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MMche ElbMmg. Amts- unh ANzeigehLatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — XV Inserate für daS Mittwochöblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh v Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Nau», 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit KV Pf. berechnet, (tabellarische oder coinplicirte nach Ucbcrcinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BürcauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 6. Schandau, Mittwoch, den 20. Januar 1886. Politische Nundschau. Im königlichen Schlosse zn Berlin hat an diesem Sonntage dnö Krönung«, und OrdcnSfcst in der her kömmlichen Weise stattgefnndcn. Der Bnndcörath hielt am Donnerstag eine längere Plcuarsitznng ad. Bon den crwähttcnswerlhcrcn Vor- lagcn wnrdcu diejenigen über den Handels- und Schifffahrlövcrtrag mit der Republik San Domingo (Hahti) und über den Entwurf, bctr. die Bürgschaft des Reiches für die Zinsen u. s. w. einer cgypiischcu Anleihe genehmigt, der Branntwcinmonopolcnlwurf verschiedenen AnSschüssen überwiesen. Der Reichstag hat wieder einmal einen dreitägigen „SchwerinSIag" hinter sich, wie man bekanntlich jene Sitzungen des Reichstages nud deö preußischen Land- tagcö benennt, in denen nur Initiativanträge, Inter pellationen nnd dcrgl. zur Berhandlnng kommen. Am ersten Tage dieses langen „Schwerinstages", am Donnerstag, beschäftigte sich das Hanö lediglich mit den von der freisinnigen Partei gestellten Anträge ans Abänderung verschiedener Bestimmungen des Zolltarifs und ans Zulassung des Rechtsweges in Zollstrcitig- kcitcu nnd führte die Debatte, welche gerade kein außer- ordentliches Interesse darbot, znr Verweisung beider Anträge an eine Commission. Am Freitag stand wie der einmal die polnische AuSwcisnngsfragc znr Diö- cnssion, die den Reichstag schon vor Weihnachten ein mal beschäftigte. Die von den Polen durch Herr» v. Jazdzewski ciugcbrachtc auf die Auswcisnugcu bezüg liche Interpellation gab den direkten Anlaß zn den laugnusgedchntcn Bcrhaudlnngcn über diesen Gegen stand, welche sich zugleich auch über die hierzu vor liegenden Anträge der Socinldcmocratcn, Freisinnigen nud der CentrumSpartci erstreckten, welche sich alle in mehr oder weniger schroffer Form gegen die Ausweis- ungsmaßrcgcln wenden. Ucbcrdicö lag noch vom Abg. Jazdzewski der schon einmal diücntirtc Antrag vor, die Rcgicrnng znr Borlcgnng eines Gesetzentwurfes zu ersuchen, welcher den „fremden" Unterthemen im Reichsgebiete, die nichts gegen die öffentliche Rnhc und Ordnnng begangen Hütten, bedingungslos den freien Aufenthalt im Reiche gewährleistet nnd den Bestimm ungen des Wiener Vertrages bezüglich der Unterthancn polnischer Sprache in Preußen gebührend Rechnung trägt. — Die AnSwcisungSfrage ist ein Thema, wel ches nicht mir im Reichstage, sonder» auch in der Presse schon des Langen nnd Breiten erörtert worden ist nnd cü konnten daher anch durch die Verhandlungen vom Freitag nnd Sonnabend keine neuen Gesichts punkte mehr zur Geltung kommen. Die Redner der Opposition, die Herren v. Jazdzewski, Liebknecht, I)r. Möller nnd i)r. Windthorst mußten sich daher bc gnügcn, die schon bekannten Gcgcngrüude gegen die Ausweisungen ins Treffen zn führen, die wir mir flüchtig noch einmal skizzircn wollen. Demzufolge wären die Answcisnngcn eine Maßregel, die die ua tionalc Ehre des Reiches, ferner die materiellen In tcrcsscn von Rcichsnngchörigcn schädige, gegen die Menschlichkeit wie gegen die Bestimmungen deö preu ßischen Landrechts nnd deö Völkerrechts verstoße, die Entwickelung der nationalen Arbeit nnd Cnltnr hemme und endlich geeignet sei, Repressalien gegen Deutsch laud seitens der österreichischen nnd russischen Negier ung hervorznrnfeu. Alle diese Einwürfe lassen sich aber widerlegen, wie dies anch am Freitag der con- scrvativc Abgeordnete v. Hclldorf gcthnn hat, indessen trat an dem genannten Tage, wie schon früher, als eine Hanplfrage auch diejenige wieder hervor, ob der Reichstag zur Eutscheidnug in dieser Angelegenheit überhaupt kompetent sei. Die genannten Redner, vor Allem Herr I)r. Windthorst, sprachen sich entschieden in diesem Sinne auö nnd man kann ja auch die Com- pctenz deö Reichstages in der Polcnfrage anerkennen, da dieselbe nicht mir für Preußen, sondern anch für das Reich von Bcdcntnng ist. Wir meinen aber, daß zunächst das preußische Abgeordnetenhaus zur Acußcr- uug iu dieser Angelegenheit befugt ist, denn sic erscheint in erster Linie als eine preußische Laudcöangelegcnhcik und da in der nächsten Zeit im Abgcordnctcnhanse jedenfalls dieselbe znr Sprache gebracht werden wird, so hätte der Reichstag rnhig diesen Zeitpunkt abwartcu können nnd dann die Motive der Rcgicrnng noch im mer rechtzeitig kennen gelernt. Offenbar ist letztere der Ansicht, daß die Frage nicht vor das Form» des Reichstages gehöre, denn cö war in der FrcitagSsitznng kein NcgiernngSvcrtrctcr, kein BnndcSralhsmitglicd anwcscud und aus diesem Umstande crgicbt sich die unbedingt ablehnende Stellung der Rcichöregicruug gegenüber den erwähnten Anträgen von selbst. Was im klebrigen die Ausführungen der Oppositionsrcdncr anbclangl, so bewegten sich dieselben sämmtlich in sehr ausgedehntem Nahmen nnd schweiften auf Gebiete ab, die von der TagcSordnnng ziemlich fcrn lagen. Dem socialdcmocratischcn Nedncr, Herrn Liebknecht, war cs hierbei vorbchaltc», den Reichskanzler im Gegensatz zmu Reichstage als entbehrlich zu bezeichnen und Letz teren in geschmackvoller Wcisc als eine „Ncichöbudc" zn bezeichnen. Die Verhandlung dürfte am Sonnabcnd mit der Annahme dcö Jazdzcwöki'schcn Antrages ge endet haben, bei der bekannten ablehnenden Haltung der Ncichörcgieruug in der ganzen Sache wird man aber den Debatten vom Freitag nnd Sonnabend eine praktische Bcdcntnng nicht zusprcchcn können. Vicl- mchr dürften erst die zn erwartenden Verhandlungen über denselben Gegenstand im preußischen Abgeordneten Hause eingehenden Ausschluß über die Motive und Ab- sichtcn der Negierung in der AnSwcisungSaffairc geben nnd dann erst wird sich eine sachliche Kritik der bc- trcffcndcu Maßregeln ermöglichcu lassen. Die Eröffnnng des ncncn preußischen Landtages dnrch den Kaiser nnd König in Person nud die Gegen wart des Ncichskanzlcrs Fürsten Bismarck in seiner Eigenschaft als preußischer Ministerpräsident sind zwei Umstände, welche diesem Acic eine besondere Bc- dcnlnng verleihen. Seil einem Dccenninm sind der greise Herrscher nnd der leitende Staatsmann Preußens nnd dcö NcichcS bei Eröffnung der Sitzungcn dcö prcnßischcn Landtages nicht zngcgcn gewesen nud daß dies nm Donnerstag zmu ersten Male seit Jahren wiederum geschehen ist, läßt darauf schließen, daß jener jetzt wieder eine erhöhte« Bedeutung erhalten wird, als dies vielleicht iu den letzten Jahren der Fall ge wesen ist. I» der gegenwärtigen Session dürfte diese Bcdcntnng indessen noch nicht so rasch hcrvortrctcn, da den Landtag keine besonders hervorragenden Vor lagen beschäftigen werden. Don Interesse ist aber, daß die Thronrede auch Gesetzentwürfe ankündigt, welche geeignet erscheinen sollen, dem Vordringen dcö polni- schcn Elements in den östlichen Provinzen ans Kosten der deutschen Bevölkerung Einhalt zn thnn nnd darf man ans die bezüglichen NegicrungSvorschlüge gespannt sein. Dem Hcrrcnhanö-Präsidcntcn, Herzog von Nati- bor, ist vom Fürsten Bismarck ein Schreiben zngc- gangcn, welches sich ans die Vcrwcndnng der „BiS- marckgabc" bezieht. Der Reichskanzler hat derselben den Namen „Schönhauser Stiftung" gegeben nnd sind deren Einkünfte znr Unterstützung für Beflissene des höheren Lehramts bestimmt, dem Herzog von Ratibor als erstem Präsidenten des HcrrcnhanscS, ist die Auf sicht über die Stiftung übertragen. Maßgebend für die erwähnte Bcstimmnng der Bismarckspende ist für den Kanzler, wie er in seinem Schreiben hcrvorhcbt, der Umstand gewesen, daß die Mittel im ganzen Reiche aufgebracht worden seien. Ans diesem Grnndc habe sich eine Verwendung der Gabe zu Gunsten der Ar beiter verboten, denn dieselbe hätte nur einzelnen Laudcsthcilcn zn Gute kommen können. Dagegen be dürfe dnö höhere Lehramt noch einer besonderen Unter stützung, es bilde die Pflcgstättc dcö uatioualcn Gc- daukcuö nnd stelle in seiner idealen Gcsiunnng ein sittliches Gegengewicht znm Materialismus unserer Zeit dar. Der österreichische Neichürath wird übereinstimmen den Mcldnugcu ans Wien zufolge am 26. d. M. seine Thätigkeit wieder eröffnen, so daß also spätestens im Laufe dieser Woche der Schluß der noch vcrsammcltcu Landtage der Kronländcr erfolgen mnß. Von der zu Eudc gehenden österreichischen Landtagösession läßt sich im Allgemeinen wenig sagen, denn die Landtage waren meist mit inlcrncu Fragen der Wirthschnfts- nnd Vcr- waltnngspolitik der einzelnen Kronländcr beschäftigt. Nur iu der Prager Laudstube führte der Gegensatz zwischen Deutschen und Ezcchcu specicll in der Sprachcn- frage wieder zu erbitterten Wortkämpfcn, wie dies hinsichtlich des deutschen Antrages ans nationale Ein- theiluug der Gerichts- nnd Verwaltungsbezirke Böh mens der Fall war. Eine seltsame Episode spielte sich ferner in voriger Woche anläßlich der Bcrathnug über Errichtung deutscher Bürgerschulen in der Prager Vorstadt Weinberge nnd in Pilsen, sowie einer ezcchi- schcn Bürgerschule in BndwciS im Landtage ab. Die dcntschc Bürgerschule für Weinberge wnrdc trotz dcö hicr vorliegenden nothwcndigcn Bedürfnisses abgclchnt nud zwar stimmte» »eben de» Czccheu anch die dcnt- scheu Großgrundbesitzer dagegen. Der Vorgang rief ans dcntsch-libcralcr Seite große Erregung hervor; dennoch stimmten später die deutschen Abgeordneten mit ihren czcchischcn College» für die Errichtung der czcchischcu Schule in BndwciS — jedenfalls beschä mend für die Czcchcn. Die Präsidcntcubolschnft an die Kammern ist bei der Mehrzahl der französischen republikanischen Blätter günstig ausgenommen worden. Nnr die monarchistischen Prcßorganc bezeichnen die Knndgcbnng dcö Hrn. Grcvh als nichtssagend nnd sie haben in gewissem Sinne Recht, denn Grcvh hat cö in dcr Botschaft ängstlich vermie den, aiif spcciellc Fragen einzngchcn und erklärt nur so im Allgemeinen, daß daö republikanische Regime zur Zeit das einzig mögliche in Frankreich sei. Wenn trotzdem die Botschaft anch im Lande einen durchaus günstigen Eindruck gemacht hat, so erklärt sich dies ans dcr cinfachcu, klarcu Sprache derselben, die jeden von den echt republikanischen Gcsiummgcn des greise» Staatsoberhauptes Frankreichs und seinem festen Vcr- Irancn die republikanische RcgiernngSform dcö Landes übcrzengcu muß. Die ministerielle Erklärung ist am Donnerstag noch nicht verlesen worden, dieselbe ist von den Kammern vielmehr erst an diesem Sonnabend entgegengenommen worden. Die Ermordung deö Präfcctcn dcö Enrc-Dcpartc- mcnt, welche so viel Aufsehen erregt, stcllt sich unzwei felhaft alö ein gemeines Verbrechen dar. Dcr Er mordete hatte in Paris 20,000 Frauken dienstliche Gelder erhoben und diese Snmmc fehlte bei Auffind ung dcö Leichnams im Eiscnbahn-Coupö. In Spanien dauern die Verhaftungen verdächtiger Persönlichkeiten fort nud werden solche besonders aus Saragossa gemeldet. — Tic Königin-Regcutin hat dnö Dccrct über die Pcrsonalvcrändcrnugcn im spa nischen diplomatischen Corps unterzeichnet; unter den ncncrnanntcn Gesandten befindet sich anch Marquis Valcra, welcher Spanien künftig am Berliner Hofe vcrlrctcn wird. Kurz nach dem formellen Zusammentritte dcö ncncn englischen Parlamentes ist einer dcr höchsten englischen Bcamtcnpvstcn vacant geworden, derjenige des Viec- köuigö von Irland. Der bisherige Inhaber dieses Postens, Lord Carmarvon, hat seine Demission ge geben nud wird die Geschäfte nur »och bis Ende dieses Monats führe». Es hcißt, Lord Carmarvon habe einem von London an« gegen ihn ansgcübten Drucke weichen müssen, da sein Auftreten in Irland einem Theile dcr Cnbinctsmitglicdcr nicht energisch genug sei. — Die noch immer mysteriöse Samoa-Angelcgcn- hcit soll, wie Londoner Blätter melden, nicht im Ge ringsten die srcnndschaftlichcn Beziehungen zwischen England nnd Deutschland bccinflnsse». Dcr Papst hat am Freitag ein geheimes Eonsisto- rium abgchaltcn nnd glaubt mau, daß auf demselben anch die Ernennung deö ncncn Erzbischofs von Posen erfolgt sei. Zur Orieutkrisiö lag bis Ende voriger Woche nichts wesentlich Neues vor. Doch berichtet die „4k. fr. Pr.", daß jetzt iu Serbien die friedliche Stimm ung überwiege und daß anch MijatoricS, dcr serbische Dclegirtc zn den Fricdcnönntcrhandlnngcn, für den Fricdcu sei. In unterrichteten Belgrader Kreisen glanbt mau, daß die Wicdcrhcrstcllnug dcS friedlichen Zn- standcö zwischen Serbien nnd Bnlgaricn nicht schwer halten dürste.