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Bezugs-Preis UN und virorl« l»ucch my« Lräß«r und Spe»tlr»rr 4»«l Italtch Jtli«? t/, «rNfträ,«». »terteljLhrl VN unter» NUial»» ». An» o»iM«st«llen «d,«h»Il, 7A MM«»., >.«2 virneljLhrt. Durch dt« »ost: >»oerh«ld Drurtchland« und der deupchen Kolonien vlerrrll-drl. U.«« ^U. monatl. übrigen Staaten »nr direv durch A« G«iLLi,»Ilell« de» vlatttZ erhtltlich. «richeuu UE m» »»«»«. »A»«vl«tz8^ m,» «eschistsKr»« Jaha»»t«g»Ye «t. ger^Mecherr 14«- 14«- 14«- Hchttdelszeitung. ÄmtsSkatt des Nates »ud des Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. »«zeige«'Preis Wr chchEW MS vetv»»4 UN» Umgebung M « m» breit, Petitzei" L bi» 74 »» breit» «rHame^it, I m» »n»»4rra « >«0»»«» 1.» Jnleraie »»» «ebbrden >» «mllichen Trü die 74 ou» brr«» Oenr^il, 40 - «eichaitaanaeigen «U ch aHnorlchntte» an» » »er LbMiaMaa», >m Ureit» ertzützt. Nabail nach karck Oeiiaaegedübr ü ». Lenle»» «gkl. -»ftgedüür. AefterleUt» >»ftrtg» lvnnio »ichl ,urbL- werden. g»r da« ^Ncheine» an demmmten Lage» und Pläyen anr» kein« ularaati« übernommen. »nzeigen-UnaahMi UaguiluIvlaH - de» tätliche» AU täte» ». alle- rlanonee». axpebtrionrn des I» na» chuSlaobeS. chaaIr-chill al» «r»N« r»rl «aack»». Her»»»«. Baar. Hastu^ dandtnn, Sch«l»»r»b. I- öletcrbo» «r. 40Uä>. Saa»r»SUt«1» DrrSbear S«ktr,»e 4.1 aetMtza» 4S21>. Nr. 29. Svurus-, üru 29. Isnuar ldtt. 105. IllhLtzSNA vss WWtglte. * Der Reichstag beendete am Sonnabend die erste Lesung über den Gesetzentwurf zur elfaß - lothringischen Verfassungsreform und verwies den Entwurf an eine Wgliedrige Kommis sion. Während der Verhandlungen hielt der Reichskanzler eine längere Rede. (S. d. bes. Art. und Bericht.) * Mitte dieser Woche findet im Reichstage die dritte Lesung des Wertzuwachssteuerge- jetzes statt. (S. Dtschs. R.) * Die Pforte wies die Zollbehörden an, auf bul garische Waren Differenzialzölle anzuwen den. (S. Ausl.) * Aus Honduras wird gemeldet, daß die In surgenten Poro, die bedeutendste Stadt zwischen Laceiba und Tegucigalpa, einnahmen. * Aus London kommt die sensationelle Nachricht, daß das spanische Königspaar in Schei dung liegt. (S. Tageschronik.) * In Bochum tötete ein Stukkateur seine Frau und vier Kinder und beging darauf Selbstmord. (E. Tageschronik.) Frankreichs Armee. Die Tage einer schier grotesken Ueberschätzung des Einflusses, den Frankreich aus unsere aus wärtige Politik nimmt, liegen noch kein Jahr zurück. Dem gegenwärtigen Staatssekretär des Auswärtigen Amtes liegt dieses Gefühl fern. Es wird sich für die deutsche Publizistik darum handeln, diese Zeit der Kiderlenschen Amts führung in einer Weise auszunutzen, die eine künftige Wiederkehr derartiger Irrtümer ein für allemal ausschließt. Als der Streit um Mannesmann die höchsten Wogen warf, war das beliebteste Beschwichtigungsmittel derer um Schoen die Frage: „Ja, sollen wir denn mit Frankreich deshalb Krieg führen ?" Dieses Argu ment anzuwenden, war nicht ganz so ungeschickt wie die übrige Taktik; dafür war es reichlich ebenso kühn, wie etwa die Einholung des Kampff- meyerschen Gutachtens schmerzlich-heiteren An gedenkens. Vor den erschreckten Augen der Ab geordneten, denen die rhetorische Frage vertrau lich zugeraunt wurde, sollte die gallische Emp findlichkeit im Ehrenpunkt aufsteigen. Den „Tyrano" hatten wohl die meisten gesehn, „die drei Musketiere" in der Jugend gelesen. Und noch allerlei Historisches mochte im Ohr nach klingen: „la grrancko arwee", „gloiro", „revaaclw pour SaäovL", all diese Vokabeln, mit denen der gallische Hahn lange, lange Jahre genährt wurde, und mit denen man heute noch in Deutschland nicht nur Kinder schrecken kann. Solcher suggestiven Argumentation gegenüber genügt ein Blick auf die tatsächlichen Ver hältnisse in der glorreichen dritten Republik. Nur zu wenige haben bisher leider diesen Blick getan. Und doch hat dazu oft genug Ver anlassung vorgelegen. Gibt es denn nicht zu denken, daß Frank reichs Politik in der bosnischen Krise so eminent friedlich war? Dazu lagen doch Gründe vor, die sich ein deutscher Politiker ver gegenwärtigen müßte; Gründe, die sicherlich nicht in der programmäßigen Vergangenheit der französischen Staatslenker zurzeit zu suchen sind. Diese Gründe müssen vielmehr prak tischer Art gewesen sein. Zuerst kommt hier die Stellung Frankreichs als „Bankier der Welt" in Betracht. Diese an sich angenehme Stellung erlaubt es, daß der Franzose mit etwa vierzig Jahren sein Tagewerk beschließt, um weiterhin das ihm ideale Aaulenzerdasein de» kleinen Rentiers zu führen, während Russe», Chinesen, Türken, lateinisch« Amerikaner, Spanier, Italiener und andere mehr arbeiten müssen, die Rente auf zubringen. Aber diese französische Weltstellung lähmt Frankreich schlimm in der auswärtigen Politik. Ein Krieg zwischen Griechenland und der Türkei — bedeutet eine für den Finanz fachmann ziemlich genau errechenbar« Zahl von großen Bankerott» in Frankreich, der sich eine unberechenbar große Zahl von kleinen anreihen würde. Ein unglücklicher europäischer Krieg Rußlands könnte Frankreichs ganze Volkswirt schaft schwersten Erschütterungen aussetzen. Ist es nicht viel verlangt, daß eine Rentnernation das Schwert aus der Scheide fliegen lasten soll, auf die Gefahr hin, ihre Fonds zu gefährden? Dazu kommt — und dies ist der zweite Grund, — daß dieses Schwert keine blanke, scharfe Waffe mehr ist. Nehmen wir die letzte kleine Begebenheit: Auf dem Invaliden platz zu Paris findet die jährliche Parade der Pariser Garnison statt, bei der die Offiziere die fälligen Orden überreicht bekommen. Diesmal regnete es ein wenig. Das paßte den Herrn Pious nicht, und ein sozialdemokratisches Pariser Blatt war alsbald in der Lage, anonyme Zuschriften junger Vaterlandsverteidiger zu bringen, die in den entsprechenden Tiraden ihrem Unmut über die nässen Füße und regen feuchten Mäntel Ausdruck verliehen. Aehnliches ist schon oft gewesen; mit der Folge, daß dann ein mißliebig gewordener Vorgesetzter gemaß regelt wurde. Diesmal kam's anders. General Maunours, der neue Gouverneur von Paris, antwortete mit einem bemerkenswerten Tages befehl. Er reiht h-n ReHenwetterklagon der Pious die Beobachtung an, die er selbst gemacht . hat, -atz er bei. schlechtem Wetter an Orten, wo er bei gutem 130 bis 200 Offizieren reitend begegnete, nur zehn traf. „Ich frage mich, welches Vertrauen man bei einem schweren Feldzug in Offiziere setzten könnte, die sich durch einige Schneeflocken oder ein wenig Nebel verhindern lasten, aufs Pferd zu steigen, und welche Hoffnungen man auf Soldaten setzen kann, die eine halbstündige Unbeweglichkeit bei einer Parade nicht ertragen zu können glauben, obwohl das Wetter nicht besonders unwirsch war. Wenn auch die erste Pflicht eines Truppen chefs in der Sorge um das Wohlbefinden seiner Mannschaft besteht und ihm befiehlt, ihr un nötige Ermüdungen zu ersparen, so darf dies doch nicht so weit gehen, daß Weichlichkeit und Furcht vor jeder Anstrengung Platz greift, die schließlich zur Verlotterung und Energielosigkeit der Armee ausarten würden." Die Folge dieses Tagesbefehls ist — daß die Offiziere und Mannschaften sich schämen? Im Gegenteil. „Eine große Gärung herrscht im Offizierkorps." Zahlreiche Offiziere hielten eine Versammlung ab und führten dann beim Kriegsminister Beschwerde! In Offizierskreisen soll sogar die Frage ventiliert worden sein, gegen derartige „Uebergriffe" der Vorgesetzten ein Syndikat der Subalternoffiziere nach sozialistischem Muster zu gründen. Mag diese Meldung, die von der „Presse AssociLe" gebracht wird, im einzelnen übertreiben: mit völliger Klarheit zeigt sie, was man in Frank reich bei dem Offizierkorps der Pariser, der Eliteregimenter, für möglich hält. Weiter ist zu bedenken, daß innerhalb des Offizierkorps immer noch der durch den Dreyfus- Handel sichtbar gewordene und verschärfte Gegensatz zwischen royalistisch-natio nalistischen und republikanisch-demo- kratischen Offizieren herrscht, der schon bis zur Bespitzelung der Kameraden und zur Füh rung schwarzer Bücher getrieben hat. Endlich ist zu beachten, wie es um die Disziplin der Mannschaften bestellt ist. Die Ermordung der Witwe Guerin im Eisenbahnzug durch zwei Pious ist nur eine besonders hervor stechende Tat, der Dutzende von ähn lichen der „Apachen in der Armee" an die Seite gestellt werden können. Oder man denke daran, daß ein Offizier strafversetzt wurde, gegen den die Mannschaft wegen zu strammen Dienstes gemeutert hatte. Man denke weiter daran, daß bei den Winzerunruhen die Truppen mit den Aufrührern fraternisierten, so daß man jetzt nicht gewagt hat, im Champagnerkrieg Truppen zu verwenden; daß Frankreich sein Heil nur noch von der Bildung schwarzer Armeekorps zu erhoffen wagt. Und dann frage man sich, ob wir Anlaß haben, den Nachbarn Hinterm Wasgenwald mit der ängstlichen Vor sicht zu behandeln, mit der die Liliputaner Gulliver zu behandeln angemessen finden mußten. Der Neichsksiyler unü üle Keichslsnüe. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) ö. Berlin, 28. Januar. (Prio.-Tel.) Nach der durch Kaisers Geburtstag bewirkten Pause fährt man fort sich zu überlegen, ob man in das Softem der deutschen Einzelstaaten einen neuen vollgültigen Staat einfügen soll und ob deutsches Wesen in dem umstrittenen Gebiet der Reichs ter n d e genügend gefestigt ist. Man ist beim Ueber- legen, nicht beim Beschließen. Mancher Abgeordneter druckt sich so unbestimmt aus, daß — die Fehlerquellen der Berichterstattung mit eingerechnet --- Meinungs verschiedenheiten darüber entstehen, ob sie für oder gegen das gesetzgeberische Vorgehen der Regierung auftreten. Auch beim ersten heutigen Redner weiß man nicht bestimmt, ob er ja oder nein sogt. Die Konstroativen brechen ihr „rätselvolles Schweigen". Herr Winckler steht in ihrem Namen am Redner pult. Seine Art zu sprechen ist im allgemeinen sym pathisch. Eine schlanke, sehnige Gestalt mit offenen Gesichtszügen, so präsentiert er sich. Er spricht weit hin vernehmbar, und er bewahrt vollkommen« Ruhe gegenüber den Vorgängen im Hause. Als er gelassen aussprichr, zur Zeit des Diktaturparagraphen seien elsaß-lothringische Zeitungsunternehmungen eine schlechte Anlage für französisches Geld gewesen, fühlt sich der Abg. Wetterlö getroffen, der mitten im Zeitungswesen steht, und ruft: „Infame Insinuation!" Herr Winckler wendet, soviel wir bemerken, kein Wort daran; der Präsident greift aber ein und erteilt einen Ordnungsruf. Auch zu Vonderscheer, dem Zentrums mitglied, das vorgestern demokratische Aenderungen in den Entwürfen verlangte, tritt Winckler in Gegensatz. Keine Spur, jener sonstigen stillen oder offen ausgesprochenen Bemühungen, mit dem Zentrum auf einer Linie zu marschieren. Oder sollte es die Absicht der Konservativen sein, in der elsässischen Frage auf jene originelle Weise mit dem Zentrum zusammenzuarbeiten wie in der Ge- schäftsordnungskom Mission de« Reichs tags, wo die Konservativen die Anträge ablehnten, weil sie ihnen zu demokratisch waren, das Zentrum aber, weil sie ihm nicht demokratisch genug schienen? Einstweilen möchten wir es noch nicht glauben. Immerhin ist die Situation verwandt, das Zentrum will mehr, und die Konservativen tragen Bedenken, überhaupt zu reformieren. Am Regicrungstische hatten die gleichen Männer wie vorgestern Platz genommen. Man sah den Kanzler, den Staatssekretär des Reichs- amts des Innern, den elsaß-lothringi schen Staatssekretär und seinen Unterstaats sekretär. Heute mußte der Kanzler sprechen. Daß er so lange gewartet, konnte man als Höflichkeit gegen die Konservativen auslegen. Er ergriff das Wort. Der Raum vor ihm füllt sich mit Lauschen den, und wieder konnte man bemerken, was ziemlich von allen Kanzlerreden gilt: das Publikum auf den Tribünen hält von ihnen im allgemeinen mehr als von den Parteirednern. Die Gründe liegen zutage. Während einer Kanzlerrede verstummt die Privat unterhaltung, und jedenfalls versteht der erste Beamte des Reiches eine eindringliche Zusammenfassung zu geben. Auch der Politiker wird anerkennen müssen, daß der Kanzler eine würdige und auch nach außen repräsentative Rede hielt. Ob er gut disponiert war, wissen wir nicht; eher möchten wir es bezweifeln. Aber man hat diesem Mann gegenüber den Eindruck, daß dergleichen für ihn keine Rolle spielt, daß er auch Indisposition durch Pflichtgefühl und sachliche^ wjx persönliche Teilnahme an den Aufgaben seines Amtes niederkämpft. Bismarck war ihm der Lideshelfer. Wir wollen uns freuen, wenn in den höchsten Regionen der Reichsregierung bei allen Aktionen der Wunsch lebendig ist, sich mit Bismarck eins zu fühlen. Nicht einmal, sondern mehrmals wurde sein Name genannt. Es ist möglich, daß Herrn von Bethmann Hollweg Material zu Gebote steht, das der Oeffentlichkeit noch nicht erschlossen ist. Selbst wenn man anderer Meinung wäre als Bismarck, in diesem Falle muß man es begrüßen, haß die Re gierung den Schatz an Bismarckschen Gedanken, den die Staatsarchive zweifellos noch bergen, der Politik der Gegenwart nutzbar macht. Bismarck, so erfahren wir, hat die Einverleibung Elsaß-Lothringcns in andere Staaten eingehend erwogen, als die Protest- bewegung auf der Höhe war, aber doch schließlich ver worfen. Auch in einer anderen Frage drängt es den Kanzler zu offener Aussprache. Elsaß- Lothringens Wahlrecht und preu ßisches Wahlrecht: Wie reimt sich das zu sammen? Er hatte die Frag« Naumanns wohl ver nommen; das unmittelbare Interesse, die Konserva tiven zu beruhigen, fiel mit m die Wagschale. Der Kanzler meint, was für Elsaß-Lotbringen geeignet ist, ist es damit noch nicht für Preußen. Beide Länder sind anders aufgebaut und haHen andere Aufgaben. Man kann auch hier anderer Meinung sein und muß doch zugeben, daß die offene Behänd- lung der Frage eine gewisse Frische und Zuversicht verriet. Der Kanzler ging wenigstens nicht um den heißen Brei herum, sondern faßte offen ins Auge, welche Konsequenzen eine wechselnde Massenhcrrschaft angesichts der Verkettung zwischen Preußen und dem Reiche haben würde. Er hat dadurch wieder Stoff für mehr als einen Leitartikel gegeben. Auch jedem Abgeordneten suchte der Kanzler, wie das Mädchen aus der Fremde, etwas zu bieten. Vonderscheer, Ballermann, Naumann, Winkler wur den genannt, teils zustimmend, teils ablehnend. Es kann schulmeisterlich wirken, wenn der Redner sich im Ton vergreist, die zugrunde liegende Absichr mag aber höflich und liebenswürdig sein. Er will auf jeden eingehen und seine eigenen Darlegungen in Beziehung setzen zu denen der Abgeordneten. Be stimmte Erklärungen gab er in drei fach e r Hinsicht ab. Den Schürern und Hetzern soll eine feste Hand gezeigt werden; in der Stellung des Reichskanzlers zum Statthalter ändert sich durch die vorgeschlagene Reform nichts, und eine Erste Kammer mit überwiegend deutschem Einflüsse ist unentbehr liche Voraussetzung. Die Ankündigung eines «—»gischen Auftreten« hatte namentlich bet den Nationalliberaten lebhafte Zustimmung gefunden, und am Schluß der Red« ertönte wieder ziemlich lauter Beifall. Zeitweilig blieb nun das Hau» ohne Redner. Der Elsässer; P re i ß hatte sich guf hie Tribüne be geben, aber die Unruhe im Hause war so groß, daß er vorzog. noch zu warten. Endlich setzte er ein. Die Schärfe seiner Rede, durch die er den Elsaß- Lothringern schwerlich genützt hat, war lediglich ge mildert durch die Abhängigkeit von seinen Aufzeich nungen. Infolgedessen konnte er nicht in Zug kommen. Dolle staatliche Autonomie, aber keine Monarchie will das Land. Herr v. Köller hat gut regiert, der einheimische Zorn von Bulach schlecht. Das sind die Leitgedanken seiner Rede. Sie wurden sogleich Herrn Liebermann von Sonnen- berg zum Anlaß, darzulegen, daß die Elsaß- Lothringer für die Reform nicht reif sind. Später wiederholte er das Wort unter Wider spruch aus dem Hause. Aber Vizepräsident Spahn erklärt begütigend, daß die Worte nicht gegen Mit glieder des Hauses gerichtet seien. Das sind sie be kanntlich nie. Liebermann von Sonnenberg spricht noch einige Zeit weiter, dem alten Kämpfer von 1870/71 wäre die Zurückziehung der Vorlage am liebsten. Ob er aber mit seinen Worten der deutschen Sache in Elsaß-Lothringen gedient hat, kann be zweifelt werden. Staatssekretär Delbrück wendet sich sowohl gegen ihn, wie gegen Preiß. Ebenso Freiherr von Hertling (Ztr.), der wie gewöhnlich rednerisch ausgezeichnet war. Mit ihm begann die sogenannte zweite Garnitur der Redner. Es wurde zunächst die gleiche Reihenfolge eingehalten, wie bei der ersten. Auf den Zentrumsmann folgte wieder ein Sozial demokrat, Böhle. Die Leere des Hauses ist zeit weise fast beängstigend. Nach sechsstündiger Beratung erhielt der Metzer Rechtsanwalt Grügoire das Wort. Hallend klingen die Sätze des redegewandten Lothringers in den Saal, der sich wieder crn wenig füllt. Fast erschrickt man über die Schärfe und Unge- schminktheit, mrt der die elsaß-lothringischen Wünsche verfochten werden. Das ist eine deutliche Sprache, aber das Wohl der Gesamtheit will er auch nicht außer acht lassen. Gegen den Siegfriedston weicht die Art des nächsten Redners erheblich ab. In bedächtigen Sätzen tritt Dove (Fortschr. Dpt.) für seinen Partei genossen Naumann ein, wenn er ihm auch selbst nicht rn. allem zustimmt. Ihn löst der 'Reichsparteiler Höfjel ab, diesen wieder WetterlH, der Fran- zosenfreund. Bis dahin hat sich der elsaß-lothringische Staatssekretär Zorn von Bulach sein Auftreten aufgespart. Er verteidigt die Vorlage, aber winkt mit der Aussicht auf die volle Autonomie. Er hofft, sie noch zu erleben. Und doch ist er selbst schon ein alter Mannl Werden wir so schnell vorwärts kommen, oder fühlt er die Anlage in sich zu einem Methusalem? Der Pole Mrelczinski sieht naturgemäß al« Ideal die volle Autonomie an. Nach achtstündiger Beratung betrachtet man die Angelegenheit al« reif für die Kommission. Acht- undgwanzig Abgeordnete »erden weiter darüber Das TsrgtKlaH erscheint täglich zweimal kostet frei Haus durch Träger 90 Pfennige, durch die Post bezogen M Pfennige monatlich. Täglich steigende Auflage. vorzügliches Insertionsorgan.