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29 > Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne 'n Dippoldiswalde Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weikeritz-Zeitung Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Sta-Käthe DippoldisivM. /raueastei« »ad Ittenberg. , i . . > » u . l- 17. April 18«3. Preis pr» Quartal 1V Ägr. Inserate die Spalten-Zeil« .8 Pfg. Wochen - Rundschau. Auf dem Congreß zu Wien wurde im Jahre 1815 den Völkern Deutschlands für ihre außerordentlichen Opfer, womit sie den Dränger der Fürsten und Völker Napoleon I. verjagt, zugesagt: die deutschen Flüsse sollten von allen Zollabgaben frei werden. Die Re gierungen haben sich nicht beeilt, ihre Zusage einzulösen; 48 Jahre sind die Zölle auf deutschen Flüssen, welche den Handel tief bedrückten, zum Nachtheil der Schiff fahrt erhoben worden. Die sächsische Negierung hat seit langer Zeit sich redliche Mühe gegeben und all' ihren Einfluß ausgeboten, um ein Hemmniß der Elb- stroinfahrt, welches in der Zeit der concurrirenden Eisenbahnen geradezu unerträglich geworden war, zu beseitigen. Hannover und Dänemark, welche jährlich außerordentliche Summen, gleichsam als Strafe für den Strom passirende Maaren, aus dieser hervorge brachten Unsitte zogen, waren am meisten gegen jede Ablösung des einer melkenden Kuh gleichenden Elbzolls. Nach langem Bemühen ist es unserm Wackern Finanz minister glungen, bei der Elbconferenz die Auflösung des Elbzolls durchzusetzen. Vom 1. Juli dieses Jahres ist die Elbschifffahrt zollfrei und die betheiligten Staaten erhalten jährlich eine bedeutende Entschädigungssumme. Die dänische Regierung hat mit einem Federzuge des Herzogthum Schleswig von der Königsau bis zur Eider für dänische Provinz erklärt, und dieses Land von der Karte von Deutschland gestrichen! Schleswig ist der dänischen Monarchie einverleibt, Holstein als bundes deutsch-dänisches Herzogthum aus derselben ausgesondert worden. Solches geschah am 30. März, nicht volle 14 Tage nach der Feier des fünfzigsten Jahrestages der Befreiung Deutschlands vom Joche der Fremd herrschaft! Das Ausland hat ein deutsches Land an sich ge rissen, für dessen nationale Unantastbarkeit Preußen nicht bloß als das hervorragendste Mitglied des deut schen Bundes, sondern selbstständig Gewähr und Haft übernommen. Es handelt sich diesmal nicht um einen Krieg gegen die für unüberwindlich gehaltenen Hecr- schaaren des alten Tyrannen Napoleon, es handelt sich um einen Krieg gegen das winzige Dänemark, dessen ganze Heeresmacht, ohne Schleswig-Holstein, kaum die Höhe eines einzigen preußischen Armeecorps erreicht! Was Dänemark so dreist machen konnte, dem ganzen Deutschland mit seinen zwei Großmächten, seinenMittel- und Kleinstaaten durch die Einverleibung, Schleswigs höhnend den Fehdehandschuh vor die Füße zu werfen? Wir wollen die Leser mit einer langen Litanei aus der neuesten Geschichte des preußischen Elends verschonen. Die Dänen fühlen sich stark durch die Uneinigkeit Deutschlands, durch den Zank der preußischen Regie rung mit ihrem Volke. ' Es wird in Deutschland viel auf die englische Tagespresse geschimpft, die, ohne den Nechtspunkt zu erwägen, in der schleswig-holsteinischen Frage sich m der Regel auf Seiten Dänemarks stellt- aber wahrlich, wir sind ungerecht, vom Auslande ein Verständniß für eine brennende deutsche Frage zu verlangen, auf die wir in der eignen Heimath von 1848 bis heute noch nicht die Antwort gefunden haben. Die Fortschritts-- fraction des preußischen Landtags hat beschlossen, an die Regierung die Interpellation zu stellen: ob sie sich noch an die in den Jahren 1850 und 1852 getroffenen Verabredungen mit Dänemark als gebunden erachte, da die dänische Regierung die übernommenen Verpflich tungen durch die neuesten Acte offenbar verletzt habe. Preußen wird auch kaum umhin können, Protest gegen die Jncorporirung Schleswigs einzulegen. Das wird aber die dänische Regierung, die dergleichen schon längst gewohnt ist, nicht sonderlich rühren. Zu verkennen ist nicht, daß ein Einschreiten Preu ßens oder anderer deutschen Mächte gegen Dänemark zu einem europäischen Kriege führen könnte, da Frank reich darin leicht den gesuchten Kriegsfall finden könnte, und da England, dessen Forderungen durch die Frei lassung Holsteins aus dem dänische» Gesammtstaate im Wesentliche» erfüllt sind, kaum ein bewaffnetes Ein schreiten deutscher Bundcstruppen in Schleswig ruhig zulassen würde. England fürchtet, daß die Häfen Hol steins und Schleswigs an Deutschland fallen könnten. Es giebt nur ein Mittel, von Deutschland die Schmach dänischen Raubes abzuwenden, ohne ein Dazwischen treten auswärtiger Großmächte fürchten zu müssen. Es ist eine einmüthige Erhebung Deutschlands gegen die dänische Anmaßung. Als Deutschland 1848 auf dem Wege seiner Einigung war, wagte der Kaiser Nicolaus nicht, Einsprache gegen einen deutsch-dänischen Krieg zu erheben. Als aber die Uneinigkeit in Deutsch land einriß, bedrohte er Preußen, daß dieses die Waffen streckte. Der König von Preußen liebt es, seinen viel geplagten Ministern von Zeit zu Zeit Vertrauensvoten zu erthcilen; besonders dann, wenn sich die Angriffe auf dieselben häufen. Ein solches Vertrauensvotum enthält den königlichen Dank an Preußens Volk, für die Betheiligung an den Festlichkeiten der jüngsten Zeit, bei welcher die Betheiligung des Volkes gleich Null war. Das Ministerium soll den Monarchen ferner unterstützen, um Einwirkungen entgegen zu treten, welche das Glück des Volkes stören. Das Volk soll durch die