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Wchnitz -MiW. Ins«««, bedeutenden Auflage des Blatter «in« sehr wirk sam« Berbreitungfinden, »«den mit 10 Pfg. di« Spaltenteil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzril« »» 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmishaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Di« „Wei-eritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei» mal: Dienstag, Donn«S- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be- Verantwortlicher Redaeteur: Carl Ithnk in Dippoldiswalde. Nr. 80. Donnerstag, den 15. Juli 1886. 52. Jahrgang. Die Ausführung -cs Sozialistrngrsthrs. Die außergewöhnlichen Machtbefugnisse, welche den verbündeten Regierungen durch das Sozialistengesetz gewährt worden sind, werden seit einiger Zeit in unverkennbar strenger und gegen früher sehr ver schärfter Weise gehandhabt. Es tritt dies besonders durch die Ausweisungen von Parteigängern der sozial demokratischen Richtung hervor, die in den Haupt punkten der sozialistischen Bewegung in Deutschland, in Berlin und in Leipzig, in jüngster Zeit stattge funden haben, und von denen namentlich die gegen Singer, den bekannten sozialdemokratischen Vertreter des 4. Berliner Reichstagswahlkreises und Führer der „Arbeiterpartei" in der Berliner Stadtverordneten- Versammlung, verfügte Ausweisungsmaßregel ein ge wisses Aufsehen erregt hat. Singer gilt als einer der gemäßigteren Bekenner des sozialistisch-revolutionären Prophetenthums und sein Auftreten in der Oeffent- lichkeit straft diese Anschauung gerade nicht Lügen, wenngleich auch die Singer'schen Reden sich als reichlich durchtränkt von dem berühmten Tropfen „demokra tischen Oels" erweisen. Desto auffälliger findet man deshalb in Kreisen wenigstens, die Singer „nahe stehen", das Regierungsverfahren gegen den genannten sozialdemokratischen Führer und speziell in den radi kalen Zeitungen der Reichshauptstadt ist jene Maß regel in allen Tonarten und aus allen möglichen Gründen verdammt und gegen die Regierung ausge beutet-worden. Dem gegenüber muß hervorgehoben werden, daß Ausnahme- und Nothgesetze — und zu dieser Klasse gehört ja unstreitbar das Sozialistengesetz — nur dann Sinn haben und zur Geltung gelangen können, wenn sie energisch durchgeführt werden. Soll sich denn die Regierung wirklich von den Vorkämpfern und parlamentarischen Vertretern der heutigen Umsturz theorien auf der Nase herumtanzen lassen, auch wenn jene ihr Thun und Treiben mit einem gewissen Scheine der Mäßigung zu umkleiden wissen? Nein, und wenn auch aufrichtig zu wünschen ist, daß die Härten der durch das Sozialistengesetz dargestellten Bestimmungen allmählich gemildert würden, um den Uebergang zu geregelten Zuständen wieder anzubahnen, so läßt sich anderseits doch nicht leugnen, daß nur durch eine strenge Handhabung der Ausnahmemaß regeln ihr Zweck erreicht werden kann. Und find letztere denn überhaupt mit so fürchterlicher Strenge durchgeführt worden? Nun, die zahlreichen Sozialisten debatten der verflossenen Reichstagssession haben genug sam dargethan, daß gegen die Ausführung des So zialistengesetzes im Ganzen keine besonderen Einwen dungen zu machen waren, die sozialistischen Abgeord neten brachten zwar eine Menge Klagen vor — wann hätten sie dies wohl nicht gethan? — aber schließlich stellte es sich hierbei immer heraus, daß die Sache bedeutend übertrieben war und der Regierung fiel es daher nicht schwer, sich zu vertheidigen. Von den Gegnern des Sozialistengesetzes wird immer mit vieler Vorliebe behauptet, daß die sozialdemokratischen Reihen sich mehr und mehr verstärken würden, je schärfer man das Sozialistengesetz handhabe und pflegt da auf die allerdings nicht zu läugnende Zunahme der so zialistischen Stimmen bei den Reichstagswahlen Hin zuwelsen. Indessen, die für die Sozialdemokratie ab gegebenen vermehrten Stimmen beweisen noch keines wegs das Wachsthum der Partei selbst; es stimmen erfahrungsmäßig für die sozialdemokratischen Kan didaten immer eine Menge Leute, die politisch und wirthschaftlich dem Programm von Bebel und Lieb knecht durchaus nicht huldigen, die aber aus irgend welchen Gründen den Vertretern dieses Programms ihre Stimme geben und auf diese mit dem Gange der Reichspolitik unzufriedenen Elemente würde auch eine mildere Handhabung oder gar Aufhebung des Sozialistengesetzes durchaus keinen Eindruck fachen. WaS aber die überzeugten Anhänger der Sozial demokratie anbelangt, so würden sich dieselben durch eine selbst noch so milde Handhabung der Ausnahme bestimmungen in ihren politischen Gesinnungen nicht im Mindesten bekehren lassen und es liegt darum für die Regierung durchaus kein Grund vor, mit der jetzigen energischen Praxis zu brechen. Vielleicht, daß gerade die letztere bahnbrechende Dienste leistet und zur Einsicht führt, daß es besser ist, wenn einige Dutzend unserer modernen Weltverbesserer „abtze- schoben" werden, als daß sie noch länger durch ihr Wirken dazu beitragen, weite Kreise unseres Volkes in ihren Anschauungen darüber, was wir den gött lichen Gesetzen, wie den Satzungen der heutigen staat lichen und gesellschaftlichen Ordnung schuldig sind, irre zu führen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, ist auf die Einladungsschreiben, welche das Thurmbaukomitee an Se. Majestät den König, bez. Se. König!. Hoheit Prinz Georg gerichtet hatte, Ant wort eingetroffen. Während Se. Königl. Hoheit Prinz Georg an der Theilnahme der Thurmweihe verhindert ist, läßt sich die Sr. Majestät noch nicht fest bestimmen; doch soll rechtzeitig noch bestimmte Antwort erfolgen. Se. Königl. Hoheit, Prinz Georg, stellt, unter dem Ausdrucke des Dankes für die Einladung, Seiner und Seiner Familie Besuch des Thurmes für später in Aussicht. Es ist also in der That nicht unmöglich, daß Se. Majestät der König die Thurmweihe mit Seiner Gegenwart beehren wird. — Die einzelnen Deputationen des Festkomitees sind eifrigst bemüht, das Fest zu einem würdigen und fröhlichen zu gestalten, was, wenn der Himmel ein freundliches Gesicht dazu machen wird, hoffentlich auch gelingt. Erfreulicher weise haben die geladenen Ehrengäste und Vereine ihre Theilnahme resp. Mitwirkung zugesagt, sodaß auch der Festzug ein imposanter zu werden verspricht. Für letzteren hofft man auf recht zahlreiche Theilnahme der Festjungfrauen und sei hiermit ausdrücklich be merkt, daß das Erscheinen derselben in „Weiß" durch aus nicht Vorschrift sein soll, sondern daß dieselben in jeglichem Festkleide hochwillkommen sind. Wie dem Feste gut Wetter und ungestörten Verlauf, so wün schen wir allen Theilnehmern recht viel Vergnügen! — Das Thurmbaukomitee giebt Karten aus, die zum Besuch des Thurmes während des Kalenderjahres be rechtigen. Der Preis einer solchen Karte beträgt 1 M. für eine Familie und 50 Pfg. für eine einzelne Person. Mit dieser Einrichtung erfüllt man jedenfalls einen Wunsch des Publikums. Die Karten sind bei den einzelnen Komiteemitgliedern zu bekommen. — Die erste der diesjährigen Geucke-Wagner'schen Alpen-Extrafahrten nach München, Tirol, Schweiz rc. findet bestimmt am 17. Juli statt und wird abermals eine ansehnliche Zahl Reiselustiger und Erholungs bedürftiger in die herrlichen Alpen geleiten. Billiger Preis, bequeme Fahr, 6'/- wöchentliche Billetgiltigkeit sind Vorzüge dieser wegen ihrer soliden Durchführung allgemein beliebten Extrasahrten. — Oftmals werden Auktionen auf Sonntage anberaumt, was in den meisten Fällen unstatthaft ist. In der Regel gestattet die Polizei Sonntags nur Auktionen, welche den geringfügigen Nachlaß armer Leute betreffen, Auktionen, bei denen der Gesammt- erlös oder die Taxe 75 Mark nicht übersteigt. — Die „Deubener Zeitung" bringt folgendes, be- achtenswerthe Eingesandt: Durch die Zeitungen geht jetzt folgende Notiz: Ueber die Verwendung von Spar kassen - Ueberschüssen hat das königliche Ministerium neuerdings dahin entschieden, daß die Ueberschüffe nur zu gemeinnützigen oder wohlthätigen Zwecken Ver wendung finden dürfen und hierbei sollen Einrich tungen getroffen werden, die die Minderbemittelten am meisten treffen, da ja mit deren Ersparnissen die Ueberschüsse erzielt worden seien, nicht aber sollen sie verwendet werden, daß sie der gesammten, auch der wohlhabenderen Bevölkerung zu Gute kommen. — Sehr schön; aber wie kommen die Wohlhabenden dazu, die Garantie den Einlegern gegenüber zu übernehmen wenn ein Kassirer durchgeht oder ein von einer Spar kasse beliehenes Grundstück durch Naturereignisse (Berg sturz, Wafferfluth, Erdbeben) ganz entwerthet wird? Wer bringt die Gelder in solchem Falle aus? Die Maßregel der Negierung drängt dazu von staatswegen die Sparkassen zu revidiren; denn nimmt sie den Ge nannten die Vortheile, hat sie auch die Nachtheile, welche diesen entstehen, zu verhüten und zu tragen. Poffendorf. Den zahlreichen Schülern, Freun den und Bekannten des von 1840 bis Ende 1883 hier angestellt gewesenen, treuverdienten Kantors und 1. Lehrers em. Anton David Theodor Schreyer diene hiermit zur Nachricht, daß derselbe vergangenen Sonntag, den 11. d. M., in Dresden, seinem jetzigen Wohnsitz, im vollendeten 67. Lebensjahre verstorben ist. Sadisdorf. Dem hiesigen seit Ende v. I. emeri- tirten Kantor Schwenke wurde am 11. Juli uner wartet eine ganz besondere Freude bereitet. 28 seiner ehemaligen Schüler aus den Jahren I84S—1880, jetzt hochachtbare Männer und Frauen, darunter zwei Geistliche in Leipnitz und Greifendorf, 2 Lehrer in Dresden und Rittersberg, 1 Kaufmann in Franken berg, I Fabrikant in Teplitz, 1 Stadtgutsbesitzer in I Dippoldiswalde, I Holzhändler, I Stabshoboist, mehrere Handwerksmeister, Gehilfen, Markthelfer, ein Kaffendiener, Wäschereiinhaber, eine Postanwärters frau in Dresden und Umgegend, 2 Kaufmannsfrauen in Tharandt und Flöha rc. hatten sich vereinigt, dem selben ein prachtvolles Gedenkblatt anfertigen zu lassen und ihm in der Mehrzahl, unter Begleitung von Männergesang, verstärkt durch ein Quartett des Männergesangvereins zu Löbtau und durch herzliche Ansprache des Herrn Lehrer Glöckner aus Dresden, dasselbe feierlich zu überreichen. Johnsbach. Am vergangenen Sonntag kam der 15 jährige Dienstbote Lohse, welcher in Döbra bei dem Gutsbesitzer Dittrich im Dienste steht, zu seinen Eltern nach Johnsbach und befragte sich, wie er sich zu verhalten habe, da er bei Wegräumung einiger seinem Dienstherrn gehöriger Steinrücke in einer Leder tasche eine Parthie Geld gesunden. Dessen Mutter zeigte es dem Gemeindevorstand an und fragte um Rath. Nach geschehener Durchzählung ergab es sich, daß das Geld noch lauter bekanntes aus jüngstver flossener Zeit war, als: 2 Stück sächsische Speziesthaler, 6 Stück sächs. r/z-Thalerstücke, 72 Stück alte Zwanzig kreuzer (ä 68 Pf. früher), 40 Stück sächs. V« -Thaler- stücke, 17 Stück sächs. '/i«-Thalerstücke, 1 Stück sächs. V-4-Thalerstücke und 1 unbekannt. Viele Zwanzig kreuzer ganz wie neu mit der Jahreszahl bis 1810 zurück, wahrscheinlich ist das Geld im Jahre 1813 versteckt worden. Lohse begab sich zu seinem Dienst herrn nach Döbra zurück, um demselben von seinem Funde Anzeige zu machen, resp. das Geld einzuhän digen, da nach Z 233 des bürgerlichen Gesetzbuches in diesem Falle die Hälfte dem Grundbesitzer gehört, wo es gefunden wurde. Glashütte. Der furchtbare in der Nacht zum Sonnabend niedergegangene Regenguß brachte eine HO mm hohe Regenmenge, eine Höhe, wie sie hier seit Jahren in so kurzer Zeit nicht gefallen ist. Alle Bäche waren stark angeschwollen. Die Müglitz er reichte eine Höhe von ca. 1 m 30 em, hat aber im oberen Thale verhältnißmäßig wenig Schaden ange richtet, es wurde nur einiges Heu und Holz und von einer Wiese einige Wäschestücke weggeschwemmt, wäh rend in der Rahmmühle der Steg den Fluthen zum Opfer fiel. Im untern Thale bei Weesenstein und Dohna soll dagegen der Schaden ein größerer sein, da hauptsächlich viel Heu verloren ging.