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Llnve»ul»ive Gläubiver im Haas Tardieu un» Brian» wollen abreisen Von a»»vr«n» n«ol» ckow kkn»n votavocktoo Soackorborlebtontatlor Im Haag, 7. Jan. Das alte Spiel ist wieder im Gange. Da der ungarische Ministerpräsident Graf Bethlen fcstbleibt, scheut sich der Präsident der Kommission für Ostrcparationen, Herr Loucheur, nicht. Drohungen gegen Ungar« auszustoßen, ehe überhaupt noch offizielle Verhandlungen mit diesem Land begonnen haben. Diese Illoyalität hat mit Recht bei der ungarischen Delegation stärksten Unwillen her vorgerufen. Bulgariens Widerstand scheint da egen schwächer zu werden, während von Oesterreich noch eine Konzessionen gemacht wurden. Deutschland wird schon wieder in der Weife «uter Druck gestellt, daß man die baldige Abreise Briands «ud Tardieus ankündigt. Briand müsse schon am Freitag dieser Woche nach Paris reisen und werde sich von da direkt nach Genf zum Völker bund begeben, wo er zugleich mit Hender son. Grandi und den Japanern eine Vorbesprechung über die Londoner Flottcnkonserenz abhalten werde. Der französische Außen minister werde also aus keinen Kall nach dem Haag zurück- PariS, 7. Jan. Die Formel: „Der Wille der vertrag schließenden Mächte, das RcparationSproblem in vollständiger und endgültiger Weise zu regeln", ist aus der Einleitung des vvrgeschlagcnen Schlußprvtokolls der Haager Konferenz her- ausgenommen und dem ersten Artikel et «verleibt morden. Diese redaktionelle Aenderung, die hier erreicht worden ist, wird in Paris nicht nur als eine kleine Schön- veitskorrektur, sondern als ausgesprochener Erfolg der G l ä u b t g e r m ä ch tc gebucht. „Auf der Sette der Gläiibigerinächtc", so schreibt das Gewcrkschaftsblott „Le Peuple" «ist gestern vormittag die absolut« Einheitsfront in Erscheinung getreten." Tie Negierungdprcsse stellt ausdrücklich fest, daß nun jeder Gedanke an eine Revision des Houngplans durch diese For mulierung ein für allemal ausgeschlossen sei. „So ist auch", schreibt „Petit Partiten", „der berüchtigte Spalt in Artikel 284 des Versailler Vertrags endgültig geschlossen, auf Grund dessen Deutschland von Heit zu Zeit eine lieber- Prüfung seiner Leistungssähtgkeit erlangen und damit gegebenenfalls eine Aenderung der Zahlnngsbestim» ouingen durchsetzen konnte. Eine solche Aenderung ist jetzt unter keinem Vorwand mehr möglich. In diesem Punkte haben wir gewonnen!" Auch in einem zweiten Punkte, nämlich, was den monat lichen Zahlungstermin der Tribute betrifst, hofft man Kranlreichs Witte» durchzusctzcn und erklärt, die Zahlungen am >5. d. M. seien nicht mehr abzuänüern. Niemand habe die Macht dazu, diesen einmal geregelten Punkt <!i nochmals in Frage zu stellen, auch nicht Herr Schacht oder Herr K a st l. wenn sie nach dem Haag kommen. In der Frage der Sanktionen sind die Acußerungen der frnnzösiichen Berichterstatter weniger einmütig. »Echo de Parts" berichtet, die französische Formel: „Nach Ablauf eines Moratoriums von zwei Jahren hat das inter nationale Schiedsgericht im Haag oder irgendein anderes die Vollmacht, über die Verschlungen Deutschlands zu ent scheiden, und Deutschland erkennt seinen Gläubigern das Sauktionsrccht zu, das ihnen der Vertrag von Ver sailles verleiht" — sei überholt. Der Berichterstatter des .,M a t i n" ist fest überzeugt, daß kein französisches oder englisches Parlament in diesem Punkte eine Abänderung des Versailler Vertrags zulassc» werde. Bet Gelegenheit des gestrigen englisch-französischen Mittagessens habe nranSnow- dcns Aeusterung, England interessiere sich nicht für Sanktionen, dahin erklärt, er habe damit nur sagen wollen, man brauche damit weiter keine Zeit zu verlieren, denn der Wortlaut deS AviingpIaiiS lei darüber deutlich genug. Von einem englischen Verzicht ans Sanktionen könne also keine Rede fein. »Ich kann mir nicht vorstcllcn". schreibt der Berichterstatter des „Matin", «das, Tardieu ans der Kainmcrtrtbüne tn Paris ankündige» würde, er habe selbst einen so wichtige» Artikel des Versailler Vertrags, zu dessen Hauptversasscru er doch gehört, annulliert." Die Ansicht der Juristen, das, der Doungplan auch ohne mdgultige Regelung der Ostrcparationen in Kraft treten löiinc. wird nach dem Bericht des „Matt»" von de» Pvlt- iikcrn nicht geteilt, die es vielmehr für äußerst gefähr lich hielten ein Abkomme» zu unterzeichnen, an dem die Oleine Entente und ihre Schuldner nicht teil hätten. kehren. Aber auch Tardieu könne nicht länger alS bis zum 18. Januar im Haag bleiben. Bis dahin müsse also alles erledigt sein. Man fleht, wie unvorsichtig eS von deutscher Seite war. diese von uns entscheidende Konierenz zwischen die anderen großen Konferenzen hinctnzuquctschcn, ganz ab- gesehen von der ungünstigen weltpolitischen Gesamtlage, die gegenwärtig für uns herrscht. Die finanztcchnischeu Verhandlungen zwischen den Ministern der sechs einladenden Mächte gehen inzwischen weiter. Die großen Linien drohen durch die Masse der technischen Details erstickt zu werden. Wider Erwarten sind die sranzüsischcn Sanltivnsvvrschlägc noch nicht bei der deutschen Delegation eingetrosfen. Heute mittag werden Dr. Curttus und Dr. Wirth mit den belgischen Minister» frühstücken. Denefch bei Curttus I« Haag, 7. Jan. Heute vormittag stattete der tschecho. slowakische Außenminister Dr. Bene sch dem Reicbsauße»- ininister Dr. Curttus einen Besuch ab, der etwa Stunde dauert« und lediglich einer Behandlung der Frage der tschecho slowakischen Liquidationen gegolten hat. Seit 10,30 Uhr tagen die sechs Mächte und gleichzeitig der Ausschuß für die O st r e p a r a t i o » e n. In diesem Ausschuß wird die bulgarische Frage weiter behandelt, die gestern in einem Memorandum juristisch vorbereitet worden ist. Weigerung der Minister CurtiuS und Moldenhauer, sich trotz der wiederholte» Aufforderungen Chsrons, Loucheurs, Jaspars und Tardieus in der Frage des Zahlungstermins der deutschen Leistungen überzeugen zu lassen. Wahrscheinlich werbe Schacht aufgesordert werden, die Bcrantwortung zu übernehmen. Die Meldung, daß Dr. Schacht sich gewei gert habe, der Aufforderung, »ach dem Haag zu kommen, Folge zu leisten, wirb bisher nur vom „Journal" und „Echo de Paris" gebracht. Das „Echo de Paris" berichtet hierzu aus dein Haag, die deutschen Vertreter hätten i» den Abend stunde» des Montag telephonisch daraus bestanden, daß Dr. Schacht seine ablehnende Entscheidung ändere. Im Haag sei man der Ansicht, daß der Zwischenfall die deutsche Ab ordnung nur »och mehr veranlassen werde, daß Maß ihrer Zugeständnisse sorgsam abzuwägen. Der „Petit Partsien" spricht die Befürchtung aus, daß man durch die Einschaltung des Ncichslxiiikpräsidcnte» tn die laufenden Beratungen Schwierigkeiten heranfbeschwören werde. MtWasMer. kein mililSrliüM Druck! Londoner Prcffestimme« zu den Haager Verhandlungen London, 7. Jan. Die Berichte der Morgcnblätter aus dem Haag stimmen am Dienstag sehr weitgehend überein, sowohl t» der Darstellung der Auscinaiidersehuilgcn Über den Termin der monatltchc» Zahlungen als wie auch in der Frage der O st r e p a r a t t o n c n. Die Berech nungen über die sich aus einer Verschiebung der Zahlungen von Mitte ans Ende jeden Monats ergebenden finanziellen Vorteile schwanken zwischen sünf und acht Millionen Mark jährlich. Dieser Betrag sei, wie die „Times" scststellt, im Rahmen der Gesaintregelung sehr klein, aber fünf Millionen Mark seien eben fünf Millionen Mark. Die Einladung an Dr. Schacht und die bevorstehende Ankunft von Dr. Kastl werden mit einem beträchtlichen Untcrton der Unsicherheit verzeichnet. Man fragt, vb dies als ein Zeichen des Ent gegenkommens oder als eine Versteifung des deutschen Stand punktes zu werten sct. Die Sanktionsfrage spielt In den Berichten wieder um eine sehr beträchtliche Nolle. Die „Times" und der „Daily Heral d" sind der Ansicht, daß man tn den deutsch- französischen Besprechungen ein Kompromiß finden werbe, das beide Teile befriedige, indem es nämlich, wie der „Daily Herald" ironisch meint, wie bet allen derartigen Dingen tn Frankreich so und tn Deutschland anders ausgelegt werbe» könne. Die „Time s" stellt sachlich fest, daß der Artikel 480 des Versailler Vertrages nach »er Ansicht aller vernünftigen Kreise in Zukunft tot sei, gibt aber zu. daß „extreme französische Kreise die zuver sichtliche Hoffnung hegten, et» Wiederaufleben des Artikels dnrchzusehen für den Fall, daß der jsioungplan sich nicht als erfüllbar erweisen sollte". Man sei sich darüber klar, daß sich die Glälivtgcrmächte ln dem höchst unwahrscheinlichen Fall einer absichtlichen Versäumnis für berechtigt halten würden, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. Wirtschaftlicher Druck sei eine erlaubte Waffe des internationalen Rechtes, wie das der deutsch-polnische und andere Wirtschaftskriege zeigte». Militärischer Druck aus Grund des Artikels 480 würde eine » c u c K r i c g S hand ln » a da rstcllen und damit gegen die umfassende internatio nale Maschinerie siir die Erhaltung deS Friedens verstoßen. dem die Sachverständigen empfehlen, »atz sich die Gläubiger mächte für die Beseitigung aller Kontrollen so wie aller besonderen Sicherheit und sonstigen Vorkehrungen aussprechcn sollten. AmerckmtsAe AnrrgliiW» zur zlolteickensmiy Washington» 7. Jan. Die amerikanischen Delegierten für die Londoner Flottcnkonserenz begeben sich heule nach einem Abschiedsfrühstück beim Präsidenten Hoover nach Neuyork, von wo sie am 0. Januar nach London abretsen werden. Wie verlautet, sind die amerikanischen Delegierten bereit, eine neue Einschränkung der Flugzcugmutterschtsfe zu erörtern, falls diese Frage aufgeworfen wird. Nach der „New ?)ork World" sollen die Delegierten auch für den Abschluß eines Ergänzungsvcrtrages zum Kelloggpakt sein. Dieser Vertrag würde dem Vicrmächtepakt über den Stille» Ozean entsprechen und einen Meinungsaustausch der Signatarmächte des Keltoggpaktes tm Falle der Kriegsgefahr vorsehen. Die Disziplinarverfahren zum Sklarek Fall Berlin, 7. Jan. Die Arbeit des vom Oberpräsidenten zur Feststellung der Disztplinarversehlungen im Falle Sklarek eingesetzten Untersuchungökvmmission ist jetzt so weit ge diehen, daß in einigen Fällen die Voruntersuchung bereits abgeschlossen werden konnte. Beendet ist die Diszlplinarvoruntersuchung gegen die Stadtbankdircktoren Lehmann und Zetzel, gegen die nunmehr der Staats anwalt Anklagte erheben wird. In einer Reihe weiterer Diszipliiiarfälle gegen städtische Beamte ist tm Laufe der nächste» Woche der Abschluß der Voruntersuchung zu er warten. Zu diesem gehören aber nicht die Disziplinarver fahren gegen Oberbürgermeister Büß und den Staüt- kämmercr Lange. Die Ermittlungen tm Falle Büß bauern immer noch an, während die Voruntersuchung gegen den Ltadtkämmerer dadurch ins Stocken geraten ist. daß Lange er- krankt und infolgedessen nicht vernehmungsfähig ist. Die lange Dauer der meisten Untersuchungen gegen die städtische» Beamten wird vor allem damit erklärt, daß an den Unter- suchungSkommissar immer wieder neue Beschuldigungen und Verdächtigungen herangetragen werden, wodurch immer neue Ermittlungen notwendig werden. Hinzu kommen die fort währenden Vergleiche mit den Ermtttlungscrgebnissen der Justizbehörden in den gleichzeitig schwebenden Strafver fahren, da hieraus sich häufig Anhaltspunkte auch für die Disztplinarversehlungen ergeben. Sechs Disziplinarverfahren müssen überhaupt so lange ruhen, bis die gegen die betreffen den städtischen Beamten im Zusammenhang mit dem Sklarck- skandal cingclcitctcn Strasoersahren zu ihrem Abschluß ge kommen sind. Keim Amdeniiw des klitsch-simMm Vertrags vraktmolcknng nassrar LsrUnvr kcbrlltloitnng Berlin, 7. Jan. Die Meldung, daß in Berliner ReBe- rungskreisen beabsichtigt wäre, an dem im November ab geschlossenen deutsch-finnischen Handelsvertrag, der vom Reichstag noch nicht ratifiziert ist, noch Abänderungen varzmichnien. wird an zuständiger Stelle in Abrede gestellt. Es wirb daraus hingeivicsen, daß nicht einmal die Möglichkeit mehr bestände, eine Aenderung vorzunchmcn, da der Vertrag bereits vor Weihnachten vom finnischen Reichstag angenvm- men worden sct. Wenn der Reichstag mit dem Vertrag nicht einverstanden sein sollte, so bliebe ihm nichts anderes übrig, als ihn in seiner Gesamtheit abznlchncn. Slrasmlrag drS ReichSinnrnminilierS gegen Sie „Rote Mae" Berlin, 7. Jan. Wege» der i» der „Noten Fahne" vom 4. Januar ausgestellten mahrheitswidrige» Behauptung, daß ein im „Hamburger Anzeiger" veröffentlichtes angebliches Rundschreiben der Kommunistischen Partei Deutschlands vom Presscrescrenten im RcichSministcriniii des Innern, Dr. Hau bach. im Austrage des Rcichsministers dcö Innern gefälscht worden sei, hat der Reichsminister des Inner» Strafantrag gegen die „Note Fahne" gestellt. Schweres Slseabadmmolück ln Algerien Tunis, 7. Jan. Gestern ist der Zug Tunis — Algier im Departement Constantiue vcrunalückt. Die Lokomo, tive entgleiste ans einer Brücke; die Brücke stürzte ein, und der Postwagen und zwei Personenwagen stürzten in den Ab grund. Es sollen 12 Personen umS Leben gekommen und 20 oerletzt worden sein. Bergungsarbeiten am „G-gar Sutnet" Vrnbtdorivbk na,«ros knrtsor Larrvsponösntoo Paris, 7. Jan. Der in Nordafrika ausgelaufene Kreuzer „Edgar Qu inet" ist gestern völlig geräumt worden. Der Kommandant hat als letzter den Kreuzer verlassen. Ein für die Wiederflottmachung des Kreuzers aus Malta zu Hilfe gerufenes Speztalschtff will mit Hilfe der an Land gesetzten 100 Mann von der Besatzung des Kreuzers heute früh mit den Rettungsarbeiten beginnen. Inzwischen ist aber bas Meer sehr stürmisch geworden. Die übrigen 000 Mann der Besatzung werden auf Anwcisnng des Martneministers von clnem gestern aus Toulon abgegangcncn Kreuzer nach Frankreich zurückbcsürdert. Ei« deutscher Pfarrer in Rußland z« Gefängnis verurteilt. Das Oberste Gericht der Sowjetunion in Limscropol hat den deutschen katholischen Pfarrer Gras wegen angeblich sowjet- feindlicher Propaganda zu 6)4 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Absicht Tardieus. am l4. Januar wieder in Paris zu sein, wird von der Presse giinstig ausgenommen. Den Grund für die plötzlich an Schacht gerichtete Aufforderung, nach dem Haag zu kommen, sieht der „Petit Partste n" tn der In einem Agenturbericht aus dem Haag wird sestgestellt, daß Außenminister EnrtiuS die Aufmerksamkeit der Gegen seite auf den Paragraphen des Vonngplans gelenkt habe, tn zrmkrel» »kmeint die ReWMmWwkit der AimgvlM Die Auffassung »er französischen Regierungspreffe vrobkborlehl »nvvr« Lnrk,« Lorrvnponüonlo»