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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Sta-trath daselbst. ^,46. Freitag, den 18. Ium 1873. Bekanntmachung. Das Königliche Finanz-Ministerium hat unterm 11. dieses Monats die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden der für die Einkommensteuer-Einschätzung im 77., die Orte Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Roitzsch, Steinbach bei Kessels - dorf und Unkersdorf umfassenden Districte des Steuerbezirks Dresden zu bildenden Commission Herrn Stadtkämmerer Julius Fischer zu Wilsdruff übertragen, was in Gemäsheit hoher Anordnung hiermit bekannt gemacht wird. Königliche Bezirks-Steuer-Einnahme Dresden, am 14. Ium 1875. Kretzschmar.. Tagesgeschichte. Wilsdruff. Am 10 d. M. beehrte der Königliche Herr Kreis- Hauptmann von HLnsLoct«! aus Dresden unsere Stadt mit einem Besuche. Derselbe traf gegen Mittag in Begleitung des Kreis- Obergendarms hier ein und stieg im Gasthose zum weißen Adler ab; besuchte hierauf das Königliche Gcrichtsamt, die Kirche, die städtische Sparkasse, das Armenhaus rc. und reiste desselben Nachmittags weiter nach Meißen. i — Wie wir hören, wird das hiesige Königsschießen dieses Jahr am I I. Juli beginnen. — In den ersten Tagen des August wird dem vorausgegangcnen : Schützenfest ein zweites größeres Fest in unserer Stadt folgen; der i Sängerbund des Meißner Landes, zu welchem Wilsdruff gehört und der wohl 6—7 Städte umfaßt, wird ein Sängerfest hier abhalten. In einer gestern Abend abgehaltenen Generalversammlung unserer Liedertafel wurden bereits die Festausschüsse gewählt, welche, namentlich der Wohnungsausschuß, schon Mitte Juli ihre vorbereitenden Arbeiten beginnen werden. Dresden, 15. Juni. Die sächsische Gewerbeausstellung ist heute Mittag feierlich eröffnet worden. Ihre Majestäten der König und die Königin, welche mit dem Prinzen und der Prinzessin Georg der Eröffnung beiwohnten, wurden bei ihrem Erscheinen von dem zahl reichen Publikum mit lebhaften Hochs begrüßt. Die Eröffnungsrede hielt der Vorsteher des Ausstellungscommitees, Kaufmann und Land- tagsabgeordneler August Walter. Anwesend waren bei der Eröffnungs feier auch die jetzt hier befindlichen Staatsminister, die sümmtlichen hiesigen Gesandten und Consuln, die Spitzen der königl. und städtischen Behörden, Vertreter der Presse und der Handels- und Gewerbekam mern des Landes. Das Arrangement der Ausstellung befriedigt all gemein, wenn auch vielleicht eine strengere systematische Scheidung der verschiedenen Branchen die insturclive Wirkung erhöht hätte. Laut offiziellen Katalog sind 1198 Aussteller in 16 Gruppen vorhanden, die wieder 195 verschiedene Jndustriebranchcn präsentiren. Besonders mannichfaltig erscheint Gruppe 4: Textil- und Bekleidungsindustrie, Gruppe 6:' Metallindustrie, Gruppe 12: Transportmittel, technische Apparate und Maschinen. Bei letzterer Gruppe, welche circa 220 Nummern zählt, ist Chemnitz durch 40 Aussteller vertreten. Mannich- faltig ist auch die 14. Gruppe: musikalische Instrumente. Das zur Ausstellung benutzte Terrain der Herzogin Garten, des Logenganen und des Gewerbehauscs enthält außer dem durch Holzbau in zwei , E^gen geschiedenen eigentlichen Orangeriegebäudes rechts eine offene s Vorhalle für landwirthschaftliche Maschinen, Böttcherwaarcn, Sidero- lith- und Tonwaaren, Serpentinstein- und Marmorarbeiten; links eine Halle, in der der Maschinenbau, insbesondere Chemnitz, stark vertreten ist. Hieran schließen sich einige kleinere Flügel in denen die mannichsachsten Industrien untergebracht sind. Auf dem Platze zwischen den beiden größeren Bauten," dem Eingang gegenüber, steht der von 28 Dresdner Industriellen hergestellte Königspavillon, der seiner Architektur nach als recht geschmackvoll zu bezeichnen ist. Vor diesem Pavillon befindet sich eine größere Fontäne mit geräumigem Wasserbecken; links daran das Zelt, in dem die Eröffnungsfeier vor sich ging. Se. Majestät der König, Ihre Majestät die Königin, sowie Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg hatten am oberen, mit Blumen und den Büsten des Königs und des Prinzen Georg decorirten Theile, der auch die Rednerbühne enthielt, Platz genommen, während der weitere Theil mit cingeladenen Gästen dicht gefüllt war. Ebenso wohnte außerhalb des Zeltes ein zahlreiches Publikum der Feier bei. Dresden. Das große Jntresse, welches die Jmpffrage auch unter der hiesigen Einwohnerschaft wachgcrufen hat, zeigte sich in der zahlreichen Theilnahme derselben an der letzten Versammlung des Vereins gegen Impfzwang, in welchem Herrvr. mock. Meinert den Vorsitz führte. In einer längeren Rede verbreitete sich dieser über die Gesundheitsschädigung durch Impfung. 0r. Meinert stellte sich in seiner Auseinandersetzung auf den Boden der strengsten Ge rechtigkeit und führte selbst einen ihm vorgckommenen Fall als Beweis dafür an, wie leicht der Impfung irrthümlicher Weise die Schuld an einer Krankhcitserschcinung beigemcsscn werden könne. Mit um so größerem Rechte glaubte er aber zwei andere von ihm untersuchte Fälle als Gesundheitsschädigungen infolge der Impfung aufsassen zu dürfen. In Heiden Fällen war die Gesundheit des Kindes vor der Impfung außer Zweifel gestellt, während nach derselben skrophulöse Prozesse so bösartig und rapid ausgetreten seien, wiewohl dies bei der langsam schleichenden Krankheit der Skrophulose sonst nie der Fall zu sein pflegt. -- Ueber die Berufung des Präses Bernert an die Stelle des verstorbenen Bischofs Forwerk sagt die Wiener „Presse" in Ueberein stimmung mit dem früher geäußerten Urtheil: Die lange ledig ge- . wesene Stelle eines apostolischen Vikars für Sachsen soll nun besetzt, und zwar so besetzt sein, wie die Freunde des konfessionellen Friedens, ja, in ganz besonderem Maße auch die Freunde der Dynastie, es wünschen mußten. Der Ernannte, ein schon älter Mann, ist einer der wenigen katholischen Geistlichen in Sachsen, der nicht zur „streitenden Kirche", mindestens nicht zu deren Fanatikern gehört, während unter dem jüngeren Klerus diese Spezies nur zu stark vertreten ist. Die Besorgnis;, daß ein starrer Anhänger des Unfehlbarkeitsdogma's die einflußreiche Stelle erhalten könnte, war groß; die Befriedigung darüber daß dies nicht geschehen, ist aber um so größer, als man dieses günstige Resultat wesentlich der persönlichen Initiative des Königs Albert verdankt. Dippoldiswalde, 14. Juni. Wieder ist aus unserer Stadt ein Schadenfeuer zu melden. Heut Nachmittag brach in einem sehr feuergefährlichen Theile der Stadt, dem sogenannten „Tempel", auf bis jetzt noch unermittelte Weise Feuer aus, das in kürzester Zeit 4, nur mit Schindeln und Stroh gedeckte Wohnhäuser, 1 Scheune und einige Hintergebäude in Asche legte. Es sind wieder 15 Familien, resp. Parteien oder ledige Personen, die obdachlos wurden, und sämmtlich sind es ganz arme! Die Hilfe mildthätiger Herzen wird hier sehr nöthig sein. Möchten die Gaben reichlich fließen. Aus Lengenfeld v. 13. d. wird dem Zwickauer Wochenblatt berichtet: Heute Morgen nach 1 Uhr brach im Bahnhofsgebäude Feuer aus und ist infolge dessen der Dachstuhl eines Flügelgebäudes nicdergebrannt. Dabei ist das 6 Jahre alte Mädchen des in diesem Theile wohnhaft gewesenen Bodenmeisters Müller gänzlich verbrannt, während M. selbst und dessen 9 Jahre alter Sohn und 11 Jahre alte Tochter dermaßen mit Brandwunden bedeckt worden sind, daß am Fortleben besonders der beiden Kinder selten des Arztes gezweifelt, ja sogar deren baldiges Verscheiden angedeutet wird. Die Dienst magd des Vahnhossassistenten das., Namens Marie Schneider aus