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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Nr. 134 — 92. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Montan, den 12. Juni 1933 Goebbels MM on die Zugend Vie lvettwirtlehgstrkonlerenL konferenz übernimmt. Zum Empfang hatten sich aus dem Bahnhof eingefunden der deutsche Botschafter von Hoesch mit den Herren der deutschen Botschaft, von Tren delenburg vom Völkerbund und einige Herren der deut schen Abordnung, die sich zur Vorbereitung der Unterkunft in London befinden. Die Delegation wird gebildet von dem Reichsaußen Minister vouNeurath, dem Reichswirtschaftsministei und Ernährungsminister Dr. H u g e n b e r g, dem Reichs sinanzminister Gras von Schwerin-Krosik, den, Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, dem Hamburger Staatspräsidenten Kro g m a n n, der der Nationalsozia listischen Partei angehört, und dem nationalsozialistischer Reichstagsabgeordneten WilhelmKeppler,der aus dem Reichswahlvorschlag der NSDAP, gewählt wurde Er ist Mitglied der Handelskammer Heidelberg und fest 1912 als Leiter industrieller Unternehmungen tätig. Der Delegation gehört außerdem noch eine Reihe von Sach verständigenmitgliedern des Reichsbankdirektoriums Staatssekretäre und Ministerialdirektoren der zuständigen Reichsministerien an. Die letzten Vorbereitungen in London. Im Gebäude der Weltwirtschaftskonfe renz in London wurde während des ganzen Sonn tags und auch nachts noch fieberhaft gearbeitet. Trotzdem ist noch nicht alles fertig. So ist es voraussichtlich um möglich, den Haupteingang der Konserenzhalle bis Mm» tag nachmittag fertigzusteken, so daß der König durch einen der Hinteren Eingänge, wo bereits ein Ba ldachir errichtet worden ist, das Gebäude betreten muß. Auf einigen Böden ist der Zementbelag noch feucht, so daß su vorläufig für die Öffentlichkeit noch gesperrt bleibe« müssen. Die großen Londoner Hotels, in denen du verschiedenen Länderabordnungen abgestiegen sind odei noch absteigerr, haben festlichen Schmuck ««oeleat memsamrett und'der Kameradschaft in die Volksqemein- schäft hinerntragen. Das ist eine Pflicht, das bedingt aber auch em Recht. Wenn ihr die Verantwortung für die Zukunft auf erkch nehmen wollt, dann seid ihr nur würdig, wenn sie euch in Zucht, in Ordnung und in erwerbt. Tut ihr das, dann habt ihr auch das Recht, von euch mit Stolz zu behaupten: der Staat der Zukunft, dassindwir! Die alten Parteien, die hinsanken, waren euch über legen an Erfahrung, Technik und Routine. Was sie aber nicht besaßen und was euch und uns überlegen machte, das ist die B egeisterungsfähigkei 1, die Hingabe an den Staat und eine gemeinsame Idee. Napoleon hat einmal gesagt: Ich wünsche alte Majore und junge Generäle. Das Wort hat auch für uns Bedeutung; junge Männer müssen das Geschick des Staates in die Hand nehmen, Männer, die noch den Mut haben, etwas zu sagen, die sich noch freudig ihrer Verantwortung unter ordnen, Männer, die nicht ein Leben hinter sich, sondern vor sich haben. Und so sage ich euch denn: Jeder von euch trägt den Marschallstab in seinem Tornister! Jedem von euch ist der Weg frei gemacht zu den höchsten Stellen des Staates, jeder von euch hat die Chance, einmal mit die oberste Spitze dieses jungen Deutschlands zu präsentieren. Seid euch bewußt, daß heute in Deutschland wieder Geschichte gemacht wird, und bringt eure treue Hingabe und Begeisterung für das Reich, das wir mit euch und für euch erobert haben, zum Ausdruck, indem ihr ruft: Unsere Idee, unsere Bewegung und unser Führer Heil! Der Reichsjugendführer B-aldur von Schirach gedachte in einer kurzen Ansprache zunächst der zehn jährigen Gedächtnisfeier Schlageters. Er erinnerte weiter an die schweren Kämpfe der nationalsozialistischen Be wegung in Berlin und gedachte der G e f a ll e n e n der Hitler-Jugend. Aus dem Opfer sei die Mannschaft geboren worden und diese Mannschaft werde wiederum durch Opfer das große gemeinsame Reich aller Deutschen schaffen helfen. Er ries zum Schluß der Jugend für den kommenden Kampf die Parole zu: Durch Sozialismus zur Nation! Die Kundgebung endete mit einem Vorbeimarsch vor den Führern. Der Tag -er Hitler-Zügen-. Reichsminister Goebbels spricht zu 50 000 Hitler-Jungen und -Mädchen. Im Rahmen eines großen Jugendsportfestes fa-^ in Berlin der „Tag der Hitler-Jugend" unter der Schirmherrschaft des Reichsministers Dr. Goebbels im DeutschenStadionimGrunewald statt. Etwa 50 000 Hitler-Jungen und -Mädchen aus Berlin und Brandenburg marschierten nachmittags in geschlossenen Zügen zum Stadion. Neben den Braunhemden sah man zahlreiche Jugendliche aus den Fabriken und Werkstätten in ihren Arbeitskitteln. Reichsjugendsührer Baldur von Schirach und Minister Dr. Goebbels wurden von der Jugend stürmisch begrüßt. Zahlreiche Osfiziere der Reichs wehr und der Schutzpolizei sowie Vertrerer des Diplo matischen Korps wohnten den Sportspielen bei. Nach Erledigung des sportlichen Teils nahm Reichsminister Dr. Goebbels das Wort zu einer Ansprache, in der er aus- führtc: „Der Staat, den wir erobert haben, ist ein Staat der deutschen Jugend. Es waren junge Menschen, die Vierzehn Jahre lang gegen die Republik Widerstand leisteten und es waren ebenfalls junge Menschen, die am 30. Januar die Macht in ihre Hände nahmen. Der Nationalsozialismus ist der politische Ausdruck dieser deutschen Jugend. Ihr seid heute die Träger des Staates, auf euren Schultern ruht dieZukunft unseres Landes, und wenn wir die Macht einmal übergeben müssen, dann nurineure Hände. Ihr habt das große Glück, an der Spitze des Reiches Männer zu sehen, die aus euch hervorgegangen sind, oie euch nicht gegenüberstehen in väterlicher Überheblichkeit, sondern die sich bewußt zu euch bekennen und die wissen, daß in euch die Zukunft des Landes und das Schicksal des Reiches liegen. Es muß in Zukunst in Deutschland nur ein Reich, ein Führer, eine Idee und eine Partei sein. Alle Deutschen müssen umschlossen werden von einer gemeinsamen Ge sinnung, einer gemeinsamen Hingabe und einer gemein samen Begeisterung. Man mag recht haben, wenn man mir entgegenhält, daß dazu die Alten, die jahrzehntelang in ihren Par teien und Organisationen voneinander abgeschieden Waren, nichtmehrsähig seien. Gut denn, dann soll diedeutscheJugend di^es stolze Gefühl der Ge- Ihre Aufgaben. Die Londoner Weltwirtschaftskonfe renz hat begonnen. Die Hauptfragen für die Konferenz sind folgende: a) Finanzfragen: Währungs- und Kredit politik, Devisenschwierigkeiten, Preisstand, Kapitalumlauf; b) wirtschaftliche Fragen: Verbesserung der Produktionsbedingungen und des Warenaustausches, be sonders auf dem Gebiete der Zollpolitik. Für Deutschland steht die überragende Bedeu tung der Privatverschuldungsfrage fest. Bei den Wirt schaftsfragen dürfte die deutsche Abordnung den Stand punkt vertreten, daß zunächst die Nationalwirtschaften in Ordnung zu bringen sind, worauf die Wiederingangsetzung des Warenverkehrs folgen kann. Abmachungen zwischen benachbarten und besonders aufeinander angewiesenen Ländern werden von Deutschland zweifellos begünstigt werden, nachdem sich das System der Meistbegünstigung erfahrungsgemäß für Deutschland und wohl auch für manche anderen Länder als unbrauchbar erwiesen hat. Die deutsche Abordnung dürfte in London auch versuchen, eine Verständigung zwischen den hochentwickelten Industriestaaten über die unerschlossenen Gebiete herbeizuführen. 4- Oie -euische Delegation sür -ie Wettwirischastskonferenz. Reichsaußenminister Freiherr von Neurath traf in Begleitung seines Kabinettschefs, Generalkonsuls Voelkers, und des Attaches Siegfried auf dem Victor,a- bahnhof in L o n d o n ein, wo er am Montag die ^uhrung der deutschen Abordnung zur Weltwirtickakts- Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. -rei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Loten, unsereAustrageru. . Geschäftsstelle, nehmen zu Zeder Zeit Bestellungen ent- sÜk U. UNLgLAeNÜ gegen Im Falle höherer Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Die Konferenz -er 3000. Acht Ministerpräsidenten, mehr als hundert Minister, ssechsundsechzig Staaten mit rund dreitausend Delegierten, — die Weltwirtschaft befindet sich in einem allzu ernsten, derart schwerkranken Zustand, die Londoner Wirt sschaftskonferenz ist von so welthistorischer Bedeu tung und von ihr hängt viel zuviel ab, als daß man sich Hen allerdings sehr naheliegenden, aber recht billigen -Witz leisten dürste, daß allzu viele Köche den Brei ver derben. Ist es doch überhaupt schon als ein „halbes' Wunder zu betrachten, daß diese Weltwirtschaftskonferenz, von deren Notwendigkeit seit zwei Jahren gesprochen wurde, nun wirklich und tatsächlich zustande gekommen äst und der englische Ministerpräsident endlich seines Hoffens und Trachtens liebstes Kind aus der Taufe heben konnte! Aber an die Wiege des Kindleins stellte sich sofort die Politik und gab der Konferenz alles andere als Glück- und Segenswünsche mit auf ihren Weg. Bittere Erfahrungen, die die Völker mit den papiernen ^Ergebnissen" internationaler Wirtschaftskonferenzen von der Art, wie sie jetzt in London begonnen hat, leider ämmer wieder machen mußten, lassen die große Skepsis er klärlich erscheinen, in der sich dieser Beginn vollzieht. Weder die Delegierten selbst sehen mit irgendwelchem rosenrotem Optimismus in die Zukunft ihrer Verhand lungen, noch tun dies die nur als Zuschauer oder Zuhörer «uftretende Öffentlichkeit und Geschäftswelt. Die ganze, mran möchte fast sagen: lässige Art, in der der Gedanke «iner Weltwirtschafts- und -Währungskonferenz gerade Don den am Welthandel besonders interessierten Ne gierungen Englands, Frankreichs und Amerikas behandelt wurde, trägt die Schuld daran, daß alles immer wieder Hinausgezögert wurde, während der Welthandel ständig Wehr einschrumpfte und in den einzelnen Volkswirtschaften Hie Not immer höher stieg. Dieses Ansteigen des Elends Hnd der Arbeitslosigkeit, dieses Umsichgreifen der Be- sschäftiqungslosigkeit der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in -aller Welt konnte höchstens etwas gebremst, aber in der -Entwicklung nicht wirklich gehemmt werden durch die iso lierten Versuche der einzelnen Staaten und Völker oder gar Völkergruppen, mit der Krise fertig zu werden. Dafür Hat man aber um so mehr von internationaler Zusammen arbeit geredet! Die welthistorische Bedeutung derLondoner -Konferenz beruht aber nun darin, ob sie in diesem Wirt schaftskrieg aller Völker gegen alle einen Waffenstillstand Herbeiführt, oder ob der bisherige währungs- und zoll- wolitische Wettlauf sich in gewaltigem, den letzten Atem raubenden Maße steigern soll. Deutschlands Haltung gegenüber diesem Versuch, der steigenden Weltkrise durck eine geschlossene Willensäußerung der Regierungen alles Völker endlich entgegenzuwirken, ist schon in der Re gierungserklärung vom 23. März durch den Reichskanzlei AdolfHitler dargelegt worden: „Die Reichsregierung äst bereit, an dieser Konferenz mitzuarbeiten, um endlich p.ositstve Ergebnisse zu erlangen." Keine der bisher 27 Wirtschaftskonferen zen in der Nachkrieszeit — auch nicht die von Genus 1922 oder die Genfer Konferenz von 1927 — stand eine, solchen Fülle von Problemen und Aufgaben gegenübei wie die nun in London zusammengetretene Monstrever- ssammlung. Währungsstabilisterung und Goldstandard, ^Preisentwicklung und Devisenwirtschaft, Wiederingang setzung des internationalen Kredit- und Kapitalverkehrs und die Zusammenarbeit der Notenbanken, Schuldenfrage privater und öffentlicher Art, — vor allem aber: die Zukunstdes Welthandels und die Beschrän kung oder Beseitigung der Hemmnisse, die sshn fast zum Sterben verurteilt haben. Andere Pfade allerdings, als man sie früher gegangen ist, müssen nun Lei einer vernunftgemäßen Neuregelung des Güteraus tausches zwischen den Völkern künftig beschritten werden; denn in der Welt und bei vielen Völkern ist die Struktur ihrer Volkswirtschaft anders geworden seit jener früheren Zeit, und der Gedanke, das Ziel der „Nationalwirtschaft" wird selbst in jenen Staaten eifrig verfolgt, denen schon der geringe Gebietsumfang, aber auch andere natürliche Begebenheiten ein solches Bestreben verbieten sollten. Nicht bloß Europa, sondern die ganze Welt ist wirt schaftspolitisch „balkanisiert" worden und — verspürt die Folgen davon in einer Krise, wie sie die Welt noch nie erlebt hat. über 30 Millionen Arbeitsloser, also mit den Angehörigen etwa 100 Millionen Menschen allein in den elf wichtigsten Industriestaaten Europas und Amerikas schauen auf das, was nun aus der Londoner Konferenz sich ergeben wird. „Die Weltwirtschaftskonserenz muß schnell zu Entschlüssen gelangen; denn die Welt kann nicht länge hinausgezögerte Erwägungen ab warten", mahnte Roosevelt in seiner Abrüstungs- botschaft, aber trotzdem wird sich die Welt mit neuer Geduld wappnen müssen; denn wirkliche oder angebliche Schwierigkeiten bieten sich angesichts der langen und viel seitigen Tagesordnung in Fülle. Noch mehr vielleicht bei d m Gegenständen, die — nicht auf dieser Tagesordnung stehen! Aber von draußen her blicken jene 100 Millionen in den Konferenzsaal der Dreitausend hinein. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter «°w°l.,Küeg°d.s^ Xl- I - l' ,/ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 »ein Anbruch auf Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke durch Fernrus übermittelten Anzeiaen Lb-rn mir m f — Mr die Richtigkeit der erfolg, nur. wenn Rnckpor.o bewegt. ^0^7^^ »" Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsbauvtmannfckatt gerichts und des Stob,rat- zu Wilsdruff, »es F-rprentamts Marand, und des Mnanzamt- NoffNUrV