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Dresdner Journal : 27.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-27
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1887
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V145. Montag, den 27. Juni, abends. » 4»«t»«L« Lxok«: ^LUrUoN: .... 1» ^^LNrlicdr 4 U»rlr bv?k. Linielo« ktununvr«: 10 ?t. La»—rd»Idä— äsat—Uva Lsieü— tritt ko«t- aoä 8tvwp«l,«x:p1»8 Uia»u. L«Ltt«älxo»»»^«I»tlIlre» r k°ar 6so Naum einer b"pait«nsn 2«ils kleiner 8oUritt tv kk. 0«t«r „Lin^—aoät" Tis 2eils 60 kk. Kei Tabellen- «vä 2iüera—tt evttpr. Lukoül»^. Lr»ellvl«v« r VLUtioü mit LammUm« Ter 8oaa- anä kaivrta^» »ksoT». k'ernspreet» -LLscülui»: Xr. 1LSS. DresdnerÄMMl. Für di« Gesamtleitung verantwortlich r Dtto Banck, Professor der Literatur- und Kunstgeschichte. 1887. LaaaUme es» L»LA»S1^»^» »«MLrt,, Lra^i»t«tt«r, Oommi—ionLr T— Orexlner ^ournat»; Samdar, -N«rU»-Vt«a - l^lpilU S—t Sr»,L»»-rr»a»ar» x N.: //aaeenZt«»« ct ^oA/er/ S»rUa-Vt«»-U»»darU. ?r»^-1^tp«tU -rr»atkart x N.-»aet«»: Lto«e,- kart» - Loaäoo - L»rUa - rraatlvrt x H. - »tattUart: <t 6o.,' L»rUa: /nvat»«t«n<tant,- OvrUtt: (/. L/Mer« ^acL/»toer, S—a»v»r: 6. S»U» x I: F Larct <t 0o. ü«r»ll»8«b»r r Uvni^t. L»p«1itjoo <ts» vr—äaor ^onrmU», vrsxts«, /Hrin^«r»tr. 8o. 20. kera»prsob-L«»<rü1ll—: Ur. 1«Sb. Westessungen auf da» „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresde« bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für »>S»ärt- bei den betreffenden Postanstalten. Aukiudiguuge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im AnkündigungS- teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem bei der StaatSeisenbahnverwaltung angestellten Stationsvor stand I. Classe, BahnhofSinspector Heinrich Emil Kiesling in Penig das Ritterkreuz ll. Classe vom Albrechtsorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 24. Juni. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät des Königs ist dem Gärtner August Hermann Himpel in Schweizerthal für die von ihm am 1. März dieses JahreS unter eigner Lebensgefahr bewirkte Rettung einer Frau und deren Kindes vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebens rettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tagen der selben am weißen Bande verliehen worden. Bekanntmachung, die Errichtung eines Aichamts in Aue betreffend, vom 23. Juni 1887. Im Anschluß an die Bekanntmachung, die bestehen den Aichämter und deren Einrichtung für die verschie denen Zweige der AichungSgeschäfte betreffend, vom 3. März 1873 (Gesetz- und BerordnungSblatt von 1873 Seite 225) wird hierdurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht, daß in Aue ein Aichamt mit der „ge- wöhnttchen Einrichtung" im Sinne der angezognen Bekanntmachung neu errichtet und demselben die Be fugniß zum Aichen von Längenmaaßen, Hohlmaaßen, Gewichten und Waagen für den Handelsverkehr, jedoch mit Ausschluß der PräcisionS- und Goldmünzgewichte, der PräcisionSwaagen, der selbstthätigen Registrir- waagen, der festfundamentirten Brückenwaagen und der für mehr als 2000 Höchstbelastung bestimmten Waagen ertheilt worden ist. DaS Aichamt Aue hat die Ordnungszahl 18 mit der Maßgabe zu führen, daß derfelben auf den AichungSstempeln zur Unterscheidung von den Stempel zeichen der früheren AichamtS Roda ein Punkt bei zufetzen ist. Dresden, am 23. Juni 1887. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Müller. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Köln, 27. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei Mülheim am Rhein entgleiste heute früh der Ber ¬ liner Courierzug. ES sollen mehrere Personen verletzt sein. London, 27. Juni. (Tel. d DreSdn. Journ) Die „Morningpost" will wissen, Frankreich hätte neuerdings den Botschafter in Konstantinopel, Grafen Montebello, instruiert, der Pforte die Wiederaufnahme der fravzSfischen For derungen betreffs Hüterschaft an den heiligen Orten im Orient in Aussicht zu stellen, falls die Pforte die Konvention mit England wegen Ägyptens ratifizieren würde. Unter diesen Um ständen habe die Pforte bei England avgrfragt, ob sie im Falle der Ratifikation der ägyptischen Konvention auf wirksame Ausführung der Kon vention von Cypern seitens Englands rechnen könne. Dresden, 27. Juni. Der französische Chauvinismus und das Urteil des Reichsgerichts zu Leipzig. Die Verurteilung der des Hochverrat- angeschuldig ten Elsässer: Köchlin-Claudon, Blech, Schiffmann und Trapp durch das Reichsgericht zu Leipzig hat, obwohl die zuerkannten Strafen anerkanntermaßen ge linde waren, den französischen Chauvinismus in einen wahren Fieberzustand versetzt. Zunächst ist es die fran zösische Hetzpresse, welche in politischer Bauernfängerei ihr Möglichstes leistet. Nach dem.Figaro' will man die Elsaß-Lothringer lehren, „daß man nicht mehr daS Recht habe, französische Gefühle zu hegen, und daß man nur nach der deutschen Pfeife tanzen dürfe. DaS ist die Rechtsthcorie des Stärkeren. das ist auch immer die Theorie des Siegers gewesen Man ist nur zu einem ein zigen Resultat gekommen; nämlich: Wenn eS in Berlin unter Friedrich II., dem Könige von Preußen, noch Richter gegeben hat, so giebt eS deren in Leipzig unter der Regierung Wil helms I., Kaisers von Deutschland, sicher nicht." Der „Moniteur Universel" schreibt: „Die gestern von dem Leipziger Gerichtshöfe verkündigten UrteilSsprüche stehen außerhalb de-Bodens der Gerechtigkeit; allein wir waren darauf gefaßt. Wenn die Politik Prozesse macht, so läßt sie sich durch nicht- beirren, weder durch Recht, noch durch Rücksichten, noch selbst durch das richtige Gefühl der Interessen, die ihr obliegen. Die deutsche Regierung grollt der Patriotenliga; sie hat be schlossen, dieselbe von dem Boden Elsaß-LolhringenS auszurotten. Das ist ihr genug, um ans Ziel zu gelangen; hier trifft sie Elsaß Lothringer, die befugt sind, zwischen Rhein und Bogesen mit französischem Rechtsansprüche zu wohnen." Wir lassen eS bei diesen beiden Proben ans dem von der französischen Presse gegen das Urteil des Leipziger Reichsgericht- eröffneten Feldzug bewenden. In Paris wollen die Leute der Patriotenliga nach wie vor den Frankfurter Friedensvertrag nicht aner kennen und die Gehäfsigkeit gegen Deutschland macht sich in der mannichfachsten Weife Luft. Zu den tollsten Ausgeburten der jüngsten Vergangenheit gehört der in der Deputiertenkammer von den (echt französische Namen tragenden I) Abgeordneten Dreyfuß und WickerSheimer eingebrachte Antrag, welcher dahin geht, daß in Frank reich lebende Ausländer, welche Mitglieder eine- im Auslande bestehenden, Frankreich feindlichen Vereins sind, mit Gefängnis von 3 Monaten bis zu 3 Jahren bestraft werden sollen. Dieser Antrag kehrt sich gegen die in Frankreich lebenden Angehörigen deutscher Kriegervereine. Sie könnten, wenn dieser Antrag angenommen werden sollte, sobald sie französischen Boden betreten, sämt- Uch zu Verbrechern gestempelt und als solche behan delt werden. „Hr. Dreyfuß", meint die „Nat.-Ztg.*, „könnte ebenso gutbeantragen, jeder Deutsche, welcher seiner Militärpflicht genügt, welcher also nicht deser tiert sei, solle, sobald er nach Frankreich komme, ins Zuchthaus gesteckt werden. Frankreich, da- während des letzten Krieges hinsichtlich der Kriegsgefangenen zu kurz kam, könnte an der Hand eine» solchen Ge setzes das damals Versäumte „im Frieden" nachholen. Ein noch kürzeres und durchgreifenderes Verfahren wäre es freilich, wenn Hr. Dreyfuß einem Gesetze feinem Namen leihen wollte, durch welches die ganze deutsche Armee, alle, die ihr angehört haben, ange hören und angehören werden, in Bausch und Bogen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt würden. Bräche dann endlich der Revanchekrieg aus, so brauchte Hr. Dreyfuß nur mit feinem Gesetze an die Grenze zu kommen und die ganze deutsche Armee für ver haftet zu erklären. Das wäre sublim!" Line andere Äußerung des chauvinistischen Hetz- fieber» richtet sich gegen die deutschen'Straßen kehrer. E» ist die- ein Antrag, welchen Stadtrat Lyon-Allemaud im Gemeinderat gestellt hat und nach welchem alle Deutsche, welche in Diensten der Pariser Stadtverwaltung stehen, entlassen werden sollen. Bei der Begründung seines AntsrageS sagte Lyon-Alle- mand: ,Lch bin nicht, was man einen Chauvinisten nennt", aber ich habe nicht ohne schmerzliche Herzbedrückung das abscheuliche Verhalte« sehen können, das Deutschland namentlich in der letz ten Zeit gegen uns angenommen hat Der Fall Schnebele, der Leipziger Prozeß, ohne von unbedeutenderen Vorgängen zu reden, müssen die patriotische Fiber jede- Franzosen erregen und machen eS ihm unmöglich, protestlos zu verharren Ich habe nicht du Absicht gehabt, im Stadttat Politik zu treiben, aber ich habe doch geglaubt, gegen die deutsche Überflutung meine Stimme erheben und ihr, soweit es die Verwaltung der Stadt Paris anlangt, einen Damm entgegensetzen zu sollen . . . Ich habe die Absicht gehabt, diejenigen deutschen Arbeiter zu treffen, die bei der Sttaßenreinigung und der Kanalisation an gestellt sind. Das ist auch die Auffassung meiner Kollegen. Einigt wollten noch weiter gehen und der Verwaltung unter sagen, überhaupt fremde Arbeiter, welcher Nationalität sie auch angehören! möchten, zu beschäftigen. Dem habe ich mich wider setzt und hervorgehoben, daß unsere Absicht einfach die ist, auf die Thaten des Hrn. v. Bismarck auch unsererseits mit Thatcn zu antworten. So geht denn auch mein Anttag dahin, daß die Verwaltung fernerhin nicht mehr Deutsche, die Angehörige des Deutschen Reiches sind" (Llewaväs, -uM» «io I'su pire ä'LHsmngus), anstellen soll: dagegen steht eS ihr frei, Deutsch- Österreicher oder Deutsch-Schweizer zu beschäftigen." Deutschland hat bisher Frankreich gegenüber eine beispiellose Duldung und Nachsicht bewiesen. Es hat nach einem ihm in mutwilliger Weise aufgedrungenen Kriege, nachdem eS seit Ludwig XIV. von Frankreich durch zahllose Einfälle bedrängt wurde, um sich eine Schutzwehr zu schaffen, alte urdeutsche Ländergebiete wieder in Besitz genommen. Seitdem wird von Frankreich aus der kleine Krieg gegen uns in den verschiedensten Formen geführt. Von Richard Wag ners „ Lohengrin" bi» hinab zum deutfchen Straßen kehrer wendet sich in Paris der Haß gegen da- Deutschtum. Französische Beamte beteiligen sich, wenn nicht mit Wissen, so doch mit Duldung ihrer Regierung, an hochverräterischen Umtrieben gegen das Deutsche Reich, welches im Bewußtsein seiner Kraft mit unerfchütterlicher Ruhe auf die Klässer jenseits des WasgauwaldeS herabsieht. Sehr treffend ist diese Lage der Sache in der Wiener (alten) „Presse" ge kennzeichnet. Ein alter Diplomat in Berlin hat sich dem Berichterstatter dieses Blattes gegenüber in fol gender Weise geäußert: „Wenn auch die deutsche Presse gegenüber den maßlosen Schmähungen der fran zösischen Presse vollkommene Ruhe bewahrt, so bleiben alle diese Angriffe doch keineswegs un bemerkt. Der Deutsche ist ein ganz eigentüm licher Mensch. Er schreibt sich mehr hinter die Ohren als man glaubte, er vergißt niemals etwas. Die Franzosen brachen nach der Freilassung Schnebeles — die ja doch nichts anderes als ein Akt der Courtoisie der deutschen Regierung war — in ein Hohngelächter über die diplomatische Niederlage Deutschlands aus, und jetzt, da man Köchlin nicht mehr freigelassen, son dern verurteilt hat, kennt ihre Wut keine Grenzen und sie werden von wahnsinnigen Zuständen befallen. Hätte man Köchlin freigelasfen, so hätten sie zweifel los wiederum nur Hohn und Spott für Deutschland gehabt, wie seinerzeit nach der Freilassung Schnebeles. ES fehlt ihnen eben jedwede Ruhe zur billigen und vernünftigen Beurteilung des Sachverhalts, und man hat in Deutschland längst aufgehört, dicfe krankhafte Gereiztheit durch VernunftgründHzu bekämpfen. Lei der entwickelt sich dabei in den breiteren Schichten deS deutschen Volkes eine feindselige Gesinnung gegen Frankreich, die auf das Tiefste zu bedauern ist. Der Franzosenhaß lag niemals in der Natur deS Deutschen; vor dem Kriege stand es schlecht mit dem deutschen Nationalgesühl, und nach dem Kriege konnte von Haß keine Rede sein, da Deutschland Sieger geblieben war. Durch die ununterbrochenen Aufreizungen und Provokationen aber, die Deutschland nun seit sech zehn Jahren von Seite Frankreichs zu ertragen hat, hat sich hier eine Stimmung entwickelt, die beinahe ebenso nrrvöS ist, wie, die Stimmung Frankreichs gegen Deutschland. Man besitzt hier nur den Ernst und die Mäßigung, darüber zu schweigen." Lagesge schichte. Dresden, 27. Juni. Nach weiteren aus London erhaltenen Mitteilungen wohnten Se. Majestät der König am 24. Juni einer von dem Prinzen v. Wales arrangierten Vorstellung des Polospieles bei, zu wel cher fast alle in London anwesenden fürstlichen Gäste erschienen waren. An demselben Tage speisten Se. Majestät bei Lord Fife zugleich mit dem Prinzen v. Wales, dem Herzog v. Cambridge, den meisten Herren der Genter Deputation, Mr. Goschen, General Wolseley, Lord Roseberry, Marquis Londonderry, und erschienen sodann auf dem Balle im Buckingham- Palast, bei welchem der Prinz v Wales die Honneurs machte. Am 25. d. M. beabsichtigten Se. Majestät einer Einladung zum Diner bei Mr. Goschen Folge zu leisten. * Dresden, 27. Juni. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute früh 7 Uhr der Besichtigung des GardereiterregimentS auf dem Kavallerieexerzierplatze in Gegenwart de» Divisionskommandeurs Generallieutenant v. Rudorff Excellenz, sowie deS Brigadekommandeurs General major Hübel bei. Se. Königl. Hoheit nahm am Mittag essen nachmittags 4 Uhr im Offizierskasino teil. Dresden, 27. Juni. Der Präsident des evange- lisch-lutherischen Landeskonsistorium» v. Berlepsch hat zum Gebrauch einer Badekur einen mehrwöchent- lichen Urlaub angetreten. Dresden, 25. Juni. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachfen ist das 9. Stück des Jahres 1887 in der Ausgabe be griffen. DaSfelbe enthält: Nr. 27) Bekanntmachung vom 12. Juni d. I., den Kommissar für den Bau der Geithain-Leipziger Staatseisenbahn betreffend (abge druckt in Nr. 136 des „Dresdn. Journ."); Nr. 28) Bekanntmachung vom 13. Juni d. I., die Eröffnung des Betriebes auf der noriyalspurigen Sekundäreisen bahn Schönberg-Schleiz betreffend (abgedruckt in Nr. 135 des „DreSdn. Journ "); Nr. 29) Verordnung vom 17. Juni d. I., die den Ortsbehörden nach den Bestimmungen der Dienstvorschrift über Marschgebühr- nisfe bei Einberufungen zum Dienst, sowie bei Ent lassungen zufallenden Verpflichtungen betreffend. Dresden, 27. Juni. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 20. und 21. Stück des Jahres 1887 hier ein getroffen. Das 20. Stück enthält: Nr. 1724) Gesetz vom 21. Juni d. I., Abänderung beziehungsweise Er gänzung de» Gesetzes betreffs der Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustandes, vom 25. Juni 1868 (Bundesgefetzbl. S. 523), sowie des Gesetzes über die Naturalleistungen für die be waffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 Feuilleton. Ein treues Herz. Etat Geschichte au« dem wendischen Volke von Heinrich Pen«. (Fortsetzung.) „Wenn ich Dich heute das letzte Mal als Mäd- chen fehe, so sei recht glücklich!" Mit diesen Worten verabschiedete sich das Fräulein von Anka, welche die Freundin wiederholt umarmte und küßte, während ihr die heißen Thränen über die Wangen rannen. Hierauf verließ Luife mit ihrem Begleiter daS HauS. Längere Zeit sprachen die beiden auf dem Heim wege kein Wort. Tine war unwillig darüber, daß Louife den Or verließ, und sie dachte über Gott weiß was nach. t . „Finster ist's", sagte sie, und ihre Hand drückte feinen Arm. „Gehen wir läng- der Straße, oder fuchen wir den Steg auf?" fragte er jetzt. Längs des Steges war die Entfernung zum Land hause eine sehr kurze, die Straße entlang jedoch, weil selbe einen weiten Bogen beschrieb, brauchte man mehr al» eine Viertelstunde bi» zur Wohnung Luisen». „Schlagen wir die Straße ein", sagte letztere kurz. „Auch mir ist eS lieber." „Warum Ihnen?" „Weil wir länger beisammen bleiben können." Darauf fchwiegen sie. Hähling» blieb Luise stehen. „Erinnern Sie sich noch des Ausfluges auf den Großgallenberg und unser- damals geführten Ge spräches?" fragte sie, und der Ton ihrer Stimme klang eigentümlich weich. „O sehr gut. Wie sollte ich mich desselben auch nicht erinnern? An jenem Tage habe ich Sie, Fräu lein Luise, ja erst kennen und verehren gelernt." „Keine Komplimente! Von Ihnen will ich nur Offenheit. Sie wissen, daß ich Ihnen damals ver sprochen habe, zu Ihrer Hochzeit zu kommen. Heute aber muß ich mein Versprechen zurücknehmen. Sie werden sich, wie ich hörte, im Fasching verheiraten, ich aber werde da nicht kommen können." „Dann verlege ich alles bis nach Ostern", sagte er rasch und entschieden. „Wegen mir?" „Wegen Ihnen!" „Aber ich werde auch nach Ostern nicht in der Lage sein, kommen zu können." „Warum nicht? Darf ich den Grund nicht er fahren?" .Kassen Sie das. Zu erraten werden Sie eS nicht vermögen, und sagen kann ich Ihnen denselben nicht." Langsam, recht langsam schritten sie weiter. „Entsinnen Sie sich noch der Umstandes, daß ich mir damals, als wir gelobten, uns Freunde oder vielmehr Geschwister zu sein, Wahrheit bei diesem Bunde ausbedang?" fragte sie jetzt lauter und, wie es fchien, zufriedener. ,Lch entsinne mich dessen, allein gerade Sie haben diese Bedingung nicht eingehalten, wie e- sich soeben wieder zeigte." „Nun gut, so will ich jetzt offen und wahr zu Ihnen reden. Anka, meine Freundin, die nun Ihre Frau sein wird, lege ich Ihnen ans Herz, Tine . . . Ich denke, daß ich mit Ihnen sprechen kann, wie mit einem Bruder, ohne Hinterhalt Ich habe er kannt, daß Sie ein gutes Herz, Gefühl, seelisches Em pfinden und alle Eigenschaften besitzen, die ein junges Mädchen zu beglücken vermögen. Deshalb freute es mich, daß Sie meine liebe Freundin glücklich machen werden. Sie ist ein wirklich gutes Mädchen, und ich zweifle nicht, daß Sie das aus ihr machen werden, was Sie selbst zu Ihrem Glücke brauchen und was Sie verdienen. Sie ist noch — wie soll ich sagen — ein Kind, ein liebenswürdiges Kind, aber doch ein Kind. Darum hat eS mich recht herzlich gefreut, als ich bemerkte, daß Sie felbst offene Augen haben und wissen, wo e- notwendig ist, daß Anka noch etwas lerne. Nur dürfen Sie nicht ungeduldig werden, be sonders jetzt vor der Hochzeit nicht, weil eS später nach derselben wohl nicht mehr so leicht und glatt gehen dürfte. Aber vielleicht sind Sie unwillig, daß ich Ihnen solche Dinge vorspreche." „O, eS ist nicht möglich, über Sie unwillig zu werden, besonders nicht, wenn Sie mir so aus der Seele sprechen, Fräulein Luise", sagte Tine, „erkenne ich doch au- diesen Reden, daß Sie in Wahrheit meine Freundin, meine Schwester sind." Dabei seufzte er tief. „Warum seufzen Sie?" fragte Louise weich. „Glauben Sie, daß ich glücklich mit ihr sein werde, recht glücklich?" fragte er leise und zögernd. .^lch hoffe e»", entgegnete sie, „aber Sie dürfen auch den Spruch nicht vergessen, daß jeder Mensch seines Glückes Schmied ist. Sie müssen sich selbst glücklich machen, so viel Sie können. Sie sind ein Mann und deshalb haben Sie die Wahl. Wir Frauen sind da am schlimmsten daran; denn wir müssen uns wählen lassen! Hätten Sie nicht schon gewählt, so könnte man Ihnen leicht sagen: Sieh zu, daß Du ein Herz findest und gewinnst, welche- Deinem gleich und ebenbürtig ist! Jetzt aber, da Sie bereits gewählt und sich vollends gebunden haben, jetzt ist Ihnen nur zu raten, daß Sie das erwählte Herz an sich zu fesseln und an sich zu schmiegen ver mögen und da- junge Bäumchen zu solchem Wachs tum bringeu, wie es für Sie gut ist, nach den Be dürfnissen Ihres Herzens und Ihrer Seele." „Und wie, glauben Sie, daß dieselben bei mir be schaffen sind?" fragte er. „Ich werde Ihnen offenherzig antworten." ,Hch bitte Sie darum." „Sie, Herr Tine", begann daS Mädchen, „Sie sind weich geartet, daher brauchen Sie ein Weib, welches Ihr Fühlen begreift, nicht mit dem Verstände, sondern mit dem Herzen. Sie müssen darauf achten, daß Ihre Frau im stände ist, rasch und gern Ihre Gedanken zu denken, Ihre Sorgen zu teilen, Ihre Arbeit zu schätzen, Ihre Liebe mitzulieben! Ich wenigstens kann mir kein größeres Unglück denken, als einen geistig begabten und verständigen Mann, der für daS ganze Leben gebunden und gezwungen ist, mit einem Weibe in täglichem, ja stündlichem Ver kehr zu leben, daS ihn nicht begreift oder der gar alle» lächerlich und unnütz scheint, was ihm wert und teuer ist." „DaS ist wahr," sagte Tine kleinlaut.
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