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Nr. 27. Weißerih-Zeitnng 5. April 1870. Preis pro Quartal ' 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile Postanstalten. ' 8Pfg. Amts- und Meige-Matt der Königlichen Gerichts-AtUlter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /raueustei«. Dienstag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Verantwortlicher Nedacteur: Carl Äehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In voriger Woche hat man in einer der am sog. oberen Plane gelegenen Scheunen einen Brandstiftungsversuch entdeckt. Inmitten der dort aufgespeicherten Massen von Holzschalen fand man einen, glücklicherweise ausgelöschten Holzbrand und verkohltes, um denselben gelegtes Stroh, das durch eine in die Scheune von außen gebrachte Oeffnung einge schoben worden war. Es wäre doch sehr zu wünschen, daß man dem Thäter auf die Spur komme, ihn ent decke und der gerechten Strafe übergebe. — Die Norddeutsche Packetbeförderungs-Gesell schaft hat nunmehr auch in unserer Stadt durch Herrn Schönherr ihre Thätigkeit eröffnet, und wird die Anstalt auch fleißig benutzt. Die Absendung von Packeten, Kisten u. A. erfolgt von hier aus nach Dresden und weiter an jedem Tage, was wir auf Wunsch auch hier erwähnen, da die Meinung existirt, es erfolge die Beförderung nur an 3 Tagen der Woche. — In der Nacht vom 1. zum 2. April erhängte sich in der Hirschbacher Mühle, auf dem Oberboden, der daselbst eine Zeit lang als Tagelöhner aufhältlich gewesene Armenhausbewohner Brendel aus Dohna, nachdem derselbe Tags zuvor aus der Arbeit entlassen worden war. Sein Leichnam wurde gerichtlich aufge hoben und der Anatomie in Leipzig überwiesen. — Am 1. d. Mts. verunglückte in der zum hiesigen Steinbrvche gehörigen Schmiede der HauS- und Feldbesitzer Kohl allhier dadurch, daß, während er seinem Bruder beim Schmieden behülflich war, ein absprühender Funken in einem in der Nähe befindlichen, mit ca. 2 Pfd. Sprengpulver gefüllten Kästchen eine Explosion verursachte, wodurch ihm Gesicht und Hände bedeutend verbrannt wurden. Unbegreiflich ist der Leichtsinn, mit welchem in diesem Falle mit der Auf bewahrung des Pulvers zu Werke gegangen wurde, da dasselbe schon mehrere Tage lang an dieser gefährlichen Stelle sich befunden haben soll. — DaS neueste Stück des Gesetz- und Verord nungsblattes enthält das Gesetz über die Aufhebung der Communalgarde und das neue Preßgesetz.. Dresden. Die Residenz hat in der nächsten Zeit sich eifrigst mit Verbesserung der städtischen Schulen, die während der letzten 15—20 Jahre sehr vernach lässigt worden sind, zu beschäftigen; bedeutende Aus gaben verlangen ferner die großen Schleußt n bauten in älteren und in den neuen Stadttheilen, ganz beson dere Mittel braucht man aber zur Versorgung Dres. dens mit Wasser. Diese Summen durch Abgaben aufzubringen, ist rein unmöglich; es wird daher nächstens mit Begebung einer Stadtanleihe von 4 Millionen vorgegangen werden. Die Stadtverordneten haben dar über in geheimen Sitzungen berathen, obgleich die Sache längst kein Geheimniß mehr ist und so zu sagen die Vögel auf den Dächern die Melodie der neuen Anleihe pfeifen. Bezüglich des HauptauSgabe-PostenS, den der neuen Wasserleitung, so stehen sich hier zwei Ansichten gegenüber: die eine will Quellenwasser aus den Staatswaldungen rechts der Elbe auffangen und in die Stadt leiten (Henoch's Project), und das ist sicherlich das beste Wasser, weil sowohl Nutz- als Trink wasser; — die andere will Elbwasser in die Stadt leiten. Mit andern Worten: man will das durch die Fabriken verunreinigte Weißeritzwasser durch schmutziges Elbwasser ersetzen. Und für dieses Project wird mit einem gewissen Fanatismus gekämpft. Da es sich hier um die Gesundheit der Stadt und einen Aufwand von Millionen handelt, so sollte man doch die Frage kalt blütig und ohne Voreingenommenheit anfassen. Zwickau. Im hiesigen Kohlenbezirk kommt jetzt der noch nie dagewesene Fall vor, daß (schon vom I. April an) die Kohlenpreise steigen, während sie sonst um diese Zeit herabgingen. Diese Thatsache findet durch das vergrößerte Absatzgebiet Erklärung; das letztere dehnt sich besonders nach Westen und Süden Deutsch lands aus. Berlin. Der Bundesrath ist Willens, die Session des Reichstages nach den Osterferien nicht mehr lange dauern zu lassen. Bis zu letzteren wird die zweite Lesung des Strafgesetzbuches beendet sein. Dann wird der Bundeskanzler die Bedingungen angeben, unter denen die vereinigten Regierungen in die Abänderung des Gesetzes willigen, und hält der Reichstag an seinen Beschlüssen fest, so wird die Weiterberathung des Straf gesetzbuches abgebrochen und nur noch das Allerdrin gendste abgewickelt werden. Wien. In den Salzbergwerken zu Wieliczka sind neuerlichst wieder Wassereinbrüche erfolgt; doch soll dies Ereigniß kein unerwartetes und eine große Gefahr nicht zu befürchten sein. Bericht der ProvucrenhandelSbörse zu Dresden, vom 1. April. Weizen weiß 64 — 68 Thlr., braun fremder 59—64 Thlr., Landwaare 62—65 Thlr., Weizenmehl Kaiserauszug pro Centner 5'/° Thlr., arieSIer Auszug 5 Thlr., Bäckermund mehl 4 Thlr., griesler Mundmehl 3'/, Thlr., Pohlmehl 2°/s Thlr., Nr. 0 4»/» Thlr., Nr. 1 4 Thlr., Nr. 2 3-/- Thlr. Roggen fremder 47—49 Thlr. Landwaare — G. Roggen- mehl pro Centner Nr. 0 3°/« Thlr., Nr. 1 3'/, Thlr., Hausbacken 3'/, Thlr. Gerste böhm. 39—41'/,, Landwaare 35'/,—37- Hafer loco 25—26'/,. Erbsen, Koch- 55—60, Futter- 45 G- Wicken48G. Kukurutz47—48. Oelsaaten: Schlag-Lein-- Klecsaat roth 16—20. Oel rasfin. 14°/« B. Oelkuche" 2°/i, V. Spiritus —.