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Schönburger Tageblatt M Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Her« Donnerstag, den 31. Mai MOV in an Waldenburg, den 30. Mai 1900. r a t h. Kretschmer, Bürgermeister. Der Stadt Saufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschck; in Langenchurrdorf bei Herrn H. Hüegler; in Penig bä Herr« Wilhelm Dahler, Eigarreugeschäst «, der Brücke; in RochSburg bei Herr» Paul Zehl: in Wallenburg bei Herrn Ernst Rösch«; in Ziegelheim bei Herr» Eduard Kirsten. Bekanntmachung, die staatliche Schlachtviehversicherung betreffend. Gemäß Z 9 des mit dem 1. Juni d. I. in Kraft tretenden Landesgesetzes, die staatliche Schlachtviehverstcheruug betr., vom 2. Juni 1898 find in den Orts« schätzungSausschuß hiesiger Stadt als Vertreter der Gemeindebehörde Herr Stadtrath Klemm hier (Stellv. Herr Stadtrath Zieger hier), als Biehdefitzer Herr Stadtgutsbcsitzer Wildenhain und Herr Landwirth Mahn hier (Stellv.: Herr Landwirth Gerth hier), als geprüfter Thterarzt Herr Thierarzt Müller hier (Stellv.: Herr Thicrarzt Hofmann in Glauchau) gewählt worden und haben die Wahl angenommen. Waldenburg, den 30. Mai 1900. Der Stadtrath. Kretschmer, Bürgermeister. WittervNgSbericht, ausgenommen am 30. Mai, nach«. 4 Uhr. - . 7k? mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 14' 0. (Morgens 8 Uhr -j- 11,»' 0.) AenchtigkettSgehalt der Luft nach Barometerstand 762 mm. reducirt auf -en^ce " s r 74'/.. Thanpnukt -s- 10 Grad. Wiudrichtnng: Nordost. -Daber Witternngsausfichten für den 31. Mai: Halb bis ganz heiter. «scheint täglich mit Ausnahme der Tage »ach Soun- und Festtagen. Annahme vou Inseraten für die näch^- schei»e>.de Nummer bi« vormittags 11 Uhr. Ler «bonnementSpreis betrügt mertÄE- lich 1 «k. SS b P - Inserate pro Zeile 10 Pf-, Labtllarischer Satz wird °opM b««hn«. —Amtsblatt für den Staotraty zu IValoenburg. Nenia Lnmenau, Lichteusteia-Lallaberg, und in den Ortschaften der nachstehenden StandeSamtSbezirle: Zugleich weit verbrettet m den ' Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lange«' Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callen . Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, RochSburg, Rußdorf, leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberham, ^re^wie^,^ Wolkenburg und Ziegelheim. Ksrasprech^ Nr. S. ——W— > » Bekanntmachung, Einführung einer allgemeinen Schlachtvieh und Fleischbeschau betreffend. Mit Bezug auf das am 1. Juni d. I. in Kraft tretende LandeSgesctz, die Ein. sührung einer allgemeine« Schlachtvieh- und Fleischbeschau betreffend, vom 1. Juni 1898 wird bekannt gemacht, daß für hiesigen Stadtbezirk als wissenschaftlicher Fleischbeschau« Herr geprüfter Thierarzt Müller hier, als dessen Stellvertreter Herr Trichineufchauer Hübner hier Pflicht genommen worden ist. Das Gesetz und die Ausführungsverordnung zu ihm vom 23. Juli 1899 können Rathsstelle eingesehen werden. Dar bisher hier geltende Regulativ, die Einführung der obligatorischen Fleisch beschau betr., vom 17. Mar, 1891 tritt mit dem 31. d. M. außer Kraft *Waldenbnrg, 30. Mai isoo. Aus den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika kommen Mittheilungen, die in hohem Maße zu denken geben, denn sie weisen darauf hin, daß es mit dem industriellen Aufschwünge und den gewaltigen Preis steigerungen dort drüben nicht mehr so weiter geht, wie bisher. Eine Firma der Baumwoll-Industrie, allerdings die größte, hat einen Bankerott mit SO Millionen Passiven gemacht, und man behauptet, sie werde nicht - bleiben. Auch in der Metallwaarcnbranche, ,n ^0«n und Kohlen sind Preisrückgänge zu verzeichnen, die an sich fest stehen, über deren Höhe nur noch ge- strittet wrrd, da die großen Spekulanten Alle« aufbieten, "'st den Markt erkennen lernen, wir er wirklich lst. Dre industrielle Hochfluth ist also dort vorüber, und n r Ueberproduction macht sich bemerkbar, die auf die Waaren und deren Preise, wie auch den Cursstand der Rohmaterialien einwirkt. Diese Thal, sache 'st auch für Deu schland und seine Industrie von hohem Werth! Ob sich die Börse durch die amerikani schen Vorgänge recht unliebsam überrascht sieht, kann UNS ziemlich gleichgtlvg sein; wer spekulirt, der muß riSkiren, daß er sich auch mal verspekulirt, ab» was eine nordamerikanische Ueberproduction besagen will für unsere heimische Industrie, daS wissen erfahrene Leute längst, und wer eS nicht längst wußte, der hat «s aus dem Import wenig werthvoller amerikanischer Fahrräder in den letzten Jahren erfahren. Die Jndustrieverhältniffc in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika werden eine Gefahr für da« Arbeit«, leben nicht blo« in Deutschland, sondern in ganz Europa. Die letzte Ein. und AuSsuhrstatistik der nordamerikani. schen Union legt überzeugend dar, daß die Au«fuhr er heblich bedeutender ist, als die Einfuhr, und daß auch d«" -ingesührtcn Artikeln ein beträchtlicher Theil die also drüben verarbeitet und zum ausgeführt werden. Die industriellen A '".N°-d.Amerika sind heute zum wesentlichen und in großen Mafien zu . s° lange er die Marktlage ge. ? ru so hohen Preisen, wie nur ,rg-nd möglich, aber sie besinnen sich auch nicht lange, zu schleudern, wenn sie sehen, daß lanaes Laaern der « d "b Zinsen auffrißt. Und vom Schleudern dauert -S da d.ese Preise einmal gedrückt sind, nicht lange, bi« «ne schlechtere, minderwertbiaere ^ikatw^ Platz greift. Mit der Reklame, die fi. kennen, versuchen die Amerikaner natürlich Alles an den Mann zu bringen, was sie Herstellen, und über scharfe Kritiken gehen sie in ihrem regen Geschäftssinne einfach zur Tagesordnung über. In den Vereinigten Staaten ist schon oft behauptet, und zwar namentlich dann, wenn Zollerhöhungrn vor der Thür standen, in Europa, speciell in Deutschland, w«de viel billiger fabricirt, daher sei die Umdrehung der Zollschraube zum Schutze der heimischen amerikani. schen Industrie erforderlich. Thatsache ist eS aber nun seit geraumer Zeit, daß die größten Schleuder» jenseits des Ozean» sitzen, die oft zu Preisen liefern, die bei un« nicht möglich sind. Wer in der Maschinenbranche näher vertraut ist, weiß ja doch zur Genüge, daß die Aankee's gern Alles unterbieten, wenn sie so ins Ge schäft kommen können. Eine Ueberproduction in Nord- Amerika wird also auch bei uns sich in den Preis- Normirungen geltend machen. Drüben fallen die Industrie-Papiere beträchtlich, die Verluste sind erheblich; wir haben oben schon gesagt, wer sich bei uns nicht vorgesehen hat, kann jetzt auch merken, was Verspekuliren heißt. Zu hohe Preise taugen nichts, Ueberproduction und Schleuderei erst recht nicht. Der Arbeitgeber geräth da bald seinem Personal gegenüber ins Gedränge. Und leider haben wir bei uns nicht jene nordamerikanische Virtuosität, die auch aus sauren Trauben süßen Wein zu bereiten versteht: Hat man dort mit dem Vorrath durch billige Preise aufgeräumt, dann wird ein erhöhter Zollschutz verlangt, damit man da» heimische Absatzgebiet, ungestört durch ausländische Eoncurrenz, wieder tüchtig beackern kann. So geht eS immer im Kreise in den Vereinigten Staaten herum: Zuerst höchste Preise, dann Ueberproduction, Schleuderei, neue Zölle, hohe Preise rc. Daß dem so ist, weiß ein Jeder, der praktisch mit den Vereinigten Staaten zu thun hat, und weil dem so ist, ist nur zu bedauern, daß ein neuer binden der Handelsvertrag zwischen jenen und dem deutschen Reiche noch nicht erzielt ist. DaS Bemühen, den Ab schluß der Handelsverträge gar zu sänftiglich zu bc- handeln, hat leicht zur Folge, daß man am Ende doch mit bloßen Händen in die Brennnesseln greifen muß. Wir wollen nur hoffen, daß wie bei den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, so auch bei England uns unsere Licbensmüdigkeit, die allzu große, am Ende nicht zu Handelsverträgen verhelfen mag, wie wir sie schlechter gar nicht gebrauchen können. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Unter dem Befehl dcS Kaisers exerzirte die 2. Garde« Infanterie-Brigade am Dienstag Vormittag auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin. Der Kaiser, der die Uni form der Garde-Füsiliere angelegt hatte, war wenige Minuten vor 8 Uhr vom Schlöffe im offenen Wagen im Hose der Garde-Kürassier-Kaserne eingetroffen und hier zu Pferde gestiegen. Begleitet von seiner Umgebung, sowie von dem Standartenträger und den Trompetern der Leibgendarmerie, sprengte er auf einen Apfelschimmel der Aufstellung zu, begrüßte die einzelnen Bataillon und salutirte die enthüllten Fahnen. Nachdem er da« Com» mando übernommen, führte die Brigade (2. und 4. Garde« rcgiment z. F., sowie das Garde-Füfilierrcgimcnt) einen gegen Tivoli und die Colonnenbrücke gerichteten Angriff au«. Dir Kaiserin wohnte dem Excrziren im Wagen bei. Während der Kaiser die Kritik über da« Exerziren abhielt, marschirte die Brigade nach der Südwestecke deS Tempelhofer Feldes, um hier, verstärkt durch die 1., 2., 3. und 4. Eskadron de« 1. Garde-Dragoner-Regiment« und zwei Batterien, Ausstellung zu einem GefrchtSexer« ziren gegen einen von Britz anrückenden Feind zu nehmen. Ein Parademarsch, an dem sämmtliche an dem Excrziren betheiligt gewesenen Truppen theilnahmen, beendete daS interessante Schauspiel. Nach der Schlußkritik führte der Kaiser das Garde-Füsilier-Regiment in seine Kaserne und frühstückte im Kreise der Offiziere. Zu den Reden deS Prinzen Ludwig von Bayern bemerkt die „Deutsche TageSztg.": Sollte sür die Reden eine wirklich greifbare Veranlassung vorliegen, die unS nicht bekannt ist, die aber die bayerischen Kreise mit Recht verstimmt, so möchten wir mit besonderer Ent schiedenheit betonen, daß jeder Gedanke, da« deutsche Reich zum Einheitsstaat zu machen, auf den entschiedensten Widerstand stoßen müßte. Jeder Schritt zum UnitariS- muS wäre ein Schritt zum Ende des Reichs. Da« deutsche Reich wird ein Bundesstaat bleiben, oder e« wird nicht bleiben. Bei der Reichstagsersatzwahl in Offenburg ist dem amtlichen Wahlergebniß zufolge der Sandioat de« Cen- trumS, Bürgermeister Schuler, mit rund KOO Stimmen Mehrheit gegen den nationalliberalcn Gegrncandidaten gewählt worden. Gegenüber den Befürchtungen wegen Ausbeutung Deutsch-Südwestafrikas durch englische Unternehmer