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fern« sowie Bon Fürst Bismarck Oertliche und sächsische Angelegenheiten. . Sie wirken auf das Heran ¬ wachsende Geschlecht und ziehen es in ihrem Geiste groß. Sie sind mir die guten Bürgen für den Bestand meines Lebenswerkes. Ich.freue mich, daß sich Ihre Stadt immer so wacker im Wahlkampfe gehalten — schenken Sie doch Sekt nn, ich muß mit den Herren doch auf Ihre gute Stadt Leipzig anstoßen. Nan sprach der Fürst über die Socialdemokratie. Daß die Leute ihre Lage verbessern wollen, ist ganz na türlich. Indessen weiß ich unter den Millionären, die ich kenne, auch keinen glücklichen Menschen. Der Staat hat die Pfl'.cht, zu helfen, wo er kann. Allein paktiren kann man mit den Führern nicht. Wenn man sich mit ihnen in Unterhandlungen einläßt, so kommt mir das vor, als bösen Konfliktsjahren Stand gehalten. „Aber Ew. Durch laucht reden ja gar nicht von der eigenen Haltung in dieser schlimmen Zeit?" „Ich", versetzte der Fürst, „ich war dazu da". Jetzt streifte das Gespräch kurz die trüben, schmerzvollen Tage der Entlassung des Fürsten. Man sei im Volke sehr verwundert gewesen, daß Niemand im Reichstage dem Fürsten einen Nachruf gewidmet habe. „Ja", sagte der Fmst, „jede Partei ecwartete damals den blauen Brief". Jetzt erhob sich der Fürst und m t ihm die ganze Tisch anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, termine anzumslden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke Amtsgerichts eingesehen werden. Pulsnitz, am 27. Februar 1895. wenn man den anmarschirenden französischen Reg-mentern einen Notar entgegenschicken wolle, dec sie von der Un rechtmäßigkeit ihres Vorgehens überzeugen soll. Nein, so kommt man hier nicht zum Ziele. Ich habe seinerzeit den Fürsten gisagt, wenn sie mit den Socialdemokraten anein ander geriethen, so sei das eine akute Krankheit; versagten sie aber dem Mittelstände ihre Fürsorge, so beschwörten sie eine chronische Krankheit herauf, die sich schwer heilen lasse. Anläßlich des Fürsten Jugen^erinnerungen kam das Gespräch aus den großen Theologen Schleiermacher, bei dem Bismarck Konfirmandenunterricht genossen hat. Der Fürst rühmte dessen Fähigkeiten und hohen Geist, schil derte die kleine verwachsene Gestalt mit dem bedeutendem Haupte und meinte, was bei Schleiermacher Mutter Na tur am Rückenmark gespart habe, sei dem Gehirn zu Gute gekommen. Hier wurde darauf hingewiesen, daß Schleier macher in einer seiner Schriften von einem Fürsten, der große Wirkungen erzielen wollte, „phlegmatisches TiMpe- rament" verlange. Nach einer Pause, in der der Fürst sinnend vor sich hinblickte, sagte er aufathmend: Ja, das passe ganz auf seinen seligen Herrn, den König Wilhelm Der sei in gewisser Hinsicht Phlegmatiker gewesen. Ihn zu einer Ueberzeugung, zu einem Entschlusse zu bringen, sei ost nicht leicht gewesen. Aber dann habe man Häuser aus ihn bauen können. Wie habe der hohe Herr in den Königliches Amtsgericht. Weise. Königliches Amtsgericht. Weise. sich so treu und dienstbar, sein Urtheil so scharf und be sonnen, sein Gemüth so tief und warm, daß man einen rüstigen Sechziger vor sich zu haben glaubte. Von besonderem Interest- sind die Aeußerungen des Fürsten Während der Frühstückstafel über seine Politische Thätigkeit. Nach dem Berichte der genannten H-rren be tonte er mit großem Nachdruck die ungeheure Verantwort lichkeit, die auf dem Slawsmaune laste. Er verglich ihn mit dem Börsenspieler, der auch niemals in Ruhe sich seines Erfolges freuen könne. Wenn ihm eine Unterneh mung geglückt sei, käme sofort die Sorge, wie der Erfolg festzuhalten und auszunutzen sei. Nur wirthschafle der Staatsmann immer mit fremdem Vermögen. Und das falle um so schwerer ins Gewicht, je mehr man Ehrgefühl im Leibe habe. Viel glücklicher als der Staatsmann sei beispielsweise der Landmann, der Forstmann, jener, wenn er seine Felder und Rieselwiesen, dieser, wenn er sein, Forstkulturen und den Wildstand gedeihen sehe. Sehr interessant war auch, was der Fürst über seine Politische Entwickelung sagte. Wenn er heute auf sein Lebens- Werk zurückblicke, könne er sich großer Sorge nicht er wehren. Auch früher — im Mittelalter — sei ja Deutsch land groß gewesen. Aber wie lange habe dann — wohl sechs Jahrhunderte — der nationale Gedanke geschlummert. „Nicht so ganz, Durchlaucht", wurde hier eingetvorim. „Friedrich der Große war in gewissem Sinne ein Natio nalheld." Ja, sagte der Fürst, der hatte Rückgrat, Gellt, Nachdruck, obschon er sittlich nicht einwandfrei war. Wie rasch aher folgte dann wieder der Niedergang. Der Rausch der Befreiungskriege war bald vorüber; an seine Stelle trat Vie traurige Reaktion. „Durchlaucht sollten zuversichtlicher sein, die Jugend ist für Deutschlands Größe, Aut Fol. 231 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden, daß die Firma E. C. GroschlU in Pulsnitz auf Herrn Theodor Paul HMer daselbst übergegangen ist. Pulsnitz, am 8. März 1895. gesellschast, er sprach: „Meins Herren! Ich trinke auf das Wohl Ihres Königs, auf Ihre gute Stadt und Ihren Bürgermeister!" Wenige Minuten später antwortete Oberlehrer Geyer mit einem längeren Trinkspruch auf den Fürsten. Der Fürst dankte mit leisem Nicken. Wie wohl thut mir nach so viel Haß doch dis Liebe des Volkes, meinte er. Aber zuweilen begegnen mir doch Ehrenbezeichnungen, bei denen ich mich doch ganz unwürdig fühle. So will mich sogar die Akademie dec bildenden Künste zum Ehrenmitglied« er nennen. „Aber Durchlaucht haben doch das herrliche Ge bäude des deutschen Reiches gebaut. Ew. Durchlaucht sind alles, z B- auch ein großer Musiker". — „Gewiß, ich liebe die Musik, höre gern zu, aber drei Stunden im Concert oder im Theater, nein, das halte ich nicht aus." „Durchlaucht übten die Musik auch praktisch aus. Was sind Durchlaucht nur z. B. für ein ausgezeichneter Noten schreiber!" Schallende Heiterkeit. als A n m e l d e t e r mi n, der 8. Mai 1895, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, der 20- Mai 1895, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des Bertheilungsplans die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmelde lastenden Ansprüche und ihres Rangverhälmisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten - Pulsnitz. Ueber die stille Wirksamkeit des seit i 1. Juli 1867 hier bestehenden Mobilia r-Brand- i Versicherungs-Vereins für die Stadt i Pulsnitz ist seit längerer Zeit nichts an die Oeffent- lichkeit gelangt. Wir dürfen daher annehmev, unsere Leser ! zu interessiren, wenn wir im Nachstehenden einen Auszug , aus dem auf's verflossene Jahr 1894 in der vor Kurzem : stattgefundenen General-Versammlung les Vereins erstat- - teten Geschäftsbericht veröffentlichen. Die Zahl der Mit- , glieder des Vereins beträgt gegenwärtig 16. — Deren - Versicherungen in einer Gesammtsumme von 64,730 Ml. : laufen in 16 verschiedenen, auf 9 Straßen und Plätze vertheilten Kataster-Nummern und zwar 45 370 Mk. — unter harter und 19 360 Mk. — unter weicher Bedachung. Die geringste der gezahlten Prämien betrug 1 °/v« — die höchsten 4 a/go. — Die Gesammteinnahme an Prämien aufs Jahr 1894: 140 Mk. 19 Pfg-, während die Zinsen von dem Vereinsvermögen an 13010 Mk. 50 Pfg, die Summe von 413 Mk. 68 Pf. betrugen. Dagegen be schränkten sich die Ausgaben für Verwaltung des Vereins auf 11 Mk. 55 Pfg. — Als höchstes Strafmaaß Mr unverbesserliche Schü- ler besitzt die Fortbildungsschule die Ausschließung des Betreffenden aus derselben. Nun mag es vielleicht für manche junge Leute eher ein angenehmer Gedanke sein, von dem lästigen Schulzwange befreit zu werden, als da rin eine Strafe zu erblicken; und doch hat diese Aus schließung ganz erhebliche Folgen, indem die Ausgestoßenen bei ihrer späteren beziehentlich?,, Aushebung zum Militär in die zweite Klasse des Soldatenstandes übergeführt wer den. Was aber eine solche Degradation zu bedeuten hat, Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Friedrich Gustav Guhr eingetragene, in Niedersteina gelegene HäUslernahkUNgs-GrUUdstÜck, bestehend aus Mohn-, Auszugs- und Scheunengebäude, Hofraum, Garten und Felo, Folrum 24 des Grundbuches, Nr. 31 des Brandcatasters und Nr. 42 u, 42 b und 379 des Flurbuches für Niedersteina, nach dem Flurbuchs 2 du. 3,« a groß und mit 65,Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 6442 Mark soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 23. April 1895, Vormittags 10 Uhr, für Ew. Durchlaucht, begeistert und namentlich — die . . . Frauen." Ja, das ist mein Trost, meinte der Fürst; Am 24. Februar waren, wie bereits gemeldet, vier was bis zum Frauenherzen vorgedrunaen ist das haftet. Herren vom Vaterländischen Verein in Leipzig, und zwar Die Frauen sind konservativ. die Herren Oberlehrer l)r. Hans Voigt, Rechtsanwalt " " " Kretschmar, Oberlehrer Geyer und Steinsetzmeister Schmöl- ling, zum Besuche beim Fürsten Bismarck in Friedrichs- ruh, woselbst sie vom Fürsten zum Frühstück geladen. Ueber die äußere Erscheinung berichten die Genannten in einer Versammlung des erwähnten Vereins am Sonntag Vormittag in der Zentralhaue in Leipzig, daß seine Ge sichtsfarbe fast blühend zu nennen sei, die Wangen seien voller, als man nach dem jüngsten Bilde annchmen sollte. Er trug schlichte bürgerliche Kleidunu: einfache weiße Cravatte und schwarzen Gehrock, ein Flor um den Arm erinnert an den schmerzlichen Verlust, den ihm das vorige Jahr zugefügt hat. Trotz der alten Gesichtsfchmerzen, an denen er zuweilen litt, zeigte er sich während der ganzen Unterhaltung von einer erstaunlichen Frische des Geistes und sehr aufgeräumt. Sein Gedäcktniß erwies Re. 20. s. März 1895. Sonnabend. Piatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Erscheint: Millwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr austugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile loder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofsc und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes 'Sonntagsblatt lwöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltlich« Zu sendung. Zu Wutsnitz schenk/, -^sur Pulsnitz, Lönigsbrück, Radeberg, Radebarg, Moritzburg und Umgegend E"- SieSeMudvierfigKer Jahrgang.