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Dresdner Journal : 27.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189709275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-09
- Tag 1897-09-27
-
Monat
1897-09
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 27.09.1897
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Vezu-Ltzret«: F»r Drc-den viettrljShrlich: 2 Mark 50 Ps., bei den Kaiser lich deutschen Poftanstalte» viertrljühllich »Mark; außer- halb des Deutschen Reiche« Post- und Etcmpe'zu'chlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertags abend«. Fern'pr -Anschluß: Nr 1285. Dres-ner Zoumal «nlündtgung-sedützren: Mr den Raum einer aespal- tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwtngerstr LV Fernspr.-Anschluß:Nr.1SSL. N 224. Montag, den 27. September abends. 1897. Amtlicher Teil. Dresden, 27. September. Se. Majestät der König haben in einer heute dem neuernannten Königlich Großbritannischen Minister-Residenten SirAlexander Condie Stephen ertheilten Particularaudienz dessen Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen geruht. Se. Majestät der König haben Allcrgnädigst ge ruht, dem Vorsteher des Stadtverordneten Collegiums zu Chemnitz, Rechtsanwalt Justizrath vr. ^ur. Enz mann daselbst das Ritterkreuz erster Classe vom Verdienstorden zu verleihen. Vrnennuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dteuste. Im GeschiftSderrtche des MtniftertumS des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: eine stän dige Lehrerstelle an der mittleren Volksschule in Markran städt. Kollator: dcr Stadkrat daselbst. Der AnsangS- gehalt beträgt 1050 M. und 240 M WohnungSgeld für einen verheirateten, bczw 180 M WohnungSgeld sür einen unverheirateten Lehrer. Der Gchalk steigt mit dem 25. Lebensjahre auf 1110 M., mit dem 28. Lebensjahre aus 1260 M, dann durch 3jährige Zulagen von je 150 M auf 1860 M, endlich durch 5jährige Zulagen von je 150 M. auf 2160 M. und WohnungSgeld. Gesuche sind bis zum 15. Oktober beim Stadtrate in Markranstädt einzureichen; — die 2. ständige Lehrcrstelle in Kühnhaide bei Reitzenhain. Kollator: das König!. Ministerium de- Kultus und öffentlichen Unterricht«. Einkommen: 1000 M Gehalt, 150 M. WohnungSgeld an einen veiheirateten, 100 M. an einen unverheirateten Lehrer und 33 M. für Turnunterricht Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 10. Oktober bei dem Königl. Bezirks schulinspektor Pfütze in Marienberg einzureichen. — Zu be setzen: die zweite ständige Lehrerstcllc in Ortmannsdorf. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 M Gehalt, 120 M. WohnungS geld und bis auf weiteres 180 M. für Überstunden Musikalische Befähigung der Bewerber ist erwünscht. Gesucht sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung-- und AmtrsührungSzeugniffe bis zum 12. Oktober bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Den Namen des Fürsten Bismarck führt nunmehr ein stolzes und niächtigcS Schiss der deutschen Marine. In feierlicher Weise ist am Sonnabend der Stapcllauf dieses ersten wirkt chen deutschen Panzerkreuzers von statten gegangen, der auf allen seinen Fahrten von den besten Wünschet» aller gutgesinnten Deutschen begleitet zu sein sich rühmen darf. Über den Stapellauf, der übrigens beinahe zu derselben Stunde erfolgte, in der dem ältesten Sohne des Fürsten der ersehnte männliche Nachkomme geboren wurde, wird Folgendes berichtet: AlS Se. Königl Hohc't Prinz Heinrich, Graf und Gräfin Wilhelm Bismarck sowie Gras Rantzau mittels Salonpinasse aus der Kaiser!. Werst eintrasen, präsentierte eine dort ausgestellte Ehrencompagnie Hierauf erfolgte die Begrüß ung im Pavillon seitens des Vizepräsidenten des Staats Ministeriums, Finanzminißcrs Or v. Miquel, des Staats sekretärs v Thielmann und dcS Oberpräsidenten Staals Ministers v. Köller Alsdann bestieg die Gräfin Wilhelm Bismarck unter Führung deS Staatssekretärs des Marineamts Tirpitz und des Kontreadmirals Büchsel sowie des Obcr- werstdirektors Kapitän zur See v. Ahlefeld die Taufkanzel, woselbst Staatssekretär Tirpitz folgende Taufrede hielt: „Aus Befehl Sr. Majestät dcS Kaisers sollst du, stolzes Schiff, den Ramen des größten Staatsmannes unseres Jahr hunderts führen, den Namen, der uuticnnbar mit der Wiederaus- richt mg des Deutschen N iches verbunden ist. Bei seinem Klang und bet d inem Anblick werden die Herzen aller Deutschen bis weit jenseits der Meere höher schlagen. Die deutsche Marine aber, welche wie kaum ein anderer Teil unserer Nation den Unterschied von einst und jetzt fühlt, ist von ganzem Herzen dankbar. De nen stolzen Namen in Stahl und Eisen über Ozeane führen zu dürfen. Das Vermächtnis einer großen Zeit soll in Dir lebendig bleiben, soll K,ast und Mut Dir stählen gleich Deinem großen Träger, nie müde zn werden in ziel bewußter Arbeit So gleite denn dahin in Dein Element mit dem Ruse, Hec die Herzen aller Deutschen höher schlagen läßt in guter und in schwerer Stunde: Se. Majestät der Kaiser, Hurra!" Daraus sagte die Gräfin Bismarck: Im Namen Sr Majestät des Kaiser- taufe ich Dich. „Fürst Bismarck!" Hieraus schritten die Herrschaften an da- untere Ende der Helling und beobachteten da- glatte Abläufen de- Schiffe-, da unter lebhaften Hurrarufen Ler Zuschauenden in das nasse Element glitt Nach dem Stapellauf fand eine FrühstückStasel im Schlöffe statt. Nach dem Stapellaufe begaben sich der Staats- minister Vr.v.Miquel, die StaatSfi kretäre v. Thiel mann und Tirpitz sowie zwei andere höhere Marineoffiziere nach Friedrichiruh. Fürst Bis marck, in GencralSuntform, geschmückt mit dem Großkreuz des Roten Adlerordens und dem Sterne d-s Schwarzen AdlerS, das Haupt mit dem Kürassierhelm bedeckt, empfing die Ankommenden am Eingänge des Schlosses und geleitete sie in den Salon. Staatssekretär Tirpitz erstattete dort dem Fürsten die Meldung von dem erfo'gten Stapellaufe. Inzwischen war auch bereits ein Glückwunsch telegramm Sr. Majestät des Kaisers aus Rominten eingegangen. Die Mittagstafel nahm unter dem Eindruck der beiden frohen Ereignisse des Tages e ncn sehr animierten Verlauf. Staatsminister v. Miquel führte die Gräfin Rantzau zu Tisch und faß dem Hausherrn gegenüber Fürst Bismarck unterhielt sich in seiner lebhaften und heiteren Weise mit seinen Gästen. Toaste wurden nicht ausgebracht. An der Tafel nahmen im ganzen 16 Personen teil. Die Kaiser!. Marine hat dem Fürsten ein vier Meter großes Schiffsmodell des neuen Panzerkreuzers zum Geschenk gemacht, welches Staatssekretär Tirpitz überreichte. Für unsere innere» Verhältnisse wird hoffentlich von segensreichen Folgen die Konferenz begleitet sein, die am letzten Sonnabend im Reichsamte des Innern unter dem Vorsitze des StaatSministers Grafen Posadowsky eine größere Zahl von Vertretern dcs Deutsche^ Landwirtschafts rates, des ZentralveibandeS deutscher Industrieller und des Deutschen Handclstages vereinigte. Die Vertreter dieser großen Erwerbszweige waren er schienen, sich darüber zu verständigen, welche Maß regeln erforderlich seien, um den Abschluß neuer Handelsverträge vorzubereiten und um zu diesem Zwecke eine die Regierung beratende Sach- verständgeukommission zu bilden. Zwischen den Vertretern der drei Hwßen Erwerbsgruppen wurde eine vollständige Einigung über das formale Vorgehen erzielt und es kam namentlich auch bestimmt zum Ausdruck, daß Industrie, Landwirtschaft und Handel bei der Vorbereitung neuer Handelsverträge mög lichst einig vorgehen müßten. Es muß als ein hochwichtiger Erfolg sür die fernere Ent Wickelung unseres Erwerbslebens betrachtet werden, daß jene drei großen Erwerbsgruppen unter vor läufiger Beiseitelassung aller untergeordneten Gesichts punkte und alles dessen, was einen trennenden Ein fluß üben könnte, sich im Interesse unserer wirtschaft lichen Zukunft auf einen gemeinsamen Boden gestellt haben. Je gründlicher man namentlich den neuen Zolltarif vorbe. eiten wird, desto leichter wird dem nächst auch die E nigung widerstrebender Interessen fein. Als Vertreter dcr Landwirtschaft waren in dcr Konferenz anwesend: Ter Vorsitzende des deutschen Landwirtschaftsrats, Landeshauptmann v. Roeder, Graf Kanitz-Podangen, der Vorsirende der Brandenburgischen Landwirtschastskammer, v. Arnim-Güterberg, Kammer- Herr vr. v. Frege-Weltzien (Sachsen) und Do mänenrat Rettich-Rostock; als Vertreter der Industrie: Lunst und Wissenschaft. Zur Geschichte der Bcsicdrlung des sächsischen Vogtlandes. Von der löblichen Gepflogenheit der höheren Schulen, ihren zu Ostern erscheinenden Jahresberichten eine wissen schaftliche Arbeit aus der Mitte des betreffenden Lehrer kollegiums beizugeben, sind die Dresdner Anstalten dieser Art im laufenden Jahre abgewichen, aber nur, um die Arbeiten als Gabe der im Laufe dieser Woche in Dresden tagenden 44. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner darzubieten. Unter den Abhandlungen, welche aus diesem Anlaß jetzt erschienen sind, wollen wir hier über eine berichten, weil sie einen dankens werten, trefflichen Beitrag zur sächsischen Landes, und Volkskunde bildet Es ist dies die unter dem Titel der Überschrift als Beilage zum VII. Jahresbericht der Städtischen Realschule zu Dresden-Johannstadt erschienene Abhandlung, welche vr. Max Schmidt, Oberlehrer an dcr genannten Anstalt, zum Verfasser hat. Nachdem er aus Grund guter Quellen ein Bild der geographischen Verhältnisse des behandelten Gebietes als der natürlichen Grundlage jeder Besiedelung eines Lande« entworfen hat, bespricht der Verfasser die allmähliche Besiedelung unseres Vogtlandes und stützt sich dabei sowohl auf eine umfang reiche Litteratur als auch auf die gründliche Untersuchung der Ortsnamen, der baulichen Anlage der Ansiedelungen und der Flurnerteilung der Ortschaften. Für die Fest stellung der beiden letzteren wurde vom Verfasser das allein maßgebende Material, bestehend in den Flurkarten, benutzt. Die ältesten Bewohner des VogtlandeS, von denen wir Kunde haben, sind vermutlich die Kelten, welche im nahen Fichtelgebirge Zinndergbau trieben, das Vogtland durch zogen und vielleicht sogar schon mit Ansiedelungen be setzten. Das erste nachweisbare Volk im Vogtlanve sind jedoch die Hermunduren, welche, von ihrem Stammsitze an der unteren Saale in die umgebenden Mittelgebirge vor dringend, bereits im 2. Jahrhundert n Ehr. im Süden des hercynischen Walde» erscheinen und ihre Wohnsitze bis ins Ansbachische ausgedehnt haben Doch als das von ihnen inmitten dcr Völkerwanderung gegründete König reich Altthüringen 53! dem fränkischen Reiche erlegen war, nahm das Vogtland an der Verödung teil, welche Thüringen in den Kämpfen dieser Zeit erlitt So begann denn die eigentliche Besiedelung des Vogtlandcs mit dem Eindringen dcr Slawen, die seit der Mitte dcs 6. Jahr hunderts im Gefolge der Avaren als deren Unterworfene bis nach Thüringen vordrangen, die menschenarmen Gegen den zwischen Elbe und Saale besiedelten und zugleich im Süden das Land westlich vom Böhmer Walde besetzten Ihre Einwanderung in das Vogtland erfolgte hauptsächlich von Norden, da es von dort aus durch die Thäler der Weißen Elster und ihrer Nebenflüsse am zugänglichsten war; die slawischen Ansiedelungen des Vogtlandes sind demnach in der Hauptsache serbischen Ursprungs, obgleich später auch von Süden, vom Fichtelgebirge her eine slawische, also tschechische Einwanderung stattgefunden zu haben scheint. Es war vorwiegend das untere Vogtland, wo sich die Slawen niederließen, und zwar der Westen desselben, nach Osten bis zu der Linie von Neumark über Rotzschau, Mylau, HelmSgrün, Thoßfell, Mechelgrün, Theuma, Leltnitz, Planschwitz und Krebes nach Guten- fürst Hier war das Land dicht mit Rundlingen, der eigentümlichen slawischen Dorssorm, besetzt, sodaß zwischen ihnen für die spätere Besiedelung durch die Deutschen nur wenig Raum verblieb Im Süden reichte das Gebiet der Regnitzslawen noch ins sächsische Vogtland hinein. Das obere Gebiet de« VogtlandeS, der Süden und Osten, blieb noch mit Urwald bedeckt, der nur stellenweise in den größeren Flußthälern und an den alten natürlichen Ver bindungswegen von slawischen Siedelungen unterbrochen Der Vorsitzende des Direktoriums des Zentralver- bandeS deutscher Industrieller, bayerischer Reichsrat und Kommerzienrat Haßler-AugSburg, geb. Finanz- rak Jcncke-Essen, geh. Regierungsrat Koenig-Berlin, Kommerzienrat Möller - Brackwede und General sekretär Bueck-Berlin; als Vertreter deS Handel-: der Vorsitzende deS Deutschen HandelstageS Geh. Kommerzienrat Frentzel-Berlin, Wörmann-Hamburg und dcr Generalsekretär des Deutschen Handelstagcs, vr. Soetbeer-Berlin. — Die Verhandlungen winden vertraulich geführt und werden voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen. Wie wenig angenehm den Feinden unsres Staats- und Wirtschaftslebens die bei diesen Verhandlungen zu Tage getretene Einmütigkeit ist, das zeigt am deut lichsten das Verhallen des „Vorwärts". Das Zcntral- organ der Umstürzler bemerkt nämlich: „Man wird sich gewiß bemühen, diese schon gefährliche Einigkeit auf wirtschaftlichem Gebiete auch politisch zu srukti- fizieren." Auch die freisinnigen Parteien können ihr Miß vergnügen über ein etwa bevorstehendes Einvernehmen zwischen Industrie, Handel und Landwirt chaft nur schwer unterdrücken. Nur bei einer allgemeinen Ver hetzung aller gegen alle kann der Weiten dieser Par teien blühen. Nur auf das Zerstören und Trennen sind daher ihre Bemühungen gerichtet; jedes positive Schaffen ist ihnen ein Greuel, zumal wenn dieses Schaffen nicht d.r Börse, sondern dcr verabscheuten Landwirtschaft und ihren Vertretern zu gute kommen könnte! — Eine gewisse Bedeutung für unsere inn.ren Ver hältnisse wird man auch der Rede nicht absprechcn können, die am letzten Freitag bei dem vom Verein für Sozialpolitik veranstalteten Festmahle der frühere Königl. Preußische Handelsminister v. Ber lepsch gehalten hat. Zum mindtsten wird die Rede vielfach besprochen werden, und wir glauben daher sie mitteilen zu müssen. Nach der .Köln. Ztg." sührte dcr Minister au-, er habe stets ein außerordentlich hohe- Interesse an den Arbeiten und Zielen des Vereins genommen, namentlich deshalb, weil eS keinen Verein gebe, der die schwebenden Fragen in ihren Einzel- hcitcn so gewissenhaft durchleuchtet habe, wie der Verein sür Sozialpolitik. Wenn der Verein und die national-ökonomische Wissenschaft in der letzten Zeit vielfach angegriffen worden seien, so siege es daran, daß man Läufig nicht so sehr die objektive Wahrheit klergrlrgt haben wolle, als den Beweis sür eine vorge- saßte Meinung suche. Die heutigen sozialen Kämpfe feien keine neue Erscheinung, auch frühere Jahrhunderte hätten ähnliche Kämpfe gesehen, Der Ausgang des vorigen Jahrhundert« habe den Emanzipationskampf deS dritten Standes gebracht, am Aut- gange dieses Jahrhunderts handle es sich um den Emanzi- pationskamps deS vierten Standes. Man müsse anerkennen, daß dieser Kampf der eines neu Heranwachsenden Standes sei, dcr dieselben geistigen und materiellen Vorteile beanspruche, wie die Stände sie besäßen, die diesen Kampf bereits durchgekämpst HSt en. Dieses Bestreben sei ein gerechtes, im Interesse eines gefunden Fortschritts sogar notwendiges, und ihm wende sich daher unsere Teilnahme mit vollem Rechte zu. Er fühle sich frei von allen sozialdemokratischen Gedanken, soweit sic sich gegen die Grundlagen unserer heutigen Kultur richteten; ihm stehe die Geschichte viel zu fest, als daß er glauben könnte, daß eine Gefahr für unsere geistigen und sittlichen Errung nschasieu, die die Jahrhunderte über liefert hätten, bestehe. Aber wenn man mit dem nebelhas en Programme der Sozialdemokratie zugleich die Berechtigung des Kampfes dcr Arbeiter nm eine bessere Existenz, um Teilnahme an diesen geistigen und sittlichen Errungenschaften verwerfen wolle, so wäre das ein großer, verhängnisvoller Irrtum, viel mehr müsse man sich aus den Standpunkt stellen, daß die gebildeten und besitzenden Klassen daS Emporlommen eines vierten S:andcs zu dulden und zu sördcrn haben. Er schließe in der Hoffnung, daß die arbeitende Bevölkerung sich immer mehr der Erkenntnis zuwenvrn werde, daß der Verein und seine Freunde der Arbeiter wahres Wohl im Auge hätten und in diesem Sinne trinke er auf das Wohldesvierten Standes. Prof. Wagncr rühmte hierauf Hrn. v. Berlepsch als einen mutigen Mann. Delbrück nannte die Berlepschcfche Rede eine politische That. Fo tau fei Berlepsch ein sozmlrcformatorischer Führer. wurde. Im 7. Jahrhundert begann die lebhafte Siedel- ungsthätiakeit der Slawen im Vogtlande, bis zum Ende des 9. Jahrhunderts oder noch früher war sie abgeschloffen. Dennoch erhielt sich slawisch? Eigenart lange, dank den» Gebirge, welches die Deutschen nicht sehr lockte, und der innigen Verbindung mit den Slawen des Frankcnwaldes, deS Regnitzgebietes und des Fichtelgebirges Noch im 1l. Jahrhunderte bestand das Slawentum, und manche slawische Worte finden sich heute noch in der Sprache des Vogtländers, wie latschen (unschön gehen), Hitsche (Fuß bank), hätscheln (auf den Armen schaukeln), Biele (Ente), putt, putt (Lockruf für Hühner, von putioa, Vögel), Patsche (Hand), Kumt der Pferde, Krinitz (Kreuzschnabel). Dem westlichen Vordringen der Slawen wurde endlich durch das Frankenreich Halt geboten. Vor allem sicherte Karl der Große tue Grenzen seines Reiches gegen ihre Einfälle, die aber sofort wieder begannen, als unter Ludwig dem Frommen seit 826 das Reich durch innere Unruhen zerrissen war DaS ganze 9. Jahrhundert wurde mit den Kämpfen der Thüringer gegen die Sorben und Böhmen ausgefüllt. Unter Otto dem Großen, der 950 den Böhmenherrscher Boleslaw besiegte und ihn zu dauernder Unterwerfung zwang, wurden die Slawen zwischen der Elbe und Saale endgiltig unterjocht DaS Vogtland fiel 968 der thüringischen Mark (Mark Zeitz) zu, und nun begann dessen deutsche Eroberung „Zunächst wurden die mili tärisch wichtigen Punkte, wie Greiz, Elsterberg, Plauen, Hof, dauernd besetzt. Außerdem erhielten aber d e mit der harten Grenzwacht beauftragten Mannen für ihre Dienste und besonders für kühne Waffenthaten Grundbesitz im er oberten Gebiete. Der zahlreiche thüringische und sächsische Adel mit seinen unfreien Dienstmannen bäuerlicher Her kunft drang allmählich in das Vogtland ein, um für seine beschwerlichen Kriegsdienste kaiserliche Lehen zu em pfangen Die nach Kriegsrecht zu Unfreien herabgesunke- ncn freien Sklaven wurden nun den neuen Herren zuge teilt, ebenso ihr Land und ihre Einkünfte." Aus diesen Lagesgeschichte. Dresden, 27. September. Ihre Majestäten dcr König und die Königin wohnten am gestrigen Sonntage dem VormittagsgottcSdienste in der katho lischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchenbesuche geruhten Se. Majestät dcr König an die nachgenannten Herren im Rcsidenz- schlosse Audienzen zu erteilen: Senatspräsident Krasting, Landg ichtsdirektor vr. Meier, ObcramtSrichtcr Eisold, Justizrat Vr. Enzmann, Straßen- und Wasserbau inspektor Schmidt, Bauinspektor Christoph, Brandver- sich^rungS-Oberinspektor Schöne, Stadtrat Hezel in Marienberg, Branddirektor Oeser in Cölln a d. Elbe und BahnhofSinsp^ktor Born in Mittweida. — Heute vormittag kamen Sc. Majestät der König von Villa Strehlen ins Residenzschloß und nahmen die Vorträge der Herren SiaatSminister und Dcpaitc- mentSchefS der Königl. Hofstaaten sowie militärische Meldungen entgegen. Nachmittags um 2 Uhr em pfingen Se. Majestät im Audienzsaale der I. Etage in Gegenwart Sr Excellenz des Hrn. StaatSministers der auswärtigen Angelegenheiten v. Metzsch in feier licher Audienz den neuernannten Königl. Groß britannischen Minister-Residenten Sir Condie Stephen und nahmen dessen Beglaubigungsschreiben entgegen. Dem Hrn. Minister Residenten wurden bei dieser Ge legenheit von einer Paradewache dcS Königl. Garde reiterregiments im Gardereiter-Wachtsaale die mili tärischen Ehrenbezeugungen erwiesen. Nach Beendigung der Audienz kehrten Se. Majestät nach Strehlen zurück. Daselbst findet nachmittags um 5 Uhr Königl. Tafel statt, zu welcher Hr. Staatsminister v. Metzsch und der genannte Hr Minister-Resident, welchen Ihre Majestät die Königin vor Beginn des Tiners in Audienz empfangen wollen, Einladungen erhalten haben. — Se.Majestät der König gedenken nächsten Sonn abend, den 2. Oktober, abends nach Wien zu reisen, um, einer Einladung Sr. Majestät deS Kaisers von Österreich folgend, an den Hofjagden in Steiermark teilzunehmen. Die Ankunft Sr. Majestät des Königs in Wien ist für Sonntag vormittag 7 Uhr 50 Min. vorgesehen — Der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin, Hr. Geneialmajor z. D. v. Malortie, welcher sich im Allerhöchsten Auftrage am 12. September nach Stock holm begebcn hatte, um Sr. Majestät dem Könige von Schweden und Norwegen auS Anlaß Seines 25jährigen RegicrungSjubiläums die Glückwünsche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin zu überbringen, ist am Sonnabend nach Dresden zurückgekehrt. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser haben in No- minten den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts v Senden-Bibran entgegengenommen. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird, der „Kreuz-Zeitung" zufolge, in den ersten Tagen der nächsten Woche nach Berlin zurückkchren — Der Königl. Preußische Eiscnbahnminister Thielen hat, wie verlautet, den Staatsbahndirektionen mitgeteilt, daß in Zukunft für Abwendung betrieb-gefährlicher Er eignisse sämtlichen Bahnbediensteten, auch den mit Beauf sichtigung der Bahnanlagen dienstlich beauftragten Be amten und Arbeitern, Prämien bis zu 300 M gewährt werden könnten. — Die „Post" bestätigt, daß in aller nächster Zeit eine amtliche Darstellung über die Ursachen der letzten Eisenbahnunfälle sowie über die zur Verhütung von Eisenbahnunfällen getroffenen Vorkehrungen ver öffentlicht werden solle. — Als Nachfolger des Abgeordneten v. Bennigsen im 18. hannöverschen Reichstagswahlkreise ist von den Nationalliberalen der Archivrat Vr. Sattler ausersehen. Hr. v. Bennigsen wird bekanntlich kein Mandat wieder annehmcn. Besitzungen entstanden später die Rittergüter; um 1122 war die Rittergutsbildung im vollsten Gange und zahl reiche neue Rittergeschlechter traten auf, die ihre Entsteh ung zum Teil Burgmannen und Ministerialen verdankten Von Rodungen und Neuanlagen konnte in dem unruhi gen, mit eiserner Zucht niedergehaltenen Lande keine Rede sein. Noch vor 1100 waren die Ortschaften nahezu die selben wie zur Slawenzeit und die Hauptmasse der unter dem starken Drucke der deutschen Herren stehenden Bauern mar slawisch; erst in der folgenden Periode gelang es, daS Vogtland zu germanisieren In vielen Dörfern de« westlichen Vogtlande« hat sich die slawische Flurteilung in unregelmäßige, ungeordnet liegende Blöcke von verschie dener Form und Größe erhalten; in anderen wurde die Flur später in deutscher Weise ausgeteilt, und zwar wurde sie, da die Einteilung in Waldhufen nicht möglich war, in Rentengüter geteilt und dabei in eine große Zahl schmaler paralleler Streifen zerlegt, die dann oft wieder merkwürdige, von der Natur des Ackerlandes keineswegs abhängige Richtungen bekamen. Die eigentliche Kolonisation der Deutschen wandte sich dem ausgedehnten Waldgebiete des östlichen und südöst lichen VogtlandeS zu Seit der Mitte des 11. Jahr hunderts bedeckten sich diese Gegenden dicht mit deutschen Waldhufendörfern. „Deren Fluren sind ganz und gar in völlig geschloffene Güter zerlegt Die Güter stehen in ziemlich gleichmäßiger Entfernung von einander am Bach oder an der Straße, und hinter ihnen zieht sich wie ein breites Handtuch das dazugehörige Acker- und Wiesenland hin." Den deutschen Ansiedlern, die nach dem Vogtlande vordrangen, standen drei von der Natur vorgezeichnete ZugangSstraßcn offen, von denen die eine von Norden, die andere von Südwesten, die dritte von Süden herankam. Von "Norden her, an der Weißen Elster aufwärts, an der entlang schon die Sorben in« Vogtland gezogen waren, kamen die sächsischen Eroberer herbei, und ihnen folgte die sächsische und thüringische Bauernschaft, die sich an der
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