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DK ,WeH<ritz-Z«tt«ns» «scheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners- Lag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 40 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Meißeritz-Zeit«»g Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnkerate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes 'Ine sehr wirk ¬ werden mit 12 Psg., solche aus unserer Amtshaupt- mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauxtmmnschast, das Königlich- Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druckt und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde« Mtt achtseitige» „Illustriert«. Unterhaltung,blatt". Mit land- und h-m-wirt,Gastlich« «onutr-v-ilag.. Nr. 112. Dienstag, den 27. September 1904. 70. Jahrgang. Herr Brandv«sicherungs-2nspettor Pohlers hier ist auf die Zeit vom 28. Sep tember bis mit 12. Oktober ds. Js. beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Brandversicherungs-Jnspektor Seitz in Freiberg vertreten. Dippoldiswalde, am 20. September 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V.: Böttger, Regierungsassessor. Sg. Bekanntmachung. Diejenigen zum Erwerb des Bürgerrechts verpflichteten oder berechtigten Ge- melndemitglieder, deren Aufnahme in die diesjährige Stadtverordneten-Wahlliste mit er folgen soll, werden hiermit veranlaßt, sich umgehend und bis spätestens den 10. Oktober d. I. an Natserpeditionsstelle — 1 Treppe — zu melden. Dippoldiswalde, den 24. September 1904. Der Stadtrat. Boigt. Gesperrt wird vom 27. bis mit 30. September d. Js. die Reinholdshain« Straße wegen Massen schüttung. Der Fährverkehr wird während dieser Zeit über Oberhäslich bez. Elend gewiesen. Dippoldiswalde, am 24. September 1904. Der Stadtrat. Boigt. Die Kernpunkte -er japanischen Bestrebungen. Alle Welt fühlt heraus, daß Japan in dem furcht baren Kriege gegen Rußland nicht nur um die Zukunft der Mandschurei und Koreas, sondern um seine wirkliche Großmachtstellung in Oitasien und in der ganzen Welt kämpft. Das Haupt der japanischen Forlschriltspartei, Graf Okuma, der auch japanischer Minister des Aus wärtigen war, hüllt diesen Gedanken in einem Buche ein, das er soeben in Deutschland unter dem Titel „Unser Vaterland Japan" hat ericheinen lassen, denn Graf Okuma schreibt über die brennende Frage des Zieles und mög lichen Endes des großen Krieges in Ostasien gar nichts, sondern er gibt nur eine Darstellung der Entwickelung Zapans und führt Beispiele an, wie aus kleinen Konflikten große Streitigkeiten zwischen mehreren Großmächten ent stehen können. Der Haupibeweggrund für Japans Politik ist nach dem Grafen Oluma das Streben, das Land zu «schließen, seine Kräfte zu entfalten, als Ziel, mit anderen Mächten auf gleichem Fuße zu stehen. Unter diesem Ge sichtspunkte seien zunächst die nationalen Institute, der Lehrplan und die Erziehung umgestallet worden, dann sei man daran gegangen, die veraltete Einteilung des Landes nach Stämmen durch eine solche in Statthalterschaften zu ersetzen, das Münzwesen unizugestalten, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen und die lokale Selbstverwaltung einzurichten, um schließlich das ganze durch die Verkündung einer Verfassung nach europäischem Muster zu krönen. Zum Schluß stellt Graf Okuma „Richtlinien" für die japa nische Politik auf: Da äußere oder vielmehr nationale Politik gefestigt, ohne Wechsel und ununterbrochen sein muß, so ist die beste Methode der Diplomatie die, welche sich streng an die Prinzipien der internationalen Gesetze hält. Um aber an den Prinzipien der internationalen Gesetze festhalten zu können, muß alle Diplomatie aus Ge rechtigkeit begründet sein. Die Macht der Gerechtigkeit isr" groß und wird unfehlbar die Sympathie der gesamten Welt auf ihrer Seite hoben. Da sich nun Japan seit Jahren mit Eifer und Fleiß seinen nationalen Fortschritten gewidmet und die Fieundschasl der europäischen Mächte und Amerikas erworben hat, so ist das Land, nachdem es 40 Jahre an nachteilige Verträge gefesselt gewesen, zu einer Stellung gelangt, die ihm gemäß den Prinzipien der internationalen Gesetze die Anerkennung als wirklich unabhängige Macht verschafft und nach internationalem Brauch auch seine Gleichberechtigung herbeigeführt hat. Diesen Erfolg verdanken wir zunächst unserem eigenen Streben, und dann der Zustimmung Englands, das die ganze übrige Welt zu einer Revision der bestehenden Ver träge veranlaßte, und diese Zustimmung ließ die europäi schen Mächte und Amerika die ausgiebigsten Wünsche ihres Wohlwollens für uns zum Ausdruck bringen. Bei dem Lesen dieser Ausführungen des japanischen Ministers Grafen Okuma erkennt man aber sofort eine mächtige Lücke. Er läßt nämlich offenbar absichtlich die Gründe in seinem Buche weg, wegen deren Japan vor acht Jahren China mit Krieg überzog und jetzt gegen Rußland einen großen Krieg führt. Diese Kriege sind nicht nur aus der inneren Entwickelung Japans entsprungen, sondert sie sind offenbar auch aus dem Grunde entstanden, weil Japan Eroberungen machen und in Ostasien die tonangebende Großmacht sein will. Von dem ungeheuren nationalen Ehrgeize der Ja paner und ihrem leidenschaftlichen Kampfesmutc, der auch vor keinem Kriege zurückscheut, wenn es gilt, Japan groß zu machen, schreibt Graf Okuma nichts. Ohne nun die Eroberungslust der Russen in Ostasien irgendwie beschönigen zu wollen, muß eben gesagt werden, daß der Fortschritt und das Großmachtstreben der Japaner doch auch vom Standpunkte der allgemeinen Kulturinteressen betrachtet werden muß, und wenn man da Japan sich als Sieger und maßgebende gelbe Großmacht in Ostasien denkt, so werden wohl die europäischen Kulturinteressen schließlich dort sehr ins Hintertreffen kommen, denn die japanische Kultur ist noch lange keine europäische trotz der anerkannten Tüchtigkeit der Japaner. Und man mag sonst über Ruß land und die russische Kriegsführung denken wie man will, in Rußland kämpft doch Europa gegen Asien, wenn auch bis jetzt so ungeschickt und so unglücklich, daß den Japanern der Erfolg blieb, und man noch gar nicht wissen kann, wie der große oslasiatische Krieg endigen wird. Nun steht in des Grafen Okuma Buche aber auch der größte und schönste Gedanke, der eine Machtpolitik be seelen kann, nämlich derjenige der Gerechtigkeit. Ist dies seitens der japanischen Politik wirklich der Fall, und will Japan in Ostasien und in der ganzen Welt nur moralische Eroberungen machen, so würde man allerdings von den Japanern eine höhere Meinung bekommen. Lotmes und Sächsische» — Die Ziehung der 5. Klasse der 146. königl. sächs. Landeslotterie findet vom 12. Okt. bis 2. Nov. statt. — Der „Vlitz"-Fahrplan für das Königreich Sachsen, Winterausgabe 1904/05 (Verlag von M. L N. Zocher in Dresden) ist erschienen und für 25 Pf. in den Buch- und Papierhandlungen, Bähnbuchhandlungen und bei Kolpor teuren käuflich. Sein reicher Inhalt, die gesamten sächsi schen und ein großer Teil der Bahnlinien aller angrenzen den Staaten, macht ihn trotzdem nicht voluminös, weil er nicht mil Inseraten überladen und wie ein Notizbuch in der Tasche zu tragen ist. Durch seine eigenartige Registereinrichtung erzielt' man ein blitzschnelles Zurecht finden, die Berechnung der Fahrkartenpreise kann leicht mittelst der angegebenen Kilometerpreise und der den Stationen vorgedrucklen Kilometerzahlen erfolgen. Zur weiteren schnellen Orientierung dienen die beigegebenen guten Eisenbahnkarten vom Königreiche Sachsen und von 'Mitteldeutschland mit eingezeichneten Kärtchen der ein mündenden Bahnen von Dresden, Leipzig, Berlin und Breslau. Wie bisher enthält der „Blitz" die Postkurse mit Personenbeförderung, eine immerwährende Übersichts tafel für 45tägig gültige Rückfahrkarten und ein Verzeich nis empfehlenswerter Hotels, Altenberg. Die 14tägigen Herbstferienan unserer Volksschule beginnen Sonnabend, den 1. Oktober, während die achttägigen Ferien an der hiesigen Eisenbahnschule und an der städtischen höheren Lehranstalt am 7. Oktober ihren Anfang nehmen. — Sonnabend vorm. 3/4 io Uhr ertönten die Feuer alarmsignale. In dem Fuhrwerksbes. Ölschlägel'schen Hause in der Vachstraße war ein Balkenbrand entstanden, der jedoch von Nachbarn sofort gedänipft ward. Possendorf. Im Winterhalbjahre, das immer näher heranrückt, empfindet gewiß ein jeder das Bedürfnis nach einer guten Lektüre. In dieser Beziehung kann unsere reichhaltige und sorgfältig geordnete Volksbibliothek jeden Lesesreund voll und ganz befriedigen. Man möge nur recht fleißig davon Gebrauch machen. Die vorhandenen Kataloge geben über die in der Bibliothek enthaltenen Bücher genügend Aufschluß. Warnen möchten wir aber vor der sogen. Schundliteratur, die besonders für die Siltenreinheit der Jugend das gefährlichste Gift ist. Solche Bücher werden noch immer in manche Häuser gedrängt und finden leider auch ost willige Aufnahme. Wir er achten es daher für unsere Pflicht, besonders die Fort bildungsschüler auch durch die Presse zu ermahnen, die Volksbibliothek ja recht fleißig zu benutzen, ihr Lesebedürf- nis möglichst nur mit Büchern, die dort vorhanden sind, zu stillen. Dresden, 24. September. Über bas Befinden des Königs verlautet heute folgendes: Se. Majestät hat in der vergangenen Nacht mehrere Stunden ruhig geschlafen. Der Katarrh ist nur auf die oberen Luftwege beschränkt und löst sich. Die Nahrungsaufnahme ist befriedigend. Fieber ist nicht vorhanden. — Die erneute Erkrankung des Königs ist, wie man dem „P. A." schreibt, auf eine Erkältung zurückzu führen, die er sich auf einem der letzten Jagdausflüge in folge der schon recht rauhen Witterung zugczogen hat. Der König leidet infolgedessen wieder an Halsbeschwerden und Atemnot und wird hierdurch auch in seinem Allge meinbefinden beeinträchtigt. Hierzu kommt noch, daß auch die Nahrungsaufnahme mehrfach zu wünschen übrig Uetz. Wenn auch der augenblickliche Zustand des hohen Patienten zu direkten Besorgnissen keinen Anlaß bietet, so ist doch die größte Ruhe und Schonung für den Monarchen erforderlich. So hat man jetzt u. a. in den Zimmern und Gängen des Schlosses Pillnitz, die in der direkten Nähe der königlichen Gemächer liegen, Linoleumteppiche legen lassen, damit den König kein unnötiges Geräusch statt. — Das Chemische Untersuchungsamt zu Dresden bringt eine Mitteilung, nach der ein dortiger Bäckermeister „Kehrmehl", das einen widerwärtigen, faulig verdorbenen Geruch verbreitete, zum Backen verwendet habe. Bei näherer Untersuchung fand man neben alten Teigresten größere Mengen von Holzsiückchen, Insekten, Haaren und Gewebefetzen von Hadern und Säcken. Die gleichzeitig eingelieferten Semmeln waren mit Schimmelpilzen bedeckt und völlig verdorben. Bei einem anderen Bäcker wurde in dem zur Kuchenbereitung bestimmten Mohnsamen eine Mäusefamilie angetroffen. Diese war von dem Meister mit einer Feuerzange erschlagen worden. Trotzdem hatte der blutbespritzte und mit Exkrementen verunreinigte Mohn nach wie vor zur Kuchensüllung weiter Verwendung ge funden. — Die Vertreter der Stadtgemeinden Nossen, Roßwein und Döbeln, sowie der Oberkunstmeister Professor Roch- Freiberg und andere traten in Freiberg zu einer Be sprechung wegen der Errichtung von Muldentalsperren zusanimen. Es wurde einstimmig beschlossen, unverzüglich einen Kostenanschlag ausstellen zu lassen und diesen Kosten anschlag in einer später abzuhaltenden Versammlung allen sich für die Talsperren Interessierenden zu unterbreiten. — Aufsehen erregt in Netzschkau die Verhaftung de» beim dortigen Postamt tätigen Posteleven Vieweg. Die Verhaftung des Genannten erfolgte wegen Unterschlagung eingezahlter Postgelder. Die Höhe der Unterschlagungs summe ist noch nicht festgestellt. — In Krakau bei Königsbrück waren aus einem Quartier nachts zwei Husarenpferde verschwunden, hinter welcher Tatsache man einen Diebstahl vermutete. Am folgenden Morgen wurden die Tiere in der Nähe von Großenhain wieder aufgegrisfen. Sie hatten die Richtung nach Grimma, ihrer Garnison, eingeschlagen. Freiberg. In der bevorstehenden (III.) Periode des Königlichen Schwurgerichts kommen nur zwei Fälle zur Aburteilung und zwar: 27. September gegen den Landwirt Hugo Edmund Löwe aus Ruppendorf, wegen Meineids, 28. September gegen den landwirtschaftlichen Arbeiter Heinrich Wilhelm Müller aus Ostingersleben, wegen versuchter Notzucht. Freiberg. In der nach der Generalversammlung der Porzellanfabrik Kahla stattgefundcnen Aufsichtsrats sitzung wurde der abgeschlossene Vertrag mit der hiesigen Stadtgemeinde zwecks Begründung einer Filiale genehmigt. Es dürfte daher noch in diesen« Herbste mit der Anlage der Baulichkeiten begonnen werden.