tort sollen sie das Licht der Wahrheit leuchten lassen lind in so man, chen. denen cs erloschen ist, wieder zu entzünden suchen