Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Ameiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal »nd Umgegend. -- — ——. —— —» Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltsne Korpurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft, Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag l/^n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Rk. 45. Schrifileilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Breinig Mittwoch den 6. Juni 1906. 16. Jahrgang. LerMck-S «nd Sächsisches. Bretnig. In hiesige Sparkasse wur- M im Monat Mai in 102 Posten 10025 Mark 41 Pfg. eiugezahlt und in 49 Posten dl45 Mark 5 Pfg. zurückgezahlt, 9 neue Bücher Mgestellt unv 15 Bücher kassiert. — Landeslotterie. Die Ziehung der ersten "lasse der 150. Kgl. Sachs. Landeslotterie am 13. und 14. Zuni stattfinden. — Das Ende der berittenen Infanterie. Mwl schreibt von militärischer Seite: Das Wge und zielbewußte Vorgehen der deutschen veererverwaltung erfährt zurzeit wieder einmal Ms England her eine beredte Bestätigung. Mit dem 1. und 31. Juli d. I. werden die Men Schulen für die Ausbildung der berit- 'Eilen Infanterie in Bulford und in Kilworth, !jl Irland, aufgelöst. Es bleibt nur in Alder- M vorläufig ein solches Lehrinstitut für dies Mtälische Zwitterding zwischen Infanterie M Kavallerie bestehen. Die beiden aufge- Men Schulen — in Bulford und Moore M (Kilworth) — sind erst kurz nach dem Menkriege, mit einem Kostenaufwand von M 2 Millionen Mark für die Gebäu- Weiten allein, eingerichtet worden. Erste Autoritäten in England geben aber jetzt zu, "US der berittene Infanterist für europäische ^rhältnisse zu keiner Zeit völlig befriedigt Me. Cein einziger Vorzug wäre die größere Beweglichkeit gewesen und allenfalls seine °Me Erziehung für da« Feuergefecht. Man Mnnt sich auch in England endlich darauf, M diese „aufs Pferd gesetzte Infanterie" ulewals den Ansprüchen genügt habe, die MN an den ausgebildeten Kavalleristen Men konnte. Erst jetzt, nachdem man mit Mr au» dem Burenkriege übernommenen Einrichtung ziemlich gebrochen hat, bekennt Mit britischerseits ferner, daß in der Schwäch ung der Fußtruppen-Kadre» durch die Ab- Sode auserlesener Leute an die berittene In- lunterie eine große Gefahr gelegen hat Meifello» erleichtert sich für die Engländer Aufgabe der berittenen Infanterie und M Zuweisung ihrer Tätigkeit an die Ka- Meri« durch die Einführung des neuen »lhort rifle", de» kurzen Gewehrs, das in Murrst von allen Waffen gleichmäßig ge- Mt werden wird und damit die Feuerkraft Kavallerie der der Infanterie gleichstellt. Bei uns in Deutschland haben trotz der Msen Propaganda, die gelegentlich von ^hufiasten der Burentaktik für die berittene Monterie gemacht worden ist, nicht einmal Muche in dieser Richtung stattgefunden. ?stre Heeresverwaltung ist allerdings in Ek durchs günstigen Lage, über einen hMich höheren Bestand an Kavallerie zu sMsen al» die meisten anderen europäischen v Mn. Während da» Verhältnis der Ka- Msie zur Infanterie in England 9 (Es- M°ns) zu 22 (Bataillonen), in Rußland siu 12, in Frankreich 3 zu 5 beträgt, Mwen in Deutschland — nach der vom r E'Mag im Vorjahre bewilligten Verstärkung ^Kavallerie — 5 Eskadron» aufje 6Bataillone. Lehrer-Orientfahlten 1906 und 1907. M in den letzten 5 Jahren au»geführten 16 im n Aegypten und Palästina werden M Laufe dieses Jahres noch zwei weitere twl" m D'e nächstjährigen 4 Frühjahrsreisen an Aegypten beginnen bereits Mitte Januar, diese schließen sich dann 3 Sommertouren ej' auf denen zwischen Luxor und Assuan > , ^dampfet benutzt werden wird. Je ' Ev Umfang und Wahl der Reiseroute ist die Dauer der einzelnen Reisen, an denen auch Damen und Nichtlehrer teilnehmen, ver schieden. Das ausführliche Programm der Fahrten Nr. 17 bis 24 ist bereits erschienen und wird auf Verlangen Interessenten von dem Reiseleiter Jul. Bolthausen in Solingen kostenfrei zugesandt. — Wie außerordentlich fruchtbar die Witterung dieses Jahres ist, beweist der Um stand, daß vielfach bereits der Roggen in Blüte steht. Ebenso ist die Heuernte, die sehr ergiebig zu werden verspricht, in vollem Gange. Aber auch viele spät blühende Baum- und Blumenarten haben schon vielfach ihre Blüten entfaltet. So gehört es zu den Seltenheiten, daß schon Ende Mai die Linden zu blühen beginnen, wie man dies jetzt an der Sommer linde beobachten kann, während sonst viese Linden erst Ende Juni zu blühen anfangen. Der Rosenflor entwickelt sich auch bereits mit Macht, viel zeitiger als in anderen Jahren. Das Pfingstfest traf diesmal die Natur in einer so vorgeschrittenen Entwickelung, al« ob wir schon in den kalendermäßigen Sommer eingetreten wären. Königsbrück. Am Donnerstag be sichtigten Se. Exzellenz der Kriegsminister Freiherr v. Hausen und Generalmajor Bartcky mit mehreren anderen Offizieren das zum Truppenübungsplatz mit in Aussicht genommen gewesene Gelände beiKrakau, Sella und Zochau. Nach der „Westl. Ztg." sind die Forderungen der dortigen Besitzer in Betracht kommender Grundstücke so außerordentlich hohe, in keinem Verhältnisse zu deren Wert stehende, daß sicherem Vernehmen des genannten Blattes nach von dem Ankaufs dieser Flurteile wohl Abstand genommen werden dürfte. Ist es doch nicht selten der Fall gewesen, daß für erst vor zwei oder drei Jahren erworbene Flurstücke heute da« fünf, und sechsfache des damaligen Kaufpreises gefordert wurde. Die betreffenden Besitzer haben e» sich nunmehr selbst zuzuschreiben, wenn sie die ihnen ge botene Gelegenheit, ihre Grundstücke zu einem sehr guten Preise verkaufen zu können, unbe nutzt gelassen haben. Bischofswerda. Unsere Stadtkirche, welche von außen einer gründlichen Renovation unterzogen wird, ist mit einem mächtigen Ge rüst umgeben; dasselbe ist 22 Meter hoch. Um da» Helmdach de» Turmes zu reparieren, muß der ganze Turm abgerüstet werden. Das Gerüst erreicht eine Höhe von ca. 60 Metern. Löbau. Dre Vertreter der hiesigen Ge sangvereine haben es nach einer Meldung der „Oberl. Ztg." mit 8 gegen 5 Stimmen ab gelehnt, die Abhaltung des für 1908 in Löbau geplanten 12. Oberlausitzer Bundeigesang«- festes zu übernehmen. Löbau. Nach Entwendung von zwei Sparkassenbüchern mit 3000 Mark Einlage, die seinen eigenen Verwandten gehörten, war vor einigen Tagen ein 18jähriger Schreiber au« Seidau nach Leipzig geflohen. In seiner Begleitung befand sich ein 26jähriger Hand lungigehilfe aus Neumark in Schlesien. Die jungen Leute hoben, ehe sie von hier fort reisten, das ganze in den Büchern eingetragene Geld ab. In Leipzig verjubelten sie in leicht- lebriger Gesellschaft in wenigen Tagen die ganze Summe. Jetzt wurden sie, einer Meldung aus Leipzig zufolge, fast mittellos aufgegriffen. Dresden. Eine Verletzung seiner Pflich ten als Arzt wurde dem 1866 zu Paderborn geborenen Stabsarzt vr. Ignaz Wichmann vom 178. Infanterie-Regiment in Kamenz zur Last gelegt, der sich vor dem Kriegsgericht der 32. Division wegen vorschriftswidriger Behandlung und schuldhafter Verabsäumung der Beaufsichtigung eines Untergebenen zu verantworten hat. In der Behandlung des Angeklagten stand im Frühjahr 1904 der Stabs- Hoboist Kämmer. Or. Wichmann wird nun beschuldigt, die zur Bekämpfung des Leidens als dringend notwendig erkannte Schmierkur nicht sofort vorgenommen und den Patienten auch nicht dem Grrnisonlazarett überwiesen, sondern nur vom Dienste dispensiert zu haben, wodurch der angestrebte Zweck nicht erreicht worden sei. Ferner soll der Angeklagte den Stabshoboisten nicht genügend beaufsichtigt haben, ob dieser auch die Anordnungen, welche wegen seiner Lungenerkrankung getroffen wor den waren, befolge. Wichmann, dem anfäng lich noch andere Pflichtverletzungen zur Last gelegt wurden, Vie aber schließlich von der Anklagebehörde fallen gelassen worden sind, bestreitet ein Verschulden seinerseits. Die schmierkur sei lediglich im Interesse des Mannes und auf dessen Bitten verschoben worden, weil dieser noch das Bataillonsexer zieren mitmachen wollte. Zudem war die so sortige Ausführung der Kur vom ärztlichen Standpunkte nicht unbedingt notwendig. Außer- dem habe auch noch nicht die Art de» Leiden» festgestanden; es sei wohl ein Herzleiden ver mutet worden, der Mann selbst habe dies ober bestritten. Der al» Sachverständiger gehörte Generalarzt Or. Selle spricht sich gutachtlich dahin au», die Behandlung de» Angeklagten sei durchaus korrekt gewesen, frag lich könnte es nur erscheinen, ob die Belassung de» Mannes im Revier richtig war. Vielleicht sei Dr. Wichmann etwas zu vertrauensselig gegenüber dem Patienten gewesen. Sicherer wäre freilich die Unterbringung im Lazarett gewesen, aber sie war nicht unbedingt notwen dig. Aus der weiteren Beweisaufnahme ergibt sich, daß der Stabrhoboist im Juli 1904 al- Invalid vom Militär entlassen worden ist, ob und inwieweit er etwa infolge der angeblichen Verfehlungen des Angeklagten Schaden genom men hat, hat sich natürlich nicht feststellen lassen. Da» Gericht gelangt, entsprechend dem An träge des Verteidigers, zu einem sreisprechen- den Urteile mit der Begründung, es habe sich dem Angeklagten nicht widerlegen lassen, daß er nach bestem Wissen gehandelt habe. Aber auch ein fahrlässiges Verschulden könne nicht in Frage kommen, da der Angeklagte kernesweg» mit der Möglichkeit rechnen mußte, daß der Mann Nachteile davontragen könne. Fraglich sei es überhaupt, ob da« Verschulden des Angeklagten, wenn ein solches erwiesen wäre, als vorschriftswidrige Behandlung im Sinne Z 121 de« Militärstrafgesetzbuches an- zusehen sei, da nur ein Fehler in der Aus übung der ärztlichen Kunst vorliegen würde, aber nicht als vorschriftswidrige Behandlung aufzufassen sein würde. — Das klassische Land der Kurpfuscher. In Sachsen gab es im Jahre 1905 2106 Zivil- und 129 Militär-Aerzte, also 2235 bei einer Gesamtbevölkerung, von 4200018; d. i. 1 Arzt auf 1879 Bewohner, 991 Kur pfuscher, allein in Dresden 185 Kurpfuscher gegen 488 Aerzte, in Zittau 55 Kurpfuscher gegen 60 praktische Aerzte, Glauchau 34 gegen 36, Lhemnitz-Lanb 45 gegen 36. Dresden, 1. Juni. Da» Kriegsgericht der 1. Division verurteilte heute morgen den Rechtsanwalt und Oberleutnant der Landwehr Christian Adolf Dr. Fritzsche wegen Heraus forderung zum Zweikampf zu 3 Monaten Festungshaft und den Oberleutnant und Adju tanten des Bezirkskommandos Dresden II Ernst Krug wegen Kartelltragen» zu 1 Tag Festungshaft. Dresden. Aus Furcht vor Strafe wegen einer Unehrlichkeit schoß sich Donners tag nachmittag in den Zwingeranlagen ein 16 Jahre alter Lehrling eine Kugel in den Kops. Er wurde noch lebend aufgefunden und in das Friedrichstadter Krankenhaus übergeführt, in dem er einige Stunden daraus verstarb. — In großer Gefahr, vom Blitze getroffen zu werden, befand sich bei dem starken Ge witter am Mittwoch nachmittag der Produkten händler B. in Meißen mit seinem Sohne. Die beiden waren während de» Gewitters mit einem Handwagen aus der Straße zwischen Meißen und Diera. Unweit der Proschwitzer Sandgrube fuhr ein Blitzstrahl hart am Hand wagen zwischen Vater und Sohn in die Erde, dabei in diese ein etwa handgroße« Loch reißend. Beide waren eine Zeitlang betäubt. Außer einem kleinen Loche am Oberleder des linken Stiefel» de« Vaters hat der Blitzstrahl keinen weiteren Schaden angerichtet. — Da» Dankschreiben Dr. F. Götz' an die deutsche Turnerschaft für die vielfachen Ehrungen zur Feier seine» 80. Geburtttage» schließt mit den Worten: Neuen Sonnenschein und neue Wärme habt ihr dem Abend meines Lebens eingehaucht, — ich will versuchen, so lang es meine Kraft erlaubt, euch und unserer gemeinsamen Sache Treue zu halten. — Freiwillig in den Tod. Am 29. Mai verschwand in Leipzig die Gattin des Assessors Fink unter Umständen aus ihrer Wohnung, welche ein Unglück ahnen ließen, da die erst 29 Jahre alte Dame öfter Schwermut»anfälle gezeigt hatte. Leider sollte sich die schlimmste Annahme bestätigen — man fand die Unglück liche als Leiche in der Pleiße. — Wegen Unterschlagung von 25000 Mark Geldern, die für wohltätige Zwecke bestimmt waren, ist in Leipzig der in Alten burg im Jahre 1880 geborene Kaufmann Hartmann verhaftet worden. — 100 000 Mark-Stiftung. Beim Besuche des Königs in Glauchau hielt Bürgermeister Brink eine Ansprache an den König, in wel cher er u. a. mitteilte, daß die städtischen Kollegien anläßlich des Besuches beschlossen haben, zur bleibenden Erinnerung 100 000 Mark zum weiteren Ausbau de» gewerblichen Schulwesens in Glauchau zu stiften und mit Genehmigung des Königs die neue Schule König Friedrich August-Schule zu nennen- Gablonl i. B., 31, Mai. Verhaftet wurde in Tannwald der Arbeiter Rudolf Trdla, der im Verdacht steht, seine frühere Geliebte, die Arbeiterin Anastasia Holub, er schossen zu haben. Dre Holub, die erst 15 Jahre und 2 Monate alt ist, hatte vor einigen Tagen ihre Hochzeit mit dem Arbeiter Johann Mrva gefeiert. Al« die junge Frau die Kirche verlassen hatte, wurden nach der herkömmlichen Sitte Pistolenschüsse abgegeben; dabei will Trdla, der sich auch unter den Schützen befand, au» Unvorsichtigkeit die Holub erschossen haben. Nach einer werteren Meldung soll Trdla die Braut nicht aus Versehen erschossen, sondern da» Gewehr für die Freudenschriffr absichtlich mit einer scharfen Ladung geladen und auf die aus der Kirche heraurtretende Braut an gelegt haben.