Volltext Seite (XML)
Diese» Vlatt wird den Lesern von Dresden «td Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abeird-Ansgabe zugestcllt. während es die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgebllhn «nNNI»rN»»»'»««-» btt »all« Wetmati,« Zutnxun, durch unser« Bo«» »»«»»< und «»«»>»«, an Gönn- und Niontauen nur einmev «vtk»a>s durchau«wLrti»e«om. «MlonLr« » «t. de«, Mk so M. Bit eimnaNeer LuIikNuna durch di« V«i»ANi«. cobnevefiellsild). imAuS- laud mit «itivnchtndtm Suichlaa«. Nachdruck aller «rtikel u. Original- Mmeilioven nur mil deutlicher Que l leua n, ab e l.Dredd. Siachr "l «ullissia, NachtrSalich« Honorar, ouivrtich« bleiben unberücksichliat: «vertäuet« Manuikrivte werde» nicht auid«wahrt. »»leiramm.Adresse: »«chrichte« »re»»,«. HegrArröeL L8SV Druck und Verlag von LLepsch L Reichardt in Dresden. Llnreigen-cM. Annabme von Ankllndl-unaen bis nachnritlaaS 3 Ukr. Sonn, und fteiertaad nur Mariensnade » von r> bis '/«rUbr. Di« rivalriaechrund- «Ue Ica. 8 Silben) 20 Vf,., An- kiiildiaunaen auf der Drivatieite Zeile Ls Pch : diesivaltigeZeileausrert- seile so Ps,.. als Einaeianbt Zeile «0 Via. In Nummer» nach Souu- und Feiertagen r wollige Bmndmte so Lia . auf Prioatleite «> Pf».. 2wollige Zeile am Tertieiie und als Eingesandt so Mg Auswärtige Auf träge nur gegen BorauLberaklung. Belegbiätler kolien »0 Vieimige. Fernsprecher: »tr. U und LÖSS. Hauptgeschäftsstelle: Marstnstr.S». steiniich I» » L 8 » L Sl - 2 kk»s«r Strsiso 2. Lek« VslgvllkLuwtrMv. LOvIrtv L r»«r»nir»-Uütv > --------- DIvsant« 81ix»I>I»üte lur Heiden, «naden onel »Linker. ------- ' Keke-Miiirei»«I» I DIU' 1UI8K«>-N<rlll6 Iüxi»or'twtU'v 8 » lS . 20- 2S . SS . Inn Hünscran von sämtiielien 8obulen, in mir u lil!'!« I/itl I larliedistn Dieben u»ck 0 ON » rur uiuruur» ^ L.oU. H DA«» H HVEH Die allgemeine Ansstnndsbewegnng. Neueste Drahtberichst. Hvsiiachnchst», Metallarheiterbewegung, i 1 1444H4L VAIsAkt. Gerichtsverhandlungen. Geh. Hofrat Dr. Gebhardt JbiciiS ..Wilvcnte". I EVNNl»vrN0, I.Z. MlN LrN-V. Die allgemeine Ansstan-svewegnng ^ füttert Handel und Wandel allerorten und in aller Herren Ländern aus das schwerste. Ueberall, wohin mau blickt, voll zieht sich dieselbe Erscheinung: die Kämpfe zwischen den Orga nisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nehmen immer "" fere Formen der heftigsten Erbitterung an. und das alles Verführten und Unterlegenen hohnlächelnd im Elende sitzen labt. Soweit Deutschlandin Frage kommt, erhebt sich vor allem die bange Frage: „Wird die angedrohte Riefcnaussper rung rn der Metallindustrie zur Tatsache werden?" Ueber die Einzelheiten der Bewegung find unsere Leier fort gesetzt im lokalen Teile unterrichtet worden. Es erhellt aus den Berichten, dab die Arbeitgeber durchaus nicht daran denken, den Bogen mehr als unbedingt nötig zu spannen, und dab auch die Arbeiter den Ernst der Lage nicht verkennen, zeigt «ine DSeldung ans Braunschweig. Dort wurde in einer von etwa 8000 Streikenden und Ausgesperrten der Metallindustrie de- suchiten Versammlung mitgeteilt, dab die gewählte Kommission mit den Arbeitgebern verhandelt habe, aber eine Einigung nicht M stände gekommen sei. Die Arbeitgeber lehnen vor allem die Änderung der Festsetzung von Minimallöhnen ab. Es wurde beschlossen, noch einmal einen Einignngsversuch zu unternehmen. Trotz des Ernstes der Lage darf man daher immer noch damit rechnen, dab die Arbeiter in letzter Stunde einschwenren und sich nicht als willenlose Opfer der Politik ihrer Führer mißbrauchen lassen werden. Auch in Hamburg sind die Arbeiter sehr bald »unehmeu. Die » stände vechqxrrnhen stattfinden. iS schlugen gestern Arbeit b te Versammlung der weiter im Aus- >eut« soll Sonnabend oder Sonntag In Baris schlugen gestern nachmittag etwa 500 Aus ständige die Tore des Fabrikgebäudes der Telephongcselljchaft igenindieFabrik e-.n, gingen I<' eia. Etwa 60 Mann dran „ aber wieder hinaus, als sie sahen, daß man Anstalten machte, sie einzuschließen. Die Polizei nahm 14 Verhaftungen vor. In einer besonders heftigen sozialen Erregung befindet sich Italien. Die Ursache davon ist >n dem inzwischen bereits wieder beigelegten Streik der Turiner Textilarbeiterinnen zu suchen. Bon vielen Seiten werden Arbeitseinstellungen und Gewalt akte gemeldet, die nur durch ein allgemeines Befehlswort er klärt werden können, und in Mailand und Rom herrscht Generalstreik. Man nimmt an, dab dieser nur als Kund gebung gedacht ist und deshalb nicht lange währen wird. Doch muß man sich bei der gegenwärtigen Stimmung der italienischen Arbeiter auch ans eine lange Dauer des allgemeinen ÄuS- standes gefaßt machen. Es liegen folgende Meldungen vor: In Rom zogen gestern nachmittag einige hundert Aus- ständige nach dem Zentrum der Stadt und vor die Präfektur. Als die Menge auseinandergetriebew wurde, warf sie mit Steinen auf die Truppen und verletzte zwei Polizei agenten. Auf der Piazza Vinicia kam es nochmals zu einem Zusammenstoß. Mehrere sozialistische Abgeordnete mahnten die Ausständigen zur Ruhe. In Genua beschlossen die aus ständigen Maurer, den Streik sortzusctzen. Der allgemeine Ausständ wurde proklamiert. In Mailand wurde nach mittags «me vom Streikausschub abgchalten. Als eine Gruppe von Fortsetzung des Ausstcindcs bestand Arbeitskammer seine Entlassung und verlieb das Versamm- lungSlokal, wo die Anarchisten allein zurückblicbcn. Gegen " " erschien eine Anzahl Ausständiger vor der Fabrik von mittag erschien eine Anzahl Ausständiger r Maschi. und forderte die noch arbeitenden dem Ausstande anzuschlicßen. Es gelang Arbeiter ihnen, auf, sich in die Fa br i k e i n z u dr i n g e n, wo sic «inen Neffen des Besitzers mißhandelten. Der Portier der Fabrik zog ein Messer und tötete einen Ausständigen und verletzte einen anderen schwer. Beide sind bekannte Anarchisten. Tie Erregung der Bürgerschaft in Bologna gegendieGewalttatenderAusständigen nimmt immer mehr zu. Nachmittags wurde eine vom kaufmännischen Verein einbcrufene Versammlung abgchalten, in der mehrere Redner für die staatlichen Einrichtungen und die Armee ein traten. Nach Schluß der Versammlung begaben sich die Teil nehmer im Buge unter Vorantragung einer Fahne nach dem Victor Emanuel-Platze, wo man in Ruse: „Es lebe die Armee!" ausbrach. Unter lauten Beifallsrufen wurde auf dem Rathaus die Nationalflagge gehißt, worauf die Menge sich zerstreute. Nach Dudrio bei Bologna kamen gestern etwa 700 Ausständige, um die Schließung der Läden zu veranlassen. Als Karabinieri sie hieran zu hindern suchten, warfen die Aus ständigen mit Steinen und schossen auf die Gendarmen, deren einer schwer verletzt würbe und zu Boden stürzte. Die anderen Gendarmen wurden gleichfalls verletzt. — In Parma, Ravenna, Ancona, Genua, Ferrara. Forli dauert der Generalstreik ohne Zwischenfälle weiter. Die neuesten Meldungen lauten: Berlin. (Priv.-Tel.) Die Meldung, der Gesamtverband der Metallindustriellen habe für heute eine Versamm lung in Berlin anberaumt, um Beschluß über den Tag und den Umfang der auszusperrenden Metallarbeiter zu fassen, ist nicht zutreffend. Ein Termin für die Verbandssitzung ist noch nicht festgesetzt. Außerdem wird mitgeteilt, daß weder jetzt noch früher an eine Generalaussperrung gedacht worden sei, es bestehe lediglich ein Beschluß, morgen, am 12- Mai, abends 30 Prozent oller organisierten Metallarbeiter per 20. Mai zu kündigen, falls bis dahin keine' Einigung in allen in Frage stehenden Aweigverbänden erzielt sein werde. Da die Ver handlungen in Dresden bereits gescheitert sind, ist die mor g en erfolgende K und igun g^o gut wie feststehend. In Unter- nchmerkreisen hofft man aber, daß in den 14 Tagen zwischen Kündigung und Entlassung noch eine Einigung erzielt werden wird. Aus Hannover wird gemeldet, daß der Metallindustriellen- Verband sich zu Verhandlungen mit der Arbeiterschaft aus Grund des gestern gefaßten Beschlusses bereit erklärte, wonach die streikenden Arbeiter von ihrer Forderung, nur durch den Metallarbcitervcrband mit ihren Arbeitgebern zu verhandeln, abstehen. Weißenfels. Tie gestern im Ausstandsgebiete abgehal- tenen Versammlungen derausständigenBraunkohlen- ar beiter haben zu einem Einvernehmen über die Wieder aufnahme der Arbeit geführt. Einer völligen Einigung steht nur die Weigerung der Werkverwallung gegenüber, sich schrist- sich zu binden. Es wird jedoch bestimmt angenommen, daß auch hierüber ein Einvernehmen erzielt und am Montag allgemein die Arbeit wieder ausgenommen werden wird. Tie Festlegung eines Mindcstlohnes und die Anerkennung der sozialdemokra tischen Bergarbeiter-Organisation wird dem „Weißens. Tagcbl." zufolge von den Grubenbefitzern abgelehnt werden. Nom. . Ueber die Ausstandsbcwegung in den größeren Städten des Landes liegen Meldungen vor, wonach heute über all Ruhe herrscht. In Genua hat die Mehrzahl der Ar beiter-Organisationen sich vssen gegen den Ge n e ra la u s st a nd erklärt. In Bologna wird die Gendarmerie von der Bevölkerung bei der Aufrechterhaltung der Ordnung unterstützt. Rom. Nach einigen unbedenklichen Zusammen stößen ist wieder völlige Ruhe eingetreten. In der Stadt herrscht das gewöhnliche Leben. Die Theater find geöffnet. In Parma sowie in Ancona ist der Ansstand beendet. Neapel. ^Tie Arbeiiskammer hat heust abend den Aus - stand für 24 Stunden proklamiert. Genua. Die Arbeitskammern von Genua und Sampirr- darena haben gestern eine Sitzung abnehalten. In dieser wuroe der bereits früher gefaßte Beschluß, sich gegen den G e n e r a l a 11 s st a n d zu erklären, nochmals bestätigt. Ein in diesem Sinne abgesaßtes Manifest ist veröffentlicht worden. Bologna. Tie Arbeiiskammer hat beschlossen, den Ausstand von heute abend ab für beendet zu erklären. In der Stadt herrscht vollständige Ruhe. Neueste Truhtmeldmiüen vom N. Mui. Deutsche»: Reichstag. Berlin. lPriv.-Tel.j Die B u dg c t ko m m i s s i 0 u des Reichstags nahm heute auch das Mannschastspensionsgesetz an, so daß nunmehr beide MilitärpensionZgesetzc erledigt sind. — Tie Reichstagskomnüssion für dos Automobil-Hast, oflichtgesetz beriet beute längerer Zeit darüber, wer für den durch Automobile ungerichteten Schaden haftbar zu machen sei, ob der Eigentümer oder die Betriebs-Unternehmer. Abg. Pohl brachte einen Vermittlungsvorschlag dahin ein, den Eigen- tiimer eines Automobils neben dem Betriebs-Unternehmer dann für haftpflichtig zu erklären, wenn derselbe den Betrieb des Automobils einem anderen übertragen hat, obgleich er wußte oder wissen mußte, daß der Unternehmer außer st-anve ist einen durch ihn verursachten Schaden zu ersetzen. Staatssekretär Tr. Nieberding versprach, für die zweite Lesung einen ent- sprechenden Zufatz in die Regierungs-Vorlage cinzufügen. Unter Ablehnung sämtlicher Abänderungs-Anträge wurde tz 1 der Re gierungs-Vorlage mit 12 gegen 1 Stimme angenommen. Man war darüber enria, daß auch Wagen und Omnibusse, die ohne Gleisanlagen durch oberirdische Leitungen bewegt werden, unter den Begriff „Automobil" fallen und nicht als Kleinbahnen an zusehen sind, daß dagegen Dampspslüge und ähnliche Maschinen nicht als Wagen oder Fahrräder anznsprechen sind und also nicht unter dos Gesetz fallen. Koloniales. Berlin. Aus Deutsch-Südwc st afrika wird amtlich gemeldet: Jene Hottentottenbande, die von unseren Truppen in den kleinen Karrasbergen eingeschlossen war, hat versucht, nach dem unteren Löwenslusse auszubrechen. Di« bei Gawachab stehende 7. Kompagnie des Feld-Rcgiments Nr. 1 griff den Gegner am 4. und 5. Mai an. Am 5. Mai kam es in schwierigem Gebirgsgelände zu einem ernsten Gefechte, in dessen Verlauf der Gegner seine Stellung räumte. Alle in der Nähe befindlichen Truppen haben die weitere Verfolgung aus genommen. Ans deutscher Seite fielen drei Reiter, schwer ver wundet wurde der Kompagnieführer Oberleutnant Cruse, früher im Füsilier-Regiment Nr. 33, und Leutnant v. Oppen, früher im Dragoner-Regiment Nr. 2; leicht verwundet Oberarzt von Haselberg und drei Reiter. Zur Lage i» Nustland. Petersburg. (Dnnia-Schluß.) Die Wahl M 0 r 0 mzews zum Präsidenten der Duma wurde mit allgemeinem Beifall ausgenommen. Der erste Redner war P et r un k 0 wits ch, der es als Pflicht bezeichnest, daß das erste freie Wort denen geweiht sei, die für die Freiheit der Heimat ihre Freiheit geopfert haben. (Stürmischer Beifall.) Alle Gefängnisse seien überfüllt. Es sei ihre Pflicht, alles daran zu setzen, daß die Freiheit, die sich Ruß land erkauft habe, keine neuen Opfer mehr koste. DaS freie Ruß land fordere die Befreiung der Verhafteten. Morvmzew führte sodann aus. die Arbeit der Duma ivcrde vor sich gehen auf der Basis der Achtung vor den Pärogativen des konstitutionellen Monarchen auf den, Boden völliger Erneuerung der Negierung Nächste Sitzung Sonnabend. Petersburg. „Nascha Scksisn" ist in der Lage mit zuteilen, die A d re 1 s e d c r Du m a a n d e n Ka i s e r. welche Knust und Wissenschaft. s-* Mitteilung aus dein Bureau der Königl. Hos- theater. Im Schauspiclhause sindet Montag, den 14. Mai. «ine Vorstellung aus königlichen Befehl statt. Zur Aufführung gelangt Oscar Wildes «Ernst. Eine triviale Komödie für serieuse Leute." Geh. Hofrat Professor Lr. theol. et phil. Oskar von G « 0 bardt, der Direktor her Leipziger Universitätsbibliothek, rung seiner theologischen Studien au Dprpat, Tübingen. Erl a> - . , is den Universitäten rlairgen, Göttingen und Leipzig trat er istos an die Universität Halle berufen, wo er bereits im nächst folgenden Jahre zum Unterbibliothekar ernannt wurde. Nach dem er vom 1. Januar 1880 ab an der Göttinger Univcrsitäts- bivliothek tätig gewesen »vor, wurde er am 15. Mai 1884 als Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek zu Berlin angestellt, an welcher er 1891 zum Abteilungsdirektor ernannt wurde, nachdem ihm 1889 der Professortitel verlieben worden war. Am 1. April 1993 wurde er als^Oberbibliothekar und Vorstand Krehls nach Leipzig n Honorar-Professor ihm der Nana eines Direk- philosophis »er Wo durch Verleihung d«S Ritterkreuzes 1. Klasse des Königl. Irschen Verdienstordens und des grobherzoglich badischen Ordens vom Zähringer Löwen ausgezeichnet. Die Beerdigung des Ge lehrten findet Sonnabend nachmittags auf dem Johannis- srredhof« zu Leipzig, die unmittelbar vorauSgehende Trauer- seierkrchkeu in der Paulinerkirch« um 4 Uhr statt. F* Der viel debattierte Katal 0 gzu Vicrpont M 0 rgans kostbarer P 0 r z e l l a n sa m m l u u g, die nur Prachtstücke chinesischer Keramik enthält, ist numuchr in 250 Exemplaren leder gebunden und enthält aus 195 Seiten eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Gegenstände der Sammlung, während in einer 17 Seiten langen Einlcitung^die Sammlung denen jede Farbe ^ur Verwendung gelangt ist, die die Buch- druckerinnst kennt: besonders herrscht das kaiserliche Gelb Chinas vor. Da sicht man merkwürdig geformte Krüge, Weinkannen. Schalen, weibliche Figuren in chinesischen Gewändern, chinc- fische Gottheiten, einige knurrende Löwen und Mandarinen- Enten mit sanften Augen. Der knappe Text gibt viele Einzel heiten der chinesischen Ornamenticrung, deren Bedeurung noch vielfach unklar war. Die Mitglieder einer chinesischen Kom mission, die kürzlich in Newvork waren und auch den Katalog erhielten, waren überrascht über die genaue Wiedergabe dieser Meisterwerke chinesischer Porzellanarbeit. 'Das Buch ist bei Robert Grier Cocke in Ncwyork erschienen: die Typen und die JllustrationStafeln sind nach der Benutzung vernichtet worden. Ibsens „Wildente" im Hoftheater. DaS Schauspiel Ibsens, das gestern abend, wie bereits kurz su später Nachtstnnde gemeldet, nun auch an unserer Hosbühne eine verspätete Erstaufführung erlebst, nachdem es hier bisher —zu- etzt allerdings vor laugen Jahre» — mir am Residenztheater ge rben worden ist, will wenig vasten zu dem Malcualanz inngcr Frühlingstage, der aiigciibllcklich für kurze Wochen die alte Welt verschönt. Ist es doch von den schwierigen Stücken des Alten in Christlania vielleicht das schwierigste und dunkelste, das etwas von dem „liinstlllsllaen Knnstwerke" an sich hat, vo» dem des Dichter- Bildhauer Nubek ln seinem dramatischen Epilog „Wenn wir Toten erwache»" spricht, - „es liegt etwa-Verdächtiges, etwas- Versteckte» darin »nd dahinter, etwa» Heimliches. waS dle Menschen nicht sehen können". Kein Wunder, daß die Bübnen- gcschichte des Werkes nicht so reich und glänzend ist, wie die der übrigen Dramen des Dichters, daß cs nie so populär — das Wort im besten Sinne verstanden — werden konnte, wie etwa die „Gespenster", „Nosmersliolm" oder „John Gabriel Borkmaim". Berlin hob das Stück für Deutschland ans der theatralischen Feuertaufe: am Residcnztheater der Reichs-Hauptstadt erschien eS zum erstenmal in einer Matinee vom 4. März 1887, in einer Zeit also, die noch keineswegs „ibsenreif" war und jedem neuen Werke der nordischen Sphinx mit Mißtraue» entgegentrat. Rückhaltlos für das in seinen psychologischen Voraussetzungen, wie in der Fülle seiner dunklen symbolistischen Züge kaum ganz faßbare Drama traten damals nur zwei maßgebende kritische Größen der Reichs-Hauptstadt ein. Theodor Fontane, der Dichter unter den Kritiker», und Paul Lindau, der vielgewandte Causeur. Die außerordentliche Walnhafligkeit, die aus dem Fünfakter sprach, hatte es beide», sonst so grundverschieden in ihrer Art, in der gleichen Weise angetan. „Was hier gepredigt wird, fft echt und wahr, bis auf das letzte Distichen, und in dieser Echtheit und Wahrheit der Predigt liegt ihre geradezu hinreißende Wirkung", schrieb Fontane, ein Urteil, das man noch heute unterschreiben kann. Alle Bedenke», die man gegen das Stück als Kunstwerk wie als Drama auf dem Herzen haben muß, vermögen aber selbst seine bkiedtesten Anwälte nicht hinweg zu disputieren, vollends nicht i» unsere» Tage», da man zn dem Dichter und seinen Werke» mehr Distanz gewonnen, da seine Dramen fast schon „historisch" geworden sinv. Ein leidiger Zwiespalt ist es. an der die „Wildente" künst lerisch z» Grunde geht. In die glänzende Satire, zu der das Drama allein schon die wunderbar echte, prachtvoll gesehene Figur liches an sich bat Das befreiende Lachen, das die Tragikomödie des „schonen Mannes" aiislöscn sollst, dieses Ritters von der traurigen Gestalt, der, Phrasen! nnd Poseur zugleich, in seiner ganze» Hohlheit nur von einer einzigen Person des Stückes, dem famoien, ehilichen Dr. Rellina, durchschaut wird, kann nie so recht aiifkomiiicii. weil man niimer an die beiden weltfremden Idealisten. Hedwig und GregerS, denken muß, die sich ihrem falschen Gotte, dem alberne» Schwächling Hiülmar, so völlig