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tLeicoctiil Dienstag- und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstaltcn. Weißeritz-Ieitung. Preis I>ro Q^-jrtal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amis- Md Ivige-IIaU der Königlichen Wmchls-Acmlcr »nd Stadlräche ,n Dippoldiswalde, /rancngein md Allenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 11. Novbr.. „Das große Loos ist gezogen!" rufen 660,000 Schillerloos-Jnhaber, — und 659,999 kratzen sich hinter den Ohren, weil sie nicht die Nummer 97,417 haben, die bei der gestrigen, im ehemaligen Gallericgebäude zu Dresden stattgefun denen Ziehung den ersten Gewinn erhalten bat. Die selbe fand statt in Gegenwart der Vorstände der Stiftung, der Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer, Polizeidi- reetor v. Carlowitz, Major Serre, Bürgermeister Härtel, vr. Gutzkow, eines Abgesandten Sr. kgl. Hoheit des Großherzogs von Sachsen-Weimar, in der Person deS LegationSraths v. Schober, sowie verschiedener Nota- bilitäten und einer durch den Raum beschränkten Zahl Zuschauer. Hr. Oberbürgermeister Pfotenhauer eröffnete den Act mit einigen erläuternden Worte», worauf nach Constatirung der Unversehrtheit der, nach Einlegung der Loose in die Räder angelegten Siegel jene durch zwei Waisenknaben in Bewegung gesetzt wurden. Es waren zwei Ziehungsräder, .4 und 6, ausgestellt. In das Rad -1 kamen die Ziffern 000 und Nr. 1000, 2000, 3000, 4000, 5000 und so fort bis 660,000, umhin 661 Stück, welche die Tausende der Loos- nummern repräsentirtcn. In das Rad kl kamen die Nummern 0 und Nr. 1 bis mit 999, mithin 1000 Stück, welche die Hunderte, Zehner und Einer darstell ten. Nun ward zuerst aus dem Rade eine Nr. gezogen, und zwar Nr. 97,000; sodann eine Nr. aus dem Rade ö, und zwar 417. Durch Zusammenstellung dieser aus beiden Rädern hervorgegangenen Tausend, Hundert, Zehner und Einer ergab sich also Nr. 97,417 als diejenige Loosnummer, die das, im Gewinnverzeich nisse unter Nr. 1 bezeichnete Gartenhaus mit Garten grundstück in Eisenach gewonnen hat. Diese Nr. be stimmt zugleich die Gewinnste für alle andern Nummern, so daß 97,418 den mit Nr. 2 bezeichneten, 97,419 den mit Nr. 3 und so fort bezeichneten Gewinn erhält; — Nr. 97,416 wird also den, im Gewinnverzeichniß 8ub Nr. 660,000 angegebenen Gewinn erhalten. — Nach dem dieser wichtige Act geschehen, erhob sich Hr. l)r. Gutzkow und hielt im Auftrage des VerwaltungSrathes der Schillerstiftung eine Ansprache an das Publikum. Der geistreiche Mann sprach mit einen Schwung, einer Kraft, die alle Herzen erfaßte. Er hob die rastlose Ener gie und die großen Verdienste des Urhebers der Lotterie, des Hrn. Major Serre, rühmend hervor, gedachte des Protektors der Lotterie und Spenders des Hauptge winnes, Sr. kgl. Hoh. des Großherzogs von Sachsen- Weimar, der kgl. sächs. Staatsregierung, des Chefs der Ministerien des Innern und Aeußern für vielseitige Förderung, sowie Aller, die sonst unterstützend zum Zustandekommen des Unternehmens gewirkt hatten. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß der Segen, welcher die Nationallotterie begleitet habe, bis zur gänzlichen Abwickelung der Geschäfte, die nicht auf die Gewinnsucht, sondern auf die Begeisterung für einen edeln Zweck, welcher in dem Bewußtsein, ihn gefördert zu haben, einen reichern Lohn gewähre, als der Werth VeS aufgewandten Opfers betrage, gegründet seien, auf dem Unternehmen und seinen Ergebnissen ruhen möge. (Bemerkt sei hier noch, daß daS gezogene LooS in die Collection des Hrn. Kronach in Bielefeld in Westphalen gefallen ist. — DaS Gewinnverzeich- niß umfaßt ungefähr 22 Bände, k 102 Bogen in Folio, und wird dasselbe nun baldigst mit den bezüg lichen LooSnummern ausgefüllt; in einigen Wochen ist dies Geschäft vielleicht beendet, und soll alsdann, um billigen Wünschen zu genügen, (da ein in 10000 Eremplaren gedruckter vollständigerKatolog über30000 Thlr. kosten würde) ein Auszug dieser Gewinnliste im Druck erscheinen, der die Haupt-, sowie größeren und interessanteren Gewinne bis zu 2 Thlr. Werth ent halten wird. Vor Februar nächsten JahrcS wird die Vertheilung der Gewinne nicht erfolgen; — alles Einsenden von Loosen ist daher vergeblich, ehe nicht eine Bekanntmachung deS HauptbüreauS, daß dies erfolgen kann, erlassen worden ist.) Dresden. Landtag. In der Sitzung am 8. Nov. wählte die 2. Kammer ihre vierte ständige Deputation (für Petitionen und Beschwerden). Herr Bürgermeister Rüger ist Mitglied derselben geworden. Dresden. Eine eigenthümliche Gerichtsverhand lung sand am 7. Nov. vor dem hiesigen Oberappella tionsgericht statt. Nämlich ein 18jähriges Mädchen, Henriette Albrecht aus Falkenberg, hatte bei einem Gutsbesitzer in Plaußig bei Leipzig gedient und war in starken Verdacht gerathen, bei ihrem Wegzug von demselben in einem Kohlcnschuppe» des Gehöftes Feuer angelegt zu haben. Der in Taucha stationirte Gens darm hatte sie in ziemlich barscher Weise ins Verhör genommen, und der Eingeschüchterten dadurch, daß er ihr bei einem offenen Geständniß nur eine sehr gelinde Strafe in Aussicht stellte, das Geständniß der Urheber schaft des angelegten FeuerS — das übrigens im Ent stehen wieder gelöscht wurde — abgelockt. Sie wurde in Folge dieses Geständisses wegen böswilliger Brand stiftung zu 6 Jahr Arbeitshaus verurlheilt, und hatte bereits ihre Strafe in Hudertusburg angetreten. Dort aber eröffnete sie dem Anstaltögeistlichen, daß sie völlig unschnldig sei. Es wurde sofort eine neue Untersuchung angestellt, und unter dem Vorsitz deS Präsidenten