Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110830011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911083001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911083001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-30
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezuqS-Prei- lür Leipzta und vo,»rt» durch «ul«« Träger und Eoedtte»«« 2m«l tisltch ms van, -«bracht. SV Ps. manalU. r.7V Ml. vierteyührl. Bei unlern Filialen ». Ln» nähmest»»«» adaeboit: 78 Ps. monall^ r.rli Sik. viertelsahrl. »urch bi, W.»r inn«rbald leitschland» und der deutschen Kolonien vierteljährl. 3.» «k.. »onatl. t.rv Mt. aueichl. Polrbestrllaeld Ferner in Belgien. Dänemark, den Donaustaolen. 7-telien. Lurenibukg, Niederlande. Nor wegen. ^«»erreich»Ungarn. Nuhland. Lchweben. Schweiz u Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« lbeichSstrsrell« de» Blatte» erhältlich. Ta» Leipziger Tageblatt «rlcheint 2»at läglich. Sonn» n. Feiertag» nur morgen». Ab»«,«m»nt».ilnnahm«: 2»da,»t»,,Is« >. dei unsere» Trägern. Filialen. Spediteuren und iiinnahmektellen. sowie Poirämter» und Briefträgern. Moraen-Ansaabe. MpMerTagMM _ ... f 14 «2 lN.chtanschlu») Cel.-^nschl.i 14 «3 N4«4 «»..rnM. j»Z»Handelszeitung Amtsblatt des Aales ««- des Nokizeiamtes der Lladt Leipzig. Nr. 240. Mittwoch, den 20. klugull >Sll. Auzeigru-Preis M 2ns««d» «n» Let-ttn »nd Umgebung di» lspntti^PatttgeÄ LPs-di.Netlame- »«U» 1 NU.'»» «»«»Sri» » Pf, Neklamen llll Ml.' 2»s«rnt» »»» BehSrde» im amt- ltchen Teil di» Petit,eile » Pi »efchäfteanzeigen mit PlaUnorlchriste» ». t» der Abendausgabe im Preis« erhöht. Xabatt »ach Tarif. Beilagegedübr Tesamr- -uflng« S Mi^^Taufend^e^N. Postgedähr. Fepertiilt« Nusriäa» können nicht «urück» ,»»»,«» werde». Für da» Erscheinen a» »esttürmte» Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: I»ha»»i»g»N« 8, dei sämtlichen Filialen a. allen Annoncen- Lrpedtttoae» de» In- und Ausland«». »wüt und Verl«, »e» Fisch«, » «»rste, Inhaber: Paul ttürftr». Medavio» uu» veschäst»!«»!»: 2»hanni»gass« L GawN-Filiale Dre»»««: veestratz« 4, I lTelephon «Mi los. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 20 Leiten. Dss Wichtigste. * Wie verlautet, soll der sächsische Landtag auf den 7. November einberufen werden. (S. Dtschs. R.) * Am Dienstag fand bei Stettin die Kaiserparade über das zweite Armeekorps statt. sSiehe des. Art.) * Staatssekretär von Kiderlen-Wächter ist am Dienstag wieder in Berlin eingetroffen. sSiehe bes. Art.) * Als konservativer Kandidat für den 12. sächsischen Reichstagswahlkreis wurde Marine pfarrer a. D. Wangemann zu Gautzsch ausgestellt. (S. Letzte Lokalnachr.) * Jephrim, der Befehlshaber der persi schen Regierungstruppen, soll so schwer erkrankt sein, daß er das Kommando gegen den Exschah nicht weiterführen kann. sS. Ausl.) * Auf einem Bauplatz bei Marseille sind ILO Kilogramm des gefährlichen Sprengstoffes Cheodit und 4900 Zündkapseln gestohlen worden. Vier Verhaftungen wurden vor genommen. * Das Zukunftsrennen in Baden- Baden gewann Mons. Ed. Blancs „Quai des Fleurs" unter Jockei Stern. (S. Sport.) Vie Nulleitung Afrikas. Das Hauptaugenmerk der an volkswirtschaft licher und weltpolitischer Ausbreitung beteiligten Länder ist zurzeit auf den afrikanischen Erdteil gerichtet, dessen Landkarte zurzeit noch einen recht kunterbunten und unfertigen Eindruck ge währt. Auch die Marokkoverhandlungen dieser Monate bilden wohl schließlich nur einen Auftakt zu einer langen Kette weiterer un ausbleiblicher Verhandlungen über die Tei lung Afrikas. Im wesentlichen ist diese Teilung ja recht jungen Datums sie trägt vor läufig noch das Gepräge des Zufälligen und Provisorischen. Das Anschneiden des großen afrikanischen Kuchens hat ursprünglich begonnen an jenen Ecken, denen ihre Verkehrslage eine besondere Bedeutung verleiht. Der Kampf um die Nord- ost ecke erstreckt sich eigentlich durch alle Zeiten. Auch die marokkanische Nordwestecke hat genug wechselvolle Schicksale erlebt, sich aber bis in die jüngste Zeit durch Jahrhunderte neuen Eingriffen von außen entzogen. Die älteste Kolonisation abseits der Mittelmeerküste hat ihren Anfang genommen an der Südspitze des Erdteiles; es ist sehr bezeichnend, daß das Kapland ursprünglich kolonisiert worden ist durch die ostindische Kolonie, wie denn auch später, als England einen Teil des holländischen Erbes an sich zu reißen wußte, das Kapland sich ihm namentlich als wichtige Etappe auf dem Ostindienweg darstellte. Afrikas eigentliche Kolonialgeschichte gehört in ihrem vorläufigen Hauptteile dem 19. Jahr hundert an. Durch dieses ganze Jahrhundert zieht sich zunächst einmal der beharrlich fort geführte englisch-französische Kampf um die Vor herrschaft in Aegypten. Darüber hinaus wurde frühzeitig schon Frankreichs Streben bemerkbar, ein großes nord afrikanisches Kolonialreich zu grün den, zu dem ein Grundstein gelegt wurde durch die Eroberung von Algier 1830. — Dem nord afrikanischen Ausbreitungsstreben Frankreichs folgte im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die britische Ausbreitungspolitik in Süd afrika, der sich in den 80er Jahren Groß britanniens Vorgehen von der Nilmündung aus durch Nordostafrika bis an den Indischen Ozean zugesellte. Als Frankreich Aegypten an den großen Rivalen verloren sah, suchte es sowohl an der Küste wie tief im Hinterlande wenigstens mög lichst weit nach dem Nil hin vorzudringen. Nun war aber auch Deutschland in die Reihe der Afrikamächte, von verschiedenen Küstenstellen her vordringend, eingetreten, und das in bezug auf seine nationale Einheit gleichaltrige Italien fühlte gleichfalls den Kolonisations drang in sich. Der überaus spröde Charakter der afrikanischen Küste brachte es mit sich, daß die kolonisierenden Europäer in erster Linie den Zutritt an den Flußläufen ins Auge faßten. Die Besitzzersplitterung der Kolonialmächte ist daher am größten in jenem Küstengebiete, das die zahlreichsten Mündungen mehr oder weniger schiffbarer Flüsse aufweist, von der Mündung des Senegal bis zu der des Kongo. Nachdem man sich aber anfangs begnügt, um das Ein gangsgebiet herum gegenüber den Konkurrenten einfach bestimmte Längen- und Breitengrade als Grenze des Okkupationsgebietes festzusetzen, strebt man heute allgemein danach, sich über natürlich-geographische Grenzen zu verständigen. Bei diesem Streben nach Ausgleich und Zu sammenfassung größerer Landkomplexe sind un verkennbar zwei Hauptendenzen hervorstechend: das bekannte Sehnen Frankreichs nach einem einheitlichen nordafrikanischen Kolonialreich und das nicht minder bekannte Streben Englands, einen breiten Landstreifen vom Kap bis Kairo unter seinem Banner zu vereinen. Der Verlauf der Marokkoverhandlungen und die damit zu sammenhängenden Presseäußerungen haben uns neben diesen beiden Haupttendenzen nordafri kanischer Teilungspolitik auch ein geschlossenes deutsch-afrikanisches Kolonialreich we nigstens als ferne Möglichkeit vor Augen treten lassen. Gewisse politische Kreise verheißen nun als das letzte Endziel der Berliner Marokko verhandlungen ein zusammenhängendes deutsches Kolonialreich, das unseren heutigen Besitz in Kamerun, Südwest- und Ostafrika vereinheitlicht durch die Erwerbung des französischen Kongo als Kompensation für die Gewährung politischer Bewegungsfreiheit in Marokko an Frankreich, die Anwartschaft auf Portugiesisch-Angola und die Einräumung des heute Frankreich zustehen den Vorkaufsrechtes auf den belgischen Kongo an Deutschland. Kann man auch dem hierdurch entstehenden Zukunfsbilde der afrikanischen Landkarte den großzügigen Charakter nicht absprechen, so wird man doch auch nicht bestreiten können, daß deutscherseits doch mancherlei recht ernste Be denken gegen die Verwirklichung dieses Planes und ihre Vorteile für Deutschland geltend ge macht werden müssen. Zunächst sind Angola und Kongoland für Deutschland Tauben auf dem Dache; sodann kreuzt sich etwaiges deutsches Streben nach diesem großen mittelafrikanischen Zukunftsreiche zwischen dem Atlantischen und dem Indischen Ozean mit der letzten britischen Tendenz unter der Parole: Kap-Kairo! Eng land wird nicht aufhören, darauf bedacht zu sein, durch das Gebiet des heutigen Kongo staates im Rücken von Deutsch-Ostafrika einen Keil zu treiben, der den britischen Sudan mit Vritisch-Zentralafrika verbindet; zum mindesten würde es ganz sicherlich nicht in eine Aus übung etwa an Deutschland übergegangener Vorkaufsrechte auf den belgischen Kongo willigen, ohne seinerseits die schon lange begehrten Katanga-Minen im Süden des Kongo staates an Britisch-Zentralafrika angliedern zu können. Wenn wir aber sowohl auf dem Erz gebiete Marokkos wie auf die Katanga-Minen verzichten müssen, dann bleiben wir von Haupt werten des afrikanischen Bodens ausgeschlossen. Endlich ist nicht außer acht zu lassen, daß die Vereinigung von Kamerun, Deutsch-Ost- und Deutsch-Südwestafrika mit Hilfe der be zeichneten Zwischenländer in Wahrheit durch aus kein einheitlich geartetes Gebiet zu schaffen imstande ist, sondern vielmehr den Eigencharakter von Deutsch-Südwest in aus geprägten Gegensatz zu den anderen, einer ganz anderen Verwaltungsart bedürfenden Teilen dieses Kolonialreiches bringen und damit am Ende wohl nur die Verwirklichung einer Zukunftsaussicht ermöglichen oder beschleunigen würde, die mancher ohnehin in der afrikanischen Geschichte sehen will: nämlich die künftige Ent stehung eines selbständigen, sowohl von Deutsch land wie von Großbritannien unabhängigen Südafrikas bis zum Kunene und Sambesi. Als hochbedenklich bleibt zuletzt immer der Umstand bestehen, daß die Zulassung eines ge schloffenen nordafrikanischen Kolonialreiches unter französischer Flagge durch Deutschland die schwarze Gefahr für den Fall eines europäischen Krieges ins Ungemeffene steigert. Lasten auch neuerdings offensichtlich inspirierte Ankündigungen deutscher Blätter erkennen, daß Deutschland von Frankreich eine bestimmte Erklärung über die Nichtanwendung schwarzer Truppen in europäischen Kriegen zu erreichen bestrebt ist, so muß man sich doch sagen, daß im Ernstfälle eine solche Erklärung nichts als ein im Handumdrehen zerrissenes Stück Papier darstellen kann. Die großen Zukunftsperspektiven, die sich an die heutigen Marokkoverhandlungen für die weitere Verteilung des ganzen afrikanischen Erdteiles anknüpfen, sind aber in jedem Falle derart, daß man von dem Abschluffe der Marokko verhandlungen nicht etwa auf lange Zeit hinaus einen Abschluß der Aufteilung Afrikas zu erwarten hat, sondern vielmehr den Anfang einer voraussichtlich noch langen Reihe von Veränderungen der afrikanischen Landkarte, die unsere Diplomatie zwingen werden, noch lange mit größter Aufmerksamkeit und Energie auf dem Posten zu sein, damit unsere weltpolitischen und volkswirtschaftlichen Interessen bei der Neuteilung des großen Erdteils ihre gebührende Beachtung finden. Oie Sailerpsrsüe bei Stettin. Am Dienstag vormittag 9 Uhr begann auf dem Krekower Exerzierplatz die große Parade des zweiten Armeekorps. Als Zuschauer waren u. a. anwesend die Offiziere und Mannschaften der schwedischen Kriegsschiffe. Gegen 9 Uhr trafen die Fürstlichkeiten auf dem Felde «in und stiegen sämr- lich zu Pferde. Ter Kaiser war in der Uniform des Grenadierregiments Nr. 2, dre Kaiserin in der Uniform des Kürassierregiments Nr. 2, der Kö nig von Schweden in der Uniform Les Erena- Lierregiments zu Pferde Nr. 3, die K ö n i g r n v o n Schweden in der Uniform des Füsilrer-Rogts. Nr. 34. Der Kaiser ritt mit den Fürstlichkeiten und der gesamten Suite die beiden Tressen ab und nahm danach den Frontrapport der Kriegervereme ent gegen, von denen er einen Teil der Fronten abritt. Hierbei sprach der Kaiser zahlreiche Veteranen an. Es war nur ein Vorbeimarsch befohlen. Der Kaiser führte die zweiten Grenadiere, die Kö nigin von Schweden ihr Regiment. Großen Jubel erregte es, als das K ü r a s s i e r r e g i in e n t „Kö nigin" anrückte, mit der Kaiserin an der Spitze, hinter der der Kronprinz folgte. Der Kö nig von Schweden führte die Derfflinger Grenadiere zu Pferd«. Nach der Parade hielt der Kaiser K r i- tik ab und nahm militärische Meldungen entgegen. Nachdem der Kaiser die Fronten der Samtkitskolon- nen abgeritten hatte, setzte er sich an die Spitze der Fahnenkompagnien des Grenavierregiments Nr. 2 und der Standarteneskadron des Grenadierregiments zu Pferde und führte die Feldzeichen des Armee korps nach dem kal. Schlöffe in Stettin zurück. Unter wegs bildeten Truppen, Vereine und Innungen Spalier und bereiteten dem Kaiserpaare und den schwedischen Herrschaften lebhafte Ovationen/ Der Kaiser frühstückte beim Offizierkorps des Krenadierregiments Nr. 2 im Offizierskasino. Die Kaiserin lud zur Frühstückstafel im Königlichen Schloß die Offiziere der Geleiteskadron, darunter Len Prinzen Oskar. Der König von Schweden gab an Bord seines Panzerschiffes „Oskar II." eine Frühstückstafel^ zu der zahlreich« Einladungen an die Spitzen der Behörden und die Offiziere der Regi menter ergangen waren, deren Chef der König und die Königin sind. Nach der Tafel unternahm der König eine Spazierfahrt durch die Stadt. Abends 7 Uhr fand bei den Majestäten im könig lichen Schlöffe T^fel für das 2. Armeekorps statt. Hierbei saßen der Kaiser und der König v o n Sch weden nebeneinander. Rechts vom König saß die Kaiserin, links vom Kaiser die Kö nigin. Die andern anwesenden Fürstlichkeiten schlos sen sich zu beiden Seiten an. Gegenüber den Maje stäten saß der kommartdierende General von Lin- singen, zwischen den Generalfeldmarschallen von Bock und Pollach und Freiherrn von der Goltz. Bei der Tafel hielt der Kaiser folgenden Trinksp^uch: Eurer Exzellenz möchte ich nochmals von ganzem Herzen meiner Freude als oberster Kriegsherr Ausdruck geben über den hervorragenden Stand, in dem Sie mir heute das 2. Pommersche Armeekorps vorgeführt haben. Es hat voll nnd ganz den Erwartungen entsprochen, die ich von dem Korps hegte auf Grund meiner langjährigen Verbindung mit ihm und meiner Kenntnis des Verhaltens seiner Truppen. Unter besonderen Auspizien ist die Parade Ihres Korps verlaufen. Das Korps hat die Ehre gehabt, unter den Augen Ihrer Majestäten des Königs und der Kö nigin von Schweden an dem Denkstein vor- beizudefilieren, den pommersche Soldatentreue dem Großen Kaiser setzte zur Erinnerung an seine letzte Heerschau aus diesem Felde. Mit Stolz hat das Füsilier-Regiment „Königin Vik toria von Schweden", die Enkelin des Großen Kaisers, an seiner Seite reiten sehen, und wir wissen alle ganz genau, wie ihr altpreußisches Soldatenherz höher geschlagen hat, wie sie die Fah nen hinter sich rauschen hörte und die Tambour» dazu die Musik schlugen. Das Grenadier-Re- gimentzuPferdehat die Ehre gehabt, hinter seinem Thef zu defilieren, dessen Namenszug es für alle Ewigkeit trägt. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hatte die Gnade, das ihrem Herzen nahestehende Regiment mit seiner unvergleichlichen Geschichte heute wieder persönlich vorbeizuführen, und meine Schwiegertochter ihre Dragoner. Das sind Ehrenbezeugungen, die das Korps nicht ver gessen wird, und ich hoffe und wünsche, daß das Korps in derselben Art. wie es sich bei der Pa rade gezeigt hat, im Manöver in feldmäßiger Ausbildung von neuem bestehen wird, und daß das Korps st.'ts eingedenk sein möge der vielen Be ziehungen seiner schönen alten Regimenter, deren Geschichte bis in die Anfänge der preußischen Ge schichte zurückführt, und deren Entwickelung mit der jenigen des Königlichen Hauses zusammen fällt. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl des Korps. Das pommersche 2. Armeekorps Hurra! Hurra! Hurra! Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle ab, der Zapfenstreich fand um 9 Uhr statt. Die Stadt war festlich illuminiert. Die Stimmung ln verliu. Aus Berlin wird uns gedrahtet: Die Zuver. sicht, die sich in französischen Aeußerungen kundgibt und die so weit geht, für nächsten Sonn abend mit der Veröffentlichung der prinzipiellen Einigung zu rechnen, wird hier nicht allgemein geteilt. Es ist die Möglichkeit vorhanden, daß von jener Seite das feste Vertrauen deshalb an den Tag gelegt wird, um in dem Falle, daß doch noch Schwierigkeiten entstehen, di« Schuld an der Stockung Deutschland zuzuschreiben. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg wird auch dann im zweiten Teile der Woche ,n Berlin weilen, wenn durch äußere Umstände, wie durch eine längere Schonungsbedürftigkeit des fran zösischen Botschafters Tambon, die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Verhandlungen sich ver zögern sollte. Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter ist am Dienstagvormittag in Berlin «tngettoffen. Vas ,.Stichmart" kür Italien. Auf den Umschwung der Stimmung in den maß gebenden politischen Kreisen Italiens wiesen wir be > reits gestern in einem Artikel unseres römischen Mit arbeiters hin. Eine bemerkenswerte Ergänzung Lazu enthalten folgenLe Zeilen aus derselben Feder': Allmählich kommen auch die italienischen Blätter mit eigenen Kommentaren zu der Affäre, die alle Welt bewegt. Ihr Schweigen Hal nahezu acht Wochen gedauert. Unmittelbar nam der Be- jetzunz; Agadirs Lurch den „Panther" ließen sich selbst gemässigte Organe zu einigen deutschunfreundlichen Bemerkungen unter dem Einfluß der aus Paris herüberwehenden Stimmung hinrcißen. Das aber war nur das Wett eines unüberlegten Augenblicks. Auf ein gegebenes Zeichen aus der „Conjulta" nah men alle maßgebenden Blätter, auch wenn sie bisher an dem Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Akar - quis di San Giuliano, speziell in der Balkanfrag: kein gutes Haar gelassen hatten, eine höchst reser vierte Haltung ein. Man registrierte, ohne zu glos- jleren. Diese gewaltsame Niederhaltung der eigenen M«.i nung scheint nun ihr Ende erreicht zu haben. Tie Aktivität der italienischen Presse hat mir einem be achtenswerten Artikel Vico Mantegazzas in demselben „Corner« della Sera" eingesetzt, der den ganzen Juni über dem Deputierten Professor Torre seine Spalten für seine bekannten Anwürse gegen den Dreibund offengehalt«n batte. Die Verlautbarungen des Mailänder Blattes yaben nicht nur deshalb An» spruch auf Beachtung, weil es in Italien den größten Resonanzboden besitzt, sondern auch, und darum in noch erheblicherem Maße, weil es drüben als Sprachrohr des Auswärtigen Amtes eine ähnliche Stellung zur Regrenmg einmmmt, wie hüben die „Köln. Ztg.". Daß gerade Mantegazza jetzt das Wort nimmt, nicht der oroneoole Torre, Ler sonst der vereidigte Beherrscher des Auswärtigen im „Corriere" ist, gibt den Auslassungen erhöhten Wert. Mantegazza ist der Intimus des Ri a r q u i s di San Giuliano, und darum könnte auch ebenso gut der verantwortliche Minister den Artikel geschrie ben haben. Den Franzosen zuliebe ist er sicher nicht veröffentlicht worden. Denn — so heißt es: „Das berühmte Protokoll von 1909 konnte Frank reich unmöglich autorisieren, Fez zu besetzen, das sich auch über die Tragweite jenes Protokolls einer Tiiu- schuna hingegeben haben muß. Aber es muß wohl den Augenblick für gekommen erachtet haben, zum Schlage auszuholen und resolut vorzugehen. Und so ist es denn vorgegangen. Nachdem aber Frankreich vom Vertrage von Algeciras abgewichen war, hat Deutschland geglaubt, ebenso handeln zu müssen: es schickte seine «chiffe nach Agadir und sagte: nun wollen w'.r verhandeln!" Nachdem Mantegazza den Franzosen ihr Unrecht weiter nachgewiejen und er klärt hat, daß das jetzige diplomatische Gc- duldspiel die größten Gefahren in sich birgt, geht er auf dre Frage der Erhaltung des poli tischen Gleichgewichts in Europa und speziell rm Mittelmeer naher ein und weist nach, daß M a r o k ko in den Händen Frankreichs eine erheb lich« Verschiebung dieses Gleichge wichts bedeute, und daß man es den Deutschen nicht verargen könn«, wenn sie gegenüber einer mili tärischen Verstärkung Frankreichs durch Bildung von drei Armeekorps von Schwarzen erneut Bismarcks Spuren zu folgen suchen und di« Wieder herstellung der Suprematie Deutschlands, zum min desten aber mit dem Gleichgewicht in Europa auch das Gleichgewicht um Afrika herum aufzustellen sich bemühen. „Daher der deutsche Stoß, der gleicher maßen gegen Frairkreich wie gegen England gerichtet ist." Dre andern Blätter folgen dem „Eorriere" in der deutschfreundlichen Haltung, die man in Paris gewiß nicht ganz übersehen wird. Im- mer aber hört man auf das Stichwort „T r i p o l is"! Wird Frankreich—England oder Deutschland— Oesterreich auf dies Stichwort reagieren, das ist die Frag«, di« augenblicklich im Brennpunkt des italie nischen Maroklointeresses steht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite