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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wcheritz-Mnz. Amtsblatt Inserate, welche hei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk-' same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umishauptrnannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 128. Donnerstag, den 1. November 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. An Stelle der mit Jahresschluß aus dem hiesigen Stadtverordneten - Kollegium ausscheidenden oder bereits ausgeschiedenen ansässigen Stadtverordneten Friedensrichter Wilh. Wendler und Lohgerbermeister Albin Ulbrich; der unansässigen Stadt verordneten Buchbindermeister Ludwig Kästner und Lehrer Ludwig Stein, sowie der unansässigen Ersatz männer Schneider Wilh. Buse und F. A. Henke sind, wahrscheinlich noch im Monat November, Neuwahlen vorzunehmen. — Die am Pfortenberge gelegenen, gegenwärtig mit Laaszins verpachteten Gärten werden nach Be schluß der städtischen Kollegien vom nächsten Jahre an nicht mehr verpachtet werden und sollen an deren Stelle einfache Anlagen, vielleicht Bäume mit Sitz plätzen, geschaffen werden. — Heute, am 30. Oktober, ist ein Jahr vorüber, seit unsere „Schmalspurige" eröffnet worden ist. Wir wünschen dem Kindlein, daß es, wie bisher, gedeihen und sich kräftig entwickeln, auch vor allem Schaden bewahrt bleiben möge. Die übrigen Wünsche lassen sich wohl am besten schriftlich an der Stelle anbringen, die es in der Hand hat, dieselben zu verwirklichen, und wir hoffen, daß, wie es an Stoff zu solchen Ge burtstagswünschen nicht fehlt, es auch nicht an Solchen fehlen wird, die dieselben so lange wiederholen, bis man sich an leitender Stelle von ihrer Berechtigung und Ausführbarkeit überzeugt haben wird. — 31. Oktober. Wie uns freundlichst mitgetheilt wird, ist in der letzten Sitzung des Festkomitees zum Lut herfeste das Programm zu letzterem nunmehr endgiltig in folgender Weise festgestellt worden. Sonn abend, den 10. November, Vormittags 10 Uhr, kurzer Schulaktus, besten Mittelpunkt die Pflanzung einer .„Lutherbuche" ist und bei welchem Herr Kantor Hell riegel die Ansprache halten wird. Um 11 Uhr Fest musik auf dem Markte durch das Stadtmusikchor. Von 1 — 2 Uhr Einläuten des Festes. Um 3 Uhr liturgischer Gottesdienst. Um 6 Uhr wird der Kirchen chor, begleitet von Fackelträgern, auf dem Freiberger, Oberthor- und Marktplatze Luther'sche Lieder singen. — Sonntag, den 11. November, früh 6 Uhr, Ein läuten. '/s9 Uhr Versamnilung der Gemeindeglieder auf dem Rathhause und darauf Abgang des Kirchen zuges, so daß um 9 Uhr der Festgottesdienst (Predigt Herr Sup. Opitz) beginnen kann. Nach Beendigung desselben Blasen vom Thurme und Festspeisung der Stadtarmen. >/s 4 Uhr Versammlung der ersten drei Klassen der Stadtschule auf dem Schulplatze zum Fest zuge in die festlich erleuchtete Stadtkirche, wo Herr Schuldirektor Engelmann die Ansprache halten wird. Endlich soll Abends 8 Uhr auf dem Rathhaussaale eine Jedermann zugängliche gesellige Vereinigung statt finden, bei welcher Herr Bezirksschulinspektor Mushacke den Festvortrag halten und der Gesangverein und Kirchenchor durch Gesänge zum würdigen Beschluß des Festes beitragen wird. Wenn auch rechtzeitig die be treffenden Einladungen an die Korporationen, Jung frauen u. s. w. ergehen werden, so halten wir es im Interesse aller Gemeindemitglieder, ihnen bereits jetzt Kenntniß von den allgemeinen Umriffen des Festes zu geben. — Gleichzeitig wollen wir eine neulich gegebene Notiz über die Ordination des Herrn Diakonatsvikar Keil dahin berichtigen, daß dieselbe nicht am Nefor- mationsfeste, sondern erst am 4. Novbr. stattfinden soll. — Die „unentgeltliche Heilung der Trunk sucht" ist kürzlich auch in unserm Blatte von einem in Berlin wohnenden M. C. Falkenberg empfohlen worden. Nun liegt uns eine, auf diesbezügliche An frage von Herrn Austalts-Jnspektor Trachbrot an den selben ergangene „Antwort" vor, die nichts weniger als eine „Anweisung zur Rettung von Trunksucht" enthält, wohl aber eine lange Schilderung dieser Krank heit, sowie die Geneigtheit, das Radikalmittel in einer „Portion zur Probe" zuzusenden gegen 3 M. Nach nahme, sowie gegen 10 M. für die veranlaßten In sertionen, Porto und Honorar, welche ebenfalls durch Postnachnahme erhoben werden. Dann folgen viele Seiten von Attesten, sowie auch versprochen wird, gegen Einsendung von 10 Pfg. ein weiteres Verzeichniß von Attesten gratis und franko sofort zu übersenden. — Hat sich Jemand nun die Anweisung übersenden lasten und dieselbe durchgelesen, so wird er kaum geneigt sein, weitere Geschäftsverbindungen anzuknüpfen, leicht übersieht er aber den Satz: „Wünschen Sie dagegen das Mittel nicht, so bitte ich Sie sehr höflichst, mir gefälligst durch eine einfache Postkarte umgehend ab zuschreiben, damit ich Sie nicht durch unnütze Zusendung belästige und mir fernere Mühe und Kosten spare." Wie Mancher, der nicht abbestellt, wird die Sendung mit der Nachnahme annehmen, und ist Einer von den „Dummen, die eben nicht alle werden." Dresden. König Albert und Prinz Georg werden sich, einer Einladung Kaiser Wilhelms folgend, am 8. und 9. November zur Theilnahme an den Hof jagden in der Schorfhaide nach Stettin begeben. — Ueber 9 Ortsgruppen im Königreich Sachsen ver fügt bereits der allgemeine deutsche Schulverein. Im vorigen Monat hat sich nun in Sachsen ein Provinzial verband für Sachsen konstituirt, besten Vorsitzender Herr Kommerzienrath Scheller wurde. Es wird nach den Verhandlungen demnächst ein Aufruf erlassen werden, der um so dringender und nothwendiger er scheint, als die Landsleute im fernen Siebenbürgen durch das neue österreichische Mittelschulgesetz empfindlich betroffen und geschädigt worden sind. Meißen. Aus dem Strombett der Elbe hat man dieser Tage die letzten von der Sprengung des Brücken pfeilers im Kriegsjahre 1866 herrührenden Steinmassen mittelst der Baggermaschine entfernt. Leipzig. Nachdem der Umbau des Postgebäudes am Augustusplatze beendet ist, hat am Sonntag Mittag unter entsprechender Feierlichkeit die Verkehrsübergabe der großen Schalterhalle im Mittelbau stattgefuuden. Meerane. Die Agitation wegen Aufhebung von § 30 der revidirten Städteordnung, wonach den fest besoldeten Beamten bei der Einschätzung zu den Ge meindeanlagen ein Fünftheil ihres Gehaltes in Abzug zu bringen als nicht steuerpflichtig, ist immer noch nicht zur Ruhe gekommen. Bekanntlich ging die Anregung zu dieser Agitation vor Jahresfrist von der Stadt Meerane aus, und eine größere Anzahl von Städten unseres Vaterlandes pflichtete der bezüglichen Bestrebung bei, während andere Gemeindevertretungen sich vielfach ablehnend verhielten. Jetzt hat nun Meerane eine Petition entworfen, welche an das Ministerium des Innern und den Landtag gerichtet ist, und die Auf hebung des genannten Paragraphen erbittet. Bad Elster. Die Wilhelmine Blank aus Neu brandenburg, das frühere Dienstmädchen des ermor deten Buchdruckers Kleint hier, welche allgemein als die geistige Urheberin der Schreckensthat bezeichnet wurde, ist in Hof aus dem Gefängniß entlassen worden. Die beiden männlichen Personen hatten allerdings auf Grund der Angaben der Blank ihren Raub geplant, aber diese Angaben waren nicht in der Absicht gemacht worden, daß sie zu Ungunsten der Familie Kleint aus gebeutet werden sollten. — Die Wittwe Kleint geht ihrer völligen Genesung entgegen; sie hat jedoch ihre Errettung nur den Umständen zu danken, daß sie sich todt stellte und daß sie dann durch die Frau Schön vor den Mördern geschützt wurde. Herrnhut. Die Bruderkirche der Herrnhuter hat zur Zeit 136 Gemeinden, 57 Diasporagemeinden und 92 Missionsstationen mit 10 aktiven Bischöfen (von denen 5 in Deutschland, 2 iu England, 2 in Amerika und 1 auf dem Missionsgebiete wirken), 2 in aktive Bischöfe, 110 Presbyter und 138 Diakonen in den drei Provinzen (Deutschland, England, Amerika) und 12 Presbyter, 127 Diakonen und mehrere Missions gehilfen im Missionsgebiete. Bautzen. Seit einigen Tagen bildet in hiesiger Stadt ein in der immer noch im Renovationsbau be griffenen Hauptkirche St. Petri ausgeführter Kirchen raub, verbunden mit Leichenschändung, das Tages gespräch. Es verlautet Folgendes darüber: Vor circa drei Monaten haben sich vermuthlich mehrere an dem Kirchenbau beschäftigte Arbeiter nach Feierabend in die Kirche einschließen lasten, alsdann die im katholischen Theile befindliche Gruft geöffnet, die dortselbst aufge stellten Särge gewaltsam erbrochen, durchwühlt und vieles Werthvolle, besonders Ringe entwendet. Bei der vor circa fünf Wochen vorgenommenen Reparatur der Gruft wurde man die in derselben geschehene Ver wüstung gewahr, doch blieben die Thäter unermittelt. Durch eine zwischen zwei Arbeitern vorgestern entstan dene Zwistigkeit, bei welcher unter Anderm von belei digter Seite die Aeußerung siel: „Ich werde es schon sagen, daß Du den Leichen in der Kirche die Ringe abgezogen hast," ist man den Thätern auf die Spur gekommen und haben infolge .dessen bereits Verhaf tungen stattgefunden. Bei den weiter angestellten Er örterungen hat sich ergeben, daß auch im protestan tischen Theile der Kirche mehrfache Diebstähle während des Nenovationsbaues begangen worden sind. Tagesgeschichte. Berlin. Die Bunoesrathsausschüste für Handel und Verkehr und für Justizwesen haben sich mit dem Entwurf von Ausführungs-Bestimmungen zur Ge werbeordnung beschäftigt und in etwa zehn Punkten Veränderungen beantragt, welche indessen im Wesent lichsten rationeller Natur sind. Mit diesen Aenderungen wird der Entwurf voraussichtlich demnächst vom Bun- desrathe angenommen werden. Derselbe betrifft be kanntlich den Geschäftsbetrieb der Gold- und Silber- waaren-Fabrikanten und den Gewerbebetrieb der Aus länder inr Umherziehen. — Man schreibt, daß die Unfallversicherungs- Vorlage weit genug ausgearbeitet ist, um dem Reichs tag unmittelbar nach seiner Wiedereröffnung vorgelegt werden zu können. Was die Alters- und Invaliden versicherung betrifft, so wird mit ihr wahrscheinlich dasselbe Verfahren eingeschlagen werden müssen, wie zwischen Kranken- und Unfallversicherung, d. h. zur Berathung der weiteren Versichernngsart kann nur nach Erledigung der erstere» übergangen werden. Wenn die Botschaft des Kaisers die 3 Versicherungsentwürfe als zusammengehörige Vorlagen hinstellt, so sollte doch nicht damit gesagt werden, daß dieselben zu gleicher Zeit unbedingt zu berathen wären. Wie es daher mit der Alters- und Jnvaliditätsversicherung in der nächsten Reichstagssession werden wird, scheint noch nicht fest zustehen. Auch dürfte es als ein nicht geringer Erfolg anzusehen sein, wenn der Reichstag das Unfallgesetz vollständig erledigt, zumal noch das umfangreiche Aktien rechtsgesetz zur Berathung gelangt. — Der Magistrat von Berlin hat beschlossen, für die Lutherstiftung 100000 Mark und für das Luther denkmal 50000 Mark zu bewilligen und den Stadt verordneten eine diesbezügliche Vorlage zu machen. — Die Einberufung des preußischen Landtages ist auf den 20. November festgesetzt und dürfte die Session diesmal eine sehr lange sein. Frankfurt a. M. Am Montag Abend ist im hiesigen Polizei-Gebäude eine Dynamit-Exposion erfolgt, wodurch eine arge Verwüstung eines Theiles des Gebäudes entstand. Die Treppen sind dem Ein sturz nahe, und sogar im dritten Stock wurden die Mauern zum Theil herausgeschleudert. Man glaubt, daß ein sozialistisches Attentat vorliegt. Glücklicher Weise wurde Niemand verletzt, obgleich sich zahlreiche Beamte inr Hause befanden.