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Wchmh-MiW Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen- > dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPfg. Die „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - - Amtsblatt Kr di- MMich- KmtslMptmannMst MppMswalde, sowie für di- Miglich-ir Umt-gericht- und di- ztadtrüth- ' ° z„ Dippoldiswalde und Iranenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. a Nr 23. Sonnabend, den 24. Februar 1883. 48. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die kirchenpolitischen An gelegenheiten sind durch die Veröffentlichung der beiden Briefe Papst Leo XIII. an Kaiser Wilhelm jetzt wieder mehr als je der Gegenstand der öffentlichen Diskussion geworden. Der Inhalt der beiden Schreiben ist bereits zu bekannt, als daß wir denselben nochmals eingehender wiederholen sollten; aber ihr Kern ver dient herausgeschält zu werden: Derselbe besteht einer seits darin, daß der Papst sich bereit erklärt hat, den preußischen Bischöfen zu gestatten, daß sie die neuen Pfarrer der Negierung anzeigen, ohne die vollständige Revision der Maigesetze abzuwarten. Andererseits be gehrt aber der Papst eine Milderung der Maßnahmen in der kirchenpolitischen Gesetzgebung, welche die Aus übung des geistlichen Amtes und den Unterricht des Klerus behindern. Diese beiden Forderungen bezeichnet Leo Xlll. als „unerläßlich", und man darf wohl, ohne allzu pessimistisch zu sein, behaupten, daß hierdurch die Hoffnungen auf eine Verständigung zwischen Preußen und der Kurie beträchtlich sinken, da Preußen die Vor bildung des Klerus der Kirche schwerlich wieder über lassen wird. — Das preußische Abgeordneten haus beschäftigte sich mit der Spezial-Diskussion des Eisenbahnetats, und fand derselbe seine Erledigung. Die geforderten Positionen des genannten Etats wur den fast sämmtlich ohne erhebliche Abstriche bewilligt. Bemerkenswerth erscheint die Erklärung, welche der Minister Maybach auf eine Anfrage des Abgeordneten Hammacher gab: Die Privatbahnen könne man zu An lagen im Interesse der Landesvertheidigung wider ihren Willen nur von Reichswegen zwingen. Preußen habe für die Vorlegung eines solchen Gesetzes beim Reichs tage Schritte gethan. Wenn das besonders mit Rück sicht auf die Eisenbahn-Verhältnisse im Osten der Mo narchie geschehen, so sei doch jeder Gedanke an etwaige politische Verwickelungen, der dabei so leicht sich ein stellen könnte, bei Seite zu lassen. Bei der hierauf folgenden Spezial-Diskussion des Etats des Ministeriums für Handel und Gewerbe wendeten sich die Abgeord neten Löwe (Bochum) und Götting (Hildesheim) gegen die verschiedenen Maßregeln, welche vom Handels minister, also dem Reichskanzler, bezüglich einiger Handelskammern angeordnet worden waren, und na mentlich bestritt letztgenannter Abgeordneter die Berech tigung des Reichskanzlers zur Aufhebung von Handels kammern, resp. zur Enthebung derselben von ihren Funktionen. Man wird indessen die sachliche Entschei dung des Abgeordnetenhauses in dieser Angelegenheit abzuwarten haben, wozu die Beschwerde der Hildes heimer Handelskammer beim Abgeordnetenhause Ge legenheit geben wird. (Die genannte Handelskammer hat sich darüber beschwert, daß ihr durch Reskript des Handelsministers die Weitererhebung der zu ihrer Ge schäftsführung nothwendigen Umlagen untersagt worden ist.) — König Albert von Sachsen empfing am Dienstag den in Berlin akkredirten kaiserlich japane- sischen Gesandten in Privat-Audienz, um den ihm vom Kaiser von Japan verliehenen Orden entgegenzunehmen. Nach dem Empfang nahmen der Gesandte und seine Begleiter an der Hoftafel Theil. Oesterreich - Ungarn. Das österreichische Herrenhaus hat nach zweitägiger Debatte die No velle zum Volksschulgesetze angenommen, was also die Wiedereinführung der konfessionellen Schule in Oester reich bedeutet. Das Volksschulgesetz hat im österrei chischen Parlament schon verschiedene Wandlungen und Wanderungen durchgemacht; ist in verschiedene Kom missionen verwiesen worden, um schließlich in feiner jetzigen Gestalt vom Herrenhause angenommen zu wer den. Welche Erfahrungen die Regierung des Grafen Taaffe mit der konfessionellen Schule machen wird, bleibt vorläufig abzuwarten. Frankreich. In Frankreich ist das Ministerium FalliöreS - Döres nach nur kurzem Dasein sang- und klanglos von der politischen Bühne abgetreten, um einem Kabinet Ferry Platz zu machen. Indessen scheint auch Herr Ferry bei der Bildung seines Ministeriums aus verschiedene Steine des Anstoßes gerathen zu sein, denn bis Mittwoch wenigstens war dasselbe noch nicht definitiv gebildet, so daß also auch die schon bekannte Minister-Liste nur als eine provisorische zu betrachten ist. Die republikanischen Pariser Blätter wünschen, daß Ferry möglichst alle republikanischen Parteien be rücksichtige; doch scheint hierin mit ein Theil der Schwierigkeiten zu liegen, denn die Gambettisten, die sogenannte „Republikanische Vereinigung", verlangen, daß die hervorragendsten Posten des neuen Kabinets mit Leuten ihrer Farbe besetzt werden. Es wird von Neuem gemeldet, daß General Campenon an Stelle des General Thibaudin das Kriegsministerium über nehmen werde; ferner wird Waldeck-Rousseau, welcher bereits unter Gambetta das Innere übernommen hatte, bestimmt als Minister des Innern genannt, und da Ferry selbst neben dem Präsidium das Portefeuille des Unterrichtsministers oder das Auswärtige übernehmen wird, so dürfte im neuen Kabinet allerdings das ehe malige gambettistische Element vorherrschen. England. In Dublin ist der große Mord-Kom- plott-Prozeß noch nicht beendigt und schon heißt es, daß die Regierung in diesen Tagen eine neue, ^geheime Untersuchung betreffs einer Verschwörung einleiten werde, welche eine größere Tragweite und vernichten dere Zwecke als das jüngst entdeckte Komplott habe. Rußland. Ueber die Theilnahme der fremden Fürstlichkeiten an der Krönungsfeier des russischen Kaiserpaares in Moskau sind ziemlich widersprechende Gerüchte in die Oeffentlichkeit gedrungen. Es scheint nun aber doch, daß der Kreis der eingeladenen fürst lichen Gäste nur ein beschränkter sein werde; Mit theilungen aus unterrichteten Petersburger Kreisen be sagen, daß außer den kleinen slavischen Herrschern von regierenden Fürsten nur die Könige von Dänemark und Griechenland den Krönungsfeierlichkeiten beiwohnen würden. Das Eintreffen der Kronprinzen von Deutsch land und Oesterreich zum Krönungsfeste bezweifelt man in Petersburg entschieden. (S. unter Berlin.) Italien. Zwischen Italien und der Pforte scheint ein ernsterer Konflikt in Aussicht zu stehen, als man bisher annahm. Wegen der fortgesetzten Zwistigkeiten zwischen Italienern und Eingeborenen in Tripolis hat die italienische Negierung die sofortige Absendung eines Panzerschiffes nach Tripolis angeordnet und zugleich von der Pforte vollständige Genugthuung für einzelne Fälle verlangt. Vielleicht nimmt aber Italien diese Angelegenheit nur zum Vorwand, um sich in Tripolis festsetzen zu können. Rumänien. Rumänien und die Londoner Donau- Konferenz stehen noch immer auf gespanntem Fuße mit einander, denn auch zu der am Dienstag abge haltenen Sitzung der Konferenz erschien der Vertreter Rumäniens, Fürst Ghika, nicht. Es heißt allerdings, daß jetzt Frankreich und England Rumänien eine Stimme zugestehen wollten, doch seien die anderen Mächte dagegen. Ueber das Ergebniß der Verhand lungen selbst ist noch nichts Gewisses zu erfahren. Egypten. Die revolutionäre Bewegung in den südlichsten Provinzen Egyptens hat einen entschiedenen Erfolg zu verzeichnen. Am 17. v. M. ist nach eng lischen Berichten aus Kairo El Obeid, die Hauptstadt der Provinz Kordofan, des eigentlichen insurgirten Gebietes, in die Hände der Anhänger des „falschen Propheten" gefallen, wobei jedenfalls die dortige egyp- tische Garnison gefangen genommen worden ist. Doch wird versichert, daß große Zwistigkeiten unter den An hängern des Propheten herrschten, und daß viele der selben bei weiterem Vorrücken zur egyptischen Armee übergehen würden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Für die Einführung des neuen Gesangbuches in der Parochie Dippoldiswalde ist vom Kirchenvorstand der Sonntag Palmarum bestimmt worden, und werden unsere Konfirmanden, denen an diesem ihren Ehrentage das Buch als eine Mitgabe für das Leben geschenkt wird, es würdig einweihen können. — Für die erste Zeit wird das alte Gesang buch neben dem neuen auch ferner noch benutzt werden können, da die Herren Geistlichen für den Gottesdienst nur solche Lieder wählen werden, welche in beiden Gesangbüchern und zwar gleichlautend enthalten sind. Der Zeitpunkt der offiziellen Einführung und alleinigen Benutzung des neuen Gesangbuches wird dann später bekannt gemacht werden; auch soll die Abgabe desselben an Arme zu ermäßigten Preisen, resp. ohne jede Be zahlung, dann erst erfolgen, wenn die vom Landes- Konsistorium erbetenen Exemplare, an denen es jetzt bei den zahlreichen Gesuchen noch mangelt, eingegangen sein werden. — 21. Februar. In Begleitung des Herrn Ge heim-Sekretairs Hoppe vom Reichspostamt und des Herrn Bezirks-Postinspektor Wilke beehrte heute ein höherer Postbeamter der japanesischen Regie rung, Herr Ninraburo Shida aus Tokio, das hiesige Postamt mit einem längeren Besuch, um Kenntniß des Geschäftsbetriebes, namentlich der Landbestell-Einrich tung zu nehmen. — Am 17. März ist ein Zeitraum von 50 Jahren verflossen, seit in unserer Stadt die Einführung der revidirten Städte-Ordnung erfolgte. Obgleich vor 25 Jahren (1858) dieser Tag von den Behörden und der Bürgerschaft durch mehrfache Kundgebungen, Fest essen rc. feierlich begangen wurde, will man den 50. Jahrestag mit Rücksicht auf verschiedene, vor und nach demselben hier stattsindende Festivitäten, nur in ein facher Weise feiern, und zwar soll am Morgen eine Reveille, Mittags Festmusik auf dem Markte und eine Speisung der Stadtarmen stattfinden. — Am 17. März 1858 erfolgte auch, und zwar auf Anregung des da maligen Bürgermeisters Herrn Rüger und des Buch druckereibesitzers Jehne, die Gründung unseres Ge werbe-Vereins. Dippoldiswalde, 22. Februar. Die Mittheilungen, die der Gemerbeverein in seiner gestrigen Versamm lung entgegennahm, bezogen sich zunächst auf eine Ein ladung des sächsischen Zweigvereins der internationalen Vereinigung für Einführung der Doppelwährung, der mau keine Folge gab; ferner auf den Stand der Ausstellungsfrage, endlich auf den nächsten Diens tag stattfindenden Vortrag des Herrn Professor von Schlagintweit. Man beschloß, wenn Vereinsmitglieder numerirte Plätze für ihre Angehörigen wünschen, ihnen solche für 40 Pfennige abzulassen. Der Verkauf der selben findet jedoch nur bei Herrn Kaufmann Lincke, dem Vereinskassirer, statt. — Aus dem darauf folgen den Jahresberichte über die Volksbibliothek war leider ein Rückgang der Benutzung zu ersehen, was den Vorsitzenden bewog, allen Vereinsmitgliedern an's Herz zu legen, dieses treffliche Bildungsmittel nicht nur selbst fleißig zu benutzen, sondern in ihren Kreisen zur Benutzung nach Möglichkeit anzuregen. — Der Neuheiten-Zyklus bot manches Interessante, darunter einen leider beschädigten Apparat zum Eierprüfen, praktische Spicknadeln, ein eigenthümlich konstruirtes Vorlegeschloß u. a. — Uebergehend zum letzten Punkt der Tagesordnung, war man allseitig der Meinung, das 25 jährige Stiftungsfest dek Vereins möglichst solenn durch Festsitzung, Tafel und Ball zu feiern. Da der Stiftungstag (der 17. März) in die geschloffene Zeit fällt, wählte man Freitag, den 6. April, zur Ab haltung des Festes, beschloß auch, jedem Mitglied ein Freikouvcrt zu gewähren, sowie den Aufwand für Musik, Dekoration rc. aus dec Kaffe zu decken. Mit der Vorbereitung oer festlichen Veranstaltungen wurde