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Meißtnh-Mmlg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 69. Jahrgang. Dienstag, den 9. Juni 1903. Nr. 66. Amtsblatt fiir die Königliche Amtsh-uptmannschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Vedaktrur: Parr! Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Di« .»eiheritz-Ztitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorh^rgehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie »nsere Austräger nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage d«, Blatte» -ine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 12 P-g, solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzette oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kompll- zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalteu zeile 20 Pfg. Reichstagswahl. Das Ergebnis der am 16. Juni 1903 stattfindenden Neuwahl zum Reichstage jm 8. Wahlkreise des Königreichs Sachsen wird . . Lonnabenei, «len 20. ^uni 1803, von voi-mittag» IO Uni- ab, im Berhandlungsfaale der Königlichen Amtshauptmannschast hier, «mittelt und verkündet werden. Zum Zwecke der Ermittelung des Wahlergebnisses haben sämtliche Wahlvorsteher im 8. Wahlkreise gemäß 8 25 des Reglements zur Ausführung des Wahlgesetzes für den deutschen Reichstag die Wahlprotokolle mit allen zugehörigen Schriftstücken pp. zur Vermeidung eigener Verantwortlichkeit ungesäumt nach Beendigung der Wahl, jedenfalls aber so zeitig an den unterzeichneten Wahlkommissar einzureichen, daß sie spätestens im Laufe des dritten Tages nach dem Wahltage, also allerspätestens am IS. d. M. in seine Hände gelangen. Pirna, den 3. Juni 1903. vor Vadlkommissar für äon 8. Säodnisodov voiodstseowLdikroio. Frhr. von Teubern, Amtshauptmann. Auf Blatt 155 des hiesigen Handelsregisters, die Firma Earl Friedrich Lieber in Gombsen betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Kausmann Herr Eurt Alfred Lieber in Gombsen als Gesellschafter eingetreten und die Gesellschaft am I.Juni 1903 errichtet worden ist, sowie daß die Firma künftig Gebe. Lieber, Leimfabrik in Gombsen lautet. Dippoldiswalde, den 6. Juni 1903. 1 A KeA. 80/03. Königliches Amtsgericht. Mal. 1k» A, «ad Ämk»it 1k» A dirsks Amts, werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Behörden gereinigt. An diesen beiden Tagen können deshalb nur dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, am 8. Juni 1903. Lövlgliedv Lorirksstouoroioosdmo und llünIgUodo vonvsrwLltorol. Bekanntmachung, Oio öFifonHioke Impffung bvlr-oGFvnrl. Die diesjährige öffentliche Wiederimpfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder soll Mittvrook, Öen 10. ^uni, nsobmiltsgs 3 Ubn, die öffentliche Impfung der im Jahre 19V2, sowie in früheren Jahren geborenen, jedoch bis jetzt noch nicht oder nicht mit Erfolg geimpften Kinder dagegen soll Ovo 12. ^uni, nsvbrnitlsgs 3 Ubn, in der großen Saalstube des Rathauses durch den bestellten Jmpfarzt Herrn vr. Aiock. Voigt hier vorgenommen werden. Es werden daher die Eltern, Pslegeeltern bez. Vormünder der vorstehend bezeich neten Kinder, dafern dieselben hier ihren bleibenden Aufenthalt haben, hierdurch ver- «nlaßt, diese Kinder zu den oben angegebenen Zeiten dem Jmpfarzte vorzustellen, im , Behinderungsfalle durch Krankheit derselben sie unter Vorlegung eines ärztlichen Zeug nisses zu entschuldigen und für den Fall, daß die im Jahre 1902 bez. früher ge borenen bereits, die im Jahre 1891 geborenen aber innerhalb der letzten 5 Jahre die natürlichen Blattern überstanden haben oder mit Erfolg geimpft worden sind, solches zur Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 20 Mark durch ärztliches Zeugnis bez. Impf- schein im Termin nachzuweisen. Hiernächst sind die im Jahre 1891 geborenen Kinder Mittvrook, Ovo 17. ^unl, nsokmittsgo 3 Uki-, die im Jahre 1902 bez. früher geborenen Kinder aber kneilsg, eien 10. ^uni, nsokmittsg» 3 Uki», zur Kontrolle über den Erfolg der Impfung dem Jmpfarzt wieder vorzustrllen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten — wie Scharlach, Masern, Diphtheritis, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Erkrankungen oder die natür lichen Pocken — herrschen, dürfen die Impflinge zum allgemeinen Termine nicht ge bracht werden. Die Kinder müssen zum Impftermine mit rein gewaschenem Körper und mit reinen Kleidern gebracht werden. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder, Pflegebefohlene bez. Mündel ohne gesetzlichen Grund der Impfung oder der ihr folgenden Revision entzogen worden sind, werden mit Geldstrafe bis zu 50 Mark oder entsprechender Haft belegt. Dippoldiswalde, am 6. Juni 1903. Der Stadtrat. Voigt, Bürgermeister. Bekanntmachung. Nachdem die Bedingungen für die Abgabe von elektrischem Strom aus dem städtischen Elektrizitätswerk zu Dippoldiswalde selten der städtischen Kollegien auf Grund des in 8 l? derselben gemachten Vorbehalts einer Revision unterzogen und hierbei in einigen Punkten abgeändert bez. ergänzt worden sind, wird dies hierdurch mit dem Be merken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die revidierten Siromabgabebedingungen vom 9. Mai dss. Js. an Natserpeditionsstelle zur Einsicht ausliegen und sowohl für bereits bestehende als auch neue und für Erweiterungsinstallationen bez. Abänderungen einer elektrischen Anlage gelten und sofort in Kraft treten, die früheren Bedingungen vom 7. August 1897 dagegen gleichzeitig erlöschen. Dippoldiswalde, am 6. Juni 1903. Der Siadtrat. Voigt. H. Grasverfteigerung. Die diesjährige Grasnutzung von den Wiesen des Höckendorfer Forstreviers soll Freitag, den 19.Juni 1903, vormittags >/2l0llhr, imGasthofezurBeerwalderMühle in einzelnen Parzellen gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Kgl. Forstrevierverwaltnng Höckendorf und Kgl. Forstrentamt Tharandt, Eras. am 6. Juni 1903. Morgenstern. - II —« Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das allgemeine Kinder- und Schulfest für unsere Schuljugend findet am Freitag den 26. Juni statt. — Was schon seit einiger Zeit hier erzählt wurde, erhält nunmehr auch von auswärts Bestätigung. Herr Amtshauptmann Lossow wird demnächst unsere Stadt verlassen, um in gleicher Eigenschaft nach Meißen über zusiedeln. Als Nachfolger wird Herr vr. jur. Mehnert, Regierungsrat bei der königl. Kreishauptmannschaft Leipzig, genannt. — Nach der neuesten amtlichen Verordnung an die Schulbehörden ist auch der Keuchhusten als ansteckende Krankheit anzusehen. Das Auftreten des Keuchhustens ist deshalb von dem Schuldirektor beziehungsweise dem Orts schulinspektor dann dem Bezirksarzte anzuzeigen, wenn gleichzeitig oder bald nacheinander mehr als drei Erkran kungen vorkommen. Schüler, welche an Keuchhusten er krankt sind, dürfen erst nach völliger Genesung und wenn hierüber ein ärztliches Zeugnis nicht vorgelegt werden kann, erst dann, wenn die krampfartigen Hustenanfälle aufgehört haben, zum Schulbesuche wieder zugelassen werden. — Im Vrand-Versicherungs-Jnspektions-Bezirk kamen im Jahre 1902 überhaupt 29 Schadenfeuer und zwar 2 in den Städten und 27 in den Dörfern vor, für welche überhaupt 69,161 M. (6830 M. für die Gebäude-Versich.- Abteilung und 1860 M. für die freiwillige Versich.-Ab- teilung in den Städten und 60,471 M. für die Gebäude- Versich.-Abteilung in den Dörfern) zu zahlen waren. — Die Entstehungsursache ist bei oen 2 Bränden in den Städten auf mutmaßlich vorsätzliche Brandstiftung und auf mutmaßliche Fahrlässigkeit zurückzufahren, während bei den 27 Bränden in den Dörfern die Entstehungs ursache dreimal auf mutmaßlich vorsätzliche Brandstiftung, dreimal (darunter 2 durch Kinder) auf Fahrlässigkeit, fünf mal (darunter 2 durch Kinder) mutmaßlich auf Fahrlässig- keil, dreimal auf Gebrauch ordnungsmäßiger, zweimal auf Der originelle Zweck der deutschen Städte- Ausftettung zu Dresden. Die sonst für Ausstellungen aller Art interessierte Ge- fchäftswelt samt dem verehrten schaulustigen Publikum horchte hoch auf, als es vor einigen Wochen von der Er öffnung der deutschen Städte-Ausstellung in Dresden hörte, <an welcher sich nicht weniger als 128 Städte, darunter neben Dresden Berlin, Hamburg und Leipzig, be teiligt haben. Was bedeutet Städte-Ausstellung? Wollte man vielleicht die Städte en ministure ausstellen und ein originelles Städtepanorama schaffen, oder galt es der Ausstellung der vorzugsweise in den betreffenden Städten ^gepflegten Kultur? — Beider Meinungen wären auf jalscher Fährte, denn der geniale Schöpfer der ersten deutschen Städte-Ausstellung, der Oberbürgermeister vr. "Beutler in Dresden, ist von einem ganz anderen und sehr ernsten Gesichtspunkte bei der Aussührung seiner Aus- ftellungsidee ausgegangen. Als der erste städtische Beamte und Leiter der kommunalen Angelegenheiten der Haupt- und Residenzstadt Dresden hatte er erkannt, daß die Stadt verwaltungen eine ganze Reihe der wichtigsten Aufgaben In bezug auf Verkehrswesen, Bauwesen, Wohnungsange legenheiten, Kunst- und Bildungspslege, Gesundheitspflege, Armen- und Krankenpflege, allgemeine Wohlfahrt usw. zu erledigen haben, wenn die menschliche Kultur nicht verloddern will, und daß ferner das moderne Kulturleben auch von den Städten die Anwendung zum Teil ganz neuer Mittel und Leistungen verlangt, um diesen großen Aufgaben gerecht werden zu können. Diese Mittel und Leistungen von einer möglichst großen Anzahl großer und kleinerer deutschen Städte in einer Ausstellung vergleichs weise zum allgemeinen Nutzen und Frommen neben ein ander zu sehen, das ist der originelle Zweck der ersten deutschen Städte-Ausstellung in Dresden, den man nach des Oberbürgermeisters vr. Beutler eigenen bei der Er öffnung der Ausstellung gebrachten Worten am besten als «ine Schule der kommunalen Selbstverwaltung bezeichnen kann. Es muß daher betont werden, daß, so lehrreich und interessant auch für jeden ernsthaften Besucher die deutsche Städte-Ausstellung in Dresden ist, dieselbe ihre große praktisch-instruktive Bedeutung doch vorwiegend für städtische Beamte und städtische Vertreter, also für Bürgermeister, Stadträte, Stadtverordnete, Stadtbaumeister und Polizeibeamte, hat, und daß sie aber auch ferner noch für Nationalökonomen, Sozialpolitiker, Pädagogen, Statistiker, Künstler und Philantropen ein geradezu einzig in seiner Art dastehendes Unterrichts- und Belehrungsmaterial eben durch die vereinigte Ausstellung von 128 deutschen Städten darbietet. Es sollte daher keine deutsche Stadt versäumen, eine Deputation zum Lernen und Beobachten nach Dresden zum Besuche der deutschen Städte-Ausstellung schleunigst zu schicken, soweit dies nicht schon geschehen ist. Bon dem großen Ernste und der Gründlichkeit der Ausstellung zeugt der Umstand, daß dieselbe in nicht weniger als 8 großen Abteilungen ihre Aufgabe zu erfüllen bemüht ist. Die erste Abteilung umfaßt alles, was auf die städtischen Ner- t kehrsverhältnisse, den Straßen-, Brücken- nnd Hafmbau ! und aus die Beleuchtung und Kanalisation Bezug hat. Die zweite Abteilung behandelt die Anlage neuer Stadt teile, die Baupolizei und das Wohnungswesen. Die dritte Abteilung ist der städtischen Kunstpflege gewidmet. Die vierte Abteilung enthält die städtische Gesundheitspflege und die Wohlfahrtspolizei. Die fünfte Abteilung gilt dem städtischen Schulwesen, die sechste der Armen- und Krankenpflege, den Wohltätigkeitsanstalten und Hospitälern. Die siebente Abteilung enthält die städtische Finanzverwal- tung, Sparkassen und Leihhäuser, und die achte bietet Muslerdarstellungen der städtischen Bureau- und Verwal tungseinrichtungen. Mit dieser Städte-Ausstellung sind eine Anzahl sehr lehrreicher Sonder-Ausstellungen ver bunden, die sich auf die Beseitigung der Rußplage, die Wasserwerke, das Samariterwesen usw. beziehen. So steht jedem Besucher der Städte-Ausstellung ein reiches Lern- und Studienmaterial zur Verfügung.