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Utlma GGHD'HHAO^G-TT , 1 o Vezugspreis: NirrtrljLhrlich ^20 Mark fr»! ft-- Huss. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich 1 Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag nnd Sonnabend Nachmittag. — Ü Unterk»aktung8- unä Rnzeigeökatt » Ln§«iD»ftp„Ä: M bi» NeftGoitige XorPN» etßr deren Xanm ro -fg. — Im LeNnnchW siir die kleinspeltige Petit-Aoti« r« Mß. Mit wSchentllch erscheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Druck »ö Verlag vau Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktien h. Ml« in «reß-OtHla. Nummer 73 Sonntag, den 20. Juni M5. Jahrgang Ncncstes vom Tage. — Trotz ständiger Mißerfolge und Ver luste, die einen kleinen Geländegewinn hier und da nicht wert smd, setzten die verbündeten Franzosen und Engländer ihre Versuche, die deutschen Stellungen zu durchbrechen, fort. So nördlich Arras bei Li^oin in der Gegend der Lorettohöhe, bei Ecourie, Neuville-Roe- lincoutt, Souchez. Ihnen gesellten sich noch feindliche Angriffe in den Dünen der Nord seeküste bei Nieuport und Umgegend zu. Die südöstlich von Hebuterne (Halbwegs zwischen Doullen« und Bapaume) bereits gemeldeten Kämpfe und diejenigen bei Beaumont südlich von Hebuterne endeten nach ansänglichen Er- folgen der Gegner zu unseren Gunsten. Bei Hebuterne fielen 200 Franzosen in unsere Hände. In der Champagne waren er die Deutschen, die zum Angriff übergingen. Nach erfolgreichen Sprengungen in der Gegend von Souain (nördlich von Suippes) und weiter nördlich von Hurlus (östlich von Souain, nordöstlich von Suippes) sowie nördlich von Le Mesnil (dicht bei Hurlus) setzten wir uns in den Besitz feindlicher Gräben und einer Stellung von 200 Meter Breite. Zwischen der Straße Estaires La Basste und dem Kanal von La BassLe brachen zwei Angriffe von vier englischen Divisionen völlig zu sammen. Nördlich des Kanals von La Baffee wurden die Engländer von Westfalen und Sachsen im Handgemenge überwältigt und zu beschleunigtem Rückzug in ihre Stellungen gezwungen Ein feindlicher Durchbruchs versuch in den Vogesen zwischen den Bach tälern der Fecht und Lauch (westlich Kolmar) scheiterte An einigen Stellen unserer aus gedehnten Vorderfront, bei Apern und nord westlich von Metzeral und am Hilsenfirst in den Vogesen, wird noch gekämpft. — Aus Genf meldet der „Berl. Lok. Anz.": Für die seit 48 Stunden ununterbrochen mit furchtbarer Erbitterung geführten Kämpfe bei Arras, die am Donnerstag ihre Fortsetzung fanden, boten die Franzosen und Briten über 12 Divisionen auf, die alle, wie Joffre selbst zugesteht, sehr ernst Verluste erlitten Der Gesamtplan Joffres erfuhr wegen des voll kommenen Versagens der Bciien bei La Basse in letzter Stunde eine Abänderung, was in die französische Schlachtordnung eine gewisse Verwirrung brachte, von der nach französischer Ansicht die Deutschen profitierten. Unter anderem gelang den Deutschen die Behauptung des Gehölzes südlich Neuville, obschon die französischen Batterien, die die Weisung erhalten hatten „Unsere Geschütze müssen ihr Letztes hergeben" zur Eroberung jener Stellung nicht weniger als 300000 Geschosse abfeuerten. Der allgemeine Eindruck der Pariser Fachkritik ist, daß die Hartnäckigkeit mit der die Deutschen alle Wege nach Lens und die Hebuterner Zugänge verteidigen, noch eine Reihe ausregender Kämpfe verspricht. — Die neue Schlacht von Lemberg nimmt ihren Anfang. Sie wird den letzten Akt des Dramas von Galizien bilden, dieses ge waltigsten Zusammenbruchs eines Millionen heeres, das unüberwindlich schien und dessen kümmerliche Reste jetzt zum letzten verzweifel ten Widerstand sich stellen, das Deutschland und Oesterreich überfluten wollte und Berlin und Wien schon als sichere, baldige Beute ansah und das jetzt in kopfloser Flucht ganz Galizien räumte und nun das letzte Bollwerk vor Rußlands Grenzen in aussichtslosem Kampfe noch zu verteidigen sich Mschtckt. Es ist ein hartes Strafgericht, das sich hier gerade an dem Lande vollzieht, welches den Krieg begann, das als erstes rüstete, um hinterlistig über den Gegner herzufallen. Rußland» Heere sind heule so gut wie ver ¬ nichtet, leine Kraft ist dahin. Und vergebens bleiben auch alle Hilferufe, die es zu den Verbündeten im Westen htnüberschallen läßt. Jene haben genug mit sich selbst zu tun, zu helfen re, mögen sie nicht. Und so vollzieht sich das Schicksal Rußlands mit Riesen schritten. Die Schlacht im Vorraume von Lemberg schreitet in schnellen Schritten vor wärts. Niemierow ist genommen. Die Grodecker Seenzone liegt bereits hinter der zweiten Armee. Das westliche Grodek ist erstürmt. Die Ruffen sind vor den Toren Lembergs, wo der Kanonendonner längst hör bar sein muß, nunmehr nur noch auf die Wesczcycalinie angewiesen. Die Schlacht geht unvermindert heftig weiter. - Aus Bukarest wird lt. „Hamb. Korresp " gemeldet: Berichte aus dem K-iegsgebiet schätzen die bisherigen Verluste der Italiener auf 10 000 Mann. — Der „B. Z " wird aus Wien gemeldet: Aus dem Kriegsprefsequartier wird gemeldet: Unsere Truppen an der italienischen Grenze haben die auffällige Entdeckung gemachi, daß tue italienischen Soldaten gar nicht mit Legitimationsblättern zur Feststellung der Identität der Toten versehen sind. Bei den bisher begrabenen zahlreichen Leichen konnte trotz sorgfältiger Untersuchung und selbst Ab trennung der Uniformen kein Legitimations blatt gefunden werden. Offenbar will die italienische Regierung die Namen der Opfer nicht bekanntgeben. — Die „Frkf. Ztg." meldet aus Bern aus zuverlässiger Quelle, die in den Krei en der Bundesversammlung zu suchen ist, daß die Schweiz durchaus nicht gewillt ist, bet den Verhandlungen mit Italien über die italienischen Ausfuhrverbote jede Bedingung anzunehmen. Italien solle bedenken, daß 200000 Italiener in der Schweiz sind, die man schließlich doch über die Grenze schicken wenn Italien die Einfuhr von Lebensmitteln unterschiedlos verhindere oder erschwere. — Aus Stockholm wird,berichtet: „Afton bladet" und Nya Daglight Allehanda" treten in Leitartikeln für entschiedene Gegenmaßregeln Schwedens gegen die ihm von einzelnen Kriegführenden zugefügten Vergewaltigungen ein. Schweden habe den Ve>bandsmächten als Durchgangsland gedient Zum Dank dafür lasse man jetzt das, was Schweden selbst brauche nicht ins Land. Die Blätter begrüßen das neue Ausfuhrverbot Schwedens, das als Durchfuhrverbot wirke und fordern, daß auch der durchgehende Pon- und Tele graphenverkehr eingestellt werde, solange England und Frankreich schweoische Briefe amhielten. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Dkrtlla, U. Juni 1915. — Eine gute Herdelbeerernte. Während im vorigen Jahre fast alle Blüten dieser Frucht erfroren, ist dies glücklicherweise in diesem Jahre nichr der Fall gewesen Wie man sich tn den Wäldern überzeugen kann, haben die Sträucher den Winter gut übeerstanden, sich prächtig entwickelt und bereits reichlich Früchte angesetzt Dasselbe soll auch mit fast allen anderen Waldbeereen der Fall sein. — Der Privatverkehr ist noch dem Teile von Westgalizien wieder zugelassen, der durch die Linie Szcuein, Mtelee, Debiea, Krosno, Sanok, Zagorz, Lupkow begrenzt wird. (Die bestehenden Beschränkungen für den Paketverkehr mit den in Galizien kämpfenden Truppen wrrden hiervon nicht berührt.) Ferner können nach einer Anzahl von Postorten in Dalmatien, die bei den Postanstalten zu erfragen sind Postpakete bis 5 wieder eingelteferl werden. -- In nachbezeichneten Orten des von beuischen Truppen besetzten Gebiets von Russisch-Polen sind deutsche Postanstalten eingerichtet worden die auch den privaten Post- und Telegrammverkehr zwischen Deutschland und den Postorten in Russisch Polen vermitteln: Bendzin, Czenstochau Kalisch, Kolo, Kanin, Lodz, Pabianice, Sirradz, Wielun und Wiaclawek. Zu gelassen im Verkehr mit diesen Posiorten siud nur offene, gewöhnliche und ein geschriebene Briefsendungen (Briefe, Post karten, Drucksachen, Warenproben und Geichästspapiere) sowie Postanweisungen bis 800 Mark und Telegramme in offener Sprache bis zn 15 Wörtern, Postsendungen uud Telegramme müssen in deutscher Sprach- abgefaßt sein und dürfen keinerlei Mitteilungen über militärische An gelegenheiten enthalten. Der Abschnitt der Postanweisungen darf zu sch.iftlichen Mitteilungen nicht benutzt werden. Die Postsendungen und die Postanweisungen sind vom Absender nach den Taxen des inneren deutschen Verkehrs voll zu frankieren. In Russisch-Polen werden hierzu deutsche Postwertzeichen, die den schwarzen Anfdruck „Russisch-Polen' tragen, verwendet. Tie Postanweisungen, zu denen das Jnlands- formu'ar zu benutzen ist, sind in deutscher Währung auszustellen. Bei der Aus zahlung der Beträge in Russisch-Polen wird der Umrechnung das Verhältnis von 100 Mark 60 Rubel zu Grunde gelegt. Die vom Absender zu entrichtende Gebühr für Telegramme beträgt das Dreifache der Telegrammgebühr für den inneren deutschen Verkehr. — Zur Frage der Fleischteueruug hat die Berliner Fleischer-Innung in einer Versammlung, wie die Allgemeine Fleischer- Zeitung mtiteilt, folgende Entschließung angrnommen, die dem Bundesrat über mittelt wurde. 1) Ein Verbot zu erlassen wonach der Verkauf von Schweinen unter 150 Pfund Lebendgewicht auf öffentlichen Lchlachtmärkten bet hoher Strafe verboten ist. 2) Alle Landwirte durch Gesetze ge zwungen werden, eine bestimmte Anzahl von nicht nur Schweinen, sondern über haupt Schlachtvieh zu mästen. Es muß Fürsorge getroffen werden, daß die er forderlichen Futtermengen dazu vorhanden sind. Wo solche zu reichlich vorhanden sind, ist ein Ausgleichsverfahren für solche Gegenden, mo Mangel herrscht, herbei- zufübren. 3) Der Verkauf von tragenden Schweinen durch Landwirte muß unter strenge Strafe gestellt werden. Der Ver- kauf tragender Schweine für Schlachtvieh märkte hat im Laufe der letzten Jahre zum großen Schaden des Fleischergewerbes einen immer größeren Umfang angenommen. So sind im Jahre 1914 allein auf dem Berliner Schlachthof rund 14000 tragende Schweine geschlachtet worden; wenn jedes Muttcrschwein nur 6 Ferkel bei sich gehabt haben sollte, so ist dadurch das Leben von 84000 Schweinen vernichtet worden. Die Richtigkeit d eser Zahlen steht buchmäßig fest und ist unantastbar. Das Verbot, tragende Schweine auf einen Schlachivieh- markt zu bringen, müßte jedoch für alle Arten Schlachtvieh erlassen werden Jeder Viehbesitzer muß wissen, ob die von ihm gehaltenen Tiere sich in tragendem Zu stande befinden oder nicht. Radeburg. Beim hiesigen Rekruten- Depot des Landwehr-Infanterie Regiments 102 findet Morgen Sonntag vormittag 11 Uhr die zweite Vereidigung neuer Mannschaften statt und zwar wiederum auf dem schöngelegenen Marktplatz, der diesmal außer für den errichteten Feldaltar noch anderen Schmuck aufwetsen wird. Die erste Handlung verlief für alle Be teiligten und die zahlreichen Zuschauer auch von auswärts überaus feierlich und eindrucksvoll. Die jetzigen Mannschaften entstammen sämtlich der Dresdner und Meißner Gegend.. Dresden. Im Hause Terrassenufer 9 stürzte der 2 V, jährige Hans Schneider, der Sohn eines Zollaufsehers aus Leipzig, der hier bei den Großeltern zu Besuch war, aus einem Fenster des dritten Stockwerks aufs Straßenpflaster hinab. Das Kind gab nur noch ganz schwache Lebenszeichen von sich. Malter. Die Leiche des als vermißt gemeldeten Soldaten Schumann in Malter ist am Talsperrengewässer aufgefunden und geborgen worden. Man vermutet, daß Liebeskummer den jungen Mann tn den Tod getrieben hat. Zittau. Oberbürgermeister Dr. Külz hat seinen bis 31. Juli 1915 währenden Urlaub abgebrocheu und ist zur Front zurückgekehrt. Leipzig. In diesen Tagen werden vom Rate die ersten tausend Stück halbe Gefrierschweine an die hiesige Fleischer- Innung und den Konsumverein Leipzig- Plagwitz znm Verkauf ausgegeben. — In den letzten Tagen haben sich in unserer Stadt, besonders im Westen zwei Zigeuerinnen gezeigt, die unter irgend einem Vorwandte bet Frauen rorsprachen, das Gespräch auf den Krieg zu wenden wußten und sich erkundigtem ob der Ehe mann sich im Felde befindet. Eine der Schwindlerinnen erbot sich dann, aus der Hand das künftige Schicksal des Gatten vorauszuscgen. Unter Anwendung des Tricks mit einem weißen Garnfaden in den drei Knoten geknüpft werden müssen entlockte sie den wißbegierigen Frauen Silbergeld, das vor Beginn der Zauber handlung aus die Knoten gelegt werden muß. Wird nur ein geringer Betrag gegeben dann läßt sich die Schwindlerin auch noch die Geldbörse zeigen. Hat sie das Geld einmal in den Händen, dann verschwindet sie augenblicklich und läßt ihr ahnungsloses Opfer erstaunt stehen. Die Kriminalpoltzet hat diese beiden herumziehenden Betrügerinnen abgefaßt und festgenommen. Plauen i. N. In dem benachbarten Oberlosa entfernte sich am Mittwoch vor mittag ein dort wohnhaftes Ehepaar, der Maurer Biedermann und seine Ehefrau mit ihren vier Kindern aus der Wohnung. Abends kehrte die Frau zurück, die vier Kinder aber im Alter von '/« bis 5*/z Jahren wurden, wie der Vogtländische Anzeiger berichtet, in dem zum Rittergute Oberlosa gehörigen Teiche ertränkt aus gefunden. Sie sollen vom Vater hinein- geworfen worden sein. Nähere Einzel heiten über den Vorfall und seine Ver anlassung liegen noch nicht vor. Nach weiteren Feststellungen Hai sich der Maurer Biedermann auf der Etsenbahnstrecke bei Lottengrün von einem Zuge überfahren lassen und den gesuchten Tod gefunden. Er war kränklich und soll sich seit längerer Zeit mit Selbstmordgedanken getragen haben. Die schwächliche Frau war nicht imstande, ihn an seinem Vorhaben zu hindern. Biedermann war österreichischer Staatsangehöriger.