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Tageszeitung Netteste Zettuug -es Bezirk« Verantwortlich« Redakleur: Paul Sehne. - Druck und Verlag- Earl Sehne in Divvoldiswalde. Merteliährlich ^MK.obneZu- AkWMriV. — Einzelne Nummem 20 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 8. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Sieles Blast enthält -le amlttchen Bekannlmach-mV« der Amlshauplmannschast, des Amtsgericht und des Sladlrals zu Dippoldiswalde MzchWM' : ! *a».audabalbd»MM» dauptmanuscha« ) im amtliche» Till du» Debörden) die Zeil« 200M».—«aaaaM>«d - Reklamen 200 Pf» 57 Mittwoch den 8 März 1922 88. Jahrgang Oertliches und SSchfischeS Dippoldiswalde. Die Neichsverelnigung ehemaliger Kriegsgefangener, Ortsgruppe Dippoldiswalde, hielt am Sonnabend ihre 2. Jahreshauptversammlung im „Amkshof" ab. Der Vorsitzende eröffnete sie mit Verlesen des Jahres berichtes, aus dem hervorgehoben sei, daß die Ortsgruppe 50 Mitglieder zählt, im verflossenen Geschäftsjahre 9 Mit gliederversammlungen und 3 Vorstandssitzungen abhielt. Es wurden ferner 3 Bezirksvertretertagungen nach Dresden be schickt. Als wesentlicher Erfolg des letzten Jahres ist zu ver zeichnen, daß durch Einsetzen der R.e.K. die Zahl der Avignon- Eefangenen bis auf 30 gesunken ist. Durch weitere rastlose Bemühungen der N. e. K. konnte auch die zu Recht bean spruchte Löhnung in Gestalt einer Abfindungssumme zur Ver teilung kommen. Der Geselligkeit dienten ein Stiftungsfest, ein Theaterabend und 2 Familienabende. Der vom Kassierer erstattete Kassenbericht wurde seitens der Prüfer für richtig befunden. Die sich erforderlich machenden Wahlen zeitigten die Neuwahl des Kassierers, infolge Niederlegnng seines Amtes, und Wiederwahl aller übrigen Vorstandsmitglieder, sodaß der Vorstand besteht aus den Kameraden A. Gönner als I. Vor sitzender, N. Marschner als Schriftführer, A. Hoppe als Kassierer. Von den darauffolgenden Anträgen wurde u. a. dem stattgegeben, daß erwerbslosen Kameraden der Mit gliedsbeitrag zum Teil erstattet wird. Schließlich wurde noch bekanntgegeben, daß die Zustellung des „Heimkehrer" in andere Bahnen geleitet werden wird. — Mit dem reklameartlgen Aufputz «Der lenkbare Storch auch in Dippoldiswalde" sprach ein Herr Kirchner am Montag abend in einem Lichkblldervortrage in der Reichs- Krone über das Geschlechtsleben des Menschen. 3m ersten, recht breit angelegten Teile behandelte der Vortragende die Entwicklung des Menschen von der Samenzelle bis zur aus gereiften Frucht, und die Beschaffenheit und Tätigkeit der im menschlichen Körper dazu bestimmten Organe, brachte aber im allgemeinen nicht mehr, als jedermann in einem Buch über Geschlechtsleben nachlesen kann und abgebildet findet. Gegen Ende dieses Teiles sprach der Redner dann noch über Prof. Steinachs Verjüngungskheorie, die ja anfangs als weltum- pürzend angesehen wurde, mehr und mehr aber auf ihren wirklichen Wert zurückgeführt wird. Der zweite Teil brachte dann die Lehre von der Borausbestimmung des Geschlechts, nach der der Kampf zwischen den verschiedenen Energien in den Lebenskeimen das Werden des Geschlechts entscheidet. Der Bortrag war in keiner Meise das Sittlichkeitsgefühl verletzend, die Lichtbilder waren gut. — Der gleiche Bortrag wir- am Sonntag in Schmiedeberg gehalten werden. — Welche Gegenstände kann man in die Personenwagen mltnehmen? Eine kürzlich in einem Personenzug der Strecke Pausa—Pöllwitz stattgefundene Explosion eines von einem Passagier mitgeführken Gefäßes mit Schwefelsäure, wobei Reisende in Lebensgefahr kamen, gibt Beranlassung zu der Frage, welche Arten von Gegenständen der Eisenbahnreisende im Personenwagen mit sich führen darf. Die Eisenbahnver kehrsordnung bestimmt hierüber, daß geladene Schußwaffen, sowie explosionsgefährliche, leicht entzündliche Stoffe (wie Benzin), ätzende Stoffe (Säuren) sowie übelriechende Stoffe von der Mitnahme ausgeschloffen sind. Personen, die diesem Verbot zuwiderhandeln, haften für jeden hieraus entstehenden Schaden der Eisenbahn wie akch Dritten gegenüber und ver wirken außerdem die bahnpolizeiliche Strafe. Personen, die in Dienstausübung Schußwaffen führen, wie Sicherheitsbe amte, sowie Jäger und Schützen, dürfen Handmunition mit nehmen, auch ist den Begleitern von Gefangenen in beson deren Abteilen die Mltführung geladener Schußwaffen ge stattet. 3m übrigen dürfen allgemein als Handgepäck leicht tragbare Gegenstände in die Personenwagen mitgenommen werden, wie auch Hunde und andere kleine Tiere, die auf dem Schoß getragen werden, wenn von den Mitreisenden nicht widersprochen wird. In der 4. Wagenklaffe dürfen auch Handwerkszeug und Traglasten, wie sie ein Fußgänger tragen kann, mitgenommen werden. — Heute Dienstag abend wird der 6. Pellegrini Dortrag pattslnden. Das Vortragskokal ist in der Bürgerschule, Thema der heutigen Abends: Richard Wagner. — Am S. März nachmittags 2 Uhr wurde das Haupt- quartal der Stellmacherinnung abgehalten, das ziem lich gut besucht war. Nach dem Jahresbericht wurde der Rechenschaftsbericht vorgetragen. Letzterer war von zwei Mitgliedern geprüft und für richtig befunden worden. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Ausgenommen wurde ein Kollege: Lehrlinge werden in der nächsten Bersammlung aus genommen. Hierauf folgte die Wahl von zwei Vorstandsmit- gliedern, der bisherige Schriftführer lehnte eine Wiederwahl entschieden ab und es wurde an dessen Stelle Kollege Leißner neu-, Kollege Walther wiedergewählt. Beide nahmen die Mahl an. Aach Erledigung innerer Angelegenheiten fand die Bersammlung ihren Abschluß. — Ein aufregender Borgang spielte sich am Freitag gegen Abend im Wartezimmer eines Arztes in Dresden-Alkstadt ab. Dort schnitt sich ein 26 Fahre altes Mädchen aus Dippol diswalde die linke Pulsader durch und wurde, nachdem es vebunden worden war, nach der Heil- und Pflegeanstalt gebracht. Schmiedeberg. Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des ! Schulvorstandes Freitag den 10. März 1922 abends 7 Uhr: Schulärztlicher Jahresbericht. — Reinigungsaufwand bekr. — Wahl der Handarbeitslehrerin. — Orksschulordnung. Schmiedeberg. 2m Saale des Gasthofes wird am 9. März die Vereinigung ernster Bibelforscher einen Vortrag über das Thema „Welt geht zu Ende" halten. Bärenfels. Am Bergeshang inmikten waldigen Höhen liegt in Bärenfels das idyllische Schwesternheim «W aldes - ruhe", wo schon manche Schwester nach anstrengender Krankenpflege Erholung gefunden hat. Dort versammelten sich Anfang voriger Woche etwa 20 Geistliche aus unserer Ephorie zu einer sogenannten Freizeit, brüderlichen Bei sammensein und ernster Aussprache mit einem Kursus für Innere Mission. Am Montag den 27. Februar nachmittags eröffnete Herr Superintendent Michael die Tagung und Herr Pfarrer Gilbert begrüßte die Erschienenen als Orkspfarrer. Am Abend war öffentlicher Evangelisalionsvorkrag im Gast hof. «Kampf dem Bolksmörder!" rief der Bundeswart der evangelischen Jungmännervereine, -Pastor Vollrath Müller aus Dresden, den zahlreichen aus Bärenfels, Schellerhau, Kipsdorf usw. erschienenen Zuhörern zu, schilderte in ernsten Worten und erschütternden Bildern das Ueberhandnehmen der Unsittlichkeit, die körperlichen, geistigen und seelischen Schäden, zeigte aber auch Waffen zum Kampf: Aufklärung, Organisation gegen den Schmutz, Kampf in der eigenen Brust, körperliche Abhärtung und Enthaltsamkeit und Ideale. Der selbe Redner hielt am Dienstag nach einer Morgenandacht durch Pfarrer Böhme Vortrag über «Die Ziele der christlichen Jugendbewegung". In den 30—40 Jugendorganisationen ist Leben, Suchen nach Idealen mit religiösem Zug, Freiheits drang, Kampf gegen Alkohol und Nikotin. Ziel der evange lischen Jugendbewegung ist, die Seele in Verbindung mit Gott zu bringen, Versöhnung der Klassen, Kampf gegen Unsittlich keit, äußerer Zusammenschluß. Die Aussprache fügte die Erfahrungen aus der Praxis, besonders auf dem Lande, hinzu. Sie wurde am Nachmittag fortgesetzt, dann ein Spaziergang nach Schellerhau mit Besichtigung der Kirche unternommen. Am Abend erzählte Pastor Mendelin—Dresden aus seiner Tätigkeit in Paris. Der Mittwoch begann mit lit. Passions andacht, dann sprach Pastor Mendelin über Gegenwarts fragen der InneNn Mission. Die Innere Mission staüd durch die plötzliche Teuerung vor dem Zusammenbruch. Wie ein Wunder kam Hilfe aus Amerika. Die Anstalten sollen sich durch Landwirtschaft und andere Arbeiten mit der Zeit selbst unterhalten. Wichtig ist, daß die Innere Mission in der Wohlfahrtspflege und Krlegerfürsorge vertreten ist. Be sondere Bedeutung haben heute die Sittlichkeits-, Jugend-, Alkohol-, Auswandererfrage, Gewinnung und Ausbildung von Mitarbeitern, Elternorganisatlon, Freizeiten, Volks- und Posaunenmission. Auch hier folgte eine lebhafte Aussprache besonders über das Verhältnis von Gemeindediakonle und Wohlfahrtspflege, Alkoholfrage und anderes. Eine Anzahl Teilnehmer gingen nach Tische nach Oberbärenburg, begleitet von Hornklängen (Pastor Mendelin gehört ja zu dem be kannten Bläsersextett) und besichtigten dort die Kapelle. Amt liche Angelegenheiten füllten den übrigen Teil des Tages aus: am Abend wohnten die Kursusteilnehmer der aus der Ge meinde sehr zahlreich besuchten Bibelstunde Pfarrer Gilberts im Schwesternheim bei. Den letzten Tag eröffnete Pastor Pollack mit der Morgenandacht und Pastor Kircher—Dresden sprach über «Erfahrungen und Beobachtungen der Volks mission". Der Gedanke der Volksmission hat sich kotz mancher Widerstände rasch durchgeseht angesichts der religiös sittlichen Nöte unseres Volkes. Die Evangelisation muß vor bereitet sein, wobei die Mitwirkung des Ortspfarrers und auch der landeskirchlichen Gemeinschaft nötig ist. Bewährt hat sich auch die Posaunenmusik und Schriftenmission. Von besonderer Bedeutung ist die Nacharbeit (Bibelstunden, Bibel kreise und anderes). Sie arbeitet bewußt kirchlich, will nicht drängen, nicht richten, sondern helfen, wo Geistliche in schwerer, scheinbar fruchtloser Arbeit fast verzweifeln möchten. Die Aussprache legte dar, wieweit sie in unseren Gemeinden nötig und ausflchtsvoll lft. Nachdem Herr Superintendent Michael mit einem Schlußwort die Freizeit geschlossen hatte, gingen die Teilnehmer auseinander, wohl alle reich befriedigt, voll neuer Anregungen und innerlich gestärkt. Mag der Segen fortwirken, für die Geistlichen selbst und für ihre Gemeinden. Attenberg. Wie die Entwickelung unserer „Städtischen Höheren Verkehrsschule" ein stetiger Aufstieg gewesen ist, von der Fortbildungsschule zur Realschule, so bedeutet die zu Ostern 1922 zu begründende Obersekunda eine nicht hoch genug anzufchlagende neue Errungenschaft. War es bisher das vormalige Eins.-Freiw.-Zeugnis, das die Anstalt aus zustellen berechtigt ist, so wird sie in Zukunft ein Reifezeugnis aushändigen, das den Besuchern der Obersekunda die Reife für Unterprima einer Oberrcalschule zuerkennr. Die Schule hat also die Realschulen überholt und nähert sich mehr ünd mehr dem Charakter einer Oberrealschule. Es kann also in Zukunft ein Abiturient der neuen Obersekunda in die Unter- prima einer Oberrealschule eintreten und nach zweijährigen! Besuche, der letzteren die Maturitätsprüfung ablegen, die ihn zum vollen Studium an der Landesuniversität berechtigt. Es ist somit den Söhnen und Töchtern auch minderbemittelter Familien von Altenberg und Umgegend eine für ein kleines Gemeinwesen äußerst seltene Gelegenheit geboten, an einer höheren Schule sich eine höhere Bildung zu erwerben. Zur Zeit besuchen gegen 20 Schüler und Schülerinnen aus Alten berg, Geising und Zinnwald die Anstalt; von Ostern ab wird sich die Zahl noch erhöhen. Das Kultusministerium hat verordnet, daß die 5 Klassen von Ostern 1922 an als Quarta,, Untertertia, Obertertia, Untersekunda und Obersekunda zu bezerchnen sind, daß es die neue Obersekunda als gleich wertig mit der Obersekunda einer Oberrealschule erachtet und bereit sei die Anerkennung dieser Gleichwertigkeit der auf dieser neuartigen Lehranstatt erworbenen Bildung mit der am Abschlusse der Obersekunda einer neunstufigen Schule erworbenen auch feiten der übrigen Bundesregierungen her- beizuführen. Diese Verfügung beweist wiederum, welche Wertschätzung und welch warmes Interesse die oberste Schrü- behörde unserer im deutschen Reiche einzigartigen Berkehrs- schule entgegenbringt. Auch die Stadtverwaltung hat in Würdigung der hervorragenden wirtschaftlichen und ideellen Bedeutung der Anstalt für unsere Bergstadt eine namhafte Unterstützung bewilligt und ihr Einverständnis damit erklärt, daß die Schule als Städtische Höhere Verkehrsschule geführt werden darf. Lungkwitz. Bei Ausübung des Fußballsports, im Kampf mit dem Ball, erlitt am Sonnag nachmittag der hier wohnhafte Spieler Kurt Sonntag einen Doppelbruch des linken Unterschenkels. Mitglieder der freiwilligen SanltätS- kolonne Kreischa leisteten dem Verunglückten die erste Hilfe und brachten ihn nach der elterlichen Wohnung. Dresden. Zwei Mordtaten wurden am Montag bei der Dresdner Staatsanwaltschaft angezeigt. 2m sogenannten Lommatzscher Wasser wurde am Montag früh die 18 Jahre alle Haustochter Elsa Mehnert aus Ziegenhain erschossen auf- gefunden. Der Tat verdächtig wurde ''alsbald ihr Geliebter, der l8 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter Hache aus Graupzig festgenommen. Er legte ein umfassendes Geständis ab. Unter dem Verdacht der Mitwisserschaft wurden noch zwei Arbeits kollegen verhaftet und mit dem Mörder dem Amtsgerichts- gefängnis Lommatzsch zugeführt. In diesem Falle leitete Staatsanwalt Ehrenberg die Untersuchung — Ferner hat am Sonnabend der Gestütswärter Gotthardt in Moritzburg in einem Anfall von Irrsinn seine Ehefrau erwürgt Gotthardt hatte im Kriege einen Kopfschuß erhalten und litt seitdem an Kopfschmerzen. Er dürste für seine Handlungsweise deshalb kaum verantwortlich zu machen sein. Staatsanwalt Scheffler führt hier die Untersuchung. — Die beste Charakteristik zur Abnahme des Briefver kehrs gab einem Geschäftsleiter in Dresden - Neustadt ein Briefträger auf die vom Kaufmann gestellte Frage: «Non, Ihr kommt doch recht zeitig jetzt, sind denn die Bestellzette» geändert?" Briefträger: «I wo, in die zweiten, dritten und vierten Etagen gibts kaum noch etwas zu bestellen!" Damik meinte der Etephansbote, daß der Briefwechsel der private« Bewohner fast ganz aufgehört hat und nur der unvermeidlich^ geschäftliche und berufliche Briefwechsel aufrecht geblieben ist. Plrna. Mit der Hunde steuerfrage beschäftigte sich am Donnerstag der Bezirksausschuß der Amtshaupt- Mannschaft Pirna. Es wurde dabei erklärt, daß die Hunde steuer trotz ihrer wiederholten Erhöhung bisher noch nicht aL unerträglich befunden worden ist, sondern datz sich im Gegen teil von einer Hundeplage sprechen läßt — eine Situation»- Kennzeichnung, die dem Eteuersiskus weitere ergiebige Aus sichten eröffnet. In bezug auf die rückwirkende Kraft «inG