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MdmfferTageblatt alle anderen Stände des Wilsdruffer ÄezlM erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. Nr. 81 — 93. Jahrgana Sonnabend, den 7. April 1934 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Tageblatt* MD WIN ^üklonole Tageszeitung für Landwirtschaft und ill^Anspruch^ous Liclcrung der Zkirung oder Kürzung Ler Bezugspreise. «Setisrndung^n^esandlcr^S^chrisrstüÄ Anzeigenpreis: die I spallige Millimeierzeile <«6mm breit) 7Rpfg.. die Lspallige MiMmeterAl?VK'vmtlichen DekannÄ > inachungcn bei direkter Aujtragserteilung >> Rplg. ohne Nachlatz, die IspalligeText-Millimclerzeilc <S0mm breit) rVRpigS Nochweisungs. Gebühr: ... -»et Dorgeschrieben« Erscheinungslage u.Platz. Fernsprecher :^Amt Wilsdruff NrÄ6- /»orschrist-n.:wcrd-irzi,nach Möglichkeit berücksichtigt. —-—-— —-^Anzeigen - Annahme bis vormittags lv Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Eewähr^IeL« Rabattanspruch crlijcht, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder^dec^Auftraggeber^n KonKurs^geraLj Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Mertzen^des^Skadts rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmt^ Blatt Zm Kreise herum. Per Greis aus dem Dach. — Überschneidungen. — Die Weltschuldengesahr. Es gibt Situationen, die doch beträchtlich angenehmer sind als die jenes Greises, von dem ein Liedchen erzählt, van er während eiyer Wasserflut in der großen Seestadt ^Pzig sich im wesentlichen damit beschäftigte, auf dem ^ache zu sitzen und nicht zu wissen, wie er sich helfen soll. einer ähnlichen Situation befindet sich — Seite an veile mit dem Völkerbund — nun auch die Ab rüstungskonferenz, und besonders bissige Zeit genossen mögen bei jenem „Greise* auch an Herrn Hen derson denken, der sich, obwohl immer noch Präsident Mer Konferenz, in den letzten Monaten grollend ab- sentjerte. Weil er nämlich auf seiner diplomatischen Missionsreise durch Europens Regierungssitze keine Lor beeren, wohl aber Körbe eingesammelt hatte, als er die Konferenz vergebens zu retten versuchte! Demnächst nun zollen auf dem so arg verstimmten Klavier der Ab rüstungskonferenz, dessen Saiten zum größten Teil ver rostet oder zerrissen sind, wieder einmal ein paar Töne Angeschlagen werden: das Büro dieser Konferenz ist vom -Präsidenten für den 10. April nach Genf einberufen wor den. Bisher bestand die Tätigkeit dieses Büros im wesent- «chen darin, sich zu vertagen, seit jenem Tage, als vor nunmehr fast einem halben Jahr Deutschland Genf ver- Wen hat. Die Zurückgebliebenen haben seitdem eine überaus umfangreiche diplomatische Arbeit geleistet, die Aur den einen Nachteil besaß, Drescharbeit am .^renStrohzu sein. Aber im Rücken dieser inter- eganien Beschäftigung wurde eine sehr energische Auf- rustungsarbeit betrieben! Wenn man sich nun aber den Müßigen Scherz machen würde, namentlich die heutigen ?""zöstschen Forderungen zu dieser ganzen Abrüstungs- l^ge einmal mit jenen zu vergleichen, die Frankreich vor Jahren, zu Beginn der Konferenz, aufgestellt Hatz dann wird man dabei eine, allerdings weiter nicht über raschende Gleichheit finden. Und ganz genau paßt aus dreie Konferenz das Wort eines deutschen Dichters, daß Ne nämlich ist: . wie ein Tier auf dürrer Heide Vom bösen Geist im Kreis Herumgetrieben i -i- ... Im Kreis herum, so geht es ja auch herum in der für Deutschlands außen-, kaum minder aber auch binnen- dnrtschaftljch wichtigen Frage unserer Rohstoffver- iorgung. Daß wir diese industriellen Rohstoffe aus dem Ausland brauchen, ist eine Frage, über die gar nicht gesprochen zu werden braucht; wohin wir ohne sie kommen, wißen wir aus dem Krieg. Daß wir sie nur in Waren, asio durch Ausfuhr bezahlen können, hat sich in der Welt auch allmählich „herumgesprochen". Daß wir mit wachsen der industrieller Beschäftigung ausländische Rohstoffe ir steigendem Maße benötigen, haben die letzten Ziffern übei die Einfuhr dieser Warengattungen bewiesen, die nun aber — und damit schließt sich der Kreis — auch nur durch eine Verstärkung unserer Ausfuhr bezahl, werden. Welches Land an uns also viel verkaufen will, muß Aon uns auch viel kaufen. Und dieses außenhandels- PMische Prinzip kleidet sich in das gerade heute so Wich te Wort: „Kaufe bei deinem besten Kunden!" Wenn es w diesem Kreise herumginge, so wäre alles gut und schön, obgleich sich der Güteraustausch in der Welt und zwischen den Ländern doch nicht mehr ganz auf diese einfach« «reye vollzieht, sondern — bisher wenigstens — auch dieser Austausch selbst sich in einem Kreislauf vollzog, -ckmnenwirtschaftlich sieht nun der Kreis, in dessen Mittel punkt die Arbeitsbeschaffung steht, folgendermaßen aus, Staatskredite für die Wirtschaft; diese geht zu Bestel lungen, neuen Investitionen urrd Anlagen und damit zu einer Vermehrung der Belegschaft über, woraus stch ein Anwachsen der Maffenkaufkrast ergibt; das wirk, stch zu einer stärkeren Nachfrage nach den Gütern des Konsums aus, — so treibt eines das andere höher unk Guinier höher. Damit steigt auch, nach der finanzieller Seite hin, die Steuerkraft, entsteht die Möglichkeit einer die Erzeugung stärkenden Steuerherabsetzung, abei Asch — und damit schließt sich auch hier der Kreis — die ioahigkeit des Staates zur Zurückzahlung der von .wm auf „Pump" aufgenommenen Kredite. Wenn aber w diesen Kreislauf nun die oben skizzierten Schwierig- uetten der Rohstoffversorgung einbrechen, dann ' sind natürlich in jener nach oben gerichteten Entwicklung Porungen zu befürchten. * - ., Das alles wird ja ausgiebig diskutiert werden, wenn hetzt wiederum die Verhandlungen zwischen der Reichs- ^"k und den langfristigen Anleihegläubigern Deutsch- ands stattfinden werden, über die uns Deutschen nun M schon längst nicht mehr ganz unbekannte Frage des Transfers unserer Schuldzinsen! Auch da geht es äm Kreise herum auf dürrer Heide. Aber der „böse Geist", wer treibt, tut dies auch mit anderen. Denn unsere gläubiger sind nun wieder die Schuldner anderer, wenn- Meich unsere Last die größte ist und wir leider nur Schuldner sind, Amerika aber nur Gläubiger. Darum hat kürzlich Dr. Schacht mit io starker Betonung aekaaA Men hat AnO M der Wahrheit. Eia bezeichnender Redeverbot. Wien, 6. April. Zwischen der Ravag und den Ver tretern der angelsächsischen Presse ist es am Freitag zu einem Zwischenfall gekommen. Die englische Rundfunkgesellschaft (British Broadcasting Company) hatte den Wiener Vertreter der New Pork Times und des Daily Telegraph, Geddie, er sucht, im österreichischen Rundfunk einen Vortrag über die Lage in Oesterreich zu halten. Die englische Rundfunkgesell schaft wandte sich an die Ravag mit der Bitte um Zulassung des Vortrages. Ohne Angabe von Gründen teilte jedoch die Ravag mit, daß sie diesen Vortrag unter keinen Umständen zulassen könne. Die übrigen angelsächsischen Pressevertreter haben es daraufhin abgelehnt, diesen Rundsunkvortrag an Stelle von Geddie zu halten. Ueber die Gründe dieser merk würdigen Haltung werden von amtlicher Stelle keinerlei Mit teilungen gemacht. * Ei« MseWtcr Bericht. Wien, 6. April. Die österreichische Regierung hat am Freitag, offenbar unter dem Druck der eingehenden Berichte der gesamten Auslandspresse, zum erstenmal eine amtliche Mit teilung über die Zustände in den österreichischen Konzentra tionslagern gemacht. Auf einem Empfang der Auslandspreise teilte der Staatssekretär für das Sicherheitswesen, Kar- winski, mit, daß sich in den österreichischen Konzentrationslagern gegenwärtig 750 Nationalsozialisten und 114 Sozialdemokraten befänden. Die Gerüchte über Tote, schwere Zusammenstöße mit den Wachmannschaften und über Prügeleien entsprächen nicht den Tatsachen. Die Nationalsozialisten befänden sich in den Kon- Reichspost «nd Reichsbahn in der Arbeitsschlacht. Neueinstellungen und Auftragsvergebungen. Die beiden großen deutschen Verkehrsinstitute Reichspost und Reichsbahn haben, wie ver schiedentlich schon gemeldet, auch das ihrige getan, um den Sieg in dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit her beizuführen. Hierbei muß natürlich die unmittelbare Mitwirkung durch Einstellung neuer Arbeitskräfte zurück treten, gegen die mittelbare Beschaffung von Arbeits gelegenheit durch Erteilung von Aufträgen an die deutsche Wirtschaft. Aber auch die Anstrengungen der beiden genannten Institute, ihren Beamten- und Ar beiterstab zu erweitern, sind, gemessen an der Gesamt zahl der bei den beiden Instituten Tätigen, nicht gering anzuschlagen. So hat die Deutsche Reichspost in der Zeit vom 1. Oktober 1933 bis 15. März 1934 2300 Kräfte neu eingestellt. Es wird ihr voraussichtlich möglich sein, bis zum 1. Juli 1934 weitere 1055 Arbeitskräfte in Dienst zu nehmen. Die Deutsche Reichsbahn hat es ermöglicht, eine erhebliche Anzahl von Arbeitskräften, die normalerweise bei Beginn des Winters entlassen werden, in Arbeit zu halten. Es handelt sich hier um 62 000 für den Gleis bau angenommene Sommerarbeiter. Außerdem hat die Deutsche Reichsbahn in den vergangenen Wintermonaten 3000 Anwärter für den Veamtendienst neu ein gestellt. Bis zum 1. Juli 1934 dürfte sich die Zahl der neueingestellten Anwärter für die Beamtenlaufbahn um weitere 2200 erhöhen. Außerdem werden jetzt 1800 Lehrlinge eingestellt und demnächst 2000 Werkstätten arbeiter und 8000 Arbeiter für den Gleisbau, so daß die Reichsbahn insgesamt im zweiten Vierteljahr 1934 rund 14 000 Personen neu beschäftigen wird. Erheblich ist aber, wie gesagt, die Auswirkung der Bestellungen der beiden Institute auf dem Arbeits markt. Im Rechnungsjahr 1933 hat die- deutsche Wirt schaft von der Deutschen Reichspost Aufträge auf Liefe rungen und Leistungen in der Höhe von 220 Mil lionen Mark erhalten. Nach überschläglicher Schätzung „Ich sehe heute einen einzigen Mann in der Welt, der den Kern des internationalen Problems, dessen Hauptteil die deutsche Verschuldung ist, richtig sieht und anzupacken entschlossen ist; dieser Mann ist Präsident Roosevelt." Wir Deutsche selbst sind entschlossen, auch die wirtschaft liche Seite unseres Daseins als Volk zu Besserem zu ge stalten, — man soll uns nur die Störungen von außen her vom Halse schaffen. Und zwar auch zum Besten , dieser Umwelt jelbLl Dr. M, zentrationslagern in festen Bauten, und zwar zu vier bis fünf Mann in einem Zimmer. Die Verpflegung stände unter stän diger ärztlicher Kontrolle, In jedem Lager sei ein Lagerarzt. Die ärztliche und menschliche Behandlung der Gefangenen sei nach Beurteilung neutraler Beobachter wesentlich besser als in den Konzentrationslagern in Deutschland (!) und in der Tsche choslowakei. In der letzten Zeit seien in den Konzentrations lagern 42 Ruhrerlrankungen, jedoch nur leichtere Fälle, vorge kommen. Sämtliche Erkrankte seien in ein Hospitals gebracht worden. 18 Erkrankte seien bereits entlassen, eine größere An zahl von Entlassungen stehe bevor. Auch die Gerüchte über den Tod der nationalsozialistischen Führer Schattenfroh und Frauenfeldt entsprächen nicht den Tatsachen. Anter den Ruhr» erkrankten sei einer der Brüder Frauenfeldt. 4 Auf die Fage nach der Zahl der in den Gefängnissen ge- 4 Haltenen Nationalsozialisten lehnte der Vertreter der Re» H gierung nähere Angaben ab. Die Zahl der sozialdemokratischen Häftlinge in den Gefäng- nisten wurde mit 2000—2500 angegeben. Es hat lange genug gedauert, ehe Wien überhaupt de« Versuch macht, zu den in der ganzen Welt bekannten skandalö sen Zuständen Stellung zu nehmen. And da hat man das große Pech, daß gleichzeitig mit dieser amtlichen Wiener Schilderung, die trotz aller Schönfärberei sich als voMmmen fehlgeschla- gener Versuch erweist, auch noch das sehr vielsagende Redever bot für einen englischen Journalisten bekannt wird. Man fragt sich um so mehr, was es denn für „neutrale Beobachter" ge wesen sein mögen, von denen sich die österreichische Regierung den Bären hat aufbinden lasten, daß die Zustände in Wollers dorf bester seien als die in deutschen Konzentrationslagern. Wien sollte sich eigentlich doch darüber klar sein, daß es mit dieser lächerlichen Behauptung seine Position nicht zu verbes sern vermag. jj weisen tm zweiten Vierteljahr 1934 weitere Aufträge m der Höhe von rund 53 Millionen Mark erteilt Wer den können. Zufolge der Aufträge der Deutschen Reich spaß konnte die deutsche Wirtschaft vom August 1933 bis Ende Januar 1934 rund 16 500 Kräfte neu einstellen «nd rund 35 000 Kräfte weiterbeschäftigen. Man wird damit rechnen dürfen, daß zur weitere« Entwicklung des Arbeitsbefchaftungsprogramms der Nercyspog in den nächsten Monaten weitere 4500 Kräfte neu eingestellt und 12 000 weiter beschäftigt werde« können. Bei der Deutschen Reichsbahn betragt das zu sätzliche Arbeitsbeschaffungsprogramm von Mitte 1933 bis Ende 1934 fast 700 Millionen Mark. In der Zeit vom 1. Oktober 1933 bis Mitte März 1934 wurden insgesamt 230 Millionen Mark an Aufträge« abgewickelt. Auf das nächste Vierteljahr dürften voraus sichtlich 180 Millionen Mark entfallen, und auf den Rest des Jahres 1934 276 Millionen Mark. Man darf damit rechnen, daß das gesamte zusätzliche Arbeitsbeschaffungs programm der Reichsbahn bis Ende 1934 300 00V Arbeitskräften Arbeit und Brot geschaffen hat. * Betrievssührer, ireiei in die Arbeitsfront ein! Zur Verwirklichung der Volksgemeinschaft. Der Leiter des Presse- und Propagandaamts de« NSBO. und Deutschen Arbeitsfront, Pg. Biallas, wendet sich mit einem Aufruf an alle Presse- und Propaganda- Warte der NSBO. und DAF., in dem es u. a. heißt: „Der größte Teil des schaffenden deutschen Volkes ist heute bereits in der Deutschen Arbeitsfront organisiert Das Fundament der Arbeitsfront ist die Bet r i ebs- gemeinschaft aus Arbeitern, Angestellten und Unter nehmern. Um diese Grundlage zu schaffen, ist es nötigt daß jeder deutsche Unternehmer seinen Beitritt zur Deutschen Arbeitsfront erklärt. Kein deutscher Unter nehmer darf mehr zögern, dem Beispiel seiner Arbeitest und Angestellten zu folgen. Es geht um die Verwirklichung der Volksgemeinschaft? Die Aufnahmesperre zur Arbeitsfront ist MS zum 1. Mai ausgehoben, um so jedem Volksgenosse« die Möglichkeit zu geben, sich in die Deutsche Arbeitsfront einzureihen." Volksgemeinschaft kaust man nicht! Mitarbeiten heißt die Pflicht! Jeder gehört in die NS-Volkswohlfahrt!