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Hohensteiner Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 19 Uh«, sowie für Auswärts alle Austräger, deSgL alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf. Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim. Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Donnerstag, den 7. November 1889. Nr. 260 39. Jahrgang. Bekanntmachung. Auf Grund des Regulativs vom 25. November 1884, genehmigt durch Beschluß der Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau vom 16. Januar 1885, ist die Liste der böswilligen säumigen Abgabenpflichtigen wieder neu ausgestellt. Von den 42 Personen, welche im März 1889 auf die Liste gesetzt wurden, haben 3V Personen nach Bezahlung ihrer Abgaben gestrichen werden können. Aus die neue Liste sind mithin nur 12 Personen übergegangen, zu denen 29 andere Abgabenpflichtige hinzutrcten, sodaß sich also gegenwärtig auf derselben 32 Personen befinden. Um den Verzeichneten Gelegenheit zu geben, durch Tilgung der Schuld die Streichung zu bewirken, wird die Liste 14 Tage lang in der Stadtkasse ausgelegt. Nach Ab lauf der Frist wird jedem Gastwirth die Liste zugcstellt mit der Auflage, jede in derselben aufgeführte Person von seiner Schank- oder Tanzstätte zu verweisen. Ebenfalls erhält die Schutzmannschaft dann Anweisung, die Entfernung derartiger Personen zu bewirken. Hohenstein, am 5. November 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Bekanntmachung. Wegen nothwendiger Reinigung bleibt die Stadtkafle und Sparkasse Sonnabend, den 9. November a. e., geschlossen. Hohenstein, am 6. November 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus 88 50 und 51 der Nevidirten Städteordnung wird hiermit bekannt gemacht, daß die für die diesjährige Stadtverordneten-Ergänzungswahl erforderlichen Listen der Stimmberechtigten und der Wählbaren ausgestellt sind und vom 7. November ab 14 Tage lang während der Expeditionszeit im Meldezimmcr des unterzeich neten Stadtrathes zur Einsichtnahme ausliegen. Bis zum Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung steht es jedem Betheiligten frei, gegen die Wahl listen beim Stadtrathe Einspruch zu erheben. Hohenstein, am 6. November 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Bibelfest^" Künftigen Sonntag, als am 21. Sonntage nach Trinitatis gedenken die 3 Gemeinden Hohenstein, Ernstthal und Oberlungwitz zur Mitfcier des Geburtstages vr. Martin Luthers ihr diesjähriges Bibelfest in der Kirche zu Ernstthal zu feiern. In dem Gottesdienste, der nachmittags 2 Uhr beginnt, hält Herr Diac. vr. pbil. Sterzel von St. Jacobi in Chemnitz die Predigt, die Ansprache an die 18 mit Bibeln zu beschenkenden Kinder aus den 3 Gemein den der unterzeichnete Ortspfarrer. Nachdem an die Herren Kirchenvorsteher besondere Ein ladung ergangen ist, richten wir noch an die Mitglieder der 3 Gemeinden die freundliche Bitte, an dieser Festfeier zahlreichst sich zu betheiligen. Des Herrn Segen ruhe auf dieser neuen Fesveier. Ernstthal, den 4. November 1889. Der Kirchenvorstand daselbst. Matthesius, ?., Vors. Jährliches Einkommen z» " Lugau, 4 301 bis 401 - 50t - 601 - 701 - 801 - 951 - 1,101 - 1,251 - 1,401 - 1,601 - 1,901 - 2,201 - 2,591 - 2,801 - 3 301 - 3,801 - 4,301 - 4,801 - 5.401 - 6,301 - 7,201 - 8,401 - 9,601 - 10,801 . 12,001 - 14,001 - 16,001 - 18,001 - 20,001 - 22,001 - 24,, 01 - 26,001 - 28,001 - 400 Ai. 500 - 600 - 700 - 800 - 950 - 1,110 - 1,200 - 1,400 - 1,600 - 1,900 - 2,200 . 2,500 . 2,800 - 3,300 - 3,800 - 4,300 - 4,800 - 5,400 - 6,300 - 7,200 - 8,400 - 9,600 - 10,800 - 12,000 - 14,000 - 16,000 - 18,000 - 20,000 - 22,000 - 24,000 - 26,000 - 28,000 - 30,000 - 1. Klasse von 2. - 3. - Stcnersah — M. 50 Pf. 1 - — - 2 . — - 3 - — - 4 - — - 6 - - - 8 - — . II - — - 14 - — - 17 - — . 22 - — - 30 - — - 38 - - - 48 - — . 59 - — - 76 - — - 94 - — . 114 - — - I36 - — - 162 - — - 189 - — - 216 - — - 252 - — - 288 - - - 324 - - - 360 - - - 420 - — - 480 - — - 54O - — - 600 - — - 66O - — - 720 - — - 780 - - - 840 - - - 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. Sächsisches. Hohenstein, 6. November. Am gestrigen Vormittag verließen die Infanterie-Rekruten hiesiger Gegend die Heimath, um sich zuvörderst nach Glauchau zu begeben. Eine große Menge Angehörige und Freunde hatten dieselben nach dem hiesigen Bahnhof begleitet. Von Zwickau aus erfolgte der Transport mittelst Extrazuges. Im Ganzen waren es 697 Mann, welche der „wunderschönen Stadt" Straßburg ihre Blicke zuwendeten. genommen werden. Die Geschäftsräume der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau bleiben wegen Reinigung derselben Freitag und Sonnabend, 8. und 9. November, für alle nicht ganz dring lichen Sachen geschlossen. Am 4 November fand vor dem Landgericht Zwickau die Schwurgerichtsverhandlung gegen den Handarbeiter Max Paul Möckel in Eibenstock, angcklagt wegen Körperverletzung mit Die Deklarationsformulare zur Einkommensteuer sind so eben wieder ausgehändigt und geben wir zur Orientirung nach stehende Skala: Steuerklasse er müsse gestochen worden sein. Scheithauer ist auf ärztliche Anordnung alsbald in das Kreiskrankenstist überführt worden, woselbst er am 4. September d. I. verstorben ist. Auf Grund der vorgenommenen Section des Leichnams ist Seitens der Herren Aerzte in einem Theile des nach dem Zwcrgsell zu gedrängten Dünndarmes eine 11,2 Ctm. lange, etwas klaffende Zusammenhangstrennung der Dünndarmwand constatirt wor den und es haben die Sachverständigen ihr Gutachten dahin abgegeben: daß der Tod Scheithauers durch Bauchfellentzün dung eingetretcn ist, daß diese Bauchfellentzündung aber durch eine Verletzung der Bauchwand und des Dünndarmes verur sacht und die Verletzung selbst durch ein stechendes, schneiden des Instrument herdeigiführt worden ist. Noch vor seinem Tode hat Scheithauer lauf das Bestimmteste erklärt, Möck.l sei Derjenige, der ihn gestochen habe. Vom Gefängnisse aus schrieb Möckel an seinen Bruder: „Ich habe meine Sünde erkannt und sie schon tausend Mal bereut, aber es ist zu spät, ich muß meine Strafe bitterlich verbüßen" und weiter: „Nehmt Euch ja ein Beispiel von von mir und thut keinem Menschen etwas zu leid!" Gleichwohl leugnete er, absichtlich gestochen zu haben, konnte aber nach Lage der Beweise Glauben nicht finden. — Herr Assessor vr. Stadler, der Vertreter der An klage, hob hervor', daß es eine bekannte und traurige That- sache sei, daß gerade in der jetzigen Zeit die mittelst Messers oder anderen gefährlichen Werkzeugen in Scene gesetzten Excesse mehr und mehr zunehmen. Wie kleinlich und unbedeutend seien zumeist die Ursachen dieser Excesse und wie schwer und tragisch die Folgen derselben. Dem Brunnenbauer Franz Händel in Niederplanitz sind seit längerer Zeit aus dem massiv gebauten Pulvechäuschn in dem alten Steinbruchc auf dortiger Piarrflur geg n 16 kg Dynamit in Patronen gestohlen worden. Oo hier ein Racheakt vorliegt oder ob das Pulverhäuschen nur zum Zweck des Dieb stahls erbrochen wurde, hat sich noch nicht leststellen lassen. Der Dieb ist trotz aller Nachforschungen noch unbekannt. In Mühlbach bei Frankenberg wurden vorgestern sechs Personen verhaftet, weil sie in der vorausgegangenen Nacht einen dortigen Bäckergesellen durch Messerstiche lebensgefähr lich verletzt haben; ein solcher Stich hat die Lunge arg beschädigt. Aus Borna wird geschrieben: Wie gefährlich mitunter die Feldbestellung in Gegenden ist, deren untere Bodenschichten früher Kohlen enthielten, zeigte schon vor genau Jahresfrist ein Unfall, indem bei Bockwitz die Ackerpferde in einer plötzlich entstandenen Vertiefung verschwanden und durch nachstürzendcs Geröll verschüttet und getödtet wurden. Am Sonnabend war der Sohn des Gutsbesitzers Bergner in Blumroda ebenfalls mit Pflügen auf einem Grundstück beschäftigt, welches früher unterirdisch ausgebemet worden ist. Plötzlich stürzte das eine Pferd rücklings in eine Oeffnunq, welche sich etwa 4 Meter tief aufgethan hatte. Der Geschirrsührcr hatte die Geistes gegenwart, die Stränge zu durchschneiden, so daß er mit dem zweiten Pferde aus der Oberfläche blieb. Da nur wenig Eid- rcich nachstürzte, so gelang cs nach längerer Zeit, auch das versunkene Pferd fast unbeschädigt aus der Tiefe hcrauszuholen. Eine Schisfshebung eigner Art wurde vorgestern bei Zeichen-Vogelgesang beendet. Es galt daselbst, einen große» tödtlichem Ausgange statt. Möckel, welcher, wie erwähnt, nur erst 21 Jahre alt, seit einigen Monaten verheirathet, Vater eines Kinder und noch unbestraft ist, wenigstens war er dies zur Zeit der Vergehung des schweren Verbrechens, wegen dessen er sich heute zu verantworten hatte, — war nach dem Wahr spruche der Geschworenen unter Ausschluß mildernder Umstände zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren zu verurtheilen und der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahren für verlustig zu erklären. — Am 1 September d. I. ist derselbe im Tauscher- schen Gasthof in Schedewitz zu Tanz gewesen. Dort schon hat er sich händelsüchtig gezeigt: er hat verschiedene Personen darunter den Tanzmeister, angerempelt, weiter auch sein Messer aus der Tasche gezogen, mit demselben herumgefuchtelt und dabei geschrieen: „Heut' stech' ich noch zwei bis drei über den Haufen!" In der 9. Abendstunde ist derselbe angetrunken — genossen hatte er Schnaps und Lagerbier — vom Tanzsaale auf die Straße gekommen. Dort hat vor dem iTauschcr'schen, jetzt Günther'schen Gasthof eine Gruppe junger Leute gestanden, unter denen sich der Tischlergeselle Flechsig, der Handarbeiter Flemig, der Zimmermann Baumann, sowie der Schlosserlehrling Scheithauer befunden haben. Möckel ist auf diese Leute zu gegangen und hat gefragt, ob nicht Jemand eine Cigarre für ihn habe. Die jungen Leute haben dies Verlangen abgeschlagen und Baumann hat Möckel vorgehalten, wie er sich einsallen lassen könne, eine Cigarre zu verlangen. Da hat Möckel auf diese Leute losgcschlagen; dieselben sind auseinander gestoben und bei dieser Gelegenheit will Flechsig genau die Worte Möckels vernommen haben „Verdammt, wer mir heute in den Weg kommt, den steche ich nieder!" Flechsig ist an der Ecke des Bäßler'schen Hauses vorn am Zaun, Scheithauer dagegen an der 7 Schritte von der Bäßler'schen Hausecke entfernten Ecke des Teller'schen Hauses stehen geblieben. Inzwischen ist Baumann, ergrimmt über das von Möckel fortge setzt gezeigte excessioe Benehmen, ruf Möckel zugegangen, um denselben festzunehmen und dem Schutzmann zuzu führen. Er hat Möckeln mitten auf der Fahrstraße und zwar etwa in der Höhe der oberen nach dem Taufcher'- schen Gasthofe zu gelegenen Ecke des Tellcrsch'en Hauses an gepackt. Möckel hat sich losgerisscn, beim Losreißen mit der rechten Hand eine stoßende Bewegung gegen Baumann ge macht, Letzteren aber nicht getroffen, weil derselbe einen Schlitt zurückgetretcn ist. Dann ist Möckel die Straße abwärts nach Zwickau zu gelaufen, vielleicht bis zur Höhe des Bäßler'schen Hauses. Von hier ist Möckel auf der Straße umgekehrt und direct auf Scheithauer zugelaufen, der immer noch an der bezeichneten Stelle, nämlich an der Ecke des Teller'schen Hauses, gestanden hat. Cs versicherte nun Baumann , ganz deutlich gesehen zu haben, wie Möckel, als er an Scheithauern herangekömmen war, mit dem rechten Arm denselben nach dem Unterleib gestoßen hat und das Möckel diesen Stoß „mit aller Forsche" noch vorn, gerade auf den Unterleib Scheit hauers zu geführt hat. Möckel ist hierauf in die zwischen dem Tcller'schen und Bäßler'schen Hause von der Straße abfüh rende Gasse und von da in den Teller'schen Hof gelaufen. Baumar dagegen ist zu Scheithauern geeilt, dec zusammen- gebcugt, e Hände kceuzweis über den Unterleib haltend, an der Haus 'gelehnt und sofort geäußert hat, er sei blutig, - Lugau, 4. November. Das Resultat der gestern statt gefundenen Kirchenvorstandswahl ist folgendes: Gewählt wurden die vom hiesigen Wahlverein vorgeschlagenen Herren Gemeinde vorstand Diener mit 69, Restaurateur Hertel mit 57, Holz- Händler Karl Acker mit 45 und Kaufmann Schulz mit 41 von 74 abgegebenen Stimmen. 84 Personen hatten sich in die Wählerliste cintragen lassen. Nächsten Sonntag wird die Ein weisung der Genannten durch Herrn Pastor l)i. Eckardt vor-