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Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Ubr mit dem Tainm de? nachfolgenden TageS. Schluß der Anzcigenannaßme: Vormittag? I I Uhr am Tage deß Erscheinen«. Nr. 101. Mittwoch, den 23. August 1905. 16. Jahrgang. — -- - - —- »EM—, >> » -V—— Ostafrika Der am Freitag von Dar es Salam nach Lindi abgegangener Kreuzer „Bussard" ist noch an demselben Tage erfolgreich in Aktion getreten. Anscheinend ohne eigene Verluste hat ein an Land gesetztes Detachement die Aufständischen vertrieben. Gegen welchen Teil der Rebellen dieser erste Erfolg errungen und wie hoch er zu bewerten ist, läßt sich aus der knappen amtlichen Meldung nicht er sehen. Diese lautet: Ein Detachement von S. M. S. „Bus sard" unter Oberleutnant Paasche hatte am 18. August bei Lubomgwe unweit Müammwiki ein Gefecht mit den Auf ständischen. Der Feind wurde zurückge schlagen und floh nach Süden. Auch im Bezirk Dar es Salam sind in zwischen Unruhen ausgebrochen. Die dortige evangelische Mission in Maneromango hat vom Gouverneur Hilfe erbeten, und infolge dessen ist der Bezirksamtmann mit Polizei mannschaften dorthin entsandt worden. Aller dings sollen diese Unruhen, wie von den Missionsangehörigen selbst berichtet wird, schon wieder langsam abnehmen. Jedenfalls ist aus diesen Vorgängen ersichtlich, daß der Gou verneur die ihm zur Verfügung stehenden Machtmittel gleichzeitig an verschiedenen, räum lich weit auseinanderliegenden Punkten zur Entfaltung bringen muß. Unter diesen Um ständen wird die von ihm beantragte Verstärkung der Schutztruppe mit möglichster Beschleunigung herbeigeführt werden. In dieser Beziehung sind folgende Anordnungen getroffen worden: Auf Befehl des Kaisers wird der Kreuzer „Seeadler" sowie ein Kreuzer des ostasiatischen Geschwaders nach Ostafrika abdampfen, um bei der Unterdrückung der dort ansgebrochenen Unruhen mitzuwirken. Ferner werden aus der Heimat 150 Mann des Seebataillons zur Unterstützung der dortigen Schutztruppe in den bevorstehenden Kümpfen hinausgejandt werden. Diese Verstärkungen bewegen sich im Rahmen der von, Gouverneur Grafen v. Götzen bisher gestellten Anträge. Russisch japanische Friedensverhandlungen. In den Friedensverhandlungen ist bis zum Dienstag den 22. August eine Pause eingetreten mährend deren die Regierungen in Petersburg und Tokio ihre Entschließung zu fassen haben. Trotz vieler pessimistischen Stimmen halten die meisten maßgebenden Beurteiler an der Hoffnung fest, daß das Friedenswerk schließlich zu einem günstigen Ergebnis führen werde. Der Berichterstatter des Berl. L. Anz. meldete seinem Blatte am Sonnabend früh: . Witte ist körperlich angegriffen, aber sonst guter Laune. Er äußerte: „Was soll ich Ihnen sagen? Die Situation ist klar und liquidiert. Baron Kamura und ich stehen uns wie Hunde auf der Laner gegenüber und warten. Was bis Dienstag 8 Uhr nachmittags, wenn die letzte Sitzung beginnt, passieren kann, mag ich nicht prophezeien. Vielleicht werden bis dahin die Großmächte ihren Einfluß in der einen oder der anderen Richtung fühlen lassen." Auf Grund weiterer Aeußerungen läßt sich folgendes feststellen: Am Dienstag werden die Protokolle in eng lischer und französischer Sprache verlesen, verglichen und gczeichüet. Dann wird ent weder in einem endgültigen Protokoll lediglich die Vornahme dieser Handlungen niedergelegt, die Konferenz geht auseinander und der Krieg weiter -- oder aber es wird von einer der beiden Parteien der Vorschlag gemacht, die Erörterung eines oder aller vier streitigen Punkte wieder aufzunehmen. Dann mag diese Erörterung die Basis für den Beginn der Arbeit an einem wirklichen Friedensver trag werden, welche bis jetzt wegen der Mei nungsverschiedenheit über die vier Punkte nicht gefunden werden konnte." Ein Japaner sagt mir wörtlich: „Wir sind zu Konzessionen bereit, die der Welt gering, unserem Volk aber weitgehend erscheinen werden, und werden diese Zugeständnisse machen, wenn auch die Ruffen Entgegenkommen bekunden." Ein besonders günstiges Anzeichen für die Aussichten auf Friedensschluß ist die außer ordentlich feste Haltung der japanischen Fi nanzkreise, über die nachstehendes berichtet wird. Man meldet aus Tokio: Die Aussichten auf Frieden sind vortrefflich. Die Bankiers sind nunmehr geneigt, die festeren, normalen Beziehungen zu ihren Kunden wieder aufzu nehmen. Der Fondsmarkt steigt beständig. Eine außerordentliche Session des Parlaments wird in kurzer Zeit einberufen werden. Die von Japan den Russen vorgelegten Forderungen sind: 1. Die Anerkennung des überwiegenden Einflusses Japans auf Korea, 2. die gleichzeitige Räumung der Mandschurei durch die japanischen und russischen Truppen, 3. der Uebergang der Pachtung von Pott Arthur, Dalnp und der Kwantunghalbinsel an Japan, 4. die Unterstellung der Man dschurei unter chinesische Verwaltung innerhalb 18 Monate, 5. die Annektierung Sachalins durch Japan, 6. Japan übernimmt, ohne Rußland zu entschädigen, alle Docks, Miliiär- und Marinebauten in Port Arthur und Dalnp, 7. Japan übernimmt die Eisenbahn bis Charbin, 8. Rußland behält die Eisenbahn Charbin — Wladiwostok, 9. Rußland erstattet die Kosten des Krieges an Japan zurück. 10. Rußland liefert die internierten Schiffe (wie vorher gemeldet) aus, 11. Rußland hält keine Linien schiffe und nur eine bestimmte Anzahl Kreuzer in Asien. 12. Japan erhält Fischereirechte an der sibirischen Küste. Augenblicksbilder aus Dänemark. Dem Privatbriefe eines Seeoffiziers ent nimmt die „Magdeb. Ztg." folgende Mittei lungen: „Eine erfreuliche Bemerkung habe ich jetzt im Juli, wo ich zehn Tage bei einem Bekannten in Dänemark war, machen können. Die Dänen möchten sich am liebsten an Deutch anschließen. Ich war gerade während des Besuches unserer Flotte da und zwar täglich in anderer großer Gesellschaft Ich habe alle Schichten der Bevöllkerung kennen gelernt; mit Ausnahme eines Oberstleutnants und eines Kaufmanns, die aber gleich von den andern kolossal zugedeckt wurden, waren alle ohne Ausnahme von einer grenzenlosen Liebens würdigkeit. Fast alle sprechen Deutsch, wie mir ein junger 23jähriger Student sagte, je nachdem, wie der Fremde ist, entweder gar nicht, schlecht oder gut. In Helsingör, wo ich mit meinen Bekannten zum Vogelschießen war, spielten sie mir zu Ehren die Wacht am Rhein. Fast alle brachten mir gegenüber die Ansicht zum Ausdruck, baß Dänemark mit dem Deutschen Reiche im Bunde leben sollte und daß Deutsch land, mit Dänemark verbündet, unangreifbar sei. Von Schweden wollten sie aber nichts wissen, sie reden nur vom „falschen Schweden". In einer Gesellschaft brachte ein alter Däne, der nur Dänisch sprach, ein Hoch auf mich aus, und gleich darauf stand ein junger Däne auf und sprach in tadellosem Deutsch: Es wäre eben auf das deutsche Vaterland gesprochen worden, er aber wollte auf das größere Vater land trinken; Dänemark wäre ein kleines Land und müßte sich an ein größeres Land an schließen, und er tränke auf ein verbündetes Deutschland und Dänemark. Für den deutschen Kaiser schwärmen sie, und ich mußte mit ihnen auf ein deutsches Schlachtschiff und ihnen das zeigen. Sie waren ganz überrascht von der Disziplin, weil der Matrose der mir mitge geben war und wußte, daß ich deutscher Offi zier war, trotz seiner nackten Füße und unserer gemütlichen Unterhaltung immer sttramm stand, wenn ich ihn etwas fragte. Die kleine dänische Flotte, auch die einzelnen Schiffe sind viel kleiner, verschwand ganz neben unsern mächtigen Panzern. Noch ein netter Zug. Das Haus meines Bekannten liegt bei Helsingör am Sund. Als nun die deutsche Flotte kam, hatte er die dänische und die deutsche Flagge gehißt. Die Flotte kam in Kiellinie, ungefähr 500 Meter von uns entfernt angefahren. Nach dem die Festung Kronberg mit dem Schießen fertig war, feuerte mein Bekannter mit einem kleinen Böller Salut. Darauf salutierte jedes Schiff durch Dippen unsere deutsche Flagge, wie mir später mitgeteilt wufde, auf Befehl des Flaggschiffes. Durch diese kleine Liebens würdigkeit hatte Köster ganz Helsingör begeistert." Deutscher Kriegertag in Kiel Der am 13. und 14. August unter dem Vorsitz des sGenerals der Infanterie z. D. von Spitz in Kiel abgehaltene deutsche Kriegertag, der 31. Abgeordnetentag des Deutschen Krieger bundes und der 4. Abgeordnetentag des Preußischen Landes-Kriegerverbandes, ist in jeder Beziehung befriedigend verlaufen. Die Kameraden an der Waterkante hatten alles aufgeboten, um deu Besuchern der alten See stadt den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Es waren 366 Abgeordnete ver sammelt, die rund 1'/z Millionen Mitglieder vertraten. Auch die übrigen zum Kyffhäuser- Buud gehörenden Landes-Kriegerverbände — der Bayerische, der Sächsische, der Württem- bergische, der Badische und der Hessische Landes verband — hatten Vertreter geschickt, ein Be weis für die vom Generalmajor z. D. Winne berger aus München zum Ausdruck gebrachte Tatsache, daß die Verbände des Kpffhäuser- bundes ein immer größeres Interesse anein ander nehinen und von Jahr zu Jahr fester gefügt werden. Vertreter des von Kiel ab wesenden Prinzen Heinrich von Preußen war Kontreadmiral von Holtzendorff. Auch die Regierungs-Militärbehörden sowie die Stadt Kiel hatten Vertreter geschickt. Aus ihren Reden ging mit erfreulicher Gewißheit hervor daß die patriotischen und gemeinnützigen Be strebungen des Deutschen Kriegerveroinswesens von den Behörden dankbar annerkannt und mit allen Kräften gefördert werden. Die Verhandlungen begannen mit der Ge neralversammlung der Srerbekasse. Sie hatte am Jahresschluß 70 000 Vertreter mit einem Versicherungskapital von fast 16'/z Millionen Mark. Die Deutsche Kriegerfechtanstalt, die den größten Teil der Gelder zur Erhaltung der vier Krieger-Waisenh iuser sammelt, um faßt jetzt 1384 Kriegerfechtschulen und 374 Privatfechtschulen. Den Abgeordnetentag des Deutschen Krieger, bundes eröffnete General von Spitz mit einer längern, hochbedeutsamen Ansprache, in der er feststellte, daß die Bestrebungen, unsere Seemacht rqscher und nach einem größeren Maßstabe als bisher auszugestalten, keinen wärmeren Freund haben als den Deutschen Kriegerbund. So dann wandte sich General von Spitzln schar fen Worten gegen die Sozialdemokratie, indem er den in einem sozialdemokratischen Blatte jüngst veröffentlichten Artikel mit der Ueber- schrift „Unterm Schlachtvieh" einer vernichten den Kritik unterzog, und einen flammenden Ruf zur Bekämpfung der Umsturzpartei an die Kriegervereiae richtete. Die Rede, nach Form und Inhalt ein Meisterstück, schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, die deutschen Fürsten und freien Städte. Rundschau. — Wie amtlich bekannt gegeben wird, läßt der Kaiser ersuchen, anläßlich seiner im Winter bevorstehenden Feier der silbernen Hochzeit von der Darbietung irgendwelcher persönlicher Geschenke abzusehen. Dagegen werde es das Kaiserpaar mit Freude und Genugtuung begrüßen, wenn Private, Vereine und sonstige Körperschaften das Familienfest im Kaiserhause als Anlaß benutzen wollen, um Zuwendungen und Stiftungen zu nationalen wohltätigen und sonstigen gemeinnützigen Zwecken zu machen. — Die Frage der Einführung einer Zwangs-Hagelversicherung tritt in diesen! Sommer verschiedentlich wieder in den Vordergrund. Streckenweise hat Hagelschlag furchtbare Verwüstungen in den letzten Monaten in Deutschland angerichtet, und man hat daher allen Anlaß, sich in den zuständigen Kreisen wieder einmal damit zu beschäftigen. Die Versicherungsbeiträge fallen gegenüber dem angerichteten außerordentlich schweren Schaden nicht ins Gewicht. — Die bevorstehende Sonnenfinsternis am 30. August wird wegen ihrer Totalität in großer Nähe der nordamerikanischen und der europäischen Kulturländer zu einer um fassenden Beobachtungsarbeit Anlaß bieten. Die Beobachtungen in der Totalitätszone stehen voran. Von den Erscheinungen im Umkreis des Sonnenrandes, die dann vollständig auch dem bloßen Auge sichtbar sein werden, ist eine besonders kräftige Entwicklung zu erwarten. Denn bas Jahr 1905 stellt sich als ein solches ungewöhnlich erregter Sonnentätigkeit heraus. Die Gruppen der Sonnenflecken sind meist im Verhältnis sehr groß uud vor allem so häufig, wie noch nicht wieder seit 1872. Mehrmals waren sie auch ohne teleskopische Vergrößerung sichtbar. Es gilt vor allem, an verschiedenen und möglichst weit voneinander entfernt gelegenen Stellen der Totalität, die nur 3—4 Minuten ihrer Dauer zu recht häufigen photographischen Aufnahmen und anderen genauen Aufnahmen über Helligkeit, zeitliche und räumliche Ausdehnung der der gleichen Sonnentätigkeit zugeschriebenen Pro tuberanzen und der Strahlenbüschel der Sonnenkorona auszunützen. — Zu dem großen Festungsmanöver bei Thorn, dem auch der Kaiser einen Tag bei wohnen wird, rücken sechs kriegsstarke Kom pagnien der Eisenbahnbrigade aus. Sie werden aus aktiven Mannschaften aller drei Regimenter und aus Reserven, die fünf bis sechs Wochen eingezogen werden, zusammen - gestellt und bauen vom 4. September bis Ende des Monats Feldbahnen, auf denen den Truppen die Lebensmittel und die Munition zugefahren werden soll. — Zum Spremberger Eisenbahn unglück wird berichtet, daß am Sonnabend die Trümmer der zusammengefahrenen Eisen bahnzüge in einem langen Wagenzuge nach Kottbus gebracht wurden. Der Material schaden dürfte an 400 000 Mk. betragen. In der Frage der dauernden Entschädigung hat die Eisenbahndirektion Halle 120 000 Mark vorbehaltlich der Genehmigung des Ministers bewilligt. Die Erben der Getöteten wurden aufgefordert, ihre Ansprüche bei dem Bahn- fiskus anzubringen. — Der Gouverneur von Kiautschou, Kontreadmiral Truppel hat seinen Urlaub unterbrochen und ist zu mehrtägigem Aufenthalt in Berlin eingetroffen, um an der Bearbeitung des Etats für unser chinesisches Pachtgebiet in Schantung teilzunehmen. — Von den Aufständischen in Deutsch- Ostafrika sind auf Station Liwale ein Feldwebel und ein Ansiedler ermordet wnrden. — Samuel Maharero befindet sich mit seinen Söhnen und Unterhäüptlingen nach wie vor unter englischer Polizeikontrolle. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Verlag «nd Druck: Güuz L Eule, Naunhof. Redaktion: Ang. Franz Hauschild, Naunhof. Bnküudtguuge«: Für Inserenten der Amt-Hauptmann, schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge- spaltene Zeile, an erster Stelle und ! für Auswärtige 12 Pfg. ! Bei Wiederholungen Rabatt. Mit einem Illustrierten SonntagSblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letzter« alle 14 Lag«?