Volltext Seite (XML)
3 Uhr flir die nüchst- erscheinende Nummer angenommen. Tageblatt. Freiverger Anzeiger den bis Nachmittag ' ' ' ' ' ' ' ' vrerteS"^-'^ Znserate werbeel dk gespaltene Zeile ober, Perm Raum mit 5 Pf. > berechnet. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerichtsLrnter und der Stadträche zu Freiberg, Sayda und Brand. 47. Sonnabend, den 25. Februar. 186«. Ist der Suezkaual, d. h. die Verbindung des mittellän dischen mit dem rochen Meere durch den Nil, ein alter oder ein neuer Plan? In die Geschichte der Weltanschauimg gehört die Aufzählung aller Mittel, durch welche die Völker sich genähert, große Theile des Erdkreises zugänglicher geworden, die Erkenntnißkreise der Menschheit erweitert worden sind. Unter diesen Mitteln ist eines der großartigsten gewesen die materielle Eröffnung einer Wasser straße vom rothen zum mittelländischen Meere, vermittelst des Nils. Der große Pharao Aegyptens, RamseS-Miamen*) (1500 I. vor Ehr. Geb.) befuhr zwar bereits mit großen Schiffen den arabi schen Meerbusen (rothes Meer), aber nur nm die Küstenbevölkerung sich zu unterwersen. Diesem Pharao aber wird nach glaubhaften Berichten der erste Versuch zugeschrieben, den Nil mit dem rothen Meere durch einen Kanal zn verbinden. Allein mehr als 7 Jahr hunderte verstrichen, bevor der unvollendet gebliebene Kanalbau wieder ausgenommen ward. Erst der Pharao Necho (617 — 601 vor Ehr. Geb.), überhaupt eine höchst merkwürdige Persönlichkeit in der Geschichte der alten Welt, nahm den Plan wieder auf, ließ sich aber von der Vollendung desselben, nachdem 120000 Menschen dabei zu Grunde gegangen waren, von einem mit Barbarcnein- brüchen drohenden Orakel abschrecken. Allein ein fremder Eroberer, der Perserkönig Darius I. (521 — 485 v. Ehr. Geb.) öffnete Aegypten der Schifffahrt im arabischen Meerbusen durch einen Kanal, welcher oberhalb Bubastis (jetzt Basta östlich vom Nil) den Nil mit dem genannten Meerbusen verband. Jndeß der Kanal verfiel in Folge ungünstiger politischer Zustände und Ereig nisse, da machte ihn der König von Aegypten Ptolomäus Phila- delphus (286 — 246 v. Ehr. Geb.) abermals schiffbar. Denn ollen den Anstalten und Unternehmungen der Familie dieses Kö nigs, den merkantilen wie den wissenschaftlichen, lag ein unauf haltsames Streben nach dem Ganzen und Fernen, die Idee des Anknüpfeüs und der vermittelnden Einigung, des Umfassens gro ßer Massen von Verhältnissen und Anschauungen zum Grunde- Eine so fruchtbare Richtung der hellenischen Gedankenwelt, lange im Stillen vorbereitet, war durch Alexanders d. Gr. Heerzüge (334 — 323 v. Ehr. Geb.) durch seinen wahrhaft genialen Ver such, dessen ganze Bedeutung erst Napoleon I. wiederum vor die Seele trat (1798), den Westen mit dem Osten zu verschmelzen- zu einer großartigen Verwirklichung gelangt. Die Römer, überhaupt' eben so gewaltigen als praktischen Sinnes, pflegten den Kanal bis auf den Kaiser Sextinius Severus (193 — 211 nach Ehr. Geb.) Nach der Eroberung Aegyptens durch die Araber (640 nach Ehr. Geb.) ließ der Ehalis Omar den verfallenen Kanal wieder öffnen aber einer seiner Nachfolger, Al Mansur, gebot ihn aus militäri schen Gründen von Neuem zu verschütten, wahrscheinlich 767 nach *) Die Griechen nennen diesen merkwürdigen Monarchen SesosiriS, ist der Alexander d. Gr. Aegypten». UebrigenS erfolgte nicht zu seiner Zelt, wit gewöhnlich angenommen wird, die Auswanderung der Juden au» Ae- gMen, sonoerm erst 1300 v. Chr Geb., wie durch LephiuS jetzt unwider leglich nachgewiesen ist. Ehr. Geb. Doch scheint dieser Befehl nicht vollständig auSge- führt worden zu sein; denn wir besitzen noch aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts einen Bericht von einem irischen Mönche, der uns erzählt, daß sein Lehrer auf einer Wallfahrt nach Jerusalem noch einen Kanal vom Nil nach dem rothen Meere befahren habe.. Zwar hatte der ausgezeichnete Kalif, Harun al Raschid. (786—809), Aegypten als Verbindungsglied des Orients und des OecjdentS richtig erkennend, den Gedanken gehabt, jenen Kanal vollständig wieder herzustellen, aber er befürchtete besonders, der Kanal möchte dem Aegypten befruchtenden Nil eine zu große Wassermaffe ent ziehen, und deshalb gab er seinen Plan auf. Seit der Zeit ver schwindet der Kanal eben so aus der Äeschichte, wie seine, äußeren Spuren unsichtbar wurden. Erst in den 30ger Jahren des gegen wärtigen Jahrhunderts, als die französische Handelspolitik durch Algier eine neue Position zur Verbindung des Orients und Oc- cidentS über Aegypten gewonnen hatte, ward deS berühmten, aber fast vergessenen Kanals durch die Franzosen wieder gedacht, Met-, ternich, dem der Plan ebenfalls mitgetheilt ward, war fast begeistert dafür, das hervorragende Interesse Oesterreichs dabei richtig er kennend; aber die eirglische Politik hat ihre Eifersucht und Zähig keit der französischen Ausdauer bis jetzt entgegengesetzt, wenn schon am endlichen Gelingen des Werkes nicht mehr zu zweifeln ist: der Zug der Natur ist mächtiger- ald der starrste Egoismus des Men schen. Uebrigens ist insbesondere das südliche Deutschland,, wie, schon längst sonnenklar nachgewiesen ist, bei der Ausführung des Guezkanalszin hohem Grade iuteresfirt,*). < . Die preußische Expedition nach den ostasiatifchen Gewässern. In Betreff der preußischen Expeditioit nach den ostasiatischen Gewässern ist jetzt eine Denkschrift des Finanzministers erschienen, der wir Folgendes entnehmen: Die preußische Regierung haby geglaubt, mit Anbahnung vertragsmäßiger Beziehungen zu dpn ostasiatifchen Reichen nicht länger zögern zu dürfen. Sie, beabsich tige eine handelspolitische Mission dorthin zu entsenden, die den Versuch machen solle, von den Regierungen jener Reiche für Preu ßen und den Zollverein ähnliche Zugeständnisse zu erlangen, wie solche den Regierungen von England, Frankreich, Nordamerika und Rußland gemacht worden find. Geleitet von preußischen Kriegsschiffen, welche dabei erwünschte Gelegenheit finden werden, die preußische Kriegsflagge in fernen Gegenden zu zeigen und ihre Führer und Mannschaft mit Erfahrungen zu bereichern, soll die- Mission 'sich nach Siam, China und Japan, unter Umständen auch nach den Sandwichinseln begeben, das Terrain in wissenschaftlicher und commerzieller Beziehung erforschen und den Abschluß von Frcundschafts-, Handels- und Schifffahrtsverträgen herbeizuführeu suchen. Den Chef der Expedition sollen, um ihn in den Stanp zu setzen, sich bei Lösung der ihm gestellten mannichfachen Aufga- *) Wir hätten Material genug, um ausführlicher zu sein r aber dir Aul», führlichkett würde uns auf daS Gebiet der Politik und zu unliebsame« Be merkungen führen, und dazu haben wir weder Beruf noch Lust.