Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110708025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911070802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911070802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-08
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs Preis iilr L«wzi» und Voron« durch unlere Troger und Soevileurr 2mal täglich in» Pau» urdrucht Ar Pi. monuil.. k.7>> Mk. virrrr^nkri. Bei unlrrn Filialen u. illn. nahmeitellen adacholl 78 Pt. monatl. r.rsMk »teNeljohrU Dur« »»« Bolt. innerhalb Deuilchland» und der deutlchrn Kolonien oierteliährl. ».«Kl Btt., monall. l^lt Bit. au»lchl PoltdeltrUaeld Ferner tn Belgien. Dänemark, den Donaultaaten. Italten. Luremburu. Meberlanvr, Nor wegen Oe,«erreich. Ungarn Nuhland. Schweden Lchwet» u Evanien. In ollen übrigen Stauren nur direkt durch dir Eeichältsllelle de» Blatte» erhäklllch. Da» ürrvtige» ragedlan ericherar iimal täglich. Sonn. u. Feiertag» au» morgens. Adonnemenls-Ännahme Iohaaniogail« », bei unteren rragenr. Filialen Spediteuren und illnriahmegeUea. lowie Boltamrern und Briefträgern. tk1n,»lvertaol»pr««» . V. Abend-Ausgabe. NipMer T ageblaü rei..Lu,ch^ !.M3 Handelszeitung. rk,..änW.j >E Ämlsbtatt des Rates und des Volizeiamtes -er Ltabt Leipzig. Anzetgeu-Prei» erhöht, lamr- >uhr- ,ür Inlerar» an» U«t»P« und Umgebung die l!palttg»V«ttt,»U«rSPfibt»Reklame, »eil» 1 Mt.: oo» m»»»LN» 30 Ps, Reklamen l.lch Mk..' Inlerat« »»a vrhSrdrn tm amt- ltch«, Tttl dl» B«tit,«U» S0 «k. L.Ichäfiianirtgen mu Vlatzvor christ« tn der Adenbau»gad« tm Prell« «rt, Rabatt nach Tarif. BeUagegebübr Eelo auflag» 5 Mk. -. Taufend «rkl. Poftged, Teildeila,« höh«r. F«a«tt«m« Au'lraa« kr>nn«n »ich« ,ur0ck- ae,o,«n w«rd«n. Für da» <krfch«tnen an begimmten Iag«n und Plagen wird kein« Taranti» übernommen. Änjrigen-«lnnahm«. 2«b»,»i»,»N« «. bei tämtlichen Filialen a. allen Annonc«n» lkrpeditton«» d«» 2». and tüu»tg»b»« DruL »,» V«i», »r» U«t»,tg», I»««- bl»tte« «. V«l». Inhaber: Paul ttürften. Redaktion nn» »efchäft»It«ll«: Iohanni»gasfe 8 -an»«»Atlinl. Dr«»d«o: Seeltrah« < 1 il«l«phon «SAx Nr. 187. Somisveirä, üen 8. Juli lSll. 105. Jahrgang. Tie vorüe^Nlie Allrode umfaßt 6 Selten. Der krsnzSlilche Ministerrst trifft heute Sonnabend die Entscheidung über die Antwort auf die Mitteilung der deutschen Negie rung von der Entsendung eines Kriegsschiffes nach dem Hafen von Agadir. Es ist selbstverständlich nicht zu erwarten, das; die französische Regierung den Schleier über ihre letzten Pläne in Marokko lüftet; es kann sich lediglich um die Feststellung und Be> grenzung einer Basis handeln, auf der eine Verständi gung zwischen den beiden Regierungen stattfinden soll. Vermutlich wird sich Frankreich zu raschen Zugeständ nissen nicht gerade geneigt zeigen, denn die Rede von Asquith über die „neue Situation" steift der Ne- publik den Rücken und gibt ihr das Recht, auf die unbedingte Unterstützung durch England rechnen zu können. Daß sich unter diesen Umständen die Ver handlungen nicht schnell abwickeln werden, daß viel mehr Wochen vergehen können, ehe eine endgültige Entscheidung füllt, unterliegt keinem Zweifel. Der „Figaro" macht einige Andeutungenüber den Inhalt der zu erwartenden Erklärung des franzö sischen Müusterrates. Wir können uns vorläufig mit dem Abdruck dieser Mitteilung genügen und brauchen uns nicht bei grundsätzlichen Erörterungen ihres In haltes aufzuhalten, weil dafür ja lediglich die offi zielle Kundgebung des Ministerrares in Frage kom men kann. Sollte aber der „Figaro" genau infor miert sein und wirklich bereits die Ansichten des Ministerrates wiedergcgeben haben, dann wird aller dings gegen die ganz einseilig französische Auffassung über Sie Situation in Marokko noch manches zu sagen sein. Drahtlich liegen folgende Meldungen vor: Paris, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der „Figaro" schreibt: Der heutige Ministerrat wird die Stel lungnahme Frankreichs gegenüber dem Zwischenfall von Agadir genau bestimmen. Selbstverständlich wird das Geheimnis über die Ab sichten der Regierung streng gewahrt, aber es genüge, Sie sranzösischen Interessen und Rechte eingehend zu erwägen, um sich eine annähernde Vorstellung von der Antwort Frankreichs machen zu können. Die Re gierung kann nur abermals die leitenden Grundsätze ihrer Marokkopolitik betonen, Achtung vor der Sou veränität des Sultans und der Integri tät Marokkos. Die Behauptung, dass diese Grundsätze durch die Expedition nach Fez verletzt worden seien, ist durchaus unrichtig. Frankreich hat die Räumung der Hauptstadt Ma rokkos versprochen, sobald es die Umstände erlauben. Diese Räumung wird erfolgen, und zwar früher, als mancher geglaubt hat. Frankreich ist gegen jede Zerstückelung und Teilung Marokkos. Nichts gestattet aber die Annahme, datz Deutschland eine solche Teilung anstrebt oder daß es ein Stück marokkanisches Gebiet besetzen oder behalten will. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, so würde es der französischen Regierung unmöglich sein, die Hand dazu zu bieten. In dieser Hinsicht ist die gesamte öffentliche Meinung Frankreichs einmütig. Aber selbst wenn Frankreich einwilligen würde, so würde Englanddies entschiedenverwei gern. Wenn Verhandlungen angeknüpft werden sollen — und wir verlangen nichts Besseres —, so müsste man beiderseits etwaige Hindernisse aus dem Wege schaffen, und dann kann und muss man zu einer Verständigung gelangen. Paris, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der franzö sische Botschafter Cambon ist gestern abend von hier nach Berlin abgereist, wo er heute abend eintreffen dürfte. Französisch-spanischer Zwischenfall. Madrid, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Unter Vor behalt wird aus Tanger mitgeteilt: Oberst Syl vestre liess dem Kaid Bendahan mitteilen, dass er, um Unruhen vorzubeugen und Zwischenfälle zu vermeiden, allen Soldaten, äusser den zum Polizei dienst von Larrasch gehörigen, verbot, sich mit Waffen in den Strassen von Elksar zu zeigen. Der französische Instrukteur einer anderen am Ufer des Lukkos lagernden Mahalla, Leutnant T i s s i e r, be gab sich darauf nach Elksar und teilte dort mit, unter Berufung auf die Autorität des Sultans und der Kaids Gazuli und Bendahan, dass sie nicht verpflichtet seien, der Anordnung des Obersten Syl vestre zu gehorchen. Dieser, davon benachrichtigt, machte den Leutnant Tissicr darauf aufmerksam, datz er nur seine getroffene Anordnung aufrechterhaltcn könne. Diese Vorgänge machten in politischen und parlamentarischen Kreisen Madrids einen gewissen Eindruck, aber die amtlichen Kreise scheinen ihnen keine grosse Bedeutung beizulegen. Oberst Sylvestre bleibt in Marokko. Paris, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus Elksar wird den Blättern gemeldet: Der spanische Oberst Sylvestre ist dem ihm vor zehn Tagen erteilten Auftrage, nach Tanger und sodann nach Madrid zurückzukehren, um dort Erklärungen über seine Handlungsweise, insbesondere über seine Unter nehmungen in Larrasch und Elksar abzugeben, nicht nachgekommen. Er setzte seine Opera tionen fort und soll erklärt haben, dass die Militär partei gegenwärtig in Madrid grossen Einfluss be sitze und datz er sicher sei, aus deren Unterstützung gegen die Entscheidungen der Regierung rechnen zu können. Ssnssvunü unü ösnüelskammern. i Berlin, 8. Juli. (E. D.). Auf Grund einge gangener Beschwerden von Handelskammermit gliedern ist die Zugehörigkeit der Handels kammern zum Hanfabund gegenwärtig Gegen stand von Vorerhebungen im preussischen Handels- Ministerium. Dieser Vorgang ist einigermatzen auffällig, den als kürzlich ein Erlaß des preußischen Handelministers die Erwerbung der Mitgliedschaft im Hansabund durch Innungen als unzulässig bezeichnete und als die agrarische Presse auch einen ähnlichen Erlass gegen die Mitgliedschaft der Handelskammern wünschte, wurde offiziös erklärt: „Die Sache liegt einfach so, datz die Befugnisse der Innungen mit den Ausgaben, die sich der Hansabund gestellt hat, nicht in Einklang zu bringen sind, während die Handels tamm ein, da sie Interessen, die sich mit den Be strebungen des Hansabundes im wesentlichen decken, nach gesetzlicher Bestimmung wahrzunehmen haben, im Hansabünde verbleiben können." Dem Präsidium des Hansabundes sind übrigens wieder eine Reihe weiterer Sympathiekund gebungen zugegangen, so von der Ortsgruppe K re- feld des Hansabundes, die einem Privat-Tclegramm zusolge in einer Erklärung das Vorgehen des Zentralverbandes missbilligt und Geheimrat Nietzer volles Vertrauen ausspricht, von der Ortsgruppe Mülhausen i. E., die unter der Leitung des be kannten Grossindustriellen Geheimen Kommerzien rates Schlumberger steht, und von der Bezirksgruppe der preussischen Oberlausitz in Görlitz, die von dem Görlitzcr Großindustriellen Kommerzienrat Meissner geleitet wird. . versuchter verrat militärischer Geheimnisse. : Leipzig, 8. Juli. Vor dem vereinigten zweiten und dritten Straf senate des Reichsgerichtes wurde heute unter dem Vorsitze des Senatsprüsidenten Dr. v. Pelargus gegen den am 26. November 1882 zu Nordrach, Amt Offenburg in Baden geborenen Tagelöhner Georg Hofer er, der sich in der letzten Zeit vor feiner Verhaftung in Kandern, Amt Lörrach, und Umgegend aufgehalten hat, wegen versuchten Verrates militärischer Geheimnisse verhandelt. Die Anklage vertrat Neichsanwalt Dr. Richter, die Verteidigung des Angeklagten lag in den Händen des Rechtsanwalts beim Reichsgericht Justizrat Dr. Schall. Als Sachverständige wohnten der Verhand lung, zu der zwölf Zeugen geladen waren, Hauptmann Hellfritz und ein zweiter Offizier vom preussischen Generalstabe bei, ausserdem der Polizeirat Bauer aus Strassburg. Dem Angeklagten Hoferer wurde zur Last gelegt, datz er mit dem Bewusstsein, dass es sich um einen im Interesse der Sicherheit des Deutschen Reiches geheimzuhaltcnden Gegenstand handelte, im Dezember vergangenen Jahres in Freiburg den Versuch gemacht hat, sich Kenntnis über das neue Feldartilleriegeschoss zu beschaffen, und zwar mit der Absicht, das, was er in Erfahrung brachte, einem Agenten des französischen Nachrichtenburcaus zur Ver fügung zu stellen. Noch vor der persönlichen Ver- nekmüng des Angeklagten Hoferer teilt« dessen Ver teidiger Justizrat Dr. « chall dem Gerichtshöfe mit, daß sein Klient sich entschlossen habe, ein umfassendes Geständnis abzulegen und offen zu sagen, was er mit dem Agenten des französischen Nachrichtcnbureaus verhandelt habe, welche Anforderungen derselbe an ihn gestellt und welche Belohnungen er ihm, dem An geklagten, tn Aussicht gestellt habe; es werde daher die Oeffentlichkeit für die Verhandlung sofort aus zuschliessen sein. Reichsanwalt Dr. Richter stellte dann auch gleich offiziell den Antrag auf Aus schliessung der Öffentlichkeit für die ganze Dauer der Verhandlung, denn schon in dem Geständnis des An geklagten kämen Socken zur Sprache, die nicht öffent lich verhandelt werden dürften. Der Gerichtshof gab dem Anträge des Reichsanwaltcs statt, und der Zuhörerraum mutzte vom Publikum verlassen werden. pMilche Nachrichten. Jathos Gegner. Berlin, 8. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Die Zahl der Unterschriften für die Erklärung der der positiven Richtung angehörigen Geist lichen. die das Urteil des Spruchkollegiums im Falle Jatho billigen, beträgt jetzt 207. Eine japanische Militärstudienkommission in Berlin. Berlin, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Eine ja pa« nische M i l i t ä r sl u ü i e n k o m m i s s i o n, die Anfang dieses Monats in Berlin eingetrosfen ist, wird bis Mitte August verschiedene militärische An- stalten und Regimenter in Deutschland besuchen und sich dann nach England begeben. Im Herbst kehren die Herren dann nach Deutschland zurück, um an den grösseren Manövern teilzunehmen. Keine Reise des Zarenpaares nach Deutschland. Frankfurt a. M., 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der für den Sommer in Aussicht genommene Besuch des Kaisers und der Kaiserin von Russland auf Schloss Friedberg unterbleibt, wie die „Frank furter Zeitung" von gut unterrichteter Seite erfährt. Die Kaiserin, die wie im Vorjahre die Nauheimer Kur gebrauchen wollte, nimmt im Schlosse Peterhof, wo der Zar und die Zarin gegenwärtig weilen, Bäder nach Nauheimer Art. Gescheiterte Verhandlungen. Danzig, 8. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Die an gebahnten Vergleichsoerhandlungen tm Streik der Schichau-Werft sind gestern abend ge scheitert. Französische Kammer und Wahlgesetz. Paris, 8. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Die Kammer nahm mit 290 gegen 218 Stimmen den Antrag Breton an, wonach bei der Zusammen stellung der Budgetkommission bas zurzeit geltende Wahlsystem, das eine proportionale Vertretung der Parteien verbürgt, wieder durch das früher geltende ersetzt werden soll, auf Grund dessen den Bureaus der Kammer die Wahl der Kommissionsmitglteder oblag. Ausstand von 10 000 Bauarbeitern. Stockholm, 8. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Nachdem die Vergleichsverhandlungen im Baugewerbe de finitiv gescheitert sind, tritt am Montag die Aus sperrung von 10 000 Bauarbeitern bei allen Arbeitgebern Schwedens in Kraft. Nus Leipzig und Umgegenü. Leipzig, 8. Juli. Trmperafur des Flutzwassrrs. * Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. 7. Juli abds. ü Uhr 8. 2uli früh Uhr 8. Juli mttgs.lLUHr Germaniabad lPleiße) 20.0" 6 19,0° 6 20,0° 0 Schwimmanstalt (Elster) Leipziger Sport- 17,0° k 16,0° L 16,5 ° platz bad (Luppe) Gemeindebad 21,0° 0 20,0° 6 22,0 ° 6 Sch önefeld (Parthe) 15,0° ll 14,5 ° k 15,0° Voraussage für Sonntag, den 9. Juli. Alestwinde, vorwiegend heiter, warm, trocken, Ge witterneigung. Pöhl berg: Starker, anhaltender Tau, glän- Oie schöne Erzellenz. 28s Roman von T. Tschiirnau. tNachdruct verboten.) „Pah, spielen Sie nicht die Beleidigte, Maqda!" sagte er. „Das ist ja Torheit! Warum soll ich das Kind nicht bei dem rechten Namen nennen? Dass meine Verbindung mit Ihnen eine unstandesgemätze ist. wissen Sie so gut wie ich. Die Kämpfe waren vorauszusehen; sie sind unangenehm; aber sie müssen eben durchgefochten werden. Dass man mir Schwie rigkeiten entgegensetzen würde, galt mir von vorn herein als selbstverständlich. Man hatte von jeher grosse Pläne mit mir, und der Zar wird diese Pläne nur ungern und zögernd aufgeben. Trösten Sie sich für diese kurze Zeit der Erwartung mit dem Ge danken, datz Sie früher oder später Prinzessin Tertschakoff sein werden." Alles Leben schien sich aus dem erblassten Gesicht der schönen Exzellenz in die grossen, schimmernden Augen geflüchtet zu haben, die sich weit aufgeschlagen, beinahe drohend auf den Prinzen richteten. „Und wenn ich es nicht werde?" stiess sie hervor. Er machte eine Bewegung der Ungeduld. „Was ich beabsichtige, führe ich auch aus", sagte er herrisch. „Ich habe beschlossen, datz Sie mein Weib sein sollen, folglich werden Sie es sein. Ich habe nie «n meinem Leben einen Plan gefaßt, den ich nicht auch durchgeführt hätte. Hindernisse gibt es für mich nicht. Ich werfe einfach nieder, was zwischen mir und meinem Ziele steht. Also fassen Sie Mut, rna bello prin^osse!" Er beugte sich bei diesen letzten Worten so dicht zu ihr nieder, dass seine Lippen beinahe ihr Haar berührten. „Seien Sie vorsichtig!" bat die schöne Exzellenz erschrocken. Sie wusste, datz zahlreiche neugierige Blicke auf ihnen ruhten und jede ihrer Mienen und Be wegungen studierten. „Warum?" fragte der Prinz lachend. „Meinen Sie vielleicht, datz man nicht längst genau weiss, wie wir zueinander stehen?" Die schöne Erz.'llenz atmete schwer. „Nein, das weiss man nicht", sagte sie. „Man hält mich — ich will es nicht aussprechen, wofür man mich hält; es empört mich, auch nur daran zu denken. Bei Hofe beginnt man mich zu ignorieren: die Gesell schaft zieht sich langsam von mir zurück; der kleinste Anlass wird genügen, einen Eklat herbeizuführe^. Können Sie diese Herabwürdigung mit ansehen? Das degradiert mich. Ich will es nicht länger er tragen. Sie müssen durchaus diesem unhaltbaren Zu stande ein Ende machen." „Sobald es mir möglich sein wird. Nichts läßt sich überstürzen." Er sah ihr lächelnd in das vor Erregung blasse, zauberisch schöne Gesicht. „Sie sollen Ihre Revanche haben, ma belle", sagte er leis«. „Warten Sie nur, dis Sie Prinzessin Tertschakoff sind. Dann wird es in Ihre Hand ge geben sein, sich zu rächen, und Sie werden Ihre Rache nehmen, das weiß ich, denn Sie sind ebenso stolz als schön. Wenn je ein Weib dazu geschaffen war, eine Fürstenkrone zu tragen, so sind Sie es. Ich kann es kaum erwarten, das Diadem über dieser weißen Stirn funkeln zu sehen. Meine Ungeduld kommt der Ihren vollkommen gleich, und ich würde eher auf mein Leben als auf Ihren Besitz verzichten!" Die schöne Exzelleng war beruhigt, aber ihre Stim mung blieb gedrückt in der nächsten Zeit, und ihre Dienerschaft hatte mehr als je unter den Launen zu leiden. Mademoiselle Jeannette sprach täglich vom Davonlaufen, blieb aber doch, weil Weihnachten vor der Türe stand und die Geldgeschenke für die Diener schaft im Haushalt der schönen Exzellenz sehr hoch be messen waren. Die Dam« hatte jetzt häufig Wutanfäll«, die zu ihrer früheren hochmütig kalten Ruhe im schärfsten Widerspruch standen. Bei solchen Gelegenheiten riß sie in Fetzen oder schleuderte zu Boden, was ihr eben in die Hände kam. Sie glich dann einer schönen Iurie oder, wie Mademoiselle Jeannette sich weniger poe tisch ausdrückte, einer bösen Katze. Und so rückte das herrliche Fest der Christenheit immer näher; nur eine kurze Woche fehlte noch bis zum Weihnachtsabend. Ein Hauptvergnügen war in dieser Zeit für die Jugend der Residenz der Eislauf. Die grosse Menge tummelte sich auf dem Flusse, der die Stadt in zwei Hälften teilte, und die oberen Zehntausend — in die sem besonderen Falle wurde die bevorzugt« Klasse freilich nur durch etwa dreihundert Personen ver treten — also diese Creme de la Creme widmete sich dem Eissport aus einem seeartigen Gewässer, welches dicht an die Anlagen des herzoglichen Parkes stieß. Hier war man so „gut unter sich" wie in irgend einem hochadeligen Salon der Hauptstadt. Verlor zuweilen ein Neuling oder ein besonders Dreister aus dem Eros der Bevölkerung sich hierher, so wurde er so lange mit hochmütiger Verwunderung betrachtet und vollkommen ignoriert, bis er sein« Ucberflüssigkeit einsah und sich in seines Nichts durch bohrendem Gefühl in jene Kreise zurückzog, für die seine plebejische Abkunft ihn bestimmte. Hie: im Freien war auch Musik zur Begleitung des Eissports gestattet. Die herzogliche Hofkapelle spielte, nicht Tänze natürlich, dies würde in die Ad- veutzeit nicht gepaßt haben, aber hübsche, sanfte Lie derweisen, nach denen es sich besser noch als nach rauschender Tanzmusik auf der glatten, glänzenden Fläche dahingleiten ließ. Die jüngeren Damen der Gesellschaft feierten hier in den entzückendsten Pelzkostümen ebenso große Tri umph«, wie im Ballsaal, und unter den Herren gab es einige, die für wahr« Virtuosen im Schlittschuh laufen gelten durften. Zu diesen gehört« Gülzow. Seine hohe vornehme Gestalt mit den elastischen, stahlkräftigen Bewegungen erschien hier noch vorteil hafter als im Ballsaal, obwohl er auch dort der ele ganteste Kavalier unter allen war. Frau von Erlau schwärmte für ihn mit jener Offenheit, mit der sie allen ihren Gefühlen, guten und bösen, Ausdruck zu geben pflegte. „Wir haben recht stattliche Herren unter den Offi zieren des Eardekorps", sagte sie, „aber Gülzow sticht alle anderen aus. In Uniform gut auszusehen, ist eine Kleinigkeit; der Prüfstein ist das Zivil. Die meisten Männer gleichen im Frack und akapoau bas Kellnern höherer Gattung. Er sieht aus wie ein Grand-Seigneur. Und wie entzückend er Schlittschuh läuft! Es ist ein Vergnügen, ihn und Komtesse Sascha zu beobachten. Denn sie ist seiner würdig. Ich habe nie eine Dam« so viel Anmut beim Eis sport entfalten sehen. Die kleine Gräfin wird übrigens täglich reizender. Hier im unerbittlichen Mittagslicht tritt der jugendliche Zauber dieser hol den Erscheinung noch frappanter hervor als im Ball saal. Dieser Pfirsichblütenteint, geradezu blendend in seiner köstlichen Frische, diese tannenschlanke, bieg same Gestalt, und diese himmlischen Augen! Haben Sie je zuvor im Leben so wundervolle Augen ge sehen? Es ist, als ob aus ihnen die Seele klarer hcrvorschaut als bei anderen Leuten. Sie hat gar kein Gesicht, nur Augen, sagt mein Mann, der manch, mal, freilich nicht allzuoft, Anflüge von Esprit Hai. Es ist wahr, wenn man in diese Augen sieht, vergißt man alles andere. Ich kann mir vorstellen, wie leicht es Liesen strahlenden Sternen sein mag, einen Mann in einen wahren Taumel der Seligkeit zu versetzen. Sie macht ja auch unglaubliches Furore. Ihre neueste und unzweifelhafte Eroberung ist Graf Gülzow. Er ist immer an ihrer Seite. Haben Sie es nicht auch schon bemerkt?" Die Angeredete war Mazda Vandeeren, die zu erst von ihrer Equipage aus das Treiben auf dem Eise beobachtet hatte, dann aber, einem Wunsche des Prinzen folgend, ausgesticgen war, um sich für kurze Zeit unter die heitere Gesellschaft zu mischen. Sie liebte den Eissport ebensowenig wie irgend einen anderen mit körperlicher Anstrengung ver bundenen, und trotz des mit Pelzwerk verbrämten Mantels, der ihr bis zu den Füssen herabhing, sah sie doch aus, als ob die scharfe, kalte Winterluft sie angreife. Ihr schönes Gesicht war wachsbleich, sie fröstelte und hielt den zierlichen Muff an die Wangen, um sich vor dem Winde zu schützen. Dazu sah sie ver stimmt aus. Bei den Einladungen zum pstit ee-ralo der Herzogin war sie zum ersten Male übergangen worden. Das bedeutete öffentlich« Ungnade; man warf di« Maske ab, und sie wusste nur allzuwohl, datz man in der Gesellschaft dem Beispiele der höchsten Herr schaften sofort folgen würde, wenn di« Sache erst ruchbar ward. Zum ersten Male, seit sie Exzellenz Vandeeren war, fehlte sie heute abend gezwungenermaßen beim petit eer-cle der Herzogin. Das schien ihr eine un erträgliche Beleidigung. Bei dem Prinzen hatte sie kein Mitgefühl für ihren Verdruss gefunden. Er hatte sie in sehr schar fem Tone gebeten, ihn nicht mit solchen Bagatellen zu belästigen, und ihr rum hundertsten Mal« vor gehalten, datz di« Aussicht, Prinzessin Tertschakoff zu werden, doch wohl ein Glück sei, neben dem solche kleine Unannehmlichkeiten nicht in Betracht kämen. Kurz, sie war verstimmt, und ihr Ankleidezimmer war heut« wieder der Schauplatz einer Szene ge- wesen, die alle Bewunderer der stolzen, kühlen, vor nehmen Schönheit in höchstes Erstaunen versetzt haben würde. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite