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Amhckr V Ichrißteli ßrt5vN für MMm, Ammebhaiii, Achmftm, AenHa, Dr;!>srf, LA, MmMchin, IiiAßaiil Snßstnuiklß, Mi», Rhr«, SltWüsn, Mstnitni. Pmßtn. LtiftlWm, Alm, Alsshii», zmiifmlh M IIm-kWl Mtt einer illustrierten Sonntags - Veilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. 11. Jahrgang Nr. 128. Mittwoch, den 31. Oktober 1900 Bekanntmachung. Nachdem bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Grimma am 6. Oktober dss. I. Herr Bernhard Adolf Thermann hier als Friedhofswärter und Totenbettmeister für Naunhof eidlich in Pflicht genommen worden ist, wird solches zur allgemeinen Kenntniß gebracht mit dem Be merken, daß Genannter am 1. November dss. I. sein Amt als Totenbettmeister an treten wird, nachdem er bereits früher zum Friedhofswärter bestellt worden war. Am gleichen Tage tritt der bisherige Totengräber Herr August Kind hier von dieser Stellung zurück. Naunhof, 25. Oktober 1900. Der Kirchenvorstand. Herbrig, Vorsitzender. Zum Reformationsfeste. Welches ist die Quelle der Reformation? Auf diese Frage lauten dis Antworten, je nachdem die Leute sind, je nachdem sie Geschichte wissen, verschieden. Etliche sagen: der Luther protestierte gegen die Gewissens- t yrannei des Papstes zu Rom, er wollte die Kirche frei vom Papste machen. Andere sprechen: er wollte weg schaffen die Anbetung der Jungfrau Maria und der Heiligen, die sieben Sakramente, alle die Mißbräuche der römischen Kirche. Wieder andere meinen: Geistes freiheit wollte er bringen. Viele in der röm. kath. Kirche, besonders die Jesuiten, schmähen sogar: der Luther, der Erzketzer trat in grenzenlosem Hochmut gegen die Kirche auf, er wollte statt der Ordnungen der Kirche seinen Willen in dieser gelten lassen, aus dem Kloster treten und eine aus dem Kloster entlaufene Nonne heiraten u. s. f. Und so geht es weiter. Denn wie über Bismarck, den größten Deutschen der Neuzeit, die Stimmen verschieden lauten, so über Luther, den größten Deutschen am Ausgange des Mittelalters, und sein Werk. Was ist nun, so sagen wir noch einmal, dieses Werkes, des Reformationswerkes, Anfang und Quelle? Wir feiern bekanntlich Reformationsfest am 31. Oktober. Was da geschehen ist, weiß jedes Schul kind in evangelischen Landen. Da ging Martin Luther Mittags 12 Uhr am Tage vor dem Kirchweihfeste der Schloßkirche zu Wittenberg, als einer Kirche aller Heiligen aus seiner Klosterzelle und schlug nach Akademischen Brauche, — denn er war Professor der Theologie an der Universität Wittenberg — die bekannten 95 Sätze wider Tetzels Ablaßhandel an die Thüren dieser Kirche, an der sie noch stehen, jetzt in Erz hinein gegoßen. Diese That Luthers war der Anfang der Reformation. Damit zündete er das Feuer an, das bald in alle Lande loderte. Damit begann jene Bewegung der Geister, die ganze neuere Geschichte gleichsam regiert, die uns auch im Grunde einen Bismarck, einen Kaiser Wilhelm und das Deutsche Reich gegeben hat, der erste der 95 Sätze aber, deren Anschlägen der Anfang der Reforma tion war und von uns als solcher eben am 3 l. Oktober gefeiert wird, lautete: „Da unser Herr und Meister, Jesus Christus, sprach: „Thut Buße, denn das Himmel reich ist nahe herbei gekommen," wollte er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sei." Also Sehnsucht, Verlangen nach Gnade bei Gott, nach Friede mit Gott, nach Gerechtigkeit vor Gott, das war es, woraus die Reformation ihren Anfang nahm. Davon zeugt auch Luthers ganzes Leben sowohl von dem 31. Oktober 1517 als nach diesem. Als er in der Kloster zelle zu Erfurt sich kasteicte und geißelte, suchte er den Frieden der Seele. Als er 1510 die Pilatusstiegen zu Rom hinaufrutschte, um also Ablaß zu erlangen, tönte immer wieder und wieder in seinem Herzen das Wort: der Gerechte wird seines Glaubens leben. Als er in Worms 1521 vor Kaiser und Reich um seines Be kenntnisses willen stand und ihm Bann und Reichsacht, vielleicht Tod auf dem Scheiterhaufen wie dem Huß drohle, da widerrief er nicht, weil es nicht geraten sei, wider das Gewissen Etwas zu thun. Ein alter heidnischer Schriftsteller Salustius kurze Zeit vor Christi Geburt schreibt nun in der Verfallszeit des Römischen Volkes während seine Zeitgenossen: „Imperium tadle bis redus retinetnr,^ <Mbus iuitio partum ost, d. h. zu Deutsch: ein Reich wird leicht erhalten, durch dieselben Mittel, durch die es ge gründet ist." Das gilt auch von dem Werke der Refor mation, von der evangel. luther. Kirche. Ist sie entstanden aus dem Ringen der Seele, in Frieden mit Gott zu komnr n, aus Verlangen, im Glauben ein festes ruhiges Gewissen zu haben, dann wird sie auch allein bestehen, wenn ihre Glieder von diesem Streben getragen werden. Hört dies auf, wächst heran ein stolzes kaltes Geschlecht, das denkt: wir haben es, wir sind es, mit jenem Pharisäergeiste, der dem Heilande bei seinem Werke entgegen trat, — dann ist es mit der evangelischen Kirche vorbei, dann auch kann es mit dem jungen deut schen Reich, das dem Geiste der Reformation sein Ent stehen verdankt, nicht vorwärts, sondern nur rückwärts gehen Die Zeiten sind jetzt ernst. Rom bietet seine ganze Macht auf Luthers Werke im deutschen Volke und in der ganzen Welt zu tilgen. Und das ist das Geringste in der Mitte des evangelischen deutschen Volkes sind auch genug Geister, die von grimmen Haß gegen alles, was Religion heißt, erfüllt sind, dazu viele Tausende die völlig gleichgiltig dastehen. Um so mehr gilt es zu er innern daran; wollt ihr ein evangelisches deutsches Volk bleiben, wollt ihr den Segen der Reformation euch erhalten, dann erfüllet euch mit dem Geiste, mit dem Luther einst sein Werk begann, mit dem Verlangen nach Frieden bei Gott. Wo aber dieser Frieden zu finden ist, das sagt das Buch einem jeden, das Luther seinem Volke in seiner Muttersprache gegeben hat — das Evangelium. Deutsches Reich. — Das unter allerhöchstem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehende Deutsche Hilfskomitee hielt am 25. Oktober in der Bayerischen Gesandtschaft eine Ausschußsitzung unter Vorsitz des Bayerischen Gesandten Herrn Grafen von Lerchenfeld- Kösering ab. Es nahmen daran Teil der Reichsbank präsident Koch, Exz , General der Infanterie von Spitz, Exz., Geh. Baurat Rathenau, Präsident Or. Bödiker, Prinz von Arenberg usw. Graf Lerchenfeld-Köfering eröffnete die Sitzung und legte dar, daß bei den bevor stehenden Anforderungen an das Hilfskomitee die Samm lung kräftig weiter zu fördern sei. Der Generalsekretär Selberg teilte mit, daß bis jetzt zirka 700000 Mark eingegangen seien, von denen bereits 400 000 Mark dem Roten Kreuz überwiesen seien. Beschlossen wurde zur Abhaltung einer Aufführung in Berlin ein besonderes Komitee zu bilden und den Landes- und Provinzial vereinen zu empfehlen, ebenfalls solche Veranstaltungen in den verschiedenen Städten Deutschlands zu Gunsten des Hilfskomitees anzuregen, um hierdurch dem Komitee neue Mittel zuzuführen. Alle Mitteilungen sind an den Generalsekretär,HerrnEmil Selberg, Berlins., Wilhelm straße 68, zu richten. — Bei den Wahlen für den weimarischen Land tag verblieb Apolda den Sozialisten, Jena den National liberalen und Weimar den Freisinnigen. Die Sozialisten gewannen Ilmenau. — Die Berliner Trinkerheilanstalt „Waldfrieden" welche von dem Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in der Nähe von Fürstenwalde an der Spree ins Leben gerufen, ist ihrer Bestimmung übergeben worden. Auf einem 170 Morgen großen Grundstück ist ein Haus errichtet, welches für 50 Patienten Platz bietet und alle Bedingungen erfüllt, die man an ein derartiges Unternehmen zu stellen berechtigt ist. Die Namen der Verwaltungsausschußmitglieder, welchen die Oberaufsicht über die Heilstätte zusteht, leisten dafür Ge währ, daß die Bedingungen für die Pfleglinge in der Anstalt, welche den Charakter der Wohlfahrtseinrichtung wahrt, gewissenhaft erfüllt werden. — Defraudation bei der Post. Aus Bamberg wird telegraphisch gemeldet: Der Postbüreaudienergehilfe Passing hat 50 000 Mark, darunter 47 Reichskassen fcheine zu je 1000 Mark, unterschlagen und ist geflüchtet. — Hersfeld. In den hiesigen Tuchfabriken wird gegenwärtig mit großem Eifer an der Herstellung von Uniformtuch für unsere Chinatruppen gearbeitet, da die ganze umfangreiche, augenscheinlich für die Winterbe kleidung der Truppen bestimmte Lieferung innerhalb weniger Wochen ausgeführt werden soll. Der Stoff dieses Tuches hat die Schwere einer guten Winterware. Auch sollen mit Rücksicht darauf, daß der Winter in der chinesischen Provinz Petschili sehr streng auftritt, diese Winteruniformen mit Fellen, vorwiegend mit Katzen fellen, gefüttert werden. Eisenach, 26. Oktober. Bei der heute stattgehabterr Landtagswahl wurden 50 freisinnige und 11 national liberale Wahlmänner gewählt. Das Mandat fällt daher dem freisinnigen Kandidaten zu. Rathenow, 26. Okt. Bei der Reichstags-Stich wahl siegte der Sozialdemokrat Peus mit 10 991 St. v. Loebell (kons.) erhielt 10 343. Ausland. Paris. Mehreren Blättern zufolge verhängte die Regierung über einen Pfarrer des Departements Haute- Savoi die Gehaltssperre, weil er den Mitgliedern der Freimaurerloge untersagte, an einem kirchlichen Leichen begängnis mit Fahne und Banner teilzunehmen. Da der Bischoff von Annecy in sehr scharfer Weise gegen die Maßregel protestirte, beschloß die Regierung, den Bischoff wegen Mißbrauch seines Amtes vor den Staatsgerichtshof zu laden. Paris. Ein Lyoner Blatt berichtet über einen angeblich versuchten Anschlag auf den Präsidenten Loubet. Die bevorstehende Ankunft des Präsidenten Krüger in Europa wirft namentlich in Paris ihre schatten voraus. Wie wir erfahren, konnte sich seit einem Jahre vr. Leyds zum ersten Male wieder mit dem Präsiden ten Krüger auf telegraphischem Wege verständigen, um ihn über die augenblickliche Meinung in Europa zu in formieren. Krüger wird nur einen Tag in Marseille bleiben und sich dann nach Paris begeben, wo er am 14. November eintreffen wird. Sein Aufenthalt da selbst wird nur zwei Tage dauern. Während dieses Aufenthalts wird er seine Unterhandlungen mit der französischen Regierung beginnen und alsdann nach dem Haag reisen, um der Königin Wilhelmine für die Ueber- lassung des Kriegsschiffes „Gelderland" zu danken. Dann kehrt Krüger nach Paris zurück und besucht weiter Belgien, Deutschland und vielleicht auch Italien. Krüger beabsichtigt, der französischen Regierung den Vorschlag zu machen, die Vermittelung zwischen der Transvaal regierung und England zu übernehmen. Sie soll sich dabei auf Artikel 3 der Haager Konferenz stützen, nach welcher sich ein Schiedsgericht mit der Beilegung der englisch-transvaalschen Frage zu befassen hat. Konstantinopel. Drei vor Jahresfrist ins Aus land geflohene Offiziere, HuSney, Urfey und Ahmed