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Frettag, 4. AprL F91S. Morlenitrafte 38 40 Drück u- Brriaq oon Ltepsch L Sieichardt >n Dr««d«» DotzlLeS-Ksnio IS3S3 Letdlck«. Bezugs-Gebiihr ol,rt«ljri»r>ich >n Dresden und Vororten bet zweimaliger Zutt-gung >owi« bet > Die etnwaltia« S7 mm breite Zette 7ü Pf. «us Anzeigen unter Steven- und Wohnungomarv. «tnbMMge «» einmaliger Zustellung durch die Pu>t lab»« BeltellgeU» v,«t M.. manati l.SVM. I und VertLuse LLüinrziigspllttze laut Tarif. SusoLrtige Auftrllge gegen Vonlusbezahtunx - veiegdis« !v P,. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe «.Dresdner Nachr -> miSifig — Unoenangte Schriftltilck« werden nicht rurdeioadrr. »Kvlogs. Ven>-ielfäll!gungen v ^ick kür tsciintockie, gewerbliche unck peruSnIIcste ^weciie »noron/ivs wvbisctic. ^.KL Oesangdückev ——in groüer Iusvoakl. Ulbert ^ekkelä U M pl'i-nsisckef plalr. Verkant sn IVIeckervsrkZuksr. Il oiifli'iilstliiisüesvIieM: vlnrwn kisirirc Aum-rntli Kolli«»« V»o»«K«»» «liilii'iivii'öir. ^Nesslem »emoi »t»i, Sturmzeichen in Italien. Anwachsen der sorlalMschen Bewegung in Italien. tSrgse Drahtberichtr der „Dresdn. Nachrichten*.) Lugano» 8. April. Unter dem Eindruck der »ngarischeu Vorgänge herrscht in Italien augen- LNcklkch eine so starke Nervosität wie kaum jemals «ckhreud des Krieges, und die italienische Regierung hat dis Zensurmatzuahmen außerordentlich verschärft. Wie der „Avanti" berichtet, hat die Mgicrung die Unter drückung aller Berichte über die sozialistische Bewegung in anderen Länder« und Uber die Stärkung der Bolschewisten angeordnet, die der bürgerlichen Presse den Befehl erteilt, de» Kampf gegen de« Sozialismus mit der größten Energie durchznsühren. Lugano. 3. April. Der Kampf um Sie Wähl te form, der in der italienischen Oeffcntlichkeit mit großer Heftigkeit entbrannt ist, stellt die italienische Regierung vor neue große Schwierigkeiten. Während die bürgerliche Presse den Reformentwurf der Regierung teilweise als zu weitgehend bekämpft, übt der „Avanti" an ihm heftige ritt! mit der Begründung, daß er den Erfordernissen des ugenbltckS nicht genüge. Das sozialistische Organ stellt fest, daß die.Regierung durch das Erwachen der pro letarischen Massen vor eine furchtbare Ueber- xaschung gestellt ist und daß alle ihre Hoffnungen auf Ord- nnngswahlen nach dem siegreichen Kriege zu nichts ge worden seien. Lugano, 3. April. Aus allen Teilen Italiens vor liegende Nachrichten lassen erkennen, daß die Streilk- Lewegstng im Lande in den letzten Tagen erheblich an Ausdehnung gewonnen hat. Besonders be merkenswert ist die Tatsache, daß die Gärung auf dem flachen Lande bedenklich zugcnommen hat und daß die Landarbeiter in eine Lohnbewegung eingetretcn sind, die nicht nur den Achtstundentag, sondern auch die Vertei- kungvon Gr un dundBodenuntcrdie Bauern fordert. Selbst in Gegenden, die bis vor kurzem noch so gut wie gar keine sozialistische Revolutionen auswicscn, find Lohnbewegungen im Gange. Aber auch unter den Industriearbeitern ist eine starke Steigerung der Streik lust festzustellen. So haben die meisten Arbeiter der Textilindustrie bereits die Arbeit eingestellt. Die Straßen- stahner van Mailand sind in den AnSstand getreten. Govjetrirbland vor dem Zusammenbruch. Berlin. 8. April. Der „Lokal-Anz." meldet ans Kopenhagen: Die russischen Telegramme, die ans Heising» fürs hier eingetroffe» sind, bestätigen, daß es in Peters burg zn schweren Unruhe« gekommen ist. Die Arbeiter lehne« sich gegen de» Bolsche wismus ans. Sie ziehe» dnrch die Straßen unter Rufen: „Nieder mit her bolschewistischen Herrschaft!" ES kam zn Barrikadenkämpfen, wobei die chinesische» Soldaten des Rote» Heexes die Reihen der Arbeiter mit Maschiuengewehrfcuer stark lichtete». Um die Arbeiter z« beruhigen, mnßte die Brotration erhöht werde«. Lenin begab sich eiligst nach Petersburg nnd hielt eine grobe Rede an die Arbeiter. Sr erklärte, daß sowohl die inneren als auch die ankeren Heinde alles täten, um die Sowsetregie» rung z« stürze». Die Lage sei sehr kritisch. Aber man müsse sich mit dem Hunger adsinden. Wenn die BoNchc» wistc» die Macht im jetzigen Augenblicke ans de» Hände» gäben, wäre das ein grober geschichtlicher Hehler. Rücknnhmeder ameriknnischen Truppen aus Rußland Rotterdam, 3. April. Laut „Vaderland" hat Präsi dent Wilson der Delegation des amerikanischen Kon gresses versichert, daß unter keinen Umständen amerika nische Truppen nach Osten oder Sttdosten Europas gesandt werden und daß die Truppen, die sich augenblicklich in Rußland befinden, zurttckgenommen werden sollen, sobald dir Witterung dies zulätzt. Kon,retzPalen i« AttSlmtimezustand. Wie«. 8. April., Aus Warschau wird gemeldet: Der Ministerrat verhängte über bas ganze Gebiet Kongreß- polen de» Ausnahmezustand auf die Dauer von drei Monaten. » Erfolg der Vowjettruppen 1« der Ukraine. Rotterdam, 8. April. sSig. Drahtmeld.) Ei« Knnksprnch ans Moskau meldet: Nach erbitterten Kämpfe« habe« die Sowjettrtrppeu die Heftungen Ni ko» läse« und Odessa genommen. Mehr als vier ukrai» «ifche Direktoriums-Regimenter wnrde« »ernichtet. Die ukrainischen Truppen ziehen sich überall zurück. Handelsvertrag der Evekinkraine mit Leulfch- Ocfterretch. tD r ahlm e l b u n g unsere» Kölner Mitarbeiter».) Berlin, 3. AprtK Die Regierung der westukrainischen Volksrepublik hat am 3V. März mit der Regierung der dentsch-österreichischen Republik einen HandelSver» t r a S abgeschlossen. Verhandlungen zwischen krzberger und Fach Berlin, 3. April. Die Verhandlungen zwischen Neichs- minister Erzbcrger nnd Merjchall Foch in Spa über die Frage der Landung polnischer Truppen in Danzig dauern mit mündlicher Aussprache und Noten wechsel bis in die Abendstunden hinein und sind noch nicht abgeschlossen. Die Alliierten legen besonderen Wert auf möglichst schnelle Beförderung der Truppen des polnischen Generals Haller. Daraus ergibt sich eine gewisse Wahr scheinlichkeit, baß der von Rcichsminister Erzberger vor geschlagene Landweg von der Gegend um Luneville quer durch Deutschland von Marschall Joch in besonders ernste Erwägung gezogen wird. — Rcichsminister Erzbcrger und Marschall Foch wohnen beide in ihren Salonwagen. Die Stadt Spa ist zu Ehren der erstmaligen Anwesenheit des Marschalls Foch reich beflaggt. Die erste offizielle Besprechung fand heute vormittag 11 Uhr in der Billa Neubvis statt, welche der Deutsche Kaiser bis zum Augen blick seiner Abdankung bewohnt hatte und welche jetzt das Quartier des Vorsitzenden der französischen Kommission, des Generals Nudant, bildet. Abreif* der Cnteniekommiffion nach Danzig. (EigeneDrahtmelduug der „Dresdn. Nachr.".) Genf, 3. April. Eine Haoasdepesche meldet die Ab reise der En t e « t e ko m m issi o n nach Danzig zur Vorbereitung des Dnrchzngs des polnischen HcereS. Die Ententesront gegen den Bolschewismus. (Eigene Drahtmeldung der „Dresdn. Nachr.".) Rotterdam. 3. April. Der „Courant" meldet aus Paris: Die Landung der polnischen Truppen in Danzig ist beschlossene Sache. Nach Erklärung Pichons im KämmerauSschuß duldet der Transport der Polen nach Danzig keinerlei Aufschub, da bis spätestens Mitte Mai die neue Ententefront gegen den Bolschewismus von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer hergcstellt sein soll. Ne erste öiguui der deutschen Flnanp stommission. Paris, 3. April. Die Agence Havas meldet amtlich: Die Mitglieder der Finanzabteilung des Obersten inter alliierten Rates hatten am Mittwoch ihr« erste Zusammenkunft mit den deutschen Abgeord neten. Dir Delegierten haben lediglich Fühlung m t» einander genommen und ihre Ansichten untereinander aus getauscht. Die nächste Zusammenkunft, der zwei französische Delegierte und der englische Delegierte KeynS beiwohnen weiden, findet am Donnerstag statt. Paris, 3. April. iReutcr.) Heute nachmittag faird im Chateau-Billette die erste Zusammenkunft der Räte der Finanzabteilung des interalliierten Obersten Rates, Lasteyrie und Conrccl, mit den deutschen Delegierten statt. Unsere Uolonialvertreler a«f der Friedenskonferenz. Berlin, 3. April. Die Kolonialverwallung wird bei den Fricdensverhandlungen durch den Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Dr. Schnee und die Geheimen Ncgie- rungsräte Dr. Marquartscn und Dr. Nuppel ver treten sein. An den entscheidenden Verhandlungen über die Kolonialfragen wird der Rcichskolonialministcr Dr. Bell selbst teilnchmcn. Als allgemeine Sachverständige sind Senator Strandes in Hamburg und Misslonö- direktor v. Aren selb in Berlin in Aussicht genommen. Daneben stehen eine weitere Zahl von Sachverständigen für die einzelnen Schutzgebiete zur Verfügung, die im Be darfsfälle zu den Verhandlungen an Ort und Stelle hcran- gezogen werden sollen. Die Deckung de« Rückzuges. (Eigner Drahtbericht de, „Dresdn. Nachrichten".) Paris, 3. April. (Indirekt.) Wie unser Gewährsmann erfährt, stellen die Gerüchte über die Drohung der Vereinigten Staaten mit dem Verlassen der Frie- denSkonferenz lediglich ein politisches Manöver bar, das von Clemenceau nnd den französischen Politikern in szeniert ist. um ihre Kapitulation vor den Wün- schen Wilsons und Lloyd Georges zu ver schleiern. Clemenceau hat im Laufe der Beratungen, die der Viererrat im Lause der letzten Woche abgchakten hat. elnsehen gelernt, daß es ihm nicht möglich ist, der Friedenskonferenz seinen Willen anszuzmingcn. Er ver sucht zwar noch immer Vorstöße in der Frage des Saar- gebietes. die bisher aber sämtlich an der Haltung Wil sons und Llond Georges gescheitert sind. Wie weit die französischen Wünsche bereits heruntergcschraubt sind, ist daraus ersichtlich, daß Frankreich im Augenblick nur noch auf dem vorübergehenden Besitz des Saarbeciens besteh« und bereit ist. das Land unter deutscher Verwaltung zu lassen, wenn ihm die Erträgnisse der Gruben des Saar- rcvierS bis zur Wiederherstellung der nordsranzösischen Bergwerke garantiert werden. Reue bunderftaatliche Saseinrsormrn. Noch immer vermag niemand mit Sicherheit zu sagen, ob wir den tiefsten Punkt der Revolutionskurve erreich: haben und schüchtern hoffen dürfen, daß es wieder auswärts geht. Unsere Geschicke liegen ja nicht in unserer eigenen Hand mehr, der Feind bestimmt sie. Er legt uns seinen Willen auf. Von dem Ausgang des KampseS, der augen blicklich in Paris zwischen Wilson und Clemenceau ans- gekämpft wird, hängt cs fitst ausschließlich ab, ob wir nr absehbarer Zeit die Möglichkeit haben, wieder aufzubauen. Alle die revolutionären Zuckungen, die auch heute noch durch unseren Volkskvrper gehen, können ja nur dann be hoben werden, wenn wir einen Frieden bekommen, be< uns leben läßt. Unsere Lage wird in jedem Fall ungeheuer schwer sein. Tie Tage, da wir, ohne cs zu wissen, an der Sonnenseite des Glückes lebten, sind vorüber: ein weites Trümmerfeld — das ist heute der einst so stolze Reichsbau. Unter den Trümmern fließen aber auch jetzt noch di«: Duellen unserer Kraft. Sie sind noch nicht ganz verschüttet. Als Beweis dafür kann gelten, daß überall das Bestreben zutage tritt, zu einer neuen staatlichen Organisation zu kommen, auf neuen Grundlagen wieder aufzubauen. Viel fach wurden und werden auch heute noch die BorauSsctzungen für einen solchen Wiederaufbau völlig verkannt. Wie Pilzv schollen ja eine Zeitlang neue Staatengebilde aus der dem scheu Erde empor. Sehr bald hat sich aber bei den meisten hcrausgestellt, daß sie nicht lebensfähig waren. Es ist weder Kurt Eisncr in München gelungen, Bauern zum Mittelpunkte eines größeren süddeutschen Staats- wesens, das auch Teile von Oesterreich und sogar hätte Tirol umfassen sollen, zu machen: noch haben ähnliche Pläne in Norddentschland bisher irgendwie feste Gestalt anneh men können. Und ivenn Herr Trimborn in der National versammlung auch heute noch wirbt für die Selbständigkeit von Rheinland und Westfalen — Erfolg wird er dainit nicht haben. Die Wcrbckraft seiner Idee hat in dem Augenblicke den ^schlimmsten Stoß erlitten, da es sich herausstcllte, daß weder die gegenwärtig preußische, noch auch die NeichSregierung es wagen kann, nach französischem Muster der Kirche oder gar der Religion den Krieg zu er klären. Denn darüber kann ein Zweifel nicht bestehen. Die Idee eines selbständigen Bundesstaates Rheinland- Westfalen ist zu verstehen in der Hauvtsackc als Rcaktions- crschcinung gegenüber dem Treiben eines Adolf Hosfmann. den törichte Leute ausgerechnet zum preußischen Kultus minister gemacht hatten. Ossarne c-nibs, cerrat ekksctnr, wo die Ursache anfhört, hört auch die Wirkung auf — das gilt auch von den banrischen nnd brannschwelgUchen Plänen. einer bundesstaatlichen Neuorganisation. Auch diese Ideen waren nicht aus einem tief inneren Bedürfnis deS Volkes erwachsen. Es sind Blüten gewesen, die sich nur in der hitzigen Temperatur und unter den besonderen Verhält nissen der Revolution bilden konnten. Sie können heute schon als abgestorben gelten. Müssen auch die Pläne des ReichsministcrS Dr. Preutz über die Zerschlagung Preußens «As revolutio näre TrelLhausproduktc. die der rauben Lust des Alltags nicht widerstehen können, bezeichnet werden? Fast will es so scheinen. So viel steht jedenfalls fest, daß sein Doama von der Notwendigkeit der Beseitigung der preußischen Hegemonie gerade von denicniacn am wenigsten als richtig anerkannt wird, die nach Ansicht des NeichSministcrs doch am meisten Grund dazu haben mühten, nämlich die übrigen Bundesstaaten. Tatsächlich hat man ja auch lange Zeit nur bei unseren Feinden von der preußischen Vorherr schaft gesprochen, die bundesstaatlichen Regierungen da gegen hatten während deS Krieges und schon vorher eher Grund, darüber Klage zu führen, daß Preußen immer mehr bundesstaatliche Rechte an das Reich abtrat und Ka mi) auch die Stellung der übrigen Einzelstaaicn erschwerte. Wenn nun auch der Verfaffungsausschuß der National versammlung einen Beschluß angenommen hat. der den Preußschen Plänen entgegenkommt, so steht doch noch keineswegs fest, ob wir auf diesem Wege zu der bundes staatlichen Ncuoraanisation kommen werden, die schon 1846 erstrebt wurde, die Bismarck nur deshalb zurückzustellen sich gezwungen sah. um nicht die Schwierigkeiten der Reichö- gründung zu vermehren. 1848 und zu Bismarcks Zeiten stand, wie eS schien, dex endgültigen Lösung der Frage das Lcgilimitätsprinzip ivr Wege. Nun hat die Revolution die Dynastien beseitigt. Es kann also, so wurde von den Vertretern deS starre» Unitarismus gefolgert, keine Schwierigkeit mehr machen, die theoretisch beste Lösung durchznsühren. Heute ist sich aber wohl auch der Rcichsminister Dr. Preuß bewußt, daß dos ein Trugschluß war. SS sind keineswegs bloß di<