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Freitag. Nr. «2. 12. August 1870. Weißeritz-Ieitrmg. Amis- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stndtröthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile SPfg- Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Vermtivortlicher Nrdarteur: Lari Zehne in SippoMrwslde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 11. August. Der gestern im SchießhauSsaale gehaltene erste PatriotischeUnter- haltungSabend war recht gut, doch nicht so zahlreich besucht, wie man im Interesse der Sache hätte wünschen mögen. Namentlich würden wir es gern gesehen haben, wenn der Handwerkerstand zahlreicher und auch der gewöhnliche Arbeiter vertreten gewesen wäre. Der am Eingänge mit Dank entgegengenommene kleine Beitrag für den Internationalen Hilfsverein ist völlig freiwillig, und ist Jeder, auch ohne einen solchen, willkommen. Die Unterhaltung begann erst nach 8 Uhr, nach Ein gang der neuesten Zeitungen, au« welchen Hr. Jehne sofort die neuesten Nachrichten vorlaS. Sodann hielt Hr. Schuldirector Engelmann, eingeleitet durch einen feierlichen Chor des Gesangvereins, einen Vortrag, der, nach einem kurzen Rückblicke auf die ganz entgegen gesetzte geschichtliche Entwickelung Deutschlands und Frankreichs, von Ludwig XIV. und den schmählichen Reunionen, namentlich dem Raube Straßburgs handelte. Der patriotische Vortrag rief den lebhaftesten, wohl verdienten Beifall hervor. — Nach dem Gesänge mehrerer Lieder, auch der „Wacht am Rhein," woran Hr. Cantor Hellriegel ein Hoch „auf die nun zur Wahrheit ge wordene Wacht" ausbrachte, trug Hr. Jehne noch eine Blumenlese erheiternder ZeitungSmittheilungen, in Bezug auf die jetzige Zeit, vor und der Gesangverein erfreute noch durch den Gesang mehrerer patriotischer Lieder. Wie Hr. Schuldirector Engelmann mittheilte, beabsichtigt derselbe, auch bisweilen Briefe hiesiger im Felde stehender Militärs, die von allgemeinem Interesse sind, bei den Unterhaltungsabenden vorzutragen. — Auf Wiedersehen zum nächsten Unterhaltungsabende! — Auf Wunsch erklären wir hiermit, daß der in vor. Nr. d. Bl. erwähnte Fall, daß ein Geistlicher in S. ^in unserer Nähe) am 3. August der Gemeinde eine Strafpredigt gehalten (und den Krieg als eine Strafe des Himmels bezeichnet^ habe, von den Herren Geistlichen in Sadisdorf und Seifersdorf nicht veran laßt worden ist. — Bei dem am 9. ds. MtS. hier abgehaltenen Ferkelmarkte waren 42 Stück zum Verkauf gestellt, welche sämmtlich, das Paar von 5 Thlr. an bis zu 8'/» und 9 Thlr., verkauft wurden. » Frauenstein. Das Schloßen Wetter am vorigen Sonntag, über welches Sie bereit« in der vorigen Nummer kurz berichteten, ist leider ein sehr arg verwüstendes gewesen. In der 6. Abendstunde zogen die dunkeln Wolken über Hartmannsdorf, Neubau, Kleinbobritzsch, Frauenstein, Ober- burkerSdori und FriederSdorf; sie entluden sich in einem schrecklichen Hagelschlage von hier noch nicht dagewesener Größe und Heftigkeit, so daß die so schön stehenden Feldfrüchte der genannten Ortschaften jämmer lich zerschlagen wurden und meist in der Art, daß nicht ein Halm mehr steht. Leider hat von den Betroffenen auch nicht Einer versichert, und kommen daher mehrere Gutsbesitzer in die traurige Lage, ihr sämmtlicheS «Sieh verkaufen zu müssen. Natürlich sind auch die Fenster scheiben arg betroffen worden, und hatten in unserer Stadt alle Die, welche dergleichen in ihren neugebauten Häusern bereits besaßen, erneuten Schaden; auch der vom Brande verschont gebliebene Stadttheil mußte solchen in erheblicher Weise erfahren. So sind im Forsthause allein 76 Stück eingeschlagen; auch das Schloß, vorzüglich das ThorhauS, ist in dieser Weise beschädigt worden. Wenn Alle, die in der Umgegend von diesem Hagelschlage betroffen wurden , gewiß sehr zu beklagen sind, da größere Complexe solches Schick sal hatten, so sind es ganz besonders die Frauensteiner Grundstücksbesitzer resp. Pachter, da sie schon in vorigem Frühjahr vom Hagelschlage heimgefucht, dann im October vom Brandunglück betroffen wurden und nun ihre Feld früchte abermals einbüßen mußten. Sadisdorf, 7. August. Seit dem Aufbaue unserer im dreißigjährigen Kriege 1632 abgebrannten Kirche ist so manches Ungewitter über dieselbe schadlos dahingezogen, haben gefahrdrohende Gewitterwolken in der Nähe des Thurmes, ohne Nachtheil zu bringen, sich entladen. Aber heute, in der 6. Nachmittagsstunde, traf ein Blitzstrahl auch dieses altehrwürdige Haupt unserS Gotteshauses, ohne indeß allzugroßen Schaden anzurichten. Cs wurden eine Anzahl Schteferplatten von der Pyramide geworfen und fortgeschleudert, einige Bretersplitter an der Nordseite abgerissen, während ein wahrscheinlich anderer Theil des Strahles an dem äußeren südlichen Mauerwerke herabging, dann auf die südwestliche Ecke der Kirchmauer sprang und seinen Weg durch einen Riß, innerlich durch einzelne wie von Kugeln getroffene Stellen bezeichnete. Die Orgel, am Thurme stehend, und da» Innere der Kirche blieben ganz unbeschädigt. — Sollte dieser Fall nicht wieder und zwar ernstlich an die vor Jahren in Anregung gebrachten, aber wieder in Vergessenheit gekommenen Blitzableiter erinnern? Wo Schutzmittel gegen Nach theile, z. B. Regen, Kälte, Krankheiten u. s. w., dar geboten werden, wendet man sie an ; ebenso sollte man doch Orte, wo sich viele Menschen versammeln und denen Gewitter mit vermehrter Gefahr drohen, als Kirchen, Schulen u. s. w., mit Blitzableitern, als Ge fahren abwendend, versehen. Die Macht des Herrn,