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MlWger und agMM Anzeiger. AmlsdlaN des KSmgl. BcMgmchlS Md des Roths dir Stadt Scißzig. M 144. Freitag den 24. Mai. 1861. Der Sperling*). „Dir gönnen Ruh an keinem Platz Die kleinen Herren und die großen: Allüberall, mein lieber Spaz. Wirst Du gescholten und gestoßen. Im Garten bist Du Keinem recht, Im Feld will man Dich auch nicht lasten. Im Hof verfolgt Dich Magd und Knecht, Und Buben dröhn Dir auf den Gaffen. Und hast Dn Dir mit frohem Muth Tin Nest gebaut, gleich giebt'S ein Toben: Man stürzt Dein Neftlein lammt der Brut Mit wildem Schrei vom Giebel droben. Und singst Du Dir die Melodei, Die Deinem Schnäblein ward beschieden: Grollt Jung und Alt: „Welch ein Geschrei! Schafft vor dem Spaz mir Ruh und Frieden So lebst Du mit der Welt im Streit. Und Keiner läßt Dich ungeschoren; Doch war die Welt zu aller Zeit An Weisen ärmer als an Thoren. Drum, schilt ein Thor Dich Schelm und Dieb Wägen wir eimnak Verdienste und Schulden gegen einander ab und betrachten wir zu diesem Zwecke da- Leben de- Gpazes etwa- genauer, als eS gewöhnlich zu geschehen pflegt. Unser Spaz ist unter den Vögel» dasselbe, wat der Hund unter den Säugethieren ist: der treueste Gefährte und Begleiter des Menschen. Auf der östlichen Halbkugel findet er sich überall, wo Getreide gebaut wird; denn neuerdings ist er auch in Austra lien (als Kerbthiervertilger) eingeführt worden. Allerdings leben in Japan, China »nd Mittelafrika Sperlinge, welche etwas von dem unscigen verschieden sind, in ihren geistigen Eigenschaften ähneln sie ihm jedoch vollständig. Alle Haussperlinge leben in innigster Gemeinschaft mit dem Menschen und theilen mit ihm Wohnsitz und Nayrung*). Der Getreidebau fesselt sie an alle Ortschaften, welche nicht ganz im Walde versteckt liegen; denn in solchen kommen sie nicht vor. Sie geben Dörfern mit großen Gütern vor allen anderen Orten den Vorzug, sind jedoch auch in großen belebten Städten sehr gemein. Ueberall aber leben sie nur mit dem Menschen zusammen, und dies mag die Ursache ihrer ungemein hohen geistigen Bildung sein. Im Verhältniß zu seiner Größe ist der Spaz unbedingt das klügste aller Thiere. Ich habe schon früher von seinem über raschenden Verstand gesprochen und kann mich also hier kurz fassen. ^ ^ .Wenn «an den plumpen, ungeschickten, schlecht laufenden und ÜN D" Nickt «chlmps und Schaube: I schlicht fliegenden Vogel betrachtet, erstaunt man über da- Miß- We !" ^rhiltnir der Ki-Pttkäst. ,u dm geistig«, F ähi,«eilen Der Sturm I Sperlmg lernt den Menschen geradezu aa-wendig. Niemals All«, ttntt., klug«, fleißig« H-u.fr.und de« Mensche», sa «U " >>!L7W'U "'Mi! b-st Du endlich doch einen Dichter gefunden, welcher Dich, den I «7 ^,7^.i««7.n n.a Verdünnten, allüberall Geächteten, in seinen Schud nimmt und de« Wo...« tt.ff.nd. Pfeile auf Dein. Feinde schleudnt! Du ^'7'°'.^ 'L'LLF' k it " V«?»,ao.n sLS-««L-r>r'..?>L:L.-LV «'ALLML-S»Sr!LL-sssr Hand drück, und ihm in Deintm Namen dank, aber wir müff.n I noch mehr Fr.und. für Dich w..d.n, a„er Gesell: drum sollst 7 ^ Du hier unter den Erwählten stehen. Und treulich will ich de-1!7n1^«>'e »»7 >,«,^7 7.7 7 7 i>7n richtm non Deinem bewegten Leben, ehrlich will ich Jedem, der I ' ! 7, 7 er N»ck7n,'odi weis es drö d-r^Mens» e. diren^will, Dein. Tugenden s° wie Dein. Schwächen -ffm° ^E^^^^Rech. w°« wnß « ^Mensch Leider fl.h. mein geistige. Auge, wie dieser Leser und jm. K und hängt fest an Ihm, denn weiß .« auch, daß nur der Leserin schon jetzt den Kopf schüttelt, weil ich den Sperling, die-1 ovHerr st ro k sen Dieb, diesen Schelm, diesen frechen, zudringlichen, „aschigen,! ^rge für ^mSunterh^ zänkischen, garstigen Vogel vertheidigen will: ich kann mich ader l^.A "mentiitlh m.blkalii^ W^.e» L)afer und Ge?üe auch durch solche Mißbilligung diesmal nicht abschrecken lasse» I ' " ^ na» 7nd«L°^ia'aüf.u's7i.?.7"'^'"" """ "" R'b" dm Säm.t'ed.7NüUn,.n kiß7e!'7uch^ng. Schöß! . D°ß »«' S»"»«g «» .bedEnder Vogel >st. b.w. st sch°n I ^ ^ dieser Schaden ist wahrhaftig nicht groß in An- ^^7 ^«d!?an7.sL-k7 ö..7 7^7. -7 7.7 »">« i« bringen, dmn de. Zttttau» , «ährend d.ffm er den 77„.^7de,77.7^ ! Mensch», d^khl« , ist s« ^rinq, baß der Diebstahl unmöglich ichTber'E.^' Lß^rad. Ä^en" n!.1ch7Ä chn schmä- ' 'Um^w.^ d„ M.usch .hm ernstlich len, ihn gar nicht kennen. Sie wissen wohl wie er -»«sieht, oder l <>d^ >17o7^inu7« M»i,enf«ld »o,? 77 dmch'7r.dm''kklia1^wiste7n>cht'" dak "er weit'm,kr"7üüt7tt IEambret fallen, merkt «an ihre Dieberei, wo e« dergleichen sch^tt. w7 wohl jlmal« sti^e Verdienst, anerkannt^ st- u^ ^.l i^ M^ V'b- karm ntt- hat je zu sei»en Gunsten gesprochen?! Höchstens dann und wann ! ^ckt^rt^sckadet er ibri in der ein lustiger Kau» oder ein Weltweiser, dem der Spaz durch sein I iusamm,n wettgerechteS -eben die verdimte Bewunderung entlockte: — weiter ! Niemand! Seine Schulden aber hat man sorgfältig gebucht und!"" Hof und Garten, auf Feld und Landstraße, " mit Wucherzinsm AmS auf ZinS berechnet, geschätzt und über- bri^ schätzt, seiner Arbeiten im Weinberge hat Keiner gedacht. Unter Körnern solchen Umständen muß auch die ehrlichste Haut zum Schelm und Haushaltung des Menschen nützlich n K rn rn und Fruch- Schmkm werden. I "— 1 *) Der sogenannte spanische Sperling (Passer kispanieus) hat in dieser *) Au- einem noch nicht erschienenen Hefte der ganz vortrefflichen ß Hinficht gar Nicht- mit unserm Spaz gemein, sondern lebt nur in sum, Schrift von vr. Lrehm: „Da- Leben der Vögel." D. Red. Ipfigen Niederungen al- entschiedener Menschenfeind.