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Nr. V8 LS. Jahrg. Dienstag den 4. April 1916 Geschäftsstelle und Redaktion r Dresden «A. 16. Hoibeinstratze 4M Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 v«iug»pr«t», »u<aab» X mit illuslr. Beilage vierteljährlich S.I<» In Dresden und ganz Deutsch land srei Hau» it.IiN u> Oesterreich 4.4» ii. »«»gab« » dierteljShrllch ,.«» In Dresden und ganz Dculschiand srei Haus ».»» in Oesterreich 4.0? X. Einzel-Nummer 10 Die Sächsische BolkSzeitung erscheint an alle» Wochentagen nachmittags. o c illnzeige», Annahme von chelchdstsanzeigen bis 10 Uhr. don Familicnanzcigeu bis 11 Uhr von». Preis siir die Pclil-Spaltzeilc!Kt ^. im Rekla- meteil «o ^. gür undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- sprccher ausgegcbeuc Anzeige» können wir di« Berantwortlichleit sür die Richtigkeit des Tepe» j nicht übeniehinen. Sprechstunde der Redaktion: 11-1» Uhr vorm. lll Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Der Vormarsch aus Valona und seine möglichen Weiterungen Man würde zu weit gehen, die vor etwa 14 Tagen ge meldeten Ereignisse vor Valona als direkte Einleitung eines gewaltsamen Angriffes ans die von den Italienern besetzte Hafenstadt Südalbaniens bezeichnen zn wollen. Die Zn- rücktreibung italienischer Abteilungen von der Vojna und der Umstand, das; seit diesen; Tage der offizielle Draht nichts weiter darüber berichtet hat, sowie die wiederholten Besuche der Flieger über Stadt und Hafen lassen vielmehr darauf schließen, das; über Valona die regelrechte Belage rung verhängt wurde, deren Einleitung eben in der Ver treibung gegnerischer Truppen von; Vorselde und deren Znrückdrüngnng in die befestigte Zone besteht, wodurch die Isolierung der Festung in Szene gesetzt wird. Warum sollte schließlich auch ein anderes Angriffsver- iabren angewendet werde»? Die Arbeit unserer verbün deten Truppen in Mittelalbanien, namentlich bei Durazzo, ist so gründlich geschehen, das; sie als Beherrscher Albaniens (bis auf den letzten Platz von Valona) in der angenehmen Lage sind, die Operationen nach der eigene» Lago so ein zurichten, wie sie bei möglichster Schonung von Mann und Material doch zu jenen; Endzweck führen müssen, den wir als Eroberung des festen Platzes bezeichnen. In der mazedonisch-albanischen Gesamtlage ist vorläufig kein Merk mal zu erkennen, das zwänge, ei» beschleunigteres Verfahren in, Festungskriege anzuwenden. Nichts treibt zur Eike, die einen Mehraufwand von Truppen und Material — und erbeblich größere Verluste — erfordern würde. In; großen Ringen des Vierbundes mit den; Vier- verbande, das bei Verdun seinen glücklichen Anfang ge nommen hat, wird Südalbanien mit Valona allerdings nur eine Nebenkriegsschauplatz bilden. Aber im Kriege mit de»; italienischen Feind steht Valona in regelrechter Wechsel beziehung zu den Ereignissen am Südwestkriegsschauplatze. Gleich wie hier in; Angriffe, wendet dort die italienische Heeresleitung alles Erdenkliche an, um einen Erfolg zu er ringen. Für Italien ist Valona nicht viel weniger, als Triest oder doch eine andere Hafenstadt an der Adriaküste Valona ist vielmehr italienischer Besitz, als cs Durazzo war, und nicht umsonst versichert die italienische amtliche und nichtamtliche Presse mit immer stärkerer Betonung, daß in Valona alle erdenklichen Vorbereitungen getroffen worden sind, um unsere Verbündeten entsprechend zu empfangen. Man hat auch keinen Grund, an der Nichtigkeit dieser Ver sicherungen zu zweifeln, da ja für die Italiener alles auf den; Spiele steht, was sich für sie an den Namen Adria knüpft. Entsprechend seiner Wichtigkeit wurde dieser Posten auch mit entsprechenden starken Kräften dotiert. Unter Kommando des Generals Botazzi haben sich bereits zn Be ginn unserer Offensive in Albanien etwa zwei Divisionen in Valona festgesetzt, wohl kaum in der Absicht, sich hier ab- fangen oder aufreiben zn lassen. Nach und nach sind auch serbische nnd montenegrinische Truppen, nachdem sie in Korfu ausstaffiert worden waren, in Valona gelandet. Obzwar die italienischen Blätter versichern, das; die Be satzung nunmehr 100 000 Mann betrage und daß die Moli vollends fertiggestellt seien, läßt das Ergebnis der letzten Kämpfe um das Vorfeld jedoch einen anderen Schluß zu: denn gerade dieser Akt in; Festungskriege dauert gewöhnlich länger und gestaltet sich zumeist sehr hartnäckig und blutig. Nichtsdestoweniger soll Valona bis zum letzten Blutstropfen verteidigt werden, wie die italienischen Blätter überein stimmend feststellen. Soweit das Interesse, wenn Valona selbständiger Kampfplatz bleiben sollte. Nun haben aber auch die Franzosen und Engländer in Saloniki begreiflicherweise ein Interesse, wie Valona ver teidigt werden soll. Sie betrachten es nicht ausschließlich als einen italienischen Posten, sondern als den linken Flügelstützpunkt in; Rahmen der Salonikier Stellung. Unter diesen Umständen war es auch erklärlich, warum die beiden in Ron; für das Valona - Unternehmen so über zeugend cingetreten sind nnd warum dasselbe ein Regic- rungsnnternehnicn genannt wird, vor dein Cadorna ge- warnt habe. Entwickelt sich der Kampf »in Valona nun in; Rahmen des ganzen, so werden sich die Alliierten sehr bald gezwungen sehen, Anschluß gegen Valona zu suchen und zu finden. In diesen; Falle müssen die bis jetzt von den Griechen besetzt gehaltenen Gebiete von Koritza und Agyro Kastro in; Epirns betreten werden, welche bei der Bildung Albaniens diesen; zngctcilt, von den Griechen aber nicht geräumt wurden. Da eine direkte Entlastung der Italiener bei Valona seitens ihrer Verbündeten nur in diesem Land striche möglich wäre, so wird jede Meldung über das Be treten dieses griechischen Gebietes durch französische oder englische Abteilungen ein neuer Beweis für die künftige Gestaltung der Lage an dieser Front sein. In diesen; Falle würden aber auch die Griechen gezwungen werden. Farbe zu bekennen. In dieser Hinsicht gewinnt der Kampf um Valona auch internationale Bedeutung. l>II>>I>>lI>l>>I>IIIIlIII!I,IIII,I,I,„I,II,„II,I,I,II„III„,„IIIIIIIII,I„„I,IIII,„»I»IIII»»»»»»I»II»l!l Das Neueste vom Tage N MW «U TlWbMt. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier. 4. April 1910. Westlicher Kriegsschauplatz Südlich von St. Eloi haben sich die Engländer nach starker Feuervorbereitung in Besitz des ihnen an; 28. März genommenen Sprengtrichters gesetzt. In der Gegend der Feste Donamont haben unsere Truppen au; 2. April südwestlich und südlich der Feste so wie im Cailette - Walde starke französische Verteidigungs anlagen in erbitterten; Kampfe genommen nnd in den er oberten Stellungen alle bis in die letzte Nacht fortgesetzten Gegenangriffe des Feindes abgewiesen. Mit besonderem Kraft einsatze und mit außerordentlich schweren Opfern stürmten die Franzosen innnerwieder gegen die im Eaillette-Walde ver lorenen Verteidigungsanlagen vergebens an. Bei unseren; Angriff an; 2. April sind an »»verwundeten Gefangenen 19 Offiziere, 745 Mann, an Beute acht Maschineugeivehre eingebracht. Oestlicher Kriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Die feindliche Artillerie zeigte nur uördlich von Widstz sowie zwischen Narocz- und Wizniow-See lebhaftere Tätigkeit. Balkan-Kriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. (WTB.) Amtlich. Berlin, 4. April. In der Nacht von; 8. zum 4. April wurden bei einen; Marinelnftschiff- augriffe auf die englische Südostküste Befestigungen bei Gread-Varmonth mit Sprengbomben belegt. Die Luft schiffe sind trotz der feindlichen Beschießung unversehrt zurückgckehrt. Der Chef des AdmiralstabcS der Marine. Die Lage in Holland B e r l i n, 4. April. Nach einer Rotterdam;» Meldung des „Bcrl. Tagcbl." erwartet man, das; heute nach einer geheimen Kammersitzung in; Haag eine kurze Ver öffentlichung erscheinen wird. Den „Borl. N. N." zufolge hat die Aufregung in Holland bedeutend nachgelassen. Laut „Bert. Lokalanz." durfte die Pariser Presse auch gestern die auswärtigen Angaben über die Bedingun gen, unter denen die englisch-französischen Forderungen an Holland gegenstandslos werden könnten, nicht besprechen. Zu den Zeppclinangrisscn auf England heißt es in der „Voss. Ztg.": Unsere Luftschiffe tun ganze Arbeit. Gerade ihre Tätigkeit wird dazu beitragen, den noch immer bornierten Hochmut der Söhne Albions end lich zu brechen. Ein Kopenhagencr Blatt schreibt: Der alte Graf Zeppe lin feiert große Trininphe. Seine Luftschiffe haben die Probe bestanden. Englands Traun; von der Splendid Isolation ist zerstört. England beherrscht das Meer, aber die Luft haben die Deutschen sich untertänig gemacht. Und was schadet es, daß die deutsche Flotte nicht die englischen Schiffe vernichten kann, wenn sie wiederholt Londons City aus der Luft bombardiert und das Welthorz trifft. Zu»; Untergang des „L 15" Neutrale Journalisten, welche bei den Geretteten des „L 15" zu Besuch waren, versuchten laut „Voss. Ztg." zu ermitteln, in welcher Höhe das Luftschiff gefahren sei, aber alles, was sie hcrausbekommen konnten, war, daß das Luft schiff viel höher als 5000 Fuß geflogen war. Sächsischer Landtag Zweite Kamn; er Dresden, 4. April. In der gestrigen Abendsitzung wurden zunächst die Nachträge zun; Etat für 1914- 1915 und ein Nachtrag zun; Finanzgesetz auf 1914 und 1915 in Schlußberatung genommen. — Ten Bericht er stattet Abg. Dr. H ä h n e l (kons.). Er erklärt, daß sämtliche Kapitel des Nachtrages die einmütige Zustimmung der Deputation gefunden baden, mit Ausnahme des Kapitels 22 (Zivilliste). Abg. Posern (natl.): Aus den Darlegungen des Referenten habe er entnommen, daß bei Kapitel 22 die Nach- bewillignng aus Rücksicht auf die Interessen der Allgemein heit für die Königl. Hoftheater erfolgen solle, weil dort die Militärs freien Eintritt genössen. Das begreife er nicht. Der einzelne Privatmann bringe große Opfer im Interesse der in; Felde Stehenden, und kein anderer sei mehr berufen, für das Militär etwas zu tun als der Empfänger der Zivilliste. In; Bürgerstande gebe es nick;! allein um das Einkommen, sondern es würden sogar die Vermögen angegriffen. Er könne es seinen Wählern nnd de» Steuerzahlern gegenüber nicht verantworten, einer solchen Forderung znzustimnien. Abg. L a n g e r - Leipzig (So,;.): Seine politischen Freunde würden ebenfalls gegen die 200 000 Mark stimmen. Abg. Koch (Fortschr. Vp.): Seine politischen Freunde würden für die Bewilligung der Summe stimmen. Abg Trüber (kons.) nimmt Anstoß an einer Ein stellung in den außerordentlichen Etat zur Gewährung eines Tarlehns aus Staatsmitteln an eine. Landgemeinde zur Deckung von Verbindlichkeiten. Minister des Innern G r af Vitzt b n in : Der Vor gang, der Anlaß gegeben hat, diese Summe in den außer ordentlichen Etat einzustellen, ist in der Finanzdeputation O eingehend erörtert worden. Die ganze Angelegenheit ist vertraulicher Natur. Ich muß die Vorwürfe, die der Abge ordnete Trüber gegen die Regierung erhoben hat, auf das allorcntschiendste als ungehörig zurückweisen. (Unruhe, Widerspruch.) Abg. Trüber betont nochmals den Kernpunkt seiner Ausführungen und überläßt es der Kammer, zu entscheiden, ob er sich ungehörig benommen' habe, worauf der Mi nister erklärt, er habe sich versprochen: er habe unbe gründet sagen wollen. Alle Einstellungen in den Nachtragsetat werden von der Kammer genehmigt, einzelne, »sie Zivilliste, Ordens kanzlei, gegen schwache Minderheiten der linken Seite. lieber mehrere Uebersichtcn und die Bilanz deS Rechen schaftsberichtes berichtet sodann Vizepräsident Fräßdorf (Soz.) als Vorsitzender der Rechenschaftsdeputation. Er beantragt, der Regierung Entlastung zu erteilen. — Ohne Debatte beschließt die Kammer in diesen; Sinne. Zur allgemeinen Vorberatung gelangt hierauf der Ge setzentwurf über die Verlängerung der Amtsdauer der Mit glieder der Handels- und der Gewerbekaiuiner. — Der Ge- setzentwurf wird unverändert angenommen. Es folgt die Schlußberatung des Entwurfes eines Ge setzes über die Körung von Ziegenböcke». — In nament licher Abstimmung wird zunächst über de» Antrag der Minderheit abgestimnit, den ganzen Gesetzentwurf abzu lehnen. 38 Abgeordnete sind sür Ablehnung, 46 dagegen, 7 fehlen. Hierauf findet der Gesetzentwurf in der von der Mehrheit beschlossenen Form Annahme. Dann kommt der Gesetzentwurf zeitweiliger Abände rung des Schonzeitgesetzes und des Kaninchengesetzes zur Schlnßberatung. Berichterstatter ist Abg. Tr. Mehnert, Plauen (kons.). Er bemerkt, das; auch die Fasanen der ver kürzte» Schonzeit unterworfen werden sollen. — Der Ge setzentwurf findet mit den von der Deputation beschlossenen Abänderungen Annahme. Nächste Sitzung: Dienstag vormittag 11 Uhr. Der Weltkrieg Oesterreichisch-ungarischcr Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 3. April 1916: Russischer Kriegsschauplatz. Die feindliche Artillerie entfaltete gestern fast auf allen Teilen der Nordostfront eine erhöhte Tätigkeit. Sonst keine besonderen Ereignisse. Italienischer und Südöstlicher Kriegs schauplatz. Unverändert. . » Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant.