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Amts- und Anzeigevlatt für den -MZZ Letzrii des Amtsgerichts Libenjlock -ZWs sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs» Zeile 10 Pf und dessen Umgebung. P°st°nstalten Berantwortlicher Rcdacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »7. Jasrgaug. — —— 83 Donnerstag, den 17. Juli 18SO. Ocsscntlichc Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Wonlag, den 28. Juli 1890, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshaupt mannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 14. Juli 1890. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. E. 8. -ssentlichc Sitzung der Stadtverordneten Donnerstag, den 17. Juki o., Abends 8 Mhr im Rathhaussaale. Eibenstock, den 15. Juli 1890. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Richard Hertel. 1) Mittheilung der Cultus - Ministerial - Rcchnungsexpedition über die hiesige Volksschule bez. der StaatSbeihülfe. 2) Beschlußfassung über das Statut bez. der bei Vergnügungen zu erhebenden Steuern. 3) Mittheilung über die in Eiscnbahnangelcgcnheitcn nach Dresden unternom mene Reise. 4) Beschlußfassung über die zu Schulrcparaturen erforderlichen Mehraufwendungen. 5) Desgl. über die Verwendung des Sparkassenreingewinnes. 6) Desgl. über die Vervollständigung des Bebauungsplanes des sogenannten Freihofareales. 7) Eventuell weitere Eingänge. Bekanntmachniig. Vom Reichsgesetzblatt auf das Jahr 1890 sind Nr. 20 und 21 erschienen und enthalten unter Nr. 190b: Gesetze, betreffend die Feststellung eines Nach trags zum ReichShauShalts-Etat für das EtatSjahr 1890/91; Nr. 1906: Gesetz, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum ReichshaushaltS-Etat für das Etatsjahr 1890/91; Nr. 1907: Gesetz, betreffend die Feststellung eines dritten Nachtrags zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1890/9l; Nr. 1908: Gesetz, betreffens die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres und der Post und Telegraphen; Nr. 1909: Nicderlaffungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Diese Gesetzblätter liegen zu Jedermanns Einsichtnahme an Rathsstclle aus. Eibenstock, den 14. Juli 1890. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Wsch. Dankt Fürst Ferdinand ab? In Karlsbad hat dieser Tage eine Besprechung zwischen dem Herzog von Koburg - Gotha, seinem Neffen, dem Prinzen Ferdinand von Koburg-Cohary, Fürsten von -Bulgarien, und dessen Mutter, der Prinzessin Clementine von Orleans stattgefunden. ES wird nun zwar versichert, daß diese Zusammen kunft einen rein privaten, verwandtschaftlichen Cha rakter trug und daß jeglicher politische Zweck ihm fernlag, aber sehr wahrscheinlich klingt das eben nicht. Daß der Herzog von Koburg mit einer Mission an seinen Neffen vom Kaiser Wilhelm be auftragt worden sei, kann von den vielfachen, diese Reise betreffenden Gerüchten allerdings als ganz unglaubhaft ausgeschieden werden. Dagegen darf man annehmen, daß die Familie Orleans, der der Prinz von Diuttersseite her ange hört, die Abdankung des Prinzen wünscht. Die ge nannte nicht mehr regierende Fürstenfamilie ist auch mit dem russischen Kaiserhause verwandt und glaubt alle Ursache zu haben, um sich mit diesem auf gutem Fuß zu halten. Denn das Bündniß, welches Ruß land mit dem republikanischen Frankreich trotz dessen Bauchrutschereien einzugchcn sich beharrlich weigert, würde es zweifellos mit dem monarchischen Frank reich, die Orleans an der Spitze, sehr gern eingehen. Nun ist aber der Thron Frankreichs unfraglich weit mehr Werth, als der bulgarische Fürstcnhut und so erscheint es denn durchaus wahrscheinlich, daß der Graf von Paris auf seine Tante einzuwirken ver sucht, damit diese ihren Sohn zu einem Verzicht auf Bulgarien bewege. Als Beweis für diese Stellungnahme der Orleans kann der Artikel gelten, den das führende Organ der orleanistiscken Partei in Frankreich, der „Soleil", dieser Tage veröffentlichte und in welchem dem Prinzen Ferdinand rund und kurz gesagt wurde, daß von seinem Verhalten die Ruhe Europas ab hängt. Fürst Ferdinand — und das kann ebenfalls als feststehend betrachtet werden — denkt nicht daran, einem Thron zu entsagen, um seinem französischen Vetter möglicherweise zu einem solchen zu verhelfen. Hätte der Prinz aödanken wollen, so wäre seine Abreise nach Karlsbad und die Erschießung PanitzaS ein Akt der Feigheit und Rachsucht gewesen. Fürst Alexander hat s. Z. die Offiziere, die gegen ihn das Attentat verübt und ihn entführt hatten, begnadigt und dann dankte er zum zweiten Male formell ab. Wollte Prinz Ferdinand gleichfalls zurücktreten, dann hätte er Panitza begnadigen müssen. Daß er das nicht that, beweist, daß er sich behaupten will. Der europäische Friede ist gegenwärtig von seinem Blei ben auch unabhängig. Eher könnte die Abdankung des Prinzen neue Störungen verursachen; man be denke nur, daß nach dem zweiten, freiwilligen Ver zicht des Battenbergers der Friede Europas „auf ves Messers Schneide" balaneirte und dasselbe würde jetzt wieder der Fall sein, wenn der Thron in Bul garien unbesetzt und die Intrigen um den Besitz desselben von neuem beginnen würden. Es ist also anzunehmcn, daß der Prinz bleibt. Rußland hat erst dieser Tage durch den Brüsseler „Nord" erklären lassen, daß es, mögen die Dinge in Bulgarien wie immer gehen, deshalb keinen Krieg beginnen werde. Verharrt Bulgarien in der bislang verfolgten Politik der Zurückhaltung und Beobachtung der internationalen Verträge, dann wird der Friede durch das Verbleiben des Prinzen Ferdinand nicht gestört werden: beginnt aber in Bulgarien die chau vinistische Richtung die Oberhand zu gewinnen, läßt sich die bulgarische Regierung zu der Unbesonnenheit fortreißen, die Unabhängigkeit Bulgariens von der Pforte zu erklären und in der Hoffnung auf öster reichisch-italienische Hilfe eine feindselige Haltung ge gen Serbien und Rußland einzunehmen, dann ist ein Konflikt unvermeidlich. Die Kriegsgefahr beruht nicht in der Persönlichkeit des Prinzen Ferdinand, sondern in der allgemeinen politischen Lage auf der Balkanhalbinscl überhaupt. So lange Rußland bezw. der Panslawismus nicht aufhört, seine Intri gen in den Balkanländern wirken zu lassen, so lange panslawistische Aufwiegler die Balkanländer durch ziehen, so lange die verschiedenen Staaten ihre Groß mannssucht und den Gedanken an die Vorherrschaft nicht fallen lassen, so lange wird dort in Halbasien auch eine dauernde Gefahr für Europa bestehen bleiben. Hagesgeschichte. — Deutschland. Nachdem die Luftschiffcrei in der Armee seit längerer Zeit mit wachsendem Eifer und Erfolg betrieben wird, soll die Verwendung des Luftballons auch in der Kaiserlichen Marine versucht werden. Wie wir erfahren, sollen schon in nächster Zeit auf einem Kriegsschiff unter Leitung von Offizieren ver Luftschifferabtheilung des Eisen bahnregiment« Versuche mit dem Fesselballon ange stellt werden. ES wird sich darum handeln, Er fahrungen darüber zu gewinnen, ob der Ballon mit Vortheil zur RekognoSzirung de« Terrains auf hoher See wie an der Küste benutzt werden kann und ob der Gebrauch desselben an Bord eines Kriegsschiffes überhaupt technisch durchführbar ist. — Von Seiten der preußischen Militär-Turn- Anstalt werden am Donnerstag dieser Woche inter essante Versuche angestellt werden: ES handelt sich darum festzustellen, ob militärische Meldungen von Radfahrern rascher erstattet werden können als von Kavallerie-Ordonnanzen. Daß auf Chausseen und harten Wegen Radfahrer mehr leisten als Ka valleristen, steht bereits fest; cS sollen aber bei dem projektirten Versuche Wegstrecken ausgewählt werden, welche durch sandige und steile Parthien unterbrochen sind. Auch wird beabsichtigt, dergleichen Versuche in der Dunkelheit auszuführen. Bei dem Versuche wer den Fahrräder aller Arten konkurriren, ByciklcS, Drei räder, Tandems, Rovers re. — Frankreich. Die große Masse der Pariser Bevölkerung hat auch diesmal dem National-Fei- ertage, dem Tage der Erstürmung der Bastille, wie in früheren Jahre» zugejubelt. Ein Theil der Pariser zwar, besonders der royalistische, bedauert von neuem, daß zum gemeinsamen Nationalfeste ein Tag ausgc- wählt sei, welcher eine Hälfte des Volkes mit trüben und schmerzlichen Erinnerungen erfülle, während es doch auch die Republikaner nicht befriedigen könne, so grausigen Geschehnissen gegenüber, wie sie die Re volution mit sich geführt, Freudengcsänge anzustimmcn! Zwar hätten auch Deutschland und Italien National feste mit blutigen Erinnerungen (Sedan und Rom); aber es gäbe auch Völker, welche sich von solchen Erinnerungen emanzipirt hätten, so Amerika, das den Tag seiner Unabhängigkeitserklärung als Nationalfest begehe. Dem Zuge der Zeit folgend, möchte man Jeanne d'Arc zur Nationalheldin und die Befreiung vom fremde» Joch durch die Jungfrau zum National fest machen. Nichts destoweniger war die Begeisterung am 14. Juli eine hochgradige. Verschiedene Vorfeiern hatten den Tag bereits stimmungsvoll eingeleitet. Or den und Ehrenzeichen sind in Masse verliehen, zahl reiche Beförderungen erfolgt. Paris hatte festliche Toilette gemacht, Fahnen u. Banner wallten überall. Die Statue von Straßburg war von der Patriotenliga, welche sich im übrigen diesmal ganz still verhielt, reich geschmückt. Die offizielle Feier verlief ungestört. Die Reise Seiner Majestät des Königs ins Erzgebirge. Eibenstock, 16. Juli. Die am Montag ange- trctenc Reise Sr. Majestät ist auch am zweiten Tage vom herrlichsten Wetter begleitet gewesen. Schon in den frühen Morgenstunden de« gestrigen Tage« merkte man an dem lebhaften Verkehr in den Straßen un serer Stadt, daß ein außerordentliche« Vorkommniß die hiesige Einwohnerschaft beschäftige. Obwohl Kö nig Albert unsere Stadt gewissermaßen nur streifte, indem die Begrüßung Sr. Majestät nur während de« kurzen Aufenthalt« auf unserem Bahnhofe erfolgen konnte, so hatte sich um die Zeit der Durchfahrt doch ein sehr zahlreiche« Publikum daselbst eingefunden. Es waren erschienen die Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, die Geistlichkeit, die Reserve-