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3«. Iahrg Freitag, S. Februar 1937 Schristlettung: vre»d«n-«„ PoNcrftr. 17, gennnf «Ml «. Hüll Gcschlst»st«ll«, Dreck imd vnla,: »«ne» et» vechdrecker«» «. Verlag Th. »- <L. Winkel. Volttchraft, 1». Srrerek rivl», poftschcck: ftl». 10». v-ak: St-dwanl vreUx» «r. «7«? Zm gall, »»» HSH««' vewall, «erber. UntreUnd«, «eirUd* ßSrunge» ha» der B«jtetz«, »der Werbun,«reibende l«<»« >» jprllch«, fall, dl« geiiung », brichiiinkl«» Umsen-e. oerklitet oder nicht erlcheint l-,llillun«,°rt Ist Dreeder». Verla,eoi« Di««»««. «n,el,en»r«ll»! die lspatti,« « «« »rette geile » ««»» kii, gamlilenan,eigen » V», glir Platzwlinlch« Unne» »lr kein« Lcwfttz« letst»». .-«E Nummer 30 Monatlicher vezugeprei« durch Iriige, «Inlchl. «> Vkg. »i«. ED « Pfg. Irst^rleh» 1.70; »-ich di, Poft l.7, «Inichlttlillch Pestllberw-ilung^-blihr. »ll-llgltq »« Plg. Post-BesteNgeld. W W «rinjelnummer 10 Psg,. Lsnn. n. gestiag,nummer kV Pf«. M W W Abbestellungen mlisten leftiesten» ein« Woche vor «blaus der IW Uvi^^ . «e-ugszeil lchrisilich beim Verlag eingegangen sein. Unlere »rftger diiilen kein« Abbestellungen „t^genidehmen, oolkssettuno Sn Einfluß der Sowjets in Frankreich Perpignan Etappe für Rot-Spanien Zürich, 4. Febr. Die deutsche Presse beschäftigte sich wieder» holt mit der 30 bin von der spanischen Grenze entfernt liegenden französischen Stadt Perpignan. Die Blätter schilderten in teressante Einzelheiten über die dort herrschenden Sowjet methoden und die immer wieder eindeutig hervortretende Unterstützung Valencias. Die „Neue Züricher Zeitung" schickte nun einen Sonderberichterstatter in die Grenzstadt, der — sicher zur bittersten Enttäuschung weiter Kreise — die in der deutschen Presse geschilderten Zustände nicht nur bestätigt, sondern noch in vielen Fällen den ausgesprochenen Sowjetcharakter der dor tigen Verhältnisse unterstreicht. Der Schweizer Berichterstatter gibt unumwunden zu: Die Sympathien in Perpignan sind offen auf feiten von Valencia. Es ist eine rein sozialistische Stadt; der Präfekt, der Maire, der Senator, der Chef der Gendarmerie wie auch der Chef der Grenzwache, sie alle sind Sozialisten. Niemand macht in Perpignan ein Hehl daraus, datz selbst die Behörden Valencia helfen. Mit Wissen des Chefs der Grenzwache gehen täglich Riesen transporte mit Gaben und Geschenken noch Spanien. Eine außerordentlich grohe Anzahl von Flüchtigen kommt nach Per- pignan. Von diesen werden die Linkselemente in das Zentral büro der Organisation „Zur Verteidigung der antifaschistischen Revolution" geleitet, dessen Räume sich im ehemaligen Spital befinden, das von der sozialistischen Stadtverwaltung der anti faschistischen Zentralstelle zur Verfügung gestellt wurde. In der Stadt, so schreibt der Berichterstatter weiter, spazieren Miliz soldaten in voller Uniform, wenn man Lederjacken und Hockey mützen als Uniform bezeichnen kann, herum, und sie kommen auch ohne Schwierigkeiten über die Grenze. Die drei Gruppen, Anarchisten, Kommunisten und Sozialisten, haben eine Reihe von Komitees und Organisationen gegründet, die sich mit der Unterstützung Rot-Spaniens befassen. Ist das Caf<> Continental, so heitzt es in dem Bericht wei ter. das ..Generalsekretariat" der Anarcho-Kommunisten, so ist das ehemalige Militärhospital von Perpignan die eigentliche Hochburg der Anarchisten. Hier bekommen alle, die zur Front «vollen, Papiere, Kleidung, Geld, Ratschläge und von hier aus treten sie die Fahrt nach Spanien an. Das merkwürdigste ist, dass sich von den 40 000 in diesem Gebiet lebenden Spaniern während des ganzen Bürgerkrieges nicht mehr als 200 Spanier gemeldet haben. Welche Bestien In Menschengestalt in Perpignan Gastrecht genießen, geht aus der weiteren Schilderung hervor. Unter den Ange hörigen des Büros „Zur Verteidigung der spanischen Revolu ¬ tion" befindet sich der berüchtigste aller Anarchisten dieses Ge bietes. A n t o n i o M a r t i n. Er ist Katalane und der Beherr scher des spanischen Städtchens Puigcerda. Dieser Menschen schlächter hat ans Grund der Tatsachen, datz bei den letzten Wahlen in Puigcerda 200 Wahlberechtigte gegen den „fronte populär" stimmten, nach der Revolution nach (Outdünken 2 00 „Faschisten" herausgesucht und ermorden lassen. Bald stellte sich heraus, datz viele Unrichtige sein Opfer ge worden waren. Darum galt es, den Rest der „Richtigen" her auszufinden, so datz sich am Ende die Zahl der Exekutionen um etwa 100 erhöhte. Die für die Front bestimmten Söldner kommen in Last autos von Paris nach Perpignan, durchschnittlich 60 Wagen in der Woche. Ein Schlassaal im Hospital mit 40 Betten steht jenen Leuten von der Miliz zur Verfügung, die auf Urlaub von der Front kommen, um sich in Perpignan einige Tage zu erholen. Der Abtransport der Angeworbenen geht in letzter Zeit ziemlich diskret und unauffällig vor sich, da französische Zeitungen viel Aufhebens vom Spital in Perpignan zu machen begannen. Der Schweizer Berichterstatter schlicht seinen Artikel mit den Worten: „Das sind Szenen, die sich täg lich in Perpignan wiederholen. Sic sind so selbstverständlich geworden, datz sie überhaupt nicht mehr ausfallen." » Kommunisten vertreiben Ordensschwestern „Der Elsässer" über das Treiben der Kommunisten. Paris, 4. Febr. Die kommunistische Ortsverwaltung von Oyonnax setiva 40 km westlich von Genf) hat, wie „Der El- ässer" meldet, die Ordensschwestern aus dem dortigen Kran- lenhaus vertrieben. Die Verwaltung des Krankenhauses, die ich den kommunistischen Forderungen widersetzte, wurde von >em kommunistischen Bürgermeister kurzerhand aufgelöst. Ferner zerstörten die Kommunisten Wappenschilder am Sockel eines Kreuzes auf der Spitze des Garlaban-Vcrges. Sie brachten an Stelle der Wappen die Soivjetzeichcn, Sichel und Hammer, an. Die in jener Gegend zahlreichen Feldkreuze, Ka pellen und Kirchen werden von kommunistischen Agitatoren ständig besudelt. Die Behörden rühren trotzdem keinen Finger. Dieser Untätigkeit der Behörden stellt das Blatt gegenüber, datz die Polizei in Marseille in zwei Kirchen Suchun gon nach Waffenlagern vornahm, obwohl der Bischof von Mar seille bereits vor mehreren Wochen in einer feierlichen Erklä rung festgestellt hatte, datz sich in keiner Kirche Waffen be finden. Oer Alcazar wir- wieder ausgebaut Scharmützel an der spanischen Siidsront Salamanca, 4. Febr. sVom Sonderberichterstatter des TNB.) Wie der Heeresbericht des Obersten Befehlshabers in Salamanca «neidet, gab es am Mittwoch leichtes Geschützfeuer an einigen Frontabschnitten der Nordarinee, während die Süd armee kleine Scharmützel hatte. Die nationalen Truppen konn ten teilweise ihre Stellungen verbessern. Hierzu wird von der Madrider Front ergänzend gemeldet, datz die nationalen Flieger trotz schlechten Wetters die befestigten Stellungen der Bolschewisten in und um Madrid überraschend mit Bomben belegt und grötzeren Schaden verursacht hätten. Die Artillerie nahin die bolschewistischen Schützengräben an der Toledofront unter heftiges Feuer. Am Mittwoch wurde der Anfang gemacht, den durch mo natelang« bolschewistisch« Beschießung stark beschädigten, teil weise «Ingestürzten Alcazar von Toledo wieder auf» zu bauen. DI« Arbeiten werden größten««!!» von bolsch«. wtstischen Gefangenen ausgesührt, di« zunächst begonnen haben, den Schutt wegzuräumen und di« noch stehenden Mauern frei- zulegen. „Franco wird siegen" Ein englischer Konfervativer al» Augenzeuge. London, 4. Febr. Der konservative Abg. Gazalet schil dert in einer Zuschrift an die „Times" seine Eindrücke von der Lage im nationalen Spanien. In diesem ganzen Ge biet, so habe er bei einem Besuch festgesteltt, herrsche völlige Ordnung und Ruhe. Das Volk sei nicht weniger als die Armee von echter nationaler Begeisterung und von Ergeben heit zu seinem Führer und Retter erfüllt. Nahrungsmittel und Benzin seien reichlich vorhanden. Eine freche Lüge sei es, wenn man behaupte, beide Parteien in Spanien «vürden die gleichen Greueltaten verüben. Die Schreckenstaten der Bol schewisten seien jedermann bekannt. Sie gehörten zu einem wohldurchdachten Plan, ihre Gegner zu vernichten u. eine Herr schaft des Terrors aufzurichten. Jede Stadt und jedes Dorf, die den Bolschewisten entrissen worden seien, bewiesen über wältigend die unglaubliche bestialische Grausamkeit der Kommu nisten. Die Schreckensherrschaft im Gebiet der spanischen Bol schewisten dauere nach wie vor an. Gazalet schließt mit der Ueberzeugung, daß General Franco siegen werd«, schon allein, weil er ein viel größeres Maß an Gerechtigkeit. Anstand, Mäßigung, Freiheit und Christlichkeit vertrete als seine Gegner. » Vem »roten Paradies entronnen 84 Franzosen der „Internationalen Brigade" entflohen Paris, 4. Febr. In Toulon trafen, wie der „Malin" «neidet, an Bord des französischen Torpedobootszerstörers „Maill'-- Brözü" 10 spanische Flüchtlinge und 34 Franzosen, die aus der internationalen Brigade an der Madrider Front desertiert wa ren, aus Valencia ein. Sie hatten sich an den französischen Konsul in Valencia gewandt und um ihre sofortige Rück beförderung nach Frankreich gebeten. Die meisten trugen noch bei ihrer Ankunft in Toulon die Unisorin der bolschewistischen Miliz. Ihre Freude, endlich wieder den heimatlichen Boden Frankreichs unter den Füßen zu haben, war unbeschreiblich. vertrauen-rÄe jetzt auch in konfessionellen Vetneben Berlin, 4. Febr. In den von kirchlichen Organisationen be- triebenen Anstalten war bisher die Bildung von Ver trauensräten aus Anordnung des Reichsarbeitsmlnlstcrs fast ausnahmslos unterblieben. Auf Antrag des Sozialamtes der DAF und der Reichsbetriebsgemeinschaft Freie Berufe hat der Reichs- und Preußische Arbeitsminister unter Aufhebung der früheren Anordnung jetzt bestimmt, datz auch in diesen « nstal- ten und Einrichtungen der kircklichen Liebes tätigkeit gemäß den allgemeinen gesetzlichen Bestimmunaen Bertrauensräte zu bilden sind. Die Treuhänder sind an- gewiesen worden, für die Durchführung dieses Erlasses Sorge zu tragen. Künftig haben alle kirchlichen Anstalten Vertrauens- röte zu bilden, wenn in ihnen in der Regel mindestens 20 G«. folgschastsmitalieder beschäftigt sind. Diakonissen. Schwestern und ähnliche Personen rechnen dabei nicht zu Bekckäsligten in, Sinne des Gesetzes zur Ordnung der Arbeit in össenklichen Per waltungen und Betrieben. Gespräch in Mailand Zn denselben Räumen des Mailänder Regierung»» Palastes, in denen vor nahezu neun Jahren Mussolini mit Riischtii Aras, der auch damals schon türkischer Außen minister war, das Verhältnis Italiens zum Staate Kemal Atatürks in einem Vertrage fixierte, haben gestern Bespre chungen zwischen dem Grafen Ciano und Rllschtü Aras begonnen, in denen die beiderseitigen Beziehungen unter Berücksichtigung der heutigen Situation im Mittel meer einer neuen Klärung zugesllhrt werden sollen. Seit dem Abschluß des Vertrages von 1928 haben sich die Be ziehungen zwischen Nom und Ankara durchweg auf der Ebene einer förmlichen Korrektheit gestaltet, wobei man in Ankara stets mit einem Gefühl des Unbehagens und des Mißtrauens den italienischen Expansionsdrang im öst lichen Mittelmeer verfolgte. Dieses Mitztrauen verdichtete sich zu einem Gefühl akuter Bedrohung, als Italien zum Beginn seines abessinischen Unternehmens den Verbin dungsweg nach Ostafrika durch die schnelle Befestigung sei ner im Aegäischen Meere liegenden Inseln sicherte. Di« Tatsache, daß man damals in Nom der Türkei gegenüber beruhigende Erklärungen abgab, hat im Verlaufe der wei teren Entwicklung nicht hindern können, daß die türkische Negierung sich über die Beteiligung an den Sanktionen hinaus den eindeutig gegen Italien gerichteten Hilsslei- stungsverträgen anschloß, die in der gespannten Atmosphäre während des Abessinienkrieges zwischen England und den östlichen Mittelmeerstaaten abgeschlossen wurden. Zn die ser Haltung der Türkei drückte sich erneut die alte Gegner schaft zu Italien aus, die seit dem Krieg um Libyen im Jahre 1912 und später durch den Weltkrieg und durch die kleinasiatischen Wirren in den darauf folgenden Jahren im türkischen Volk tiefe Wurzeln geschlagen batte. Zwar halte Mussolini, nachdem in den Jahren nach 1922, — bis zu die sem Zeitpunkt hatten noch italienische Truppen in Anatolien gestanden — die Schärfe der Spannung etwas gemildert war, eine neue Politik gegenüber der Türkei eingeleitet, die in dem schon erwähnten Mailänder Vertrage vom Jahre 1928 ihren sichtbaren Ausdruck fand. Die in diesem Vertrage als erwünscht bezeichnete stärkere Annäherung ist jedoch bisher nicht zur Wirklichkeit geworden. Zm vergangenen Zckbre haben sich im Mittelmeerraum viele Dinge grundlegend geändert, und wenn es jetzt zu einem neuen türkisch-iralie- Nischen Gespräch gekommen ist. io ist das ein Zeichen daiiir, daß man in Ankara wie in Rom den Wandlungen Rech nung trägt, die sich nach dem für Italien glücklichen Aus gang des Abessinien-Unternehmens durch das Meerengen- Abkommen von Montreux und durch das englisch-itäiie- Nische k-ontlemen-.^crreement über den .^toni- guc> im Mn» telmeer und schließlich auch durch die grundsätzliche Rege lung der Sandschak-Frage vollzogen haben, und nach denen man das 1928 zum Stillstand gekommene Werk der An näherung mit gebesserten Aussichten weiterzusiihren boift. Die Türkei hat die neue Fühlungnahme mit I alien in der letzten Zeit soweit wie möglich vorbereitet. Den psychologisch günstigsten Eindruck «nackte in Italien der türkische Schritt, durch den die diplomatiicbe Vertretung Ankaras in Addis Abeba aufgehoben und damit eine ck« kacto-Anerkennung des äthiopischen Imperiums vollzogen wurde. Auch auf wirtschaftlichem Gebiet kam es durch den Abschluß eines Handelsvertrages zu einer weitgehenden Annäherung der beiderseitigen Interessen. Die Türkei konnte ihrerseits bei den Auseinandersetzungen über die Sandschak-Frage auf die absolut loyale Haltung Italiens rechnen, und es ist wohl nicht zuletzt die italienische Kart« gewesen, die. von der türkischen Delegation in Genf mit Ser Ankündigung der gestern begonnenen Mailänder Veivre- chungen während der Sandschak-Verhandlungen ausge spielt, Frankreich bewogen hat. den türkischen Forderungen weitgehend Rechnung zu tragen. In Varis hofft man nämlich nach wie vor, di« Türkei in das System der Pünd- nispakte mit der Sowjetunion einbeziehen zu können und dadurch auf jeden Fall der Moskauer Schwarz-Meer-FloN« durch di« wieder unter türkischer Hoheit stehenden Darda nellen freien Weg in das Mittelmeer zu verschaffen. Dies« französischen Hoffnungen gründen sich in erster Linie auf die Tatsache, daß die Türkei zur Sowjetunion, die den neuen Staat Atatürks mit al» erste Macht anerkannt«, vertrag lich sestgelegt« freundschaftlich« Beziehungen unterhält, wenn sie auch allen Agitationsversuchen der Komintern zum Leidwesen der Moskauer Gewalthaber stet» auf» schärfste entgegengetreten ist. Es liegt auf der Hand. Saß Peiris «nit der Einleitung einer neuen Fühlungnahme zwi schen Rom und Ankara seinen Plan gefährd«« sieht. Ol> und wie weit die Türkei nach den Besprechungen «wischen Riischtii Ara» und Eiano sich von den Pariser Wünschen offiziell distanzieren wird, ist schwer vorauszuiagen. Sicher ist jedoch, daß die Frage der Durchfahrt sowjetrujfischer Kriegsschiffe durch die Meerengen mit der wichtigste Punkt in den Mailänder Gesprächen sein wird, und aus dem Ve« aleitkoiuert de, italienischen Preil« aeht jehr deutlich her-