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Mterhaltungs- und Intelligenz-Blatt. 22. Stück. Sonnabends, den 1. Juni 1833- m- Jahrg. Das Aehrenfeld. Das Aehrenfeld wogt her und hin — Warum? Es spielen Engel drin; Sie laufen in die Kreuz und Quer, Und scherzen hin und scherzen her. Jed' Vöglein ist in ihrer Huth, Das in dem Saatgefilde ruht; Jed' Körnlein , das die Aehre trägt, Bon ihnen wird's hineingelegt; Sie sorgen, daß es wachsen kann, Und flehen ost den Himmel an, Und was sie bitten, das trifft ein, So Regen, wie auch Sonnenschein. Sie schlafen auf dem kühlen Grund, Erwachen in der Morgenstund; Dann singen und dann spielen sie, Und sind geschäftig spät und früh. Oft hören wir ihr süßes Lied, Das wie ein Hauch durch Aehren zieht, Doch sehen können wir sie nicht; Sie sieht allein das Himmelslicht, Es senkt, sie suchend, sich zur Welt, Dann wogt Lm Glanz das Aehrenfeld. O e r t l i ch e S. Bei dem diesjährigen hiesigen Vogelschießen ge langten zur Königswürde: am ersten Tage Herr Kammacher Lochner, und am zweiten Tage Herr Klempner Schenk. Vermischtes. Die weimarische Zeitung meldet: Am 11. Mai sind zu Berlin zwei wichtige Staatsverträge ab geschlossen worden. In dem ersten derselben ver binden sich das Großherzogthum Sachsen-Weimar- Eisenach, die sächsischen Herzogthümer Meiningen, Coburg mit Gotha und Altenburg , die beiden Fürstenthümer Schwarzburg, die fürstlich reußischen Lande älterer und jüngerer Linie, außerdem noch Preußen mit Erfurt, Schleusingen und Ziegenrück, so wie Kuchessen und Schmalkalden, zu einem Zoll- und Handels-Vereine, der eine Gesammthekt bildet. In dem zweiten Vertrage schließt sich diese Gesammtheit als Mitglied mit gleichen Rechten und gleichen Verbindlichkeiten demjenigen Zoll- und Handels-Vereine an, welcher durch die Verträge vom 22. und 30. März d. I. zwischen Preußen, Hessen-Cassel und Darmstadt, Baiern, Würtem- berg und dem Königreiche Sachsen zu Stande ge kommen ist und mit dem ersten Januar 1834 in Wirksamkeit treten wird. Würtembergische Zeitungen versichern aus guter Quelle, daß Baiern und Würtemberg den Beitritt zu dem preußischen Zollverein nicht aufgegeben hät ten. — Der preußische Gesandte in Paris hat sich darüber beschwert, daß Frankreich den Anschluß der kleinern deutschen Staaten an den preußischen Zollverein zu verhindern suche. Auch ist die Rede von einer Zusammenkunft deutscher und französischer Commissäre in Mainz, um die gegenseitigen Han delsverhältnisse zu ordnen. — In Baiern spricht man neuerdings wieder von einem großen Zoll verband deutscher Staaten unter Oestreichs Leitung, dem selbst europäische Großstaaten sich attschließen würden, die dem deutschen Bunde nicht angehörten. In München ist eine Frau verhaftet worden, die eben auf ihrem Boden Feuer anlegen wollte. Zn der Gegend von München hat es seither häufig gebrannt. — Aus Straubing wird kurz berichtet: Es vergeht hier fast kein Tag, wo man nicht von Mord und Todschlag hört. Bor acht Tagen ist ein Bauernburfche in einem Stadel vor'm Thore erschlagen worden. — Zu Dachau bei München ist am 8. Mai ein 21jahriger Mensch hingerichtet wor den, der im vorigen Jahre einen gräßlichen Raub mord an einer Frau verübt hatte. In London hat ein Kaufmann mit ZV Millio nen Gulden Banquerott gemacht.