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......... Wchenh -ZkitiiW 64. Jahrgang. Donnerstag, dm 18. August 1898 Nr. 96 -4 's- lr- beiterwelt zu vertreten, ferner Arbeitsnachweis und Rechtsschutz zu gewähren u. a. m. Trotz des geringen Besuchs wurde der Verein gegründet. Vorläufig ist ein Familienabend geplant und der ganze Verlauf des» selben soll dem Einzelnen zeigen, was die evangelischen Arbeitervereine wollen und welcher Geist in ihnen herrscht. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß sich auch in unserem und den Nachbarorten Freunde für diese segensreiche Sache gewinnen lassen werden. Geising. Durch Vermittelung der König!. Amts» hauptmannschast hat das Königl. Ministerium des Innern der hiesigen Strohflechtschule auch für das laufende Jahr eine Staatsbeihilfe von 600 Mark bewilligt. Geising. Wegen epidemischen Auftretens der Maiern unter den Kindern ist die Schule bis auf Weiteres geschloffen worden. ES find zur Zett gegen 60 Kinder erkrankt und find unter den Erkrankungen auch Fälle schwererer Art zu verzeichnen. Dre-den, Prinz Johann Georg ist am IS. August von seinem AuSsluge nach Rußland wieder io Dresden angekommen. — Der Bahnhof „Wettinstraße" hier bleibt, trotzdem er für die Aufnahme eines großen Personen verkehrs geschaffen ist, fast verödet. Es mag deshalb wohl auch der Pachter der Restauration nicht auf seine Rechnung kommen und hat er um Entlassung aus seinem Pachtverhältnisse nachgesucht. Die Neuverpach tung wird jetzt ausgeschrieben. Schandau. Befremden erregt nach einer Mit theilung des „L. T." im benachbarten Wehlen eine Verfügung des dortigen Bürgermeisteramtes, wonach den Einwohnern von Wehlen verboten wird, an Sommerfrischler Zimmer zu vermiethen, solange die hiesigen Gasthäuser noch nicht vollständig besetzt sind. Sebnitz. Die beim nahen Thomasdorf aufge- sundene Ermordete heißt Marie Melzer, sie ist ge boren im Jahre 1873 und zuständig nach Rodewitz, Bezirk Böhm.-Leipa. Am Dienstag fand im Eltern hause des Mörders Josef Meier.durch eine GerichtS- kommisston eine Hausdurchsuchung statt, und am Mitt woch wurde der Mörder unter Begleitung von Gen» darmerie in einem Wagen von Hainspach nach Nix» darf gebracht, von wo aus er sodann zum Thatorte geführt wurde. Hier erfolgte eine gerichtliche proto kollarische Ausnahme, die sich in der Leichenhalle deS Nixdorfer Friedhofes wiederholte, woselbst Meier dem Leichnam resp. Skelett der Melzer gegenüber gestellt wurde. Als er von der Todtenhalle wieder bis zum Wagen geführt wurde, hielt er sich das Taschentuch vorS Gesicht und schluchzte laut. Ueberhaupt zeigt sich Meier zerknirscht und voll Neue über seine schändliche That. Den Blicken der zahlreich versammelten Zu» schauermenge suchte er dadurch auszuweichen, daß er mit dem Taschentuch das Gesicht bedeckte. Am Mitt woch ist nun auch das Elternpaar des Verbrechers, seine Mutter und der Stiefvater Rämisch, verhaftet und noch in derselben Nacht in das HainSpacher Be zirksgericht eingeltefert worden. Die Mordaffaire dürste dadurch noch eine ganz andere Wendung bekommen. Döbeln. Ein Flugblatt, schließend mit den Worten „Hoch das Klaffenbewußtsein" und „An die Arbeiterschaft" gerichtet, erregte am Sonntag hier einiges Aufsehen. Der Text nennt die Namen einiger dreißig Gewerbetreibender in Döbeln, die offene Ge schäfte haben und der dortigen Echützengilde angehören. Die Erwähnten sollen von der Arbeiterschaft boykottirt werden, wie das Schützenfest selbst. Die Veranlassung hierzu ist die, daß der Festleitung bedeutet worden war, daß, falls mehreren Echänkwirthen, deren Lokale ausschließlich von demokratischen Elementen frequentirt werden, Konzesstonen zu Errichtung von Schankzelten ertheilt würden, Mtlitärpersonen das Betreten des Festplatze« verboten würde. Selbstverständlich erhielten die betreffenden Wtrthe keine Konzession, daher die Turnvereine von Teplitz und Klostergrab in Böhmen waren auch vertreten, freiwillige Feuerwehr und die hiesigen Turner bildeten den Schluß. Nach Auflösung des Festzuges auf dem Festplatze begannen nach 3 Uhr die exakt ausgeführten und einen stattlichen Anblick gewährenden allgemeinen Freiübungen, welche der Gau- turnwart, Herr Lehrer Seidel-Lungkwitz, dirigirte. Hieran schlossen sich das Vorturnerturnen und Vereins- wettlurnen. Der Damenreigen, welcher nach 5 Uhr von 25 weißgekleideten, mit roth-weißen Schärpen ge schmückten und grün-weiß umwundene Reifen haltenden Festjungfrauen aufgesührt wurde, bot eines der an- muthigsten Bilder des Festes. Ebenso fand den leb haftesten Beifall der Zuschauer der von den Turn schülern der Schule in gelungenster Weise aufgeführ e Reigen. Den Schluß der turnerischen Arbeit bildete das Freiringen; auch dies nahm das größte Interesse Aller m Anspruch. Nach 7 Uhr erfolgte nach voran gegangener Berathung von Seiten der Kampfrichter die Verkündigung der Sieger und Bekränzung derselben durch 10 Festjungfrauen. Den l. Preis im Einzel wettturnen errang Merkel—Kreischa mit 64 Punkt, den 2. Preis RorariuS—Reinhardtsgrimma mit 60 Punkt, den 3. Preis Mache—Glashütte mit 54»/e Punkt, den 4. Preis Leichsevring—Reinhardtsgrimma mit 52 Punkt. (Nähere Angaben über weitere Preise in nächster Nr.) Im Freiringen siegte Pfeiffer—Liebstadt. Das Preis richteramt übten aus die Herren Lehrer Küchler— Dresden - Strießen, Schimmel—Dresden - Striesen, Thümmler—Dresden-Striesen, Gleisberg—Dresden, Mieth—Blasewitz, Eidner—Dippoldiswalde, Boden- Cotta, Goldarbeiter JuhrS—Dresden-Striesen, Buch halter Lau—Lockwitz, Buchdruckereibesitzer Schindzelors —Dohna, Schleifermetster Schieritz—Dippoldiswalde. Den Herren Preisrichtern rst ihr Amt gewiß nicht leicht geworden, denn alle turnerischen Leistungen waren lobenswerih. Nach Bertheilung der Preise er folgte der Einzug ins Dorf. Viele Türner rüsteten sich auch zur Heimkehr. Eine große Zahl nahm aber noch an dem in beiden Sälen des Orts stattfindenden Ball theil, doch kehrte noch während der Nachtstunden der weitaus größte Theil der lieben Gäste in die Heimath zurück. Der Montag war der Erholung ge widmet. In Hasert's Restaurant fand von Nach mittags 3 Uhr an Garten-Freiconcert und Abends Ball im Erbgericht für die Turner und deren Gäste statt. Die Bewirthung auf dem Festplatz am Sonn abend und Sonntag, die recht gut war, hatten die hiesigen Wirthe Feistner, Hasert und Lippold über nommen. Der Besuch des Festes seitens der Be völkerung aus der näheren und weiteren Umgebung war ein sehr großer. Hoffen wir, daß auch dies vor- übergegangene Tauturnfest ein gut Theil zur Hebung und Förderung der edlen Turnerei beitragen wird. Unserm Turnverein, der seine ganze Kraft dafür ein gesetzt, beglückwünschen wir zu dem guten Gelingen des Festes. Gut Heil! Reinhardtsgrimma. Ihrs Maj. Königin Carola berührte, von Rehefeld kommend, am Montag nach Mittag gegen '/i2 Uhr unseren Ort. Währenddem die Wagenpferde hier gewechselt wurden, hatte sich eine Anzahl Turner am Erbgericht ausgestellt, welche Ihrer Maj. bei Höchstdersn Weiterfahrt ein dreifaches „Gut Heil" brachten. Possendorf. Die am Sonntag Nachmittag im hiesigen Gasthose vom Verband evangelischer Arbeiter vereine zu Dresden einberusene Versammlung behufs Gründung eines evangel. Arbeitervereins in hiesiger Gemeinde mit den Ortschaften Hänichen und Wilms dorf war trotz zahlreich ergangener Einladungen leider schwach besucht. Der Grund für die geringe Bethsili- gung lag jedenfalls darin, daß Aufgaben und Zweck der evangelischen Arbeitervereine noch nicht hinlänglich bekannt sind, nämlich mitzuarbeiten an der Lösung der sozialen Frage, die Stände einander zu nähern und zu versöhnen, im Besonderen die Interessen der Ar Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem ..MuSrirteu Unterhaltungsblatt". Mit land- uud hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die wahrhaft tropische Hitze -er letzten Tage, die manchen Etoßsteufzer und manchen Schweißtropfen den gequälten Menschenkindern aus preßt (denn einige dreißig Grad im Schatten sind ja schließlich keine Kleinigkeit) kommt den Erntcarbeiten in hohem Maaße zu statten. Wo noch Mitte voriger Woche das Getreide sich im Winde wiegte, geht jetzt der Wind über die Stoppeln, und der reiche Segen ist glücklich in den Scheuern geborgen. Spechtritz. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brand platz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des ErbgerichtSbesitzer ThomaS'schen Scheunenbrandes in Börlas am 22. Juni d. I. hat die hiesige Gemeinde spritze 30 Mark Prämie erhalten. Cunnersdorf. Am Sonntag Vormittag wurde -er des Tags zuvor zur Hilfeleistung bei den noth- wendigen Erntearbeiten zu seiner Mutter, der verw. Erbgerichlsbefitzerin Fischer beurlaubte Trainsoldat Curt Paul Fischer von einem Pferde derartig an -en Kopf geschlagen, daß derselbe besinnungslos zu- sammenbrach und es voch zweifelhaft erscheint, ob der Unglückliche, welcher sich in Behandlung des Herrn vr. Künzel in Reinhardtsgrimma befindet, durch den Schlag nicht das linke Auge eingebüßt hat. Reinhardtsgrimma. Das 12. Gauturnfest -eS Müglitzthalturngaues, welches vom 13.—15. Aug. hier abgehalten wurde, verlies bei herrlichem, wenn . auch sehr warmen Wetter in wohl Alle befriedigender Weise. Unser noch junger Turnverein hatte keine so leichte Ausgabe übernommen, diese aber jedenfalls mit Geschick gelöst. Am Sonnabend wurden von Seiten des Vereins am Erbgericht die im Lause des Nach mittags ankommenden Mitglieder des Gauturnrathes, die Kampfrichter und Einzelwettturner, sowie die bis in die Abendstunden hier schon zahlreich etntreffenden fremden Turner empfangen und begrüßt und in die in genügender Zahl zur Verfügung stehenden Frei quartiere überwiesen. Nach 7 Uhr war Zapfenstreich. Abends 9 Uhr begann der von den hiesigen Turnern aus dem Festplatze aufgesührte Lampionreigen, der einen prächtigen Anblick bot und dessen Windungen nach einander die Buchstaben Ll. L. r. 6., d. t. „Müglitz- Thal-Turn-Gau", in gelungendster Weise darstellten. Der Rest de« Abends vereinigte die Turnerschast zu einem gemüthlichen Kommers im Erbgerichtsgasthof. Sonntag, der Hauptfestlag, begann früh 5 Uhr mit Weckruf der Kapelle der sreiw. Feuerwehr. »/,7 Uhr begannen dteEinzelwettturner ihreArbeit. BewundernS- werthe turnerische Leistungen traten hier hervor. Während der Vormittagsstunden trafen noch viele aus- wäUige Turnvereine hier ein, von der Turnerschast mit frohem „Tut Heil" begrüßt. Nachdem Nachmit tags >/«2 Uhr die am Gasthof „zum goldenen Hirsch" versammelten Festjungfrauen, Ehrengäste und hiesigen Vereine zum Festzug eingeholt worden waren, formirte sich derselbe auf dem Platze vor dem Rittergut. Hier- -ei wurden den Turnern von den Festjungfrauen Blumensträußchen überreicht. Nach Ordnung des Fest zuges bewegte sich derselbe durch den ganzen, mit Kränzen, Guirlanden, Ehrenpforten und Flaggen fest lich geschmückten Ort, durch den MtergutShof nach dem großen, gut gelegenen, von Herrn Ritterguts- -esttzer Nitzsche in uneigennütziger Weise zur Verfügung gestellten F-stplatz. Der Zug machte einen stattlich prächtigen Eindruck. Geführt von einer Abtheilung Turner, folgte dieser ein Mufikchor und die in Knie- Hosen, weißen Strümpfen und Hemden, grün-weiße Fähnchen tragend, stramm marschirenden Turnschaler hiesiger Sstule, hieran reihten sich Festjungfrauen, die Ehrengäste, wieder Festiungfrauen, Turner, der Männer- Gesangverein mit blumengeschmückter Lyra, der König! Eächs. Mtlitäroerein mit Fahne, freiwillige Feuerwehr ein zweites Mufikchor, die auswärtigen Turnvereine 26 an der Zahl, darunter 12 mit Fahne, die deutschen Die , WeiSeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlrcy 42 Vla. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. 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