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WWMMliler UM Srschklnl jeden W-rN-g nachmittags. — Fernsprecher Nr. n. — Postscheckkonto Leipzig «5 SSI. — Gemeladeglroionio I«, — Bank konto Darnistiidter Bank ZwclgniedcrlLffMlg HodenNcin-Ernstthal — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurtickge- schickt. Einsendungen ohne Namensnennung finden leine Ausnahme Ml- HlMtr vet Klagen, Konkursen, Vergleichen usto. wird der Bruttoietrag I» Rechnung gestellt. Im Mll! höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betrieber der Kettung, der Lieseranten oder der BefürderungSetnrichtnngen — hat der Be- zteher keine» Anspruch auf Lieserung »der Nachltesernn, der Leitung »der ans Rückzahlung de» Bezugspreise«. HohensLew-ErnstLhaler ZsMmg, Nachrichten und Neueste Nachrichten Nr. 166 I s Mo«tüg, des 28. FM 1825 ! 75. Jahrg Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Druck uild Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Ter Preis der eiulvuliluen Anzriaemeile betrüg icr Neklainezeile -lü (Hvldvsenuinc. Mir deu Nuchiveis werdcN-l.fi Gvlovfcnnigc bcrcchnet. Veznasvrcis balbmvnatliK 8t> Gvldvseiintgc etiisKlicbltch Trünerlobn. MUWWllkMfi iklW MMM Von Neichstagsabg. Admiral Briininghaus s^crlrctcr des M. <9. Iüchs.1 Wubllr. Uhemnib-Zivlcknnj Nach einem bekannten Wort des englischen Pros. Keynes ist Deutschland im November 1918 durch die 1-1 Wilsonschen Punkte in den Wafsen- süllsta.rd „hineingeschwindelt" worden. In einem Waffenstillstand, der in seinen furchtbaren Aus wirkungen zu dem Versailler Diktat führte. Nie wird das Versailler Diktat die Welt zur Ruhe tommen lassen, weil es die elementarsten Vorbe dingungen für' ein friedliches Zusammen- und Nebeneinanderleben der Nationen mit souverä ner Gleichgültigkeit oder, besser gesagt, Torheit beiseiteschieben zu können glaubte. Es ist vielleicht in der jetzigen Zeit nützlich, sogar notwendig, sich ins Gedächtnis zurückzu- rusen, wie gerade die politischen Strömungen in Deutschland, die in dem Kabinett des Prinzen Mar von Baden maßgebenden Einfluß ausübten und durch die Namen Erzberger (Zentrum), Hausmann (Demokrat) und Scheidemann <Sozialdemokrat) repräsentiert wurden, im fel- seufesten Vertrauen aus Wilson für den soge nannten „Wilson-Frieden" eintrnten. Gerade die Linksparteien und das Zentrum haben mit hin in sehr weitgehendem Maße eine gebundene Marschroute, die logischerweise zunächst darin enden mußte, die Voraussetzungen, unter denen gerade sie die Befriedung Europas erreichen zu tonnen glaubten, in irgendeiner Form wieder- hcrzustellen. Ihren guten Willen hierzu anzu zweifeln, liegt nach meiner Ansicht kein Anlaß vor. Aber auch ganz allgemein wird man, wenn mau die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht so, wie man sie gern haben möchte, zu der Auffas sung gelangen müssen, daß, solange die Welt steht, nach einem verlorenen Kriege der Besiegte auf Grund der Voraussetzungen, unter denen er die Waffen gestreckt hat, die Konsequenzen aus seiner Niederlage ziehen muß. Der deutsche Sicherheitspakt, viel umstritten und viel intisiert, auch von Leuten, die ihn nur oberfläch lich, vielleicht sogar garnicht gelesen haben, stellt im Grunde doch nichts weiter dar, als eine ver nunftgemäße Auslegung maßgeblicher Punkte oes Versailles Diktates, unter Berücksichtigung der vom Repräsentanten des amerikanischen Vol tes seinerzeit als Grundlage des Friedens aufge- siellten Richtlinien. Wendet man sich zunächst dem für uns schmerz lichsten Punkt, der Festlegung unserer w e st- lichen Grenze zu, so sagt Punkt 8 folgendes: „Das ganze französische Gebiet muß geräumt und die besetzten Teile wieder zuriickgegebcn werden. Das Unrecht, das Frankreich anno 1871 in bezug auf Elsaß-Lothringen durch Preußen angetan worden ist und das den Frieden der Welt wäh rend nahezu SO Jahren unsicher gemacht hat, muß wieder gutgemacht werden, damit der Friede im Interesse aller wieder hergestellt werden kann. Es hieße eine Vogel-Strauß-Politik trei ben, wenn man sich der Tatsache verschlösse, daß wir, wie die Dinge heute liegen, nicht daran den ken können, mit den Waffen entrissenes und nie vergeßenes deutsches Land wicderzuerobern. Daß mit diesem Verzicht auf den Apell an die Waffen das endgültige Schicksal Elsaß-Lothringens nicht entschieden ist, scheint mir ebenso selbstverständ lich zu fein, wie die Feststellung, daß es in der Politik überhaupt keine Ewigkeitswerte gibt, so- f rn man nicht dem, auf lange Eicht auch in der Po'.jtik geltenden Gesetz der ausgleichenden Ge rechtigkeit Ewigkeitswert zusprechen will. Das Schicksal Elsaß-Lothringens wird dereinst in e-ster Linie — und auch das ist ein wesentlicher Bestandteil der Wilsonschen Festlegungen — von den Elsaß-Lothringern selbst entschieden werden. Wie diese Entscheidung ausfallen wird, steht zu nächst dahin. Jedenfalls bedeutet die jetzige Lösung keine gerechte. Sie wird sicherlich eines Tages durch den Gang der Weltgeschichte, die letz ten Endes doch das Weltgericht ist und bleibt, in einem ganz anderen Sinne entschieden werden. Heute und auf absehbare Zeit die Erfüllung der Wilsonschen Punkte, nicht des Diktats von Ver sailles zu einem Streitobjekt zwischen Frankreich und Deutschland zu machen, würde ich politisch für falsch halten. Nach dieser Richtung entspricht der deutsche Eicherheitspakt den von Amerika für notwendig erachteten und von uns anerkannten Garantien für die Befriedung der Welt. Dasselbe ist aber auch der Fall hinsichtlich unserer unmöglichen und widernatürlichen O st grenzen. Hierauf kommt Punkt 13 in Frage, der folgenden Wortlaut hat: „Ein unabhängiger polnischer Staat sollte aufge richtet werden, der alles Land einzubegreifen hätte, das von unbestritten polnischer Bevölke rung bewohnt ist; ein Staat, welchem ein freier und sicherer Zugang zur See geöffnet werden soll und dessen politische sowohl wie wirtschaftliche Unabhängigkeit durch internationales Ueberein- kommen garantiert werden müßte." Der Sicher heilspakt geht in keiner Weise darüber hinaus, zieht im Gegenteil die derzeitige politische Lage weitgehend in Rücksicht. Vom Standpunkt der Gerechtigkeit und der Moral, die ja jenseits des Atlantischen Ozeans immer sehr stark betont wird, aus gesehen, müßten sich also eigentlich dis Vereinigten Staaten von Nordamerika für die Festlegung der Grenzen im Sinne des Cicher- heitspaktes einsetzen, ebenso wie für eine ver nünftige Regelung der Kolonialfrage, über die sich Wilson in Punkt 5 folgendermaßen äußert: „Freier, unbefangener und absolut unparteiischer Ausgleich aller kolonialen Ansprüche, beruhend auf der genauen Beobachtung des Grundsatzes, daß beim Entscheid in solchen Souverünitütsfra- gen die Interessen der Bevölkerung gleich ins Gewicht fallen müssen, wie die gerechten An sprüche von Regierungen, deren Nechtstitel zu entscheiden sind." Zieht man die mehr allgemein gehaltenen Darlegungen in der Wilsonschen Niederschrift, besonders jene über das Eelbstbcstimmungsrecht der Völker, die Anwendung des Rechts und nicht der Gewalt auf die wirtschaftlichen Lebensnot- wendigkeiten aller, auch der besiegten Nationen in Betracht, so wird man zu dem Schluß gelan gen müssen, daß der deutsche Sicherheitspakt, der doch den greifbaren Erfolg zeitigte, das franzö sisch-englisch-belgische Bündnis zur Verewigung der Knechtung des deutschen Nhsinlandes zum Scheitern zu bringen, sich in Eedankengängen be wegt, die auf dem Boden der Wilsonschen 11 Punkte, die für den Versailler Vertrag die Grundlage bilden sollten, gewachsen sind. Schmerzlich genug bleibt das für uns immer noch; jedoch halte ich den Versuch, das Versailler Diktat allmählich in seiner praktischen Auswir kung so zu beeinflussen, daß mit einiger Aussicht auf Erfolg eine fortschreitende Befriedung Euro pas in Angriff genommen werden kann, für richtig. Es hat den Anschein, als ob Frankreich garnicht daran denkt, seine imperialistischen Pläne auch nur im geringsten einznschränken. Die nach vier Monaten hier eingetroffene Briand- Note bringt mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt, klar zum Ausdruck, daß es Frankreich n i ch t u m d i e B e f r i e d u n g d e r Welt, sondern um die Erhaltung der Vor machtstellung eines 40-Millionen Volkes in Europa zu tun ist. Diese kann Frankreich auf die Dauer nur behaupten, wenn es jeden Gedanken an Abrüstung weit, von sich weist, wie es dies bis her getan hat, und den ungeheuerlichen Apparat von 1V« Millionen Soldaten, ausgerüstet mit allen nur erdenklichen technischen Kriegsmitteln, in West-- und Mitteleuropa weiter unterhält. Das sollte den anderen Mächten, vor allein Amerika, zu denken geben. Das sollte aber vor allem jeden Deutschen, der sich den Sinn für Realpolitik bewahrt hat, veranlassen, Versuche der deutschen Negierung, sofern sie mit der natio nalen Würde und den wohlverstandenen deut schen Interessen vereinbar sind, nach Kräften zu unterstützen. Präsident Wilson prägte in seiner Ansprache an den Kongreß am 8. Januar 1918, als er die 1-1 Punkte begründete, die Worte: „Die Welt soll so geordnet und begründet sein, daß man in ihr leben kann." Der deutsche Sicherheitspakt und die französische Antwort zeigen jedem Menschen, der objektiv denken kann, wo der Störenfried der Welt zu suchen ist, wer daran schuld ist, daß die Völker nicht zur Ruhe, die Welt nicht zur Ord nung gelangt. (Erschienen in der „Tägl. Rdsch." vom 7. Juli 1925) KMte ZZm 5 Ahr Aeberreichung Ser deutschen Note in Pa Ls Zwischen dem deutschen Botschafter in Paris Herrn von Hoesch, und dem französischen Außenminister Briand wurde heute verein bart, daß die Note der Neichsregierung in der Sicherheitsfrage heute Montag um fünf Uhr nachmittags Briand überreicht werden soll. Außer in Paris wird die deutsche Note heute nachmittag auch inLondon , Rom und B r ü s- s e l übergeben werden. Man nimmt in Paris an, daß wohl einige W o ch e n verstreichen werden, ehe Frankreich die deutsche Note beantworten wird, weil es sich erst mit den übrigen Alliierten ins Einver nehmen setzen und, wie auch bei der Note vom 16. Juni, ihre Zustimmung finden will. Man ist in Paris überzeugt, daß sich das Einver- n e h in e n zwischen dem französischen und dem englischen Auswärtigen Amt leicht h c r st e l - l e n lassen werde, wie man überhaupt betont, daß sich seit dem Amtsantritt Chamber lains die Beziehungen zwischen Frank reich und England wesentlich gebessert hät ten, was durch gegenseitige Zugeständnisse er reicht wurde. Infolgedessen glaubt man, daß in den nächsten Wochen nicht nur das Sicherheits problein zwischen Paris und London erörtert wird, sondern auch einige andere Fragen, wie die der Kölner Zone und solche, die sich direkt auf die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland beziehen. Die Räumung der Sanktionsstädte iEtaene Drcchtmclüunai Berlin, 20. Juli Die Berliner Regierungsstellen weisen im Zusammenhang mit dem nunmehr veröffentlich ten Näumungsprogramm der alliierten Be satzungsmächte darauf hin, daß die Bekannt- g a b e des N ä u m u n g s t e r m i n s für die Canktionsstädte Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort anscheinend nur wegen forma ler Schwierigkeiten u n t e r b l i e b e n ist. Es könne keinerlei Zweifel daran bestehen, daß die Sanktionsstädte am 16. August geräumt werden. Die Beunruhi gung, die in den deutschen politischen Kreisen ent standen fei, miifse vorläufig als gänzlich unbe gründet bezeichnet werden. Zwischen der Neichsregierung und den Besatzungsmächten ha ben übrigens vor einiger Zeit Besprechungen stättgcsunden, deren Ergebnis darin Bestand, daß auch deutscherseits die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um einen reibungslosen Ver lauf der Räumungsmaßnahmen zu gewährleisten. Recklinghausen und Bochum geräumt Der Abmarsch der französischen Truppen (18. Dragonerregiment) aus Recklinghausen ist am Sonnabend vormittag ekfolgt. Der Abmarsch der Truppen geschah ohne Zwischenfall. Um V-9 Uhr vormittags war Recklinghausen geräumt. Nach einer Benachrichtigung des französischen Kommandanten rückt die Besatzung aus Bo ch u m am 19. und 20. nach Essen ab. Es handelt sich um das Artillerieregimeut Nr. 17 und dar Jnf.-Reg. Nr. 51. Sonnabend morgen 9 Uhr ist die Besatzung aus Gladbeck, Infanterieregiment Nr. 4, abgerllckt. Damit ist der Abschnitt Glad beck, zu dem Buer, Dorsten, Horst, Marl, Mul- fen, Dahlen, Kirchhellen und Botrop gehören vollständig geräumt. Der Abzug geschah ohne jede Reibung. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung Gladbeck erkennt der belgische Kommandant das korrekte Verhalten der deut schen Behörden an. Die Quartierübergabe: in Gelfenkirche n ist beendet. Gelsenkirchen wurde Sonntag vormit tag geräumt. Die in Gelsenkirchen liegenden Truppen werden nach Altenessen abrücken und vor dort aus nach Frankreich verladen werden. Der Ausmarsch aus Hattingen — es liegen hier 3 französische Kompagnien — wird am Montag vormittag erfolgen. Schwere Mißhandlung eines Deutschen Beim Einzug einer marokkanischen T r u p p e n a b t e i l u n g in die Ortschaft Trul ben bei Pirmasens wurde einem 19 Jahre alten Kaufmannsgehilsen von Pirmasens, der mit einigen Kameraden einen Ausflug machte, von dem befehlshabenden französischen Offizier ohne weiteres die Mütze vom Kopfe geschlagen. Als der junge Mann auf die Frage des französischen Offi ziers, der einen hohen militärischen Rang beklei dete, warum er die französische Fahne n i ch t gegrüßt habe, antwortete, daß er das nicht gewußt habe, wurde mit ihm eine u n - menschliche Tortur vorgenommen. Auf Befehl des Offiziers band ihm ein beritte ner Marokkaner, der einen Vogelkäfig an sei nem Sattel befestigt hatte, die Hände mit dem in dem Käfig befestigten Strick derart zusammen, daß er ihn mit den gefesselten tragen mußte. Dann wurde der Strick an dem Sattel des Pferdes festgemacht, worauf der französische Offi zier und der Marokkaner mit vier radfahrenden französischen Offizieren nach der Ortschaft Ober simten ritten. Der bedauernswerte Mann mußte den ganzen, etwa fünf Kilometer langen Weg im Laufschritt zurücklegcn da die Reiter über die ganze Strecke trabten. Er war vollstän dig erschöpft als er in Obersimten losge bunden und freigelassen wurde. Bei dem sranzö sichen Offizier handelt es sich aller Wahrschein lichkeit nach um denselben, der dann in Obersim ten zwei dortige Einwohner schwer mißhandelt hat, weil sie die französische Fahne nicht grüßten obwohl eine Grußpflicht der Bevölkerung gegen über der französischen Fahne nicht mehr besteh Dr. Schacht über Währung und Zwischcnhanl c> Bei einem Festessen, das sich an den Weihe akt des neuen Ncichsbankgebäudes in Frankfur. a. M. anschloß, ergriff Neichsbankpräfident Dr Schacht das Wort. Er führte u. a. aus: Jcb gehöre zu den unglücklichen Leuten, die n i e etwas v e r s p r e ch e n, was fie n i ch t Hal t e n können. Man kann nicht immer über diese- ben Dinge sprechen, man kann nicht immer wie der versichern, daß diedeutsche Währun st a b i l bleibt. Ich sage nur das eine: Die deutsche Währung wird sich bewähren, man kann darüber sagen was man will, und wenn hier von den Gefahren einer neuen Inflation von meinem Vorredner gespro chen worden ist, weil die Preise in letzter Zeit ge stiegen sind, so kann ich nur behaupten, die Preise halten sich mit gewissen Schwankungen auf einem Niveau, das unter den Höchstpreisen von 1924 liegt. Wir haben eine durchaus stabile