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^okal-AnZeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Heimsprech-Anschluß Amt Hermsdorf b. Dr. Rr. 31. Schristleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Groß-OkrtSa. Postscheck-Konto Leipzig Rr. 29148. Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Mens- ft t«g, Donnerstag und Sonnabend. N Bezugs-Preis: Monatlich 2^5 Mark, ff bei Zustellung durch die Boten 2,S0 Mark. U Ini Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. kg«ud»elch« Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten »d. d. Beförderungs- N Linrichinogea) Hal der Bezieher keine» An- ft od« deren iXeaou «0 »» Mb-- Ml der erste« Seh« »M l» PL». Anzeiseu w«d«i « dm, E^ch»tW«>MGW bis spL«esl^»»^i«»E»^ I» tWr A We Jed« Anspruch aas ri o chi at «Mscht, »«» UUttwocb, den f. Dezember Jahrgang. Kummer l38 KtuderhUfe. Keudernot Httendorf-ZÜoritzdorf, am 29. November 1920. Ver vsemLinüevorgand. Amtlicher Teil. Viehzählung. Dezember dss. Js. findet eine Viehzählung! Httendorf-Moritzdorf, am 30. November 1920. Der Gemeindevo»stand wieder sparen, und in weitesten Kreisen des Mittelstandes hat man's ja längst mit eintönigen Melodie zu tun: Sich- emschränken! Sich immer noch mehr einschränken! Gleich wohl, es gehört nun einmal dazu, daß man dem „Christkinde" Rechnung trägt; und da macht man's doch möglich mit dem Kaufen und Schenken, auch wenn es notgedrungen bescheidener und viel „praktischer" ausfällt, als es das freudige Spende- qefübl von sich aus möchte. Und man wolle bedenken: Die Geschäftsleute müssen auch leben! Wird ihnen das Weih nachtsgeschäft verdorben — durch die Zurückhaltung des Zublikums —, dann ist geschäftlich viel verdorben! Also, möge in diesen vorweihnachtlichen Tagen nicht nur das übliche Fluten vor dem besonders reichhaltigen geschmückten Schaufenstern sein, sondern möge man kaufen, wo und wie man's kann! Dabei sei gleich auf die scheinbar nicht aus zuroltcnde Unsitte angewiesen, das Einkäufen bis auf den etzten Augenblick zu lassen, um dann noch in aller Hast, bei heradgeminderter Auswahl und vor einem abgehetzten GeschäftSpersonol, die nötigen Besorgungen zu machen. Nun, vielleicht hilft's doch ein wenig, dieses Mahnen zur besseren Einsicht. — Mit unserer Getreidenot im engen Zusammenhang steht das Kuchenbackverbot, mit dem sich bekanntlich vor kurzem der Rerchsrat beschäftigt hat. Die sächsische Regierung hat unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß sie von sich aus ein solches Verbot nicht erlassen würde. Die Haltung der Reichsregierung ist in dieser Angelegenheit in der letzten Zeit wieder schwankend geworden, doch wird man immerhin mit einem solchen Verbot rechnen müssen. Daß sich die hier an besonders interessierten gewerblichen Kreise dagegen mit allen Kräften zu wehren suchen, ist erklärlich. So schreibt die „Dresdner Bäckerzeitung": Glaubt man wirklich ein Kuchenbackverbot gleichmäßig für Deutschland durchführenn zu können? Diese Möglichkeit ist ausgeschlossen und wir erleben das alte Schauspiel, daß außerhalb Sachsens sich niemand darum kümmert und in Sachsen würden lediglich die Arbeiter, Beamten und Mittelstavdskreise die Betroffenen sein, nur dort würden wirksame Kontrollen ausgeübt werden können. Seit Monaten sind in allen Schaufenstern der einich'ägigen G-'schäitte in Massen Rosinen und andere Zu ren zum Swll-ndacken ausgestellt und von der Be- vöckerung gekauft woroen. Feit und Margarine sind frei und Mehl ist sicher besorgt. Glaubt man heute wirklich, durch ein Verbot die Bevölkerung abhalten zu können, Stollen zu backen? Hat man wirklich den Mut, bei der Kohlenknappheit und den unerschwinglrschcn Preisen derselben der Bevölkerung zumuten zu können, im Haushalt die Stollen zu backen und das Geraten auch noch in Frage zu stellen, während in den Backöfen der Bäckereibetriebe die Backhitze vorhanden ist und ungenützt verloren geht? Ein Kuchen- dackverbot ist das untauglichste Mittel, die Brotversorgung zu verbessern, im Gegenteil, es verschlechtert die Ernährungs- Möglichkeit eines großen Teiles der Bevölkerung, der Groß- städle und Industriezentren. — Abschaffung der Halbmonatskarten 4. Klaffe. Die >m B Dich der Effenbabnoirektion Dresden eingcsührte Ein- tu g sei HalbmonatSka t n 4 Klaffe zum ha:b n P eise mr gewöhnlichen Monatskarten 4. Klaffe wird am 31. Dez. ufgehoben. Ein Bedwfnis zur Ausgabe dieser Kauen be geht mcht mehr, da an Stelle einer Halbmonatskarte zwei Wochenkarten gelöst werden können, wenn nicht vorgezogen wird eine Karte für den ganzen Monat zu entnehmen. Dresden. Veränderungen im Bahnhof Weltiner- nraße. Durch Wegnahme eines Teils des Waitesaals 1. und 2 K affe ist ein giößeier Raum zur Aufbewahrung von Reif gepäck usw. geschaffen morden, was einem dringenden Bedürfnis entsprach. In dem früheren Aufbewahrungsraum sind zwei neue Fahrkartenschalter für den Vorortsverkehr eingerichtet worden, fo daß nun sieben Schalter vorhanden sind. Der Verkehr auf diesem Bahnhof hat sich immer mehr . erweitert. > — Einer größeren Mehlschiebung kam die Polizei auf l die Spur. Vor einigen Tagen war eine Wagenladung Obst l auf dem Neustädter Güterbahnhofe eingetroffen. In den Am 1. liiatt. Die Getterungen kohlenveihtlfeu für Mmoerveunttelte. Behufs Gewährung eurer Kohlenbeihilfe für Minder- Mittelte haben Bezirksausschuß und Gemetnderat Mltei in beschränktem Maße zur Verfügung gestellt. Die Beihilfe ist llus 50 Mark für eine Person bemessen. Für die Verteilung ^Mmen nur in Frage Almosen-Empfänger, Arbeiterrenten- ^mpsänger ohne besonderen Arbeitsverdienst und sonstige Minderbemittelte, deren Bedürftigkeit besonderer Bestimmung ^rbehalten bleibt- Minderbemittelte, welche auf die Bei- Ase Anspruch erheben wollen, haben sich bis 4. Fezemöer dss. As. 'U Rathaus — Meweaml — zu metoen. Die Auswahl der zu Berücksichtigenden bleibt einem Ausschuß Vorbehalten. Htteudorf-Moritzdors, am 29. November 1920. Der Gemeindevorüand. In der Zeit vom 3. bis 5. Dezember dss. Js. soll »Uch im hiesigen O-le eine Volkssammlung für das not- leidende Kind veranstaltet werden. Die Not der Kinder — buserer Zukunft — ist grov, schon in unserem Orte waren IU» ^en 500 Schulkinder unterernährt. Geradezu erschreckend I lN^ d der Zustand der Äroßstadlkinder. Es ist die bekannte * Mcht unserer Feinde, Deutschland durch planmäßige Vcr- ^mmerung des Nachwuchses (Abgabe der Milchkühe!) zu Allem unbedeutenden Stamsgebilde herabzudrücken. Diese Absicht gilt es zu durchkreuzen durch Ausbringung von trnis! Mitteln zur Stärkung der KmdererholungSheime, und zm Anterbriugung von unterernährten und kranken Kindern ^s gebe daher Jeder gern und reichlich, wenn die Sammle: bei ihm vorsprechen. Die Hälfte des Ertrages fließt den Kindern unferes Ärgeren Bezirkes zu. Htteudorf-Zkloritzdors, am 29. November 1920. Der Gemerndevo« stand. OerMche» »md Sächsisches. Dttendorf-VkMa, dm So. November 1920. .. — Nun sind die Wochen gekommen, die man die AdventS- u nennt. Die Sonntage in ihnen sind wie freundlich ^mmernde Sterne, die dem großen, wunderbaren Stern von Bethlehem voran leuchten möchten. Es ist die von vielerlei Viehdesitzer werden zur Vermeidung vo ersucht, den beauftragten und ehrenamtlich öligen Zählern die erforderlichen Auskünfte genau und be- leitwilligst zu erteilen. Neueste- vom Tage. » — Die französtfche Regierung Hut der Kammer eimn - Gesetzentwurf unterbreitet, um das Gefetz vom 29. Dez. 1915 ^reffend die Gräber aller Soldaten des Landheeres und AH Marine der französischen und alliierten Heere, auch au ie deutschen Gräber in Frankreich anzuwenden. Artike ^5 yeS Vertrages von Versailles legt der französischen ^Wemng Verpflichtung auf, die deutschen Gräber zu unv zu unterhalten. Dre Friedhöfe werden vom starrt erworben und unter fernen Schutz gestellt- Vettleltuug vvu «Ufttmgsziufeu. . E» kommen solgende Erträgnisse von mrrden Stiftungen ?II tlr Verteilung: 50 Mar! der „Johanna verw. Nollain-Stiflung" an ine in Not befindliche Witwe, nach Befinden können auch l>ei Witwen bedacht werden. 14 Mart der „Louise Walther-Stiftung" an zwei I Erdige und bedürftige Einwohner aus dem OttSteck Butzdorf. I 50 Mark der „Geme ndeoorstand M x Stein-Süftung" 4 alle bedürslige Lmwohner des Orrsleris Cunnersdorf. AW Gesuche sind bis 4. Dezember,d. I. schriftlich oder Endlich im Rathaus anzubrlngen. Ättendorf-Moritzdorf, am 29. November 1920. Vorfreude durchtönte Rüstzeit auf Weihnachten Auch unsere politisch und wirtschaftlich so überaus gedrückte Lage kann und darf diesen weihnachtlichen Vorklang nicht ohne weiteres verschwinden lassen. Mögen sich auch manche Entsaaungs- üden dazwischen spinnen, den alten, stimmungsvollen Auftakt zum Christseste möchten wir doch nicht missen. Das Laufen md Kaufen ist heute freilich nicht so einfach, wie in alten, schönen Friedenszeiten. Man muß sparen und immer Körbeu war aber Mehl, nur obenauf zum Scheine eine Schicht Obst verpackt. Als die Polizei Kenntnis erhielt, war der Waggon bereits entladen und die angeblichen Obst- körbe nach der Niederlage des Obsthändler« befördert worden. Dort gelang es auch der Polizei, das Mehl zu beschlag nahmen. — Am Freitag wurde im Kreisausschuß die Ginge, mcindung der drei Landgemeinden Blasewitz, Loschwitz und Weißer Hirsch erneut erörtert Weißer Hirsch schied al» räumlich zu entfernt aus den Betrachtungen aus Ober bürgermeister Blüher erklärte im Laufe der Aussprache, einen Hauptanlaß zu dem Anträge bilde der Wunsch von 17 wirt schaftlich weniger leistungsfähigen Varortgemeinden im Westen nach einer Angliederung an Dresden, wofür man als Gegen- gewicht den Anschluß der begüterten Gemeinden im Osten brauche. Der Vertreter der Amtshauptmannschaft erklärte, die Ausgliederung nicht befürworten zu können, da dadurch der Bezirksverband drei der zahlungskräftigsten Gemeinden verlieren würde. Nach halbstündiger geheimer Beratung faßte der KreiSaurschuß folgenden Beschluß: Der Kreisaus schuß hat ein dringendes öffentliches Bedürfnis zur zwangs- weisen Eingemeindung von Blasewitz und Loschwitz nicht be- sürworten können. Potschappel. Der aus der Dresdner Straße wohnhafte 23 Jahre alte Rangierarbeiter Alfred Roßberg wurde Sonnabend nachmittag auf dem hiesigen Bahnhof von einer Lokomotive überfahren und schwer verletzt. Noch dem Krankenhaus? Friedrichstadt übergefühlt, erlag er bald nach der Operation seinen Verletzungen. Königstein, Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich auf der Bahnstrecke beim benachbarten Rathen. Eine Frau Steglich kehrte mit dem Zuge 4.48 Uhr aus Dresden zurück und mußte, da der Zug überfüllt war, vor der Tür des Wagens stehen. Als der Zug die Station Rathen verließ, öffnete sich auf einmal die Tür, wodurch die Frau auf das Nebengleis stürzte uud von einem entgegenkommenden Personenzuge erfaßt und überfahren wurde. Bahnarbeiter fanden die schrecklich Verstümmelte, der beide Beine abge fahren worden waren, mit blosgelegten Gehirn tot auf. Ziitau. Ein Eisenbahnunfall ereignete sich Freitag früh gegen 7 Uhr auf der Sekundärbahnstrecke Zittau— Reichenau. In der Nähe des Schlachthofes entgleisten drei aus Rollböcken verladene große Güterwagen und stürzten um. Das Gleis wurde dadurch gesperrt. Der Betrieb wurde später durch Umsteig'en aufrechterhalten. Glauchau. Von wohnungsuchenden Verlobten wird das hiesige Wohnungsamt derart überlaufen, daß der Stadt- ral sich gezwungen sieht, künftig Verlobte nur dann in die Liste der Wohnungssuchenden aufzunehmen, wenn der Bräutigam das 25. Lebenjahr vollendet hat. Leipzig. Am Sonnabend vormittag gegen 9 Uhr wurde im Geschäft des Trödlers Martin, Große Fleischer gaffe 21, ein Raubübecfall verübt. Dort erschien der Putzer Kurt Zech, geboren am 21. Dezember 1901 in Forst i. L., in Begleitung eines gleichalterigen Burschen und verlangte ein Paar Schuhe, die er tags zuvor dort gegen andere ein getauscht hatte, zurück, angeblich, weil diese ihm bequemer seien. Der Trödler ging darauf ein. Unterdessen hatten zwei weitere junge Burschen den Laden betreten und boten Martin einen Schal zum Kauf an. Nach dem Zech die Schuhe gewechselt hatte, sprang er plötzlich auf Martin zu und hielt diesem den Mund zu während gleichzeitig ein zweiier die Brieftasche Martins aus dessen Rock herauszog. Um ihn am Schreien zu verhindern, drohten ihm alle vier mit oorgestreckten Revolvern mit Erschießen, sobald er nur e-n n Laut von sich geben würde. Die vier Räuber nahmen darauf jeoe: einen Üeberzieher, Zech außerdem noch einen Cutaway mit dunkler, hellgestreifter Hose und Heller Weste an sich und ergriffen die Flucht. Alle vier konnten aber im Lauie Sonnabends noch festgenommen werden. Zwickau. Hier wurde ein Einbruch ausgeführi und dabei 72 Meter Herren- und 20 Meter Damenstoffe ver- schieden: Farben, etwa 18000 Mark wert, gestohlen. — Hier machte bei der Landtagswahl ein Wähler seiner Mißstimmung in folgenden Zeilen Luft, die er mit feinem Stimmzettel de: Wahlurne anvertraute: „Klaffengeistmehrer, Kassenentlehrer, Zwei Jahre habt ihr uns geprellt! Falsch die Versprechen — Könnt Stroh nur dreschen Diesmal wird anders gewählt!"