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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189303037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930303
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-03
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.03.1893
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Tächfischer Landes Dkrseverbttltetste unpartklische <Sg(ich« S»"««g koste» rnonatlich 23 Pfg. in Chemnitz frei i„S Hau». Mit dem Extrabciblatt L«sttg«S Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" nionatlich 38 Pfg. (i„ Chemnitz frei ins Haus); außerhalb Chem> »itz Ziitragcn monatlich 15 Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Bciblatle Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 38 Pfg. monatlich. (Nr 5630 zur Postliste.) Teltgr.- Adresse: Seneraluuzeiger. Fcrusprechstelle Skr. M. Genev l füv Lhemnitz Anz erg er und Umgegend. «nzeigenpreis: «gespaltene CorpuSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. (Preis-. Verzeichnisse d. Zeile 20 Pfg.) — . Bevorzugte Stelle (Sgcspaltcne ' Petitzeile circa 11 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeige» können mir bis Bormil tag l O UHr angenonunc» werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentag« Abend» (mit Datum des nächsten TagcS). — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 52. —13. Jahrgang. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Freitag, 3. März 1893. Weltausstellmrgsfahrten deutscher Arbeiter. Chemnitz, den 2. März 1893. „Man bricht die Kunst nicht vom Zaune", heißt es in einem Gesellenliede, das in der Blüthezeit des deutschen Handwerks ent standen ist. Auch heute liegt in dem alten Wort noch Wahrheit. Wer etwa annimint, daß cs im Zeitalter der Maschinen und der Arbcitstheilung zur Erreichung der Meisterschaft nur in den höheren Berufen langer Uebung bedürfe, der kennt das Wesen moderner Er- werbsthätiglcit schlecht- Wohl hat die Maschine dem Menschen viele einst schwer und langwierig zu lernende Handgriffe abgcnommen und durch die Arbcitstheilung ist in Großindustrie und Kleingewerbe die Thätigkeit des Einzelnen vereinfacht; aber noch heute giebt es für die Arbeiter beider Erwerbsgruppen zahlreiche Gebiete, auf denen nicht nur eine ganz außerordentlich geschickte Hand, sondern auch eine so hohe und ununterbrochene geistige Thätigkeit erfordert wird, daß die Befähigung zu dieser keineswegs „vom Zaune" zu brechen ist, sondern in langen Jahren mühsam erworben werden muß. Wenn auch die Leistungsfähigkeit unserer Maschinen und Werk zeuge sich in der Zukunft noch steigern wird, zahlreiche Erwerbszweige dürfte '^es immer geben, in denen ihre eisernen Arme ohne die ge schickte Hand, den sinnenden Geist und den durchgebildetcn Geschmack des schlichten Arbeiters ungelöste Räthsel bleiben. Derartige Arbeiter wird auch die sinnreichste Benutzung mechanischer Kruste niemals verdränge». Je tüchtiger ihre eigentliche Berufsbildung ist, je mehr ihr Geist die Fähigkeit besitzt, sich über den Arbciisbrauch der hcimathlichen Werkstatt zu erheben, um entweder selbst schassend oder <m fremden Arbeitsmethoden und Erfahrungen die eigene Fertigkeit zu prüfen und zu bilden, ein um so wichtigeres Glied bilden sie im Erwerbsleben eines Volkes. Tüchtige Arbeitcrbildnng wird also noch immer eine der Grund- Ingen unserer wirthschafilichcn Znknnft sein. Daher sollte kein Weg »»betreten bleiben, der zu einer Förderung dieser Bildung führt. Namentlich gilt cs auch, den Blick unserer Arbeiter zu schärfen für die Vorthcile in den Arbeitsmethoden anderer Völker. Die großen Industrieausstellungen, welche in unserem Jahrhundert die Entwickelung der Arbeit aller Kultnrnativncn zur Anschauung bringen, bieten hierzu eine Gelegenheit, die frühere Zeiten nicht kannten. Aber leider wurde diese Gelegenheit zur Förderung der Arbeiter-Bcrussbildung bisher nicht ausgiebig genug benutzt. Doch heule drängt allein der scharfe Wettbewerb der Jndustricvölker auf dem Weltmarkt immer wehr dazu, jene Ausstellungen nicht nur im wesentlichen als Ver gnügungsstätten und interessante-Schaustellungen für die wohlhabenden Klassen, sondern als etwas Höheres, als eine ernste Schule für die Arbeiter zu betrachten. Besonders wichtig wird in dieser Beziehung für das deutsche Erwerbsleben die Wcltansstellnng in Chicago sei». Seit einem halben Jahrhundert bildet der Markt der Vereinigten Staaten eines unserer wichtigsten Absatzgebiete. Mehr und mehr suchen sich jedoch die Vereinigten Staaten nicht nur von fremder Einfuhr unabhängig zn machen, sondern sie sind auch bestrebt, durch eine beispiellos schnelle Entwickelung der eignen Fabrikation mit den alten Industrie' stauten auf anderen Märkten in Wettbewerb zu treten. Die Zeit ist nicht fern, in der besonders Deutschland in der Industrie der Vcr einigte» Staaten einen gefährlichen Nebenbuhler auf dem Weltmarkt finden wird. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß cs keineswegs zu- trifft, wenn manche deutsche Fabrikanten annchmcn, daß die Ver einigten Staaten wegen der dort üblichen hohen Löhne in absehbarer Zeit nicht fähig seien, gewisse billige Masscnwaarcn — Stapel artikel — hcrzustcllcn. Diese Anschauung ist bereits heute durch die Thatsachcn inchrfach überholt. In inauchen wichtigen Artikeln, die bisher Deutschland nach den Vereinigten Staaten lieferte, werden die dortigen hohen Arbeitslöhne im Konkurrenzkampf schon gegen wärtig wieder ausgeglichen durch die Größe der Betriebe, durch eine zweckmäßigere Arbeitsmethode und andere Vorthcile. Die Kraft der Industrie in den Vereinigten Staaten wird aber noch gesteigert, wenn sie manche ihrer ausländischen Rohstoffe ohne den Druck der darauf ruhenden hohen Zölle beziehen kann. Dieses tritt ein, sobald das Staatsruder wieder in die Hand Clevelands gelangt, der bekanntlich den Willen äußerte, die hohen Zölle der Mc. Kinley-Bill zunächst ans die für die Industrie der Vereinigten Staaten nothwendigen ausländischen Rohstoffe zu beseitigen oder doch zu mildern. Unter solchen Verhältnissen ist es für Deutschland eine Pflicht, die Entwickelung der Industrie in den Vereinigten Staaten nicht nur sehr aufmerksam zu beobachten, sondern auch von ihr zu lernen. Die Rcichsregierung scheint diese Anschauung zu thcilcn. Sie hat durch den Herrn Staatsministcr von Bvctticher vor einiger Zeit im Reichstag das Versprechen gegeben, daß sie die Entsendung junger Handwerker und Techniker zu der Wcltansstellnng in Chicago nach Kräften unterstützen werde. lieber diesen Entschluß kann man sich umsomehr freuen, da neben der Ncichs- rcgicrung auch jedenfalls noch zahlreiche große Fabriken und Untcrnchmervcrbände in gleicher Richtung wirken werden. Es ist dabei aber zu betonen, daß es im Interesse unserer Industrie keineswegs genügt, wenn etwa stark vorwiegend Techniker und Inge nieure, wirkliche Arbeiter jedoch nur vereinzelt nach Chicago gehen. In sehr großer Zahl müssen tüchtige, einsichtsvolle und ernststrebende deutsche Arbeiter »ach Chicago gesandt werde»; die Regierung und die unterstützenden Fabrikanten und industriellen Verbände sollten die Mittel für diesen Zweck nicht karg bemessen. Natürlich darf man sich nicht damit begnügen, die Arbeiter auf das Gcradcwohl nach Chicago zu senden. Es sind im Gcgcntheil schon frühzeitig entsprechende Vorkehrungen zn treffen, damit der Lern- n„d Lchrzwcck der Reise auch erfüllt wird. Die Arbeiter müssen befähigt werden, die Zeit ihres Aufenthalts in den Vereinigten Staaten auch wirtlich nützlich anzuwendcn. Vielleicht durch Ver mittelung des deutschen Ausstellungs-Kommissars müssen dort für alle größeren Berufsgruppen sachverständige Instrukteure — freundliche Führer, aber nicht „schneidige" Vorgesetzte — für die nach Chicago kommenden deutschen Arbeiter gewonnen werden. Vor Allem wird cs nicht genügen, daß unsere Arbeiter auf der Weltausstellung das fertige Produkt irgend einer ausländischen Industrie, und besonders der nordamerikanischen sehen, sondern sie müssen auch erfahren, wie dieses Produkt entsteht. Sie müssen den Betrieb, die Arbeitsmethode, das einzelne ihnen unbekannte, aber gut erscheinende Werkzeug und seine Anwendung genau kennen lernen. Wen» es möglich ist, soll daher dem deutschen Arbeiter die Gelegenheit geboten werden, sich nicht allein auf die Besichtigung der Ausstellung zu beschränken, sondern auch Betriebe seines Berufes kennen zu lernen. Er soll den ameri kanischen Berufsgcnossen an der Arbeit sehen, er soll Gelegenheit finden, auch hier und überall zu Prüfen, zu vergleichen und zu lernen. Eine derartige Wcltausstellungsfahrt erfordert allerdings mehr Zeit als ein flüchtiges Schauen. Aber gründliche Studien lassen sich auch auf diesem Gebiete ebensowenig wie eine Kunst „vom Zaune" brechen. Gründlichkeit der Studien ist jedoch unbedingt nothwendig, wenn die Ausstcllnngsfahrten deutscher Arbeiter unser heimisches Er werbsleben befruchten sollen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. März 1893. Deutsches Reich. — Der Kaiser fuhr gestern beim Reichskanzler vor und ließ sich von demselben Vortrag erstatten. Darauf besichtigte der Kaiser im Atelier des Bildhauers Toberenz das Reiterstandbild Kaiser Friedrich Barbarossa's für die Kaiserpfalz in Goslar, und wohnte dann mit seiner Gemahlin und den Prinzen-Söhnen dem Aufstieg des zu wissenschaftlichen Zwecken bestimmten, von dem deutschen Verein zur Förderung der Luftschifffahrt ausgelassenen Ballon „Humboldt" bei. — Dem gestrigen von den, Ober - Präsidenten Vr. b. Achenbach zn Ehren des Brandcnburgischcn Provinzial landtags veranstalteten Festmahle wohnte auch der Kaiser bei. Ans die Ansprache v. Achenbach's erwiderte der Kaiser: Die Gesinnungen der Treue und Anhänglichkeit, die Sie Mir ausgesprochen, finden in Meinem Herzen freudigen Widerhall. Aus diesen Gesinnungen spricht festes Vertrauen zu Ihrem Landesvater und zu jseinem Streben, der schönste Lohn, der Mir und mit Mir Meinen be währten Näthen in unserer schweren Arbeit werden kn»». Die Jetztzeit liebt cs, auf die Vergangenheit viel znriickzublickc» und die selbe mit dem augenblicklich Bestehenden zu vergleichen, meist zum Nachthcil des letzteren. Wer auf eine so herrliche Vergangenheit zurückblickcn kann, wie wir, Gott sei Dank, können, der thnt sehr wohl, um daraus zu lernen. Das nennt man in einem monarchischen Staate Tradition. Doch nicht dazu soll sie dienen, um sich in nutz losen Klagen zu ergehen über Menschen und Dinge, die nicht mehr sind, sondern vielmehr müssen wir uns jin der Erinnerung wie in einem Quell erfrischen nnd, neugestählt aus ihm cmporsteigend, zu lebensfrohem Thun und schaffensfreudiger Arbeit »ns hinwenden. Denn würdig vor Allem müssen wir uns unserer Ahnen und ihrer Leistungen erweisen; das können wir nur, wenn wir unbeirrt auf den Bahnen weiter wandeln, die sie uns vorgezeichnct haben. Die hehre Gestalt unseres großen, dahingcgangeiicn Kaisers Wilhelm ist stets uns gegenwärtig mit ihren gewaltigen Erfolgen. Woher kamen die selben? Weil Mein Großvater den unerschütterlichsten Glauben an seinen ihm von Gott verliehenen Berns hatte, welchen er mit un ermüdlichem Pflichteifer verband. Zu ihm stand die Mark, stand das ganze deutsche Vaterland. In diesen Traditionen bi» Ich aus gewachsen, von ihm erzogen und denselben Glauben habe auch Ich. Mein höchster Lohn ist, Tag und Nacht für Mein Volk und sein Wohl zu arbeiten, aber Ich verhehle nicht, daß cs Mir niemals gelingen kann, alle Glieder Meines Volkes gleichmäßig glücklich und zufrieden zu machen. Wohl aber Hoffe Ich cs, dahin bringen zu können, daß es Mir gelinge, einen Zustand zu schaffen, mit dem alle Diejenigen zufrieden sein können, die zufrieden sein wollen. Daß dieser Wille in Meinem Volke ,sich täglich kräftige, ist Mein sehnlichster Wunsch; daß alle fbravcn deutschen Männer, vor Allen auch Meine Märker, Mir dabei behilflich sein mögen, ist Meine Bitte; daß unser gcsammtes deutsches Vaterland an Festigkeit nach innen nnd an Achtung und Respekt nach außen dadurch gewinnen möge, ist Meine Hoffnung! Dann darf ich getrost anssprcchcn: „Wir Deutschen fürchten Gott und Nichts sonst in der Welt!" Darauf hin leere Ich Mein Glas aus das Wohl Brandenburgs und unserer wackeren Märker." — Der Kaiser hat auf eine» Glückwunsch der Aelteste» der Berliner Kaufmannschaft zu seinem Geburtstage mit dem besten Danke nnd der Hoffnung geantwortet, daß Handel und Wandel bald wieder einen kräftigen Aufschwung nehmen werden. — DaS bevorstehende kvjährige Dienst),«biläum des kommandircndcn Generals des Berliner Gardckorps, Freiherr von Mccrscheidt-Hüllcssem, wird am 21. März durch ein großes Festessen im „Kaiserhvf" in Berlin gefeiert werden, zu dem der Kaiser seine Betheilignng zugcsagt hat. — Die „Post" bringt folgende Mittheilnng: Es ist in einigen Blättern die Rede davon, im Vundcsrathe sei eine Partei- strömnng dafür, den Ausschluß geistlicher Orden aus dem Deutschen Reiche aufzuhcbcn. Gutem Vernehmen nach ist in den leitenden Kreisen der Rcichsregierung hiervon nichts bekannt. — Tie Mititärkonnnission deö Reichstags verhandelte am Mittwoch im Wesentlichen über die militär-technischen Anfragen des Abg. von Bennigsen. Die Antworten der Heeresverwaltung waren eingehend. Zn Beginn der Sitzung wurde die prinzipielle Frage entschieden, ob erst 8 1 oder zuerst 8 2 bcrathcn werden soll. Der Abg. llr. Lieber (Ztr.) erhob Widerspruch dagegen, daß zunächst in die Bcrathung des 8 1 (FricdenSpräsenzstärkc) eingctrctcn werde, und erst dann das Grundlegende, sowie die Formationen bcrathcn werden sollten. Frhr. von Hamnierstein bemerkte darauf, man könne die Sache so oder so machen, da aber bei manchen Parteien nicht die Neigung bestehe, mit dem, was man wolle, an's Tageslicht zu kommen, so könne man die Zeit so oder so todtschlagcn. Abg. Lieber erwiderte, er wisse ganz genau, daß er 492,000 Mann nicht wolle. Die Mehrheit der Kommission entschied sich dafür, daß in der nächsten Sitzung, die am Freitag stattfinden soll, in die Berathung von 8 2 cingetretcn werde. Bei der Beantwortung der Bennigscn'schen An fragen stellte sich die Regierung auf den Standpunkt ihrer Vorlage. — Z,t de»» Verhattdlmige,» der Militärkommission bemerkt der dcntsche „Rcichsanzeiger", die Rcichsregierung habe die Zahlen der Finanzanträge des Abg. Richter nicht als richtig aner kannt, wie dies jetzt in der „Frf. Ztg." behauptet werde. Der Reichs-, schatzsckretär habe vielmehr ausdrücklich erklärt, er verwahre sich da gegen, daß ans dem Schweigen der Vertreter der Verbündeten Regier ungen zu den einzelnen Abschnitten der Nichterschen Anträge etwa- der Schluß gezogen werde, als ob ihrerseits der Inhalt der Anträge für richtig erachtet werde. Der „Rcichsanzeiger" macht ferner auf die bevorstehende Einführung der Mitteleuropäischen Zeit auch im bürger-' liehen Leben aufmerksam und fordert die Gemeindebehörden auf, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. — Pretttztsches Abgeordnetenhaus. Ai» Mittwoch wurde die Berathung des Eisenbahnetats fortgesetzt, bei welcher zahlreiche Petitionen von Bnreaubeamten wegen Aufbesserung ihrer Stellung zur Sprache gebracht und befürwortet wurden. Außerdem wurden noch Wünsche wegen Vermeidung des WagcnmangelS laut, sowie Klagen über zu hohe Löhne für die Streckenarbeiter, durch welche der Landwirthschaft die Arbeiter abwendig gemacht würden. Der Eisenbahnminister Thielen versprach Prüfung der vorgcbrachten Wünsche. Zum Schluß entstand noch eine Erörterung über das in der Bildung begriffene rheinisch-westfälische Kohlcnsyndikat, worauf die Weiterberathung auf Donnerstag l l Uhr vertagt wurde. — Alts den« Reichstage verlautet, daß gewisse Punkte ausfindig gemacht worden sind, auf welche hin nun definitiv eine Ver ständigung über die neue Militärvorlage, wenn auch mit nicht sehr großer Mehrheit, erwartet wird. — Die Gewerbekommtsston des Reichstages hat den Gesetzentwurf, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, mit acht gegen drei Stimmen definitiv angenommen und alsdann die Anträge auf Aender-- ung der Konkursordnung zu bcrathcn begonnen. — Di,, v-tttscheu Foi-d-rttttgen für den Abschluß eines deutsch-russischen Handelsvertrages sind, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, noch immer nicht aus Berlin abgegangen. — Bekauuttich »vi»d di« Weltaussteslmig i,» Chicago auch durch einen Besuch von Kriegsschiffen aus verschiedenen Staaten ausgezeichnet werden. Deutschland schickt die Kreuzerkvrvette „Kaiserin Augnsta" und den Kreuzer „Seeadler". Die „Kaiserin Augnsta" mit ihre» Maschinen von 1200 Pferdekräften ist nicht mir das schnellste Schiff der deutschen Marine, sondern wohl überhaupt das schnellste Schiff seiner Art. Jedenfalls ist also Deutschland bei dieser Gelegen heit sehr gut vertrete». — Gin Nachspiel zum Ahltvardt-Pvozetz wurde am Mittwoch vor dem Berliner Schwurgericht verhandelt. Der Redakteur - des „Kleinen Journals", Richard Saling, war angeklagt, einen wissentlichen Meineid geleistet zu haben, wurde aber freigesprochcn. Ausland. Italien. In Molinella bei Bologna rotteten sich 3000 Fcldarbcitcr zusammen nnd verlangten, aufgercizt durch Sozia listen und Bologneser Studenten, Lohnerhöhung, was die Grund- stnckbesitzcr jedoch ablchntcn. Es fanden ernste Unruhen statt, welche durch Militär unterdrückt werden mußten. — In Torrc dcl G»eco bei Neapel wurde ein gewisser Antonio Torrese, welcher in Rom eine Garibaldibnstc angespiccn hatte, von seinen ergrimmten Mitbürgern überfallen und dnrchgcprügclt. Frankreich. Im „Figaro" wird von Neuem die Be hauptung ausgestellt, daß die früheren Minister Frchcinct, Floquct nnd der Abg. Clemenccau bei dem Panamaskandal außerordentlich kompromittiert seien, Lcsseps habe vor dem Richter ausgesagt, jene hätten noch im Jahre 1688 für ihre Zwecke von ihm Gelderpressen wollen. Das Blatt meint, alle Minister jener Zeit müßten vor Ge richt zitiert werden. Ein neuer Bcstechungsfcldzng gegen einflußreiche Personen scheint also beginnen zu wollen. — Die Dnptttierten- kammer hat das Gesetz über die Errichtung einer Kolonialarmee, durch welche die Armee um ein volles Armeekorps verstärkt wird, angenommen. Grostbritanttien. Das britische Parlament hat be schlossen, keinen Bestrebungen, welche darauf abziclcn, eine allgemeine Einführung der Silberwährnng zu veranlassen, bci'zntrctcn. — Glad- stone hat seine Absicht dahin ausgesprochen, die irische Homcrule- Bill noch vor dem Osterfeste im Unterhaus« des Parlaments zur zweiten und entscheidenden Lesung zu bringen. — I»» der Gegend von Limerick ist cs zn blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und den bei der Exmittierung von Pächtern sich widcrsetzen- dcn Zuschauern gekommen. Orient. Eine Art Rebolntion gegen einen Kirchen- fnrsten wird aus der alten bulgarischen Hauptstadt Tiruowa ge meldet. Der dortige Metropolit, der schon lange als ein Feind der bulgarischen Sclbstständigkcitsbcstrebungm und Freund Rußlands be kannt ist, hat sich den erbitterten Haß seiner Gcmcindeglieder dadurch zugezogen, daß er am Geburtstage des Fürsten Ferdinand von Bul garien abfällige Aeußcrungen über den Landesherr» machte. Die erbitterten Bewohner von Tiruowa vergaßen darob alle Ehrfurcht, welche sie dem Leiter ihrer Landeskirche schuldig sind nnd forderten ihn zur Rechenschaft auf. Der Ki'rchcnfürst lehnte das ab und wurde nun von der Volksmenge in ein Kloster gesperrt, während die Schlüssel seiner Kirche dem Staatspräfektc» übergeben wurden. Die Bevölker ung verlangt einen anderen Metropoliten an Stelle des Eingespercten. Der Letztere ist inzwischen befreit worden, aber für die Stimmung ia ... - a, . . - ----- Bulgarien ist der Fall recht charakteristisch.
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