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MN . 'rftstst.->.N4»Mo«n r^-r^-^ttf ^'1 lt» 7 Uhr. Auserate »xrdrn angcnonnncn: »i« Abend» S.To««- tag» «s Mittag» 13 Uhr: Martenstraste 13. >nz«ig. in dics. Blatte Aadtnrnir ersolgriiche Verbmitung. Auslage: 13,000 Skrmpr«*- Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ' s). Bienelj-Hrlichro««. bei uuentgeldlicher^tp» struvg in's Hau».;. > . j Durch dir Lönigl.pyß vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummer» l Ngr. ,e. ^ -—"777° '„E Inserateupreift: ^ ffür den Raum «tyer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Ging«, fandt" die Zelle i r Ngr- M Knuk rmd Eigtthum der Hcrautgeber: kDlkpfch bl Relchardt. — Verantwortlicher Redakteur: ÄUliUS Neilhürdt. Dresden, dm 23 Mai. — Ein gestern ausgegebenes Extra-Blatt des Dresdner Journals bringt folgende wichtige telegraphische Nachricht: Berlin, Montag, 21. Mai, Mittags 12 Uhr. (Directe Mel dung) Der Pariser Congreß ist allseitig angenommen. Die Eröffnung desselben findet nächsten Freitag statt. — Frankfurt a. M. Sonntag, 20. Mai, Abends. (Directe M ldung.) Die von dem Abgeordnetentage heute ge faßten Beschlüsse verdammen den drohenden Krieg als einen KabmetSirieg, empfehlen Neutralität besonders für die west deutsche Staatengruppe, fordern die LandeSvsrtretung auf, in dieser Richtung zu wirken und verlangen endlich ein Parla ment nach dem NeichSwahlgesetze von 1849. Die Sitzung war ziemlich stürmisch. Gegensätze traten besonders bezüglich der Neuträl tatsfrage schroff hervor. Die Redner, welche für Preu ßen und für dre Neutralität sprachen, wurden vom Publicum schlecht ausgenommen und oft unterbrochen. Anfangs war der Saal sehr gefüllt, wurde jedoch durch das Abbrennen einiger in demselben versteckter Kanonenschläge stark geleert. — Se. Kinigl. Hoheit der Prinz ^Georg hat als Kom mandant der 1. Cavallene-Brigade am 19. Mai seinen Wohn sitz wieder von Hosterwitz nach Dresden verlegt. — Der Geh.-Rath l)r. Walther ist von Wien zurückge kehrt und hat dem Vernehmen nach befriedigende Nachrichten über das Befinden der Erzherzogin Antoinette überbracht. — Im Wochenblättchen für die Städte Finsterwrlde, Kirchhain und Dobrilugk hat sich ein angeblicher „Patriot" zu nachstehender Sthlübung Hinreißen lassen: „Wäre es bei der so entsetzlich feindseligen Gesinnung dir Bewohner Sachsens und namentlich Dresdens nicht politisch recht und klug gehan delt, die vielen Kinder, welche gerade jetzt dort in verschiedenen ErziehungSanstaltm Hausen, lieber nach Hause zu nehmen, da mit sie gute preußische Anstalten besuchten, woran wir Gott sei Dank keinen Mangel haben- Preußenfreundliche Gesinnun gen mögten ihnen wohl jetzt nicht eingeflößt werden." — Dem Anschein nach hat diese Zeilen irgend so ein Schulmeisterchen loSgelafsen, dessen Erziehungsanstalt mager mit Schülern be setzt ist und der nebenbei noch so einen Piepvogel vierter Classe haßen will. — Gestern früh um 7 Uhr, als am zweiten Pfingstfeier- tag, wehten in Dresden Schneeflocken durch die rauhe Lust herab Das waren in der That kalte Pfingstfeiertage, wodurch so manche Hoffnung derjenigen Wirthe gestört wurde, die Be such und somit Nahrung aus der Residenz erwarteten. Dazu die starre Etseskälte in der Politik, welche sich um alle Herzen lagert, bis endlich einmal die Lawine losbrechen wird. In der Natur vermag das Letztere oft die Kralle eines Geyers, eines Adlers, welche in eisiger Höhe ein Stückchen losreißt, das sich fortwährend immer grauenvoller gestaltet, bis zubtzt der Sturz Menschen, Häuser und Dörfer begräbt. Welcher Politisch-diplo matische Geyer wstd zuerst seine Kralle zu der verderbenden Lawine ausstrecken. — Da im Repertoir des hiesigen Hoftheaters heute eine Veränderung eingetreten und deshalb die Vorstellung „Hamlet" au-fällt, so wird dem Vernehmen nach in „König Rene's Toch ter" Fräulein Margarethe Hel big vom Schweriner Hofthcater al» Gast in der Rolle „Jolanthe" austreten. Wer vor Jah resfrist Gelegenheit hatte, das schöne Talent wahrzunehmen, welches Fräulein Helbig bei ihrem ersten theatralischen Ver suche bekundete, wird heute Gelegenheit haben, sich von dem regen Fortschritt zu überzeugen, dm die junge anmuthige Künst lerin im Laufe dieser Zeit gethan. — Leider war der Fremdenverkehr der verflossenen Pfingst feiertage im Vergleich zu anderen Jahren geradezu unbedeutend, und man kann wohl annehmen, daß Eisenbahnen und Dampf schiffe nicht die Hälfte der verjähr- Einnahme erreicht haben Wer geht auch gern in dieser bangm Zeit vom Hause weg? Und selbst die Wenigen, welche ihre Psingstpartie antraten, schränkten sich bis zur Möglichkeit ein. Am meisten machen noch die Restaurationen und baierischen Bierstuben Geschäfte, namentlich da, wo die Güte des Culmbachers so viele durstige Seelen anlockt, wie in der Mante uffel'schen Restauration in der kl. Brüdergaffe, wo die baierischen Originalfässer nach we nig Stundm entleert immer neum Truppen Platz machen müssen. — Zwei mit einem Rüstwagen durchgehende Trainpferde stießen gestern Morgen auf der Leipzigerstraße mit der Deichsel gegen die Steinkegel zweier GaSlaternen, sodaß die eine gänz lich umbrach und zertüiqmerte, bei der anderen ein Stück vom Steinkegel abgerissen und die Laterne selbst außer Rad und Band gehoben auf der Seite hing. Da» Gespann wurde spä ter glücklich aufgefangen. — Bei Brieg in Schlesien ereignete sich auf dem Bahn hofe gelegentlich des Weitertransports der einberufmen Land- rvehrmänner folgende Seme. Viele Frauen begleitete« ihre schei- > denden Lavdwehrmänner bis an dm Zug und es war der Ab- ! schietsthränen und Scheidegrüße kein Ende. Eine Anzahl Krauen wollte aber auf keinen Fall von ihren Männern scheiden, sie wollten mitfahren, die Locomotive pfiff, der Zug setzte sich in Bewegung, doch die jammernden Weiber hingen sich allseitig an die Wagen und der Zugführer sah sich zur Verhütung von Un glück gmöthigt, wieder füll zu haltm, wieder zu pfeifen und wieder zu halten. Endlich entschloß sich der Bahnhofsinspector, zwei Lowrys anzuhängen, um das Mitfahren der Frauen und die Abfahrt überhaupt zu ermöglichen. Dies war geschehen, der Abgangspfiff ertönte, der Zug setzte sich in Bewegung, doch die angeschobenen zwei Fraumwagen blieben fest stehen, man hatte dieselben nicht angehängt und die jammerndm Weiber hatten das Nachsehen. — Die Waarenlotterie, welche der Verein der Freunde der diätetischen Heilkunst und für Gesund heitspflege zum besten seiner diätetischen Armenklinik veranstaltet, nimmt trotz der ungünstigen Zeitverhältnifse be sonders insofem einen recht guten Fortgang, als außer der zum Hauptgewinne bestimmten Uhr bereits eine ziemliche An zahl sehr schöner, zum Theil kostbarer Geschenke zur Ver- loosung eingegangm sind, und noch mehrere in Aussicht stehen. Vorläufig ist als Termin der Gewinnziehung die Mitte Juni festgestellt. Sollte aber, wie um der wohlthätigen Anstalt willen, die armen Kranken schon so viel Segen gebracht hat, sehr zu wünschen ist, eine entsprechende Anzahl Loose eher ver kauft werden, so findet die Gewinnziehung noch früher statt. Vergl. Inserat. — Daß die alle Gemüther auf's Höchste spannenden Tagesfragen eine Menge Gerüchte zur Welt bringen, die, mehr oder weniger glaubhaft, sich doch eine Zeitlang im Umlauf er halten, bis sie entweder durch andere Gerüchte verdrängt werden oder sich als Uebertreibungm, wenn nicht als Lügm heraus stellen, ist ganz natürlich. So werdm denn auch, abgesehen von den täglich wechselnden Behauptungen über die Vorgänge in der hohm Politik, ob Oesterreicher oder Preußm zuerst bei uns einrücken (als ob uns nicht Beide vom Halse bleiben könn ten) u. s. w, auch über angebliche Vorgänge in und um unserm lieben Dresden Gerüchte colportirt, an denen meist auch nicht ein wahres Wort ist. Unter Andettn faselt man viel von Ausgebot mehrerer hundert Grundstücke, Subhastaticn ganzer Straßen, Wegziehen aller Fremden, Auswandern der Privatleute und namentlich von massenhaften Entlassungen von Arbeitern. Seitens der Firma Jordan und Timäus ist eine öffentliche Berichtigung schon erfolgt, aber auch sonst eingezogene Erkun digungen stellen die meist völlige Grundlosigkeit des umlaufen den Geredes außer Zweifel. So hat, wie man uns auf An frage beschied, z. B. das wohl die meisten Leute beschäftigende Etablissement unserer Umgegend, die Thode'sche Papierfabrik in Hainsberg, die 160 oder gar 200 Arbeiter entlasten haben sollte, factisch auch nicht einen Einzigen wegen der Zeitverhält nisse entlasten. Die Fabrik wird, wie wir hören, vor der Hand gar nicht und überhaupt erst dann zu einer Einschränkung ihres Betriebes schreiten, wenn unmittelbare kriegerische Ereig nisse oder sonstige unberechenbare Vorfälle den Fortbetrieb in der seitherigen Ausdehnung nicht mehr zulassen. Eine solche, vielleicht nicht ohne Opfer durchzuführende, aber im Interesse der vielen dort Beschäftigten getroffene Disposition zeugt wiederum von dem humanen Geiste der Verwaltung, die schon früher durch Krank-.nkasse, Speiseänstalt rc. bewiesen hat, daß sie ein warmes Herz für das Wohlergehen ihrer Arbeiter hat. — Referent war vor wenig Drgen Zeuge einer schreck lichen Scene, die wohl alle Anwesenden itt Angst versetzte. Es war Vormittags, und etwa hundert Gardereiter kamen zu Pferde vom Theaterplatz her auf die alte Brücke zu. Ein Theil der Soldaten sang lustige Lieder. Fast in der Mitte der Brücke angekommen, begann das Pferd des einen Soldaten zu stürzen und erhob sich einige Male aus ganz unbekannter Ursache auf den Hinterfüßen kerzengerad in die Höhe. Auf einmal verlor es aber die Balance und stürzte regulär kopfüber auf das harte Pflaster hin, so daß der Reiter direct mit dem Kopfe von oben nach unten zuerst die Steine berührte. Ein Angstschrei aller Nebenhergehenden erscholl und Niemand wagte es Anfangs, auf den Unglücksort hinzusehen, da Jeder glaubte, Roß und Reiter hätten alle Glieder gebrochen. Das Pferd sprang zuerst mit aller Hast auf und riß den Reiter mit, der aus den Steig bügeln nicht herausgekonnt hatte und nun mit den Beinen oben, mit dem Kopfe unten hing. Jetzt sprang man hinzu und be freite ihn aus der schrecklichen Lage. Gott hatte ihn geschützt; denn nachdem er sich selbst an allen Seiten befühlt, ob er nach dem schrecklichen Sturz noch ganz sei, setzte er sich wieder auf das Pferd und jagte schimpfend im scharfen Trabe seinen singenden Kameraden nach. ' — Gleichzeitig mit der Bekanntmachung, daß die Divi- j dende der Albertsbahn pro 1865 auf 6H Proz. — gegen 4 Proz. in 1864 — festgesetzt sei und vom 1. Juli ab zur Auszahlun: gelange, veröffentlicht das Direktorium dieser Bahn die Betriebsergebnisse des vergangenen Monats, die über alle Erwartung günstig sind, wenn man sowohl die allgrMett'm Zeitumstände als auch die, die Einnahmen schmälernden Spe zialverhältnisse der Bahn: das ungünstige Wetter für die Per- sonalsrequenz und der Wegfall der im Vorjahr zur Ausfuhr gelangten älteren Kohlenvorräthe, in Betracht zieht. DieGe- sammt-Mehreinnahme der ersten 4 Monate d. I. gegen 1665 ist auf 5326 Thlr. 20 Ngr. 6 Pfg. gestiegen, so d^ß. selbst, ivenn die nachfolgenden Monate nicht ein gleiches Mehr brin gen sollten, doch die Wahrscheinlichkeit dorliegt, für da- kauf ende Jahr mindestens eine gleich große Dividende erwarten-zv können. Wünschenswerth möchte es bei der jetzigen Geldknappheit sein, wenn das Directorium der Albertsbahn sich veranlaßt sähe, die Auszahlung der deklarirten Dividende schon vor dem 1. Juli zu bewirken. — Nach mühevoller Arbeit ist es gelungen die in den» Neustädter neuerbauten Gasreservoir eingedrungene Wassermasse ziemlich zu beseitigen, so daß gesttrn Abend um 6 Uhr d« Leichnam des dabei verunglückten Arbeiters Steeger unter den Quadersteinen hervorgezogen werden konnte. Das AuSpuMpen des Masters wird ununterbrochen rüstig fortgesetzt und hofft man die andern beiden Verunglückten heute zu finden. 6 — Eigentümlich ist das rasche Sinken der ruffische» Wechselkurse Der russische Credit hat vielleicht durch die je tzige Krisis größeren Schaden erlitten, als der östreichische, ob gleich voraussichtlich Rußland nicht am Kriege sich betheiligen wird. Man schreibt dieses Sinkm den Operationen großer Petersburger Bankiers zu, die so die russische Regierung von einer unnöthigen Betheiligung an dem Kampfe zurückhatten wollen. Das ist ein ganz merkwürdiger Patriotismus, der an die Anzündung Moskau's durch die Russen i. I. 1812 er innert. — Die Bankiers ruinirm dm Credit ihres Vaterlan des, um demselben noch einen ruinöseren Krieg zu ersparen. Uebrigensscheint es dieses drastischen Mittels gar nicht zu büiür- fen, da Rußland auf Preußm schon deßhalb sehr erzürnt ist, weil sich bei der großen Krisis jetzt wieder die alten Hoffnun gen der Polen auf ein selbstständiges Polm regm unh die kaum nothdürftig zugmähten Wunden wieder aufzubrWn drohen. — Ein neuer Beweis von deutscher Einigkett ouS eitler Angst! Ein hiesiger Einwohner führte am Syvnabekld einen kurhessischen Kassenschein von einem Thaler bei sich- mit dem er aber radikal an 9 verschiedenen Ortm abgtrmeseu wurde, natürlich allemal unter verschiedenen Bonmots,- z. LI.: „das iS a blinder Hesse" - oder: „Nee, mein siheener Httv, das kann mer nicht passiren" — oder: „IS, nich, neWtn wir nich" — oder: „I, ja bewahre, da können se de ganze Stadt dorchloofen, den werden se nich loos!" u: s. zv — Ob gleich der Inhaber dieses fatalen Papierchens den Leuten alles Schöne von Kurhesten erzählte, von seinen wmigm Schulden, seiner Neutralitä, seinem Kurfürsten, —'s half nichts. Da dachte der Wdnderer. nunmehr müde geworden: „Antou, steck' den Degen ein!" Der Kurheste ruht nun in der Brieftasche, bis die Friedenspalmen wieder „ausgeschlagen." O Du einiges Demschland! — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag finden folgende Verhandlungstermine statt: 9 Uhr Privatanklagsache der Obsthändlerin Johanne Christiane verw. Nackc in Pirna wider den Buchdruckereibesitzer C. H. Gärtner hier ; 9j Uhr Privatanklagsache des Hauptagenten Robert Ru- dowsky wider den Handarbeiter Michael Heyne hier; lOj Uhr wider Christiane Auguste Wilhelmine Banda hier wegen Dich- stahls; 11 j Uhr wider dm Handarbeiter Johann Traugott Wauer in Niedergorbitz wegen Diebstahls. Vorsitzender Ger»- Rath Ebert. — Den 23. d. M. Vormittags 9 Uhr wider den Schneidergesellm Heinrich Eduard Mai von hier wegen Dieb stahls. Vorsitzender Gerichtsrath Einert. , TageSgefchichte. Oesterreich. Die „Wiener Abendpost" bemerkt, daß die Gerüchte von einem Verkaufe Venedigs völlig unbegründet sind. — Ein Eingesandt in der Wiener „Presse" schlägt vor, daß jeder Soldat ein Päckchen Eharpie bei sich führen solle, seiiy Geliebte würde ihn unstreitig gern damit versorgen, um ihn im Felde bei augenblicklichem Bedarf damit gesichert zu wissen, Der Bürgermeister von Wien, Nr. Zelinka, hat die traurig« Erfahrung gemacht, daß sein Canzleidirector ihn nicht nur selbst bestohlen, sondern noch sich einer Veruntreuung von 83,000 Güllen schuldig gemacht, in welche Summe jedoch ein Betrug durch falsche Wechsel eingeschlossen ist. — Die Feldmarschrll- Leutnants Fürst Windischgrätz und Prinz Holstein-Glück-burg sind zu DivisionSgeneralen bei der Nordarmee ernannt worden. — Der Wiener Schriftstellerverein „Concordia" hat den Prof, vr. Wuttke in Leipzig als Ehrenmitglied ernannt. — Die