Volltext Seite (XML)
Nr. »S V »8. Jahr». «»schLst-ft*«, »d Re»a»tto«, «»—de« . «. 1«. ->slde1«str»tze 4» Silckllsche Donnerstag, 20. Nov. 191- Fernsprecher 21»«» L«iP,1g Rr. 147»7 volfsmmng >v«t»,sp,»i«, »teNeljahrUch in der «eschastSstelle oder »on der »oft ndgesto» Aosgab« I 4V3 »r. Slus«abc v i».VS In Dresden und gen, Drntschland frei Hnus «uSgabe I 4.»ll Ausgabe » 4.«S .«. - Die LiichMche «oIkS»»Uu-i, erscheint »u allen Wochentagen nachmittag». — Sprechstunde der Redaktion: II bis IS Uhr vormittag.,. ^ .... h,„ sramilie.'-mreigen »'S '» Uhr dorm. - Pr.iS M »I« ,1«,eigen: «nnahme von Kesch.i'tSanzeigen »IS undeutlich geschriebene, sowie durch Fern. Pen. LpnItzrln- U'»g, »n R°klann',ei,1.5.» ^ ^'",7r,,w"nl:chk>-'t !>lr die Nichtigkeit d-4 Textes nicht übenwha«, spreche-r ausgegebene Anzeigen w.n.en w.r die Aeranlw-r.ltch Adolf Gröber s ^ Teeftrauerad zeigt uns das Generalsekre- tariat der Deutschen ZenttnmSpartri den Tod „ de« Abg. Grober an. s Berlin, 19. November. Ter Vorsitzende der Zen- trumssraktion der Nationalversammlung, Abgeordneter Gröber, ist heute mittags ILtz^ Uhr während eines Gespräches mit Götze im rat Jungheim, dein Direktor beim Reichstag, von einem neuen Schlaganfall er eilt worden und verschieden. Einer der Besten ist von uns gegangen. Wer kannte iuvtit aiese hohe Patriarchengestalt unseres Gröber! Ein Mann mit glühender Seele, und ein Mann, der selbst im Alter ein wahrbs Kinderherz offenbarte, ein Mann mit echtem, geraden Sinn, mit klarem Urteil und mit jener un endlichen Güte, wie sie nur die Größten der Großen aus zeichnet — das war Gröber. Die letzten Jahrzehnte des katholischen! Lebens des deutschen Volkes kann man sich nickst in Erinnerung rufen, ohne dabei dieses schwäbischen Volksmannes zu gedenken. Es gab kaum einen Katholikentag, auf dem nicht Gröber eine bestimmte Rolle spielte, es gab keine einzige Frage des katholischen Lebens, die nicht in Gröber ihren sorgsamsten .Hüter und ihren wirkungsvollsten Verteidiger gefunden hätte. Und was war Gröber der Zentrumspartei? Nicht in den engen Rahmen einer solchen Abhandlung märe es zu fassen, auch nur andeutungsweise das riesige Schaffen und Wirken Gröber? zm Nutzen der Partei zu schildern, Ckinze Bücher müßte man schreiben, und diese Bücher müßten eine Darstellung der Geschicke und der Geschichte der Zentrums partei in den letzten Jahrzehnten geben. Wenn wir heute noch mitten in einer politischen Umwälzung stehen, von der wir noch gar nicht sagen können, wo sie endet, und wenn wir dabei mit Genugtuung feststcllen können, daß trotz allem das deutsche Volk nicht im Sumpfe versunken ist, dann wer den wir uns daran erinnern müssen, daß cs nicht zuletzt Gräbers Wirksamkeit zuzuschreiben ist, daß wir heute auch für den katholischen Volksteil wenigstens einigermaßen Lickst und Luft haben. Gröber hat als parlamentarischer Minister der Kriegszeit sein Hauptaugenmerk aus eine organische Fortentwicklung unserer Politischen Verlstiltnisse gerichtet und in diesem Sinne die Zentrumsfraktion, dcren langjähriger Vorsitzender er war. orientiet. Ihm und der von ihm geführten Zentrumspartei war es seit langein klar geworden, daß die Erweiterung der Volksrechte Kern- und Angelpunkt unserer ganzen inneren Politik ist. Mer die Formen, in der sich diese Entwicklung z» vollziehen hatte, brauchten keino^revolutionäre zu sein. Nachdem das Un heil über unser Land hinwoggebranst wir, hat das Zen trum uneigennützig, herbster Kritik zum Trotz, am Wieder- aufbau unseres zusammengebrochenen Landes mitgewirkt. Es war ein schweres, nicht nr körperliches, sondern auch seelisches Opfer, das Gröber auf sich nahm, als er in Wah rung der unveränderlichen und von keiner Zeitströmnng zu beeinflussenden christlichen Grundbafis die Zügel der Zen- trumspartei weiter führte. Noch ist der Streit der Meinun- gen über diese Tinge nicht ausgetragen. Die Ge'chichte wird aber einstens ihr Urteil abgeben. Wer, wie Verfass..'! dieser Zeilen, diese trübe Entwicklung in allen ihrei^ trau rigen Phasen mitgeniacht, den ungeheuerlichen Wirrwarr der Revolutionswochen miterlebt und dann den langsamen Aufstieg in einem Stadium mitverfolgt hat, in welchem die Besten schon, verzweifeln und sich der bolschewistischen Welle widerstandslos hinzugeben drohten, der wird nicht i n Deutsche Spar-Prämienaulelhe 1 9 1 L Zweifel darüber sein können, wie dw'ks Urteil der Geschi^d einstmals ausfallen wird. Tie Zentrumspartei unter Füh rung Gräbers war es, die das deutsche Land und das deutsche Volk vor dem sicheren Untergang retteten! Gröber war in seinem Wirten und Streben das Vor- bild eines echten überzcugungStreuen Zentrumsmanner. Sein Fleiß und seine Arbeitskraft kannten keine Grenzen. Im Reichstage wir er vom frühen Morgen bis zum 'Paten Abend schier ununterbrochen zu finden. Wer diese Riesen- belastung der Zentrumsfraktion und insbesondere ihres Vorsitzenden Gröber bei der Tagung der Nationalversamm lung in Weimar und dann in Berlin aus eigener Anschau ung kennen und fühlen lernte, mußte oft genug staunen über das geradezu phänomenale Maß an Willens- und Ar beitskraft, dgs Gröber eigen war. Tie Fraktionssitzungcn fanden fast durchweg unter seiner persönlichen Leitung und seiner regsten Anteilnahme statt. In den vielen Ausschüßen lvar er ein geschätzter, rastloser Arbeiter, in dem man nicht nur den kenntnisreichen Politiker, sondern auch die Wah rung einer guten parlamentarischen Tradition schätzte. Daneben stellte Gröber im Plenum des Reichstages und der Nationalversammlung in allen Fragen, in welchen das Zentrum ziclweisend Vorgehen mußte, in glänzenden, und die Angehörigen aller Parteien stets in seinem Bann zwin- genden Reden, immer aufrecht und unbeirrt seinen Weg gehend, die Verkörperung des Zentrumswillens dar. Das Zentrum kann als eine so mächtige und in den breitesten Volksschichten fußende Partei heute weniger denn je von der Regierung und damit von der Bestimnnmg der politi schen Geschicke des Landes ausgeschlossen werden. Aber nickst einem politischen Zwange folgend, sondern in rückhaltloser Wertschätzung der schassenden Mitarbeit der Zentrumspartei hat auch die nachrevolutionäre Regierung sich die Beteili gung dos Zentrums an der Kabinettsbildung gesichert. Das ist nicht zuletzt Gräbers Führerschaft zu danken. Ein treuer Kämpfer und ein unermüdlicher Schöpfer, das war Gröber! Kampf und Arbeit werden die Losung gerade für die kommende Betätigung der ZentrumS- anhängerschast im Lande sein. Möge uns das Vorbild un seres Führers Gröber die Kraft verleihen, um das große, aber sieghaft begonnene Werk einem guten Ende zuzu- führen. Kr. Adolf Gröber. StacitS^kretär o D. LandgerichtSdirektor, Heilbronn. Geboren am 11. Februar 1884 in Ricklingen Bolks- sckml-> Weingarten, Lyreum RavenSbnrg »nd G»mnaflum Stuttgart 1860/72, Einj. 1872-73 /Leutnant d. L. a. D-l, jnrid. Studium Tübingen. Leipzig, Strakbura 1178/77. Referendar Rottweil 1878. Seit 1>78 in richterlichen und staatsonwnltlichcn Stellungen beim Amtsgericht NereSbeim. Saalggu, Staatsanwaltschaft Rottweil, Ravensberg, Landgericht Hall. Heilbronu Württembcrgischer Land tag seit 1S98. Reichstag seit 1887 fRr Blanbeuren. * » « * Das Bcilrid des Reichspräsidenten Berlin, 19. November. Der Reichspräsident hat an den Generalsekretär der Zentrumsfraktion das nach stehende Telegramm gerichtet: „Tief erschüttert höre ick' von dem plötzlichen Hinscheiden des verehrten Führers Ihrer Fraktion. In ihm verliert die Zentninsfraktioii, die Nationalversammlung und- mit ihr das deutsche Volk einen der verdienstvollsten Parlamenta rier, der durch viele Jahrzehnte in s e l b st l o s est e r Hingabe für die gemeinsame Sache des Vaterlandes gewirkt hat. Ich spreche der Fraktion und der Partei des Zentrums mein aufrichtiges und tiefes Beileid zu diesem schweren Verlust aus. gcz. Ebert, Reichst nsioent." Presseftimme,, icr Nach.-i „Gröber ist als Parlamentarier vor allem in juristiichen Ist .. D '» sdner Nach ichre n " (Nr. 32l) ich! eiben Harptgewmne jährlich mal I.000.000 .... :.:ckewo':-,,chen Fragen der Wo't'uhiei semer Partes gew e» und hat sich mit besonderem Euer stets deS argen die Unsittlicykeit angenommen. ,m Kample um die Lex Heinze stand er in der einen Reche der Ka.mp- senden. Bekannt ist auch sein energi'ches Auftreten im Hauptausschuß am 26. September 1918. »rz vor dem Zu sammenbruch. Er betonte damals, dag 'ich der W.lle der Reichsregierung gegen alle Widerspruche durchsetzen müsse und geißelte mit Irrten Worten die Verwirrung ,n der Führung der damaligen Politik. Emtzert der aderen und inneren Front liwr seine Forderung. Am !.-> Lttot>er1918 wurde er zum Vertreter des Kanzlers denn Lber-M,l,t»r° befehlshaber ernannt. , Auch in der Nationalversammlung ist er als sichrer der Zentrumsfraktion vielfach hervorgetrcten. Er zeichnete sich durch einen stark ausgeprägten Willen und eine k! u § e. zielbewußte Politik aus, die von jemen Geg- nern stets rückhaltlos anerkannt worden ist. Nicht nur für seine Partei, sondern f ü r da S g a n ; e p 0 - !i tische Deutschland bedeutet sein unerwartetes Hinscheiden einen schweren Verlust. Hindenburg und Ludendorff vor dem Untersuchungsausschutz Berlin, 18. November. Das Reichstagsge bäude >var heute in großem Umkreise von einem starken Aufgebot der S i ch e r h e i t S w e h r ad gesperrt. Kurz nach 10 Uhr traf der Krastnxigen mit dem General felümarsckM v. Hindenburg, General Ludend 0 rf' und Tr. Helfferich vor dem Reichstagsgedäude ein, bk gleitet von einem starken Geleit berittener Sicherheits soldaten. Die Menge brachte den beiden Heerführern lebhafte Huldigungen dar. Zn Zwischenfällen ist es nirgends gekommen. Schon lange vor Beginn der Sitzung ist der Sitzungs saal dicht gefüllt. Zahlreiche Abgeordnete aller Parteien wohnen den Verhandlungen bei. Auf dem Zeichentische vor dem der Generalfeldmarschall v. Hindenburg Pia., nehmen soll, liegt ein Strauß von weißen Chrysanthemen, umschlungen mit einem schwarzweißroten Bande. Hinden burg wurde am Eingänge vom Vizepräsidenten Diet rich begrüßt und von dem Abg. Warmuth nach dein Verlxindlungsramn geführt. Stellvertr. Vorsitzender Gothein eiwartet am Zeugeiftisch den GeneralfeldmarickM. während alle Anwesenden sich erheben. Stellvertr. Vorsitzender Gothein rickcket an den Generalfeldmarschall folgende Worte: Herr Generatfeld fel dm mg chall! Ter Ausschuß hätte Ihnen gern die Mühe waltung erspart, vor diesem Ausschuß hier zu erscheinen. Er hätte gern in dieser Winterszeit die schwierige Reste erspart. Ta aber General Ludendorff Wert darauf legt, geiueinsam mit Ihnen vernommen zu nxwden, so mußten wir Sie bitten','hier zu erscheinen. Generalfeldmarschall v. Hindenburg: Ich da:f wohl erwidern, daß cs mir ein Bedürfnis gewesen ist, an der Seite meines Kampfgenossen in schwerer imd großer Zeit hier zu erscheinen. Ich bin dank- bar dafür, daß mir hier die Gelegenheit dazu gegeben ist. Ebenso danke ich dafür, daß mir die Reise erleichtert wor den ist. Stellvertr. Vorsitzender Gothein: Herr General- reldmarschall, ich bitte Sie, jetzt den Zengeneiö zu leisten. Generalfeldmarschall v. Hindenburg: Ich bin be reit, den Eid zu leisten, ich möchte aber bitten, daß ich vor her eine Erklärung verlesen lassen darf, die ich für mich und General Ludendorff abgegeben habe. General Ludendorff: Ich stehe auf dem Stand punkt, wie der Generalfeldmarschall. — Ludendorff verliest darauf die Erklärung: Gemäß Artikel 31 der Reichsversassnng vom 1l. August i ^019 hat die Nationalversammlung einen llntersiictunc':-- iiu^nhuß eingesetzt zur Ermittlung gewisser Tatbestände vor und lnährend des Krieges. Cs wird verlangt, daß die beidca Unterzeichneten sich eidlich äußern über Maßnahme!! de,- Obersten .Heeresleitung, 31 der Verfassung bcstimust auch, daß für das Untersuch,ingsversahren die Bestiu:- mungcn der Strasprozeßordii'„g sinngemäße Anwendung inuen. Diele lieht das Recht der Z e u g n i s v e r w e i g e - Mark Erste Gewinnzleh>ng im März 19 2«